Hummer 12
Internationale S a m m I e r - Z e i t u n g.
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Ein interessanter Üonaufund.
Vom kaiserlichen Rat Johann Schroerdtner (Wien).
einem schönen Sommerabende des Jahre 1878
besuchte ich einen lieben freund, Herrn L'uzatto,
den Chef der Weinfirma Chamrat und Euzatta
in seinem herrlichen Heim in Rufjdarf. Ich
benützte am Rachmittag ein Dampfschiff dahin.
Ruf dem Wege zu dem schönen Weinschlofj
meines freundes ging ich durch die Oeffnung
des Bahnoiaduktes. Da standen zroei IlTenschen,
armselig und schmutzig in der Kleidung, welche
Objekte betrachteten, die meine Aufmerksamkeit
in hohem Grade erregten. Sie hatten nämlich,
fig. 1. (Vorderseite.)
ich wohl nicht erroorben zu haben, für mich war die Ge
roinnung der Stanzen uan Interesse, aus denen diese Blei
stücke gegossen wurden. Ich halte noch heute daran fest,
dafj diese Graoeurarbeit Italien zum Vaterlande hat. Ich
habe Zeit meines Hebens mich mit Studien uon Graoeur-
arbeiten befaßt und habe auf alten italienischen Siegeln
auch auf gegossenen ITledaillen, die beinahe gleiche Art,
der Graoierung gesehen. Die Art und Weise der Be
handlung der Alodellierung, das oft Unbeholfene des Vor
trages hat mich zu diesem Urteil gebracht.
Cs fand sich bis heute niemand, der ähnliches je ge-
fig. 1. (Rückseite.)
noch nafj nom Wasser, zroei kleine Gegenstände in den
Händen, die sie kurz vorher aus der Donau beim Baggern
gefischt hatten.
neugierig näher getreten, fragte ich, roas sie da haben.
Und sie zeigten mir zroei Gegenstände aus Bleigulj. Da
diese beiden Stücke eine alte interessante Graoeurarbeit
zeigten, trachtete ich, diese Bleigüsse zu erhalten, für
einen Gulden kamen sie in meine Sammlung.
Vergebens habe ich seitdem uiele Personen gefragt,
roas sie oon den funden hielten. Cinen Schatz glaubte
sehen hätte. Ich habe die beiden Gegenstände in Ratur-
gröfje photographieren lassen und die Abdrücke an niele
ITtuseen und Kustoden uon Sammlungen eingesendet, sie
kamen aber zumeist mit der Bitte zurück, wenn ich etwas
Räheres darüber erfahren sollte, es bekanntzugeben, die
Photographien roünschten sie jedoch zu behalten.
Bis nun bin ich, roie gesagt, auf mein eigenes Urteil
angewiesen. Cs ist bekannt, dalj lllitglieder oon Kongre
gationen im ITlittelalter Abzeichen mit ins Grab bekommen
haben, welche aus Blei angefertigt roaren. An diese Tatsache