Internationale Sammler-Zeitung.
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brachte das niederschmetternde Ergebnis, dafj es in Amerika 2849
Corots gibt. Zehn dieser „ITleisterwerke sind aus dem Atelier
des klugen Beoilacqua heroorgegangen; die anderen wurden uon
anderen Fälschungskünstlern fabriziert, man hat berechnet, daf3
Corot, wenn er alle die Bilder, die ihm zugeschrieben werden,
gemalt haben sollte, mehr als drei Jahrhunderte hätte gelebt
haben müssen.
(ßilderschmindel.) Wir lesen in der „Temesuarer Zeitung“
Dom 23. d. m.: „Schon seit langer Zeit klagen die ungarischen
Künstler, dal) raffinierte Kunsthändler und Agenten die Prouinz
bereisen und unter allen möglichen Titeln sich den Anschein geben,
als ob sie amtliche Vertreter angesehener, künstlerischer Vereini
gungen wären. Ihr sicheres Auftreten hat oft zur Folge, dal) ihnen
Städte und Kamitate nicht nur das Stadthaus oder Komitatshaus
unentgeltlich überlassen, sondern in der ITleinung, der ungarischen
Kunst wirklich zu helfen, sogar auch noch eine Suboention bewil
ligen. Erst wenn die raffinierten Herren ihre absolut wertlose
Ware um teueres Geld angebracht haben und, sich oergnügt ins
Fäustchen lachend, abgezogen sind, kommt der Schwindel an den
Tag, und in der Regel ist es die falsche Scham der Düpierten, die
den Schwindler uor der Anzeige schüft, ln letjterer Zeit jedoch
sind mehrere derartige Salle dem Verein ungarischer bildender
Künstler zur Kenntnis gebracht morden und dieser wird sich in
der nächsten Sitzung mit dieser sehr wichtigen Angelegenheit be
fassen und wohl Ulittel und Wege finden, um diesen Herren das
Handwerk zu legen.
Handschriften.
(Die herkulanensischen Papyri.) Domenico Bassi, der
ausgezeichnete italienische Papyrologe, oeröffentlicht soeben in der
„Rioista di filologia e distruzione classica“ einen offenen Brief, in
dem er mit all seiner Erfahrung und all seinem Wissen für die
Übertragung der Herkulanensischen Papyri aus dem Ileapeler Alu- |
seuin in die Heapeler Bibliothek eintritt. Ein Gesetzentwurf, der ein
papyrologisches Institut in der lTeapeler Bibliothek oorbereitet, wo I
unter der Oberleitung Emidio ITlartinis ein reges, geistiges Beben
blüht, ist schon unter dem ITlinisterium Raua ausgearbeitet worden,
und liegt zur Zeit dem italienischen Parlamente uor. Kein Besserer
wäre für die Ceitung des der Bibliothek anzugliedernden papyro-
logischen Instituts, das auch die hunderte noch uneröffneten her
kulanensischen Rollen der Wissenschaft übermitteln soll, zu finden,
als Domenico Bassi. Aber der bescheidene Gelehrte spricht nicht
pro domo in diesem offenen Briefe, sondern er uerfritt allein das
Interesse der Wissenschaft, der daran gelegen sein mufz, dal) die
Entrollung und die Bearbeitung der Herkulanensischen Papyri da
geschieht, wo auch alle Hilfsmittel uorhanden sind: Autoren,
Papyruspublikafionen, Zeitschriften usw., und wo auch in dem
Handschriftensaal des prächtigen Bibliotheksbaues zu lleapel ein
Prachtsaal mit dem nötigen Eicht zu diesem überaus schwierigen
Geschäfte zur Verfügung steht. Wir uerweisen die Interessenten
auf Bassis interessante kleine Abhandlung, die sich auch mit den
technischen ITUtteln der Entrollung und Erhaltung der teilweise
schwer beschädigten herkulanensischen Papyri ausführlich beschäftigt.
Die deutschen Gelehrten haben das gröfjfe Interesse an diesem
italienischen Gesetzentwurf, nach dessen Annahme es möglich sein
wird ahne dafz solche grofje Ulittel in Anspruch genommen
werden, wie sie seinerzeit die bourbonische Regierung für die
herkulanensischen Papyri geopfert hat (sie hat ungefähr 2 Hlilli-
onen Cire, die Publikationen eingerechnet, dafür ausgegeben) —
das noch in lleapel oorhandene gewaltige Papyrusmaferial aus der
nerschütteten Stadt am Vesuu der Wissenschaft ganz und in mo
derner bequemer Weise zuzuführen.
Dumismatik.
(Großer Fund bayerischer münzen.) Auf einem dem
Grundbesitzer Anton Pospisrhil gehörigen Felde in Pilgram in
Böhmen stiel) man beim Ackern auf einen Topf, der 2700 lllünzen,
gröfjtenteils „bayerische schwarze )Tlünze“ und 42 böhmische Gro
schen enthielt. Eine der münzen war jünger als aus dem Jahre
1450. Die böhmischen Groschen sind aus der Zeit Wenzel II.
Das Gefäfj ist durch die Pflugschar zertrümmert worden.
(Eine Tiroler Hledaille oon ITlafzenkopf.) In der letzten
Sitzung der „Österr. Gesellschaft für münz- und Uledaillenkunde“
in Wien besprach Oberreoident Arnold Deutscher eine oon dem
Inhaber der Ulünzenhandlung Wilhelm Trinks in Wien oorgelegte,
überaus seltene Tiroler ITledaille in Silber oon ITlatzenkopf,
die zur Erinnerung an die im Jahre 1797 siegreich abgeschlagenen
Einfälle der Franzosen in Südtiral ausgegeben wurde. Wellenheim
führt ein Exemplar derselben in Zinn unter flr. 8364 (Bd. U, l,
Seite 435) an, ohne das Ereignis zu nennen, zu dessen Erinnerung
die ITledaille geprägt wurde. Die ITledaille zeigt auf der Voder
seite den Kopf Franz II. o. r. mit Stirnbinde und in einer ganz
merkwürdigen Darstellung, während auf der Rückseite eine An
sicht oon Innsbruck oon norden gesehen sich befindet. Auch hier
als auffallende ITlerkmürdigkeit im Vordergründe ein zerbrochener
Freiheitsbaum und eine phrygische Ulütze. In der Diskussion gab
das mitglied kaiserlicher Rat Josef Adam der ITleinung Ausdruck,
dal) der Künstler ursprünglich den Kopf llapolcons >. darstellen mailte.
Porzellan.
(Der Kampf um die Porzellansammlung.) Ein Prozelj,
der das gröfjte Interesse aller Kunstsammler erregte, ist jetjt nach
zehntägiger Dauer zu ungunsten der bekannten Kunstauktions
firma Christie in Condon entschieden worden. Der Streit drehte
sich um die Porzellansammlung des oerstarbenen ITlr. E. J. Dickins,
die bei ihrer Versteigerung einen Gesamterlös uon zwei millionen
mark brachte. Die Erben des oerstarbenen Sammlers waren mit
diesem Betrage nicht zufrieden, sondern warfen den Auktionatoren
oor, dafz sie auch minderwertige und sogar gefälschte Stücke
Dresdener und Seores-Porzellans «ersteigert hatten, wobei die Erben
oon der Annahme ausgingen, dafj die Firma Christie in ihrem
Vertrag auch das Amt als Sachoerständiger und Berater über
nommen hatte. Die Auktionatoren hätten, so führte der Anwalt
der Kläger aus, daher auch die Verpflichtung gehabt, derlei minder
wertige Objekte, die den Gesamtwert der Sammlung herabmindern
könnten, oon oornherein auszuscheiden. Die Erben des ITlr. Dickins
warfen der Firma Christie ferner uor, dal) sie bei der Abfassung
des Kataloges und der Vorbereitung der Auktion ihren Verpflich
tungen nicht nachgekommen sei. Die Verhandlung gestaltete sich
mehrmals zu einem interessanten Prioatissimum über den Wert
alten Porzellans. Eine Reihe oon Sachoersfändigen wurde ocr-
nommen, und das Fazit dieses Teiles der Verhandlungen war, es
wurde klar, dafz der «erstorbene ITlr. Dickins auf seine alten Tage
oon einem Händler gründlich übers Ohr gehauen worden mar.
Unter den Zeugen befanden sich auch Cord Curzon, der frühere
Vizekönig uon Indien und der Earl of Grey, der jetzige Staats
sekretär des Auswärtigen. Die Jury entschied, dafj die Firma
Christie sich nur bei der Vorbereitung des Auktionskataloges ein
Versehen habe zuschulden kommen lassen, dafz aber den Klägern
dadurch kein finanzieller llachteil erwachsen sei. Die Verkündung
des Urteils behielt sich der Richter noch oor.
Philatelie.
(Ein neuer Fehldruck der österreichischen 60 Heller
marke.) Aufzer dem oon uns (in Hr. 5) gemeldeten Fehldrucke
wird noch ein neuer Fehldruck der österreichischen 60 Heller-
lllarke bekannt. Durch ein noch unaufgeklärtes Versehen bei
der Plattenfärbung wurde ein Bogen statt in der oorgeschriebenen
roten in dunkelblauer Farbe hergestellt. Hoch oor Ausgabe des
Bogens mar aber der Irrtum entdeckt und dessen Vernichtung an
geordnet. Clur sieben Exemplare blieben oerschont, die in den
Besitz oon Beamten der k. k. Staatsdruckerei gelangten. Diese
„kurzlebigsten“ aller Fehldrucke sind ihren Eigentümern nicht feil,
trotzdem ihnen schon sehr bedeutende Angebote gemacht wurden.
(Zurückziehung rumä nischer Postka rte n.) Am 28. Juni
zieht die rumänische Posfoermalfung die Briefkarten, Emission 1906
(zu 15 Centimes, mit oiolett eingedruckter marke, aus dem Verkehr.
(Eine postalische Ausstellung.) Über die alte deutsche
Post im letzten Stadium ihrer Entwicklung unterrichtet an durchweg
originalen Belegstücken in authentischer Weise eine grofje Sonder
ausstellung des Fürstl. Thurn und Taxis sehen Zentralarchius
in Regensburg, die anläfzlich der dortigen Oberpfälzischen Kreis-