MAK
Rümmer 1 1 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 167 
Der Typus des bürgerlichen Kindes in der nieder 
ländischen Kunst ist mit ausgeprägtem Realismus in Car- 
nelis des Vas Bildnis eines kleinen ITlädchens (?ig. 8) fest 
gehalten, Behaglich sitgt das Kind in seinem Stühlchen, 
die feisten Händchen zerkrümmeln Backroerk, die fest 
blickenden Bugen scheinen uns zugeroendet zu sein. 
Bin Gesellschaftsbild aus der englischen Aristokratie 
gibt Reynolds berühmte Cady Cockburn (5ig. 9) ab. Die 
grazilen Kinder zanken sich um die feine, ein roenig kokette 
niama, die ihre ITlütterlichkeit zur Schau zu stellen scheint. 
fig. 10 ist ein Blatt aus den Chodotoieckischen 
Illustrationen zu Goethes „Werther“: Cotte, die den Kindern 
Brot schneidet. Künstlerkinder, innig, trotjdem aber ohne 
banale Verschönerung roiedergegeben, sind auf den Ab 
bildungen 11 und 12 zu sehen. Die Porträts rühren non 
Runge und Steinle her. 
flltpersische Siegelzylinder. 
Unter den ITeuerroerbungen der königlichen Aluseen in 
Berlin, die das )Ylai-Heft der „Amtlichen Berichte aus den könig 
lichen Kunstsammlungen“ registriert, sind besonders einige alt 
persische Siegelzylinder heroorzuheben, die für die oorder- 
asiatische flbteilung ertuorben rourden 
Der Siegelzylinder, ein malzenförmiger Stein, der Cänge nach 
durchbohrt, trägt auf seiner gebogenen Oberfläche allerlei eingraoierte 
Darstellungen und Inschriften, die sich in den meichen Ton hinein 
pressen, menn man das Siege! hinüberrollt. Im alten Babylonien 
maren diese Stücke roeit oerbreitef, jedes Schriftstück rourde mehr 
fach gesiegelt, so dafj jeder, mit Ausnahme der Sklaoen natürlich, 
sein Siegel führte und auch mahl besnfj. ln der jüngeren Zeit, 
namentlich in Assyrien, tritt an Stelle des malzenförmigen Siegels 
der kegelförmige Stempel mit der örauierung an der Unterfläche. 
Die Zylinder, die in dieser Zeit noch uorkommen, scheinen nicht 
mehr für den Gebrauch bestimmt geroesen zu sein, denn menn 
man sie abrollt, erscheint die Darstellung usm. in Spiegelschrift 
und roürde dadurch, soroeit es sich um eine Inschrift handelt, 
schroer lesbar roerden. Die Siegelzylinder dieser Zeit haben mahl 
als Talismane gedient, uielleichf sind deshalb auch die Darstellungen 
meist religiösen Inhalts. Von den Assyrern übernehmen die Per 
ser die Siegel in Zylinderform und bilden sie in charakteristischer 
Weise fort. Die Darstellungen repräsentieren sich jetjt entroeder 
in strenger Geschlossenheit, im Wappenstil, oder als ganz freie 
Szenerien: lagd- und KampfLiilder, mie mir sie non den grofjen 
assyrischen Wandreliefs her kennen. 
Die jetjt in das Berliner ITluseum gelangten Exemplare 
zeichnen sich durch die sorgfältige Ausführung aus. Einmal ist ein 
Perserkönig im Kampf mit einem Tomen dargestellt, den er an 
einem Hinterbein in die Hohe hebt und mit dem Dolche zu töten 
sucht. Auf dem Rücken trägt der König noch Bogen und Köcher. 
Der Kopf ist mit der gezackten Krone bedeckt, sonst ist der Herr 
scher mit dem roeiten persischen Geroande bekleidet, das in reichen 
falten herabfällt. Die Szene, die in efroas abroeichender Auffassung 
unter den grofjen persischen Palastreliefs oorkommt, füllt nur ein 
Drittel des ganzen Zylinderumfanges, sa dafj der Steinschneider 
oielleicht beabsichtigte, noch eine Inschrift hinzuzufügen. 
Auf einem andern Siegel ist dieselbe Darstellung gegeben, 
aber als Schema in symmetrischer Anordnung: Der König befindet 
sich im Kampfe mit zmei Ungeheuern, die non beiden Seifen her 
in ganz gleichartiger Weise gegen ihn anspringen. Cinks daoon 
ist ein Palmbaum mit einem Hahn darunter sichtbar, dessen Be 
deutung mir einstmeilen noch nicht kennen. Der Hahn, mie auch 
der Palmbaum kommen auf persischen mie auch auf assyrischen 
Stempeln oielfach uor, Auf einem anderen Zylinder, auf dem 
gleichfalls neben der Hauptgruppe ein Palmbaum erscheint, steht 
der König auf zmei symmetrisch zueinander angeordneten Sphin 
xen und hält mit jeder Hand einen am Schmanze gepackten Tomen 
empor. Die Sphinxe haben Töroenkörper und menschliche lebendige 
Köpfe mit Zackenkrone. 
Die Darstellung des folgenden Zylinders zeigt uns den Herr 
scher im Kampfe mit zmei geflügelten Greifen, die an den Vorder 
beinen Törocntatjen und an den Hinterbeinen Vogelkrallen haben. 
Der König steht roieder auf zmei Sphinxen, die diesmal liegen und 
unbärfig sind. An jeder Seite des üblichen Palmbaumes ruht eine 
bärtige, geflügelte Sphinx. Besonders ausgeprägt erscheint der 
Wappenstil in dem Bild eines Chalzedonzylinders: Zmei bärtige, 
persische Krieger in der reichen öeroandung der königlichen Teib- 
roache, mit Bogen und Köcher, halten, einander zugeroendet, die 
lange Tanze uor sich hin. Zroischen den beiden Kriegern ist der 
Oberkörper eines bärtigen, geflügelten ITlannes mit Zackenkrone, 
in einem Ringe schroebend roiedergegeben. Rach unten hin läuft 
die Sigur in einen Vogelschroanz aus. Solche medaillonartigen 
figuren pflegen in der Regel den König darzustellen. Wohl könnte 
man hier an den Gott Ahuramazda denken, aber da die persi 
schen Könige mehrfach geflügelt erscheinen, z. B Cyrus auf dem 
Relief oon Pasargadä, haben mir hier doch mahl den König, uon 
seiner Teibgarde umgeben, zu erkennen. 
Bei einigen Siegeln macht sich ein ägyptischer Einfluß be 
merkbar: der ägyptische Gott Bes im Kampfe mit zmei gehörnten 
und geflügelten Greifen. Der Gott ist in der herkömmlichen Weise 
aufgefaijt, non zroerghaftem Wuchs, mit häßlichem dicken Kopf, 
abstehenden Ohren und einer federkrone. Ein sehr feines, aus 
Ägypten stammendes Stück zeigt eine lagdszene, Ein oorziiglich 
gezeichneter Eber springt aus einem Rohrdickicht heraus gegen 
drei persische Krieger, die ihm ihre Tanzen entgegen halten. Bei 
diesem Exemplar handelt es sich um ein Prachtstück alfpersischer 
Kleinkunst.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.