Hummer 1 ].
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 175.
herrn oon Haerdtl eine Interpellation, in der es nach Anführung
der llatiz im Organ der Korporation mörtlich heißt:
„Wie die Gefertigten non absolut oertrauenswürdiger
Seite erfahren, soll aber nicht nur in dem oorangeführten spe
ziellen Salle, sondern auch bei früheren Bilderauktionen das
geschäfliche Gebaren der Direktion des k k, Versteigerungsamtes
ein derartiges sein, daß es das Entrüsten der hiebei interes
sierten Geschäftswelt sowohl, als auch aller Kunstkenner und Sammler
heroorgerufen hat. Anerkannte Autoritäten auf dem Gebiete der Kunst,
die teils im Staatsdienste stehen, teils prioaten Kreisen angehören
und deren IJamen den Gefertigten bekannt sind, können zum
Beispiel bezeugen, daß den schlechtesten Bildern glänzende
ldarnen oerliehen und direkte fälschungen als llleister
feigebaten werden. Die Kataloge des Versteigerungsamtes führen
eine klein gedruckte Klausel, welche die Verantwortung für die
Damensbezeichnungen früheren Bessern aufbürdet. Ist es
richtig, dafj die fälschungen durch Experten, die oom k. k, Ver-
sfeigerungsamte angesfellf sind, als uollmerfige Bilder begufachle
sind, so müfjte dieses Vorgehen als geschäftlich unanständig
und als eine bewufjte Irreführung des Publikums seitens
der Direktion genannt werden. Trifft es weiter zu, dafj diese an-
gestellten Experten durch Prozente am Verkaufe der uan ihnen
zu schälenden Objekte interessiert sind, so wäre dies wohl
ein unerhörter Skandal. Herr llloll, der die oben angeführte
protokollarische Erklärung in derSitjung der Korporationsuorstehung
abgegeben hat, ist einer unserer angesehendsten Künstler und hat
als allseits geschätjter Kenner alter JTleister den Herrn Statthalter
oon lliederösterreich bereits anfmerksam gemacht, dafj die Direk
tion des Doratheums durch ihr Vorgehen dem unanständigen
Kunsthandel Vorschub leistete. Daraufhin hat der Direktor des k. k.
Versteigerungsamfes Herrn ITloll in einer derart unqualifizierbaren
Weise aufgefordert, seine Anschuldigung zu begründen, dafj dieser
es ablehnen mufjte, mit dem Direktor in einen persönlichen Kontakt
zu treten. Herr llloll hat nunmehr seine Anschuldigung schriftlich
wiederholt und sich zur Beweisführung bereit erklärt, mit Aus
schaltung der Person des Direktors. Die Gefertigten stellen nunmehr
an den Herrn k. k. minister des Innern die Anfrage: Ist derselbe
gewillt, über die genannten Vorfälle eine Untersuchung einzuleiten,
durch welche es Herrn lllaler llloll ermöglicht wird, für seine An
schuldigungen den Beweis zu erbringen? Ist weiter der Herr
k. k. minister des Innern gewillt, aus dem Ergebnisse der Unter
suchung die Konsequenzen zu ziehen und im k. k. Versteigerungs
amte dadurch Ordnung zu schaffen, dafj dessen Ceitung Personen
anoertraut werde, die die Fähigkeit haben, sowohl ihr Amt
zu oersehen als auch Personen, die bemüht sind, bestehende
Übelstände im Interesse des Publikums abzustellen, mit dem rich
tigen Takte zu begegnen?“
spiele dieser mit ebenso erstaunlichen ITUtteln wie mit unoergleich-
iichem Geschick arbeitenden Kunst
Die größten Triumphe feiern aber japanisches Barok und
Rokoko in der Bronzeplastik. Gerade in dieser Richtung ist
die Sammlung überaus reich. Es sind Bronzearbeiten oorhanden,
die bei riesigen Dimensionen eine Bewegung, einen genialen fluß
der Cinien zeigen, und die einen Vergleich mit flott hingeworfenen
Tuschzeichnungen geradezu aufzwingen. Es sei da nur hingewiesen
auf den krähenden Hahn, auf die grofje trommelförmige Tempel
glocke, und auf die noch weit charakteristischeren Drachenuasen
(Katalog flr. 355 .
Spanische Kunst.
Am 7. Juni und den folgenden Tagen gelangt in der Galerie
Helbing in llJünchen die große Japansammlung aus bekanntem
mitteldeutschen Besitj zur Versteigerung.
Es ist eine außerordentlich umfangreiche Sammlung: An
1300 oerschiedene Erzeugnisse japanischen Kunstfleifjes, oirtuaser
japanischer Handarbeit, oon denen jedes einzelne ein Kunstwerk
ist lllit alleiniger Ausna’ me des farbenhalzschnittes, der nur durch
einige in Büchern oereinigte Sammlungen oertrefen ist, findet man
da all die oerschiedenen Zweige der japanischen Kunsttätigkeit,
oon der einfachsten Töpferarbeit bis zur überaus reich dekorirfen
Satsuma-Produktion, oon der kleinsten Cackdose bis zum kostbar
gearbeiteten Wandbild. Wie alle die oerschiedenen ITlanifestationen
des Kunstfleißes sind aber auch alle Stile oertreten, die einfache
alte Zeit freilich nur in den in Japan so großartig hergestellten
und so sehr geschäßten Aachbildungen alter Bronzegefäße, Heben
diesen, meist altchinesische Vorbilder imitirenden Arbeiten steht
dann die üppig reiche Kunst des 17. Jahrhunderts und der fol
genden Zeit, eine Kunst, die die kostbarste Detailarbeit, Schnißerei
in Holz, IJlalerei in Gold- und Buntlack, Tauschirungen in Gold-
und Silber, Auflagen in Elfenbein, Perlmutter und Korallen, am
liebsten auf einem und denselben Gegenstände häuft und troßdem
nie überladen wirkt, namentlich die mit oerschwenderischer Pracht
ausgesfaftefen Seßschirme (Paraoents) und die in der farm euro
päische Anregungen bekundenden lllöbel sind erstklassige Bei-
fig. 16. Japanische Kunst. Hahn und Henne.
Da gelungene Tierdarstellungen in der japanischen Kunst
bekanntlich selten sind, sind auch einige diesbezügliche Bronze
arbeiten der Sammlung besonders zu würdigen, so die lebens
große Wildgans (Hr. 372). Wirklich großzügige Arbeiten finden sich
sodann bei der Holzplastik; entzückende schöne miniaturarbeiten,
lebenswahr in der Bewegung, außerordentlich fein in der Aus
führung, bieten die Elfenbeinschnißereien, die Heßke, Jnra und
Schwertstichblätter. Schönes ist auch unter den Waffen anzutreffen,
namentlich zwei hochinteressante Rüstungen, in allen Teilen gut
und alt, sind erwähnenswert. Außerordentlich reich ist die Keramik,
(neben einer guten echten Seladon-Schüssel, reizende Satsuma-Pro-
dukte, ferner figürliches doii ganz eigenartigem Reiz, ganz aparte,
überaus wirkungsoolle Beispiele der japanischen Tonplastik). Sehr
umfangreich ist die Abteilung der Wandbilder, Cackmalerei und
Auflegearbeit in Elfenbein, Perlmutter und nietall auf Holz- und
Hackbrettern. Aus der langen Reihe wirklich bedeutender Arbeiten
seien hier nur genannt: die beiden Bilder: „Hahn und Henne“ (fig. 16)
und die lustige Szene aus dem Zyklus der Otsu-Bilder „Der starke
Benkei mit der geraubten Tempelglocke mit seinen Gefährten unter
prächtigen Koniferen tanzend“. Diese Bemerkungen mögen ge
nügen, den beträchtlichen Wert dieser Sammlung dekorafiuer Kunst
anzudeuten Im Übrigen sei auf den reich illustrirfen Katalog der
firma Hugo Helbing oerwiesen, der die bedeutenderen Stücke aus
führlich beschreibt.