Hummer 11
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 171
oon Hassau, Prinzen non Spanien, an den deutschen Führer oon
münchhausen, des Generals oon Scharnhorst (überRömersfraßen
an der Donau). Ferdinand uon Schills an einen Kaufmann in
Stuinemünde (Berlin, 16. Hlärz 1809). ICO ITlk, zus. Briefe des
Grafen Starhemberg, des Verteidigers non Wien: Borkon, den
18. 8tobris. 205 ITlk. Originalbericht der Gesandten Kaiser Ferdi
nands II. über den llikolsburger Frieden, 1621, und Brief uom
Grafen de lllontholon (Vertrauten llapoleons auf St. Helena).
120 111k. zus. Gin historisch interessanter Brief Don Franz II., dem
lebten deutschen Kaiser aus dem Hause Habsburg-Iothringen:
Caxenburg, ll.X. 1806, an seinen Bruder, den Kurfürsten Ferdinand
oon Würzburg. 120 Utk. Vom Papst Ceo XIII. mar ein Brief aus
Perugia und oom jeßigen Papst Pius X. ein Porträt mit eigen
händiger Widmung da, Preis: 165 ITlk. Jacob I. König non Gng-
land. Brief non 1622 an seinen Schroiegersohn, den Winterkönig
Friedrich V., politischen Inhalts. 150 Ulk. Gin Schreiben Jacobs 11.,
Whitehall 1685. 111 Ulk. Briefe Karl 11. non Gngland, Whifehall
1671, an Wilhelm IV., Bushy Hause 1816. 100 Ulk. Von der
Königin Victoria tuaren zmei interessante Schreiben da, in einem
uom g. Juli 1840, Buckingham Palace, dankt sie dem König oon
Württemberg, der ihr zur Rettung gratuliert hat; der andere, uom
14. Dezember 1861, dem Todestag des Prinz-Gemahls, datiert, an
General Wood, enthält die Worte: In remembrance of Albert.
I’rince Consort The purest. greatest and best of Prinres and Men
from bis broken-hearted window Victoria. T1-. 107 Ulk. Von König
Gduard brachte ein familiärer Brief an die Kronprinzessin Victoria,
Berlin, Palais des Kronprinzen Wednesday. 55 111k. Briefe oom
Brandenburgischen minister Danckelmann über seine Demission,
Berlin, den 7. Dezember 1607, uom Graf Walter Ceslie, einem der
Ulörder Wallensteins, Grüßdorf, 50. VIII. 1651, und Philipp II.
König oon Spanien, in deutscher Sprache, an den Söldnerführer
o. Illünchhauscn erzielten 100 Ulk. Gin an den flrzt Hofral Starck
gerichteter Brief Schillers, der uan der Krankheit der Frau des
Dichters und seiner beiden Söhne berichtet und die in der Arznei-
ruissenschaft gebräuchlichen llamen für die Heilmittel angibt, rourdc
mit 410 Hlark bezahlt, Gin seltenes Schriftstück Schubarfs kam
auf 163 lTlark, ein Brief Voltaires an Friedrichs des Großen
Scheuester, die lllarkgrafin Wilhelmine oon Bayreuth, auf 150 111k.
Unter den lllusikerbriefen brachte ein in französischer Sprache
geschriebener Brief Beethouens an den Verleger Thomson in
Gdinburg 260 lllaik, ein in italienischer Sprache gehaltener Brief
Josef Haydns an den gleichen Verleger 250 mark. Gin Illusik-
manuskript ITlozarts (Kadenz zum ersten Teile des Ü-Dur-Kon-
zeries für Klaoier) erzielte 555 lllark. Schließlich sei nach er
mähnt, daß unueröffentlichte Tagebuchblätter Chodomieckis, die
in französischer Sprache geschrieben sind und roertuolle Details
über das leben des berühmten Kupferstechers enthalten, für
200 lllark oersteigert rnurden.
Bibliophilie.
(Für den SOOOOfachen Preis gekauft.) Wie die Zeit-
schritt für Bücherfreunde mitteilf, hat kürzlich die Grstausgabe uon
G. fl, Poes, „Marder in the ltue Morgue“ den Preis uon 3800
Dollars (also rund 16000 Ulk.) erzielt; sie ist, mie zu ermarten
mar, in den Besitz Pierpant Ul Organs übergegangen, dessen Ver
treter diesen bis dahin höchsten Preis für ein in Amerika herge
stelltes Buch bot. Die nächstgeringeren Preise erzielten Poes „Al
Aaraff. Tamerlano and Minor Poems“ in t 2000 Dollars und ein
Gxemplar uon Gliots Indianischer Bibel, die es bei der Versteigerung
des Cords fiardroick im Juni 1888 auf 580 Pfund gebracht hatte.
Das jeßt uon Pierpant Ulorgan ermorbene Buch mar Ar. 1 der
„Prose Romances of Edgar A. Poe“ und ist im Jahre 1845 bei
William Graham in Philadelphia zum Preise uon 12 1 /. Cents er
schienen. Der Preis hat sich also uerdreißigtausendfacht.
(Carducci-Briefe.) Der bekannte Buchuerlag Zanichelli
in Bologna bereitet eine Ausgabe uon mehr als hundert der
bedeutendsten Briefe Carduccis uor.
(Die schönste Bibliothek der Welt) ist die oon der ame
rikanischen Stadt Boston errichtete Volksbibliothek. Die „Zeit
schrift für Volkstoahl“ gibt eine Schilderung dieser geradezu groß
artigen Institution. Die Crrichtung der Bibliothek hat zehn millionen
Kronen gekostet Das in der Ulitte der 500.000 Ginmohner zählen
den Stadt liegende Gebäude ist aus kostbarstem material herge
sfeilt. Vor allem berounderungstoürdig sind aber die inneren Gin
richtungen, die es erlauben, einem Besucher einen geforderten
Band in sieben Almuten zuzustellen, mährend selbst in der be
rühmten Bibliothek des Britischen lAuseums in fondon das Heraus
suchen eines Buches 15 bis 20 Almuten in Anspruch nimmt. Die
drei Stockroerke umfassende Bücherei ist mit einem ließe pneu
matischer Röhren ausgesfattef, durch die die uerlangten Bücher
befördert merden Angestellte suchen sie heraus und geben sie
auf kleine Rallroägelchen, die auf elektrischen Bahnen zu einem
Aufzug befördert merden, uon roo aus sie selbsttätig nach der
Auslieferungsstation gelangen. Zur größeren Bequemlichkeit der
ßibliotheksbenüßer befinden sich in der Stadt siebzehn Auslieferungs
stellen, an denen man, ohne sich nach dem Uliftelpunkt der Stadt
zu bemühen, jedes geroünschte Buch erhalten kann. Außerdem
sind auch noch zehn Zmeigsamlungen in der Stadt uerstreut. Die
starke Bepüßung der Bibliothek durch die Ginmahnerschaft erhellt
aus der Tatsache, daß 65.000 Teserkarten ausgegeben sind, so
daß also jeder achte Ginmahner der Stadt Kinder und Cesens-
unfähige mit eingerechnet - Benüßer der Bibliothek ist. Auf den
Inhaber jeder leserkarte fallen jährlich im Durchschnitt zroanzig
ausgelichene Bände, roas einem Gesamtumsaß uon 1,500.000 Bänden
jährlich entspricht. Für Kinder besteht ein eigenes Cesezimmer,
das 1500 Bände enthält; die Kinder merden bereits in den Schulen
zur Benüßung der Bibliothek angehalten. Die Grhaltung der
Bibliothek uerursacht einen jährlichen Kosfenaufroand uen 260.000
Dollar, roouon die Stadt 230.000 beisteuert, mährend der Rest
durch Schenkungen und Stiftungen gedeckt roird.
Bilder.
(Große Bilderfälschungen in der Cremitage.) Aus
St. Petersburg kommen bisher unbestätigte Gerüchte, daß man
in der Gremitage große Bilderfälschungen entdeckt habe. Darnach
soll eine Reihe der kostbarsten Bilder durch Kopien erseßt morden
sein, die natürlich in keinem Verhältnis zu den Originalen stehen,
roenn sie auch eine zeitlang die Custoden täuschen konnten. Wie
gesagt, es sind unbeglaubigte Gerüchte, die sich hoffentlich als
unmahr ermeisen merden.
(Gin neuentdecktes Bild Jacopo Bellinis.) ln der
Ulailänder Kunstzeitschrift „Rassegna d’Arte“ macht Graf Guido
Cagnola auf ein neuentdecktes Bild uon Jacopo ßellini aufmerk
sam, das oon dem ITIuseo Poldi Pezzoli ermorben murde.
Bekanntlich sind uon Jacopo ßellini, dem Stammuater der b rühm
ten Künstlerfamilie, nur sehr roenige Originalgemälde uorhanden,
und der Reichtum seines Genius offenbart sich in uollem lllaße
uiel mehr in seinen Skizzenbüchern, die in Paris und Condon auf-
bemahrt merden. Umso interessanter ist das ermähnte Gemälde,
das oon Professor Cauenaghi ausgezeichnet restauriert murde und
jeßt roieder in seiner ursprünglichen Frische lebt und leuchtet. Gs
stellt die Uladonna mit dem lesukinde dar. Ularia sißt, mit einem
meifen blauen Geroande, das ein rotes Unterkleid heruorschauen
läßt, bekleidet, auf einer Wiese und hält den unbekleideten Jesu-
knaben in aufrechter Stellung im Schooße. Zroischen diesem Bilde
und dem Gemälde Jacopo Bellinis im Couure bestehen nach Ansicht
der Ulailänder Kunstgelehrten so große Ähnlichkeiten, daß sie das
neuentdeckte Gemälde mit uoller Sicherheit dem alten Venezianer
zuschreiben. Die Haltung des Kindes, die Stellung seiner Füße,
der Ausdruck des ITladonnengesichles und andere Ulerkmale sollen
dafür sprechen, natürlich mird dieses Urteil uon den Kunstuer-
ständigen anderer llationen nachzuprüfen sein.
(2849 „Corots“ in Amerika.) ln nem-tlork ist jüngst
eine merkmiirdige Geschichte passiert: Gin Kunsthändler uerkauffe
einen Corot mit dem Titel „Amorettentanz“ für 142.000 111k.; an
demselben Tage uerkauffe ein anderer Kunsthändler genau dasselbe
Bild gleichfalls als echten Corot für 144 000 111k. Gines der beiden
Bilder mußte natürlich gefälscht sein. Gs murde eine Untersuchung
eingeleitet, und diese führte zur Verhaftung des italienischen Ulalers
Giouanni Beoilacqua, der in nero-Uork mit dem Kopieren oon
Bildern uiel Geld uerdienf hatte und schließlich auf den guten
Gedanken gekommen mar, selbst „antiker Kleister“ zu merden und
kopierte Bilder als Originale zu oerkaufen. Die Untersuchung