Chronik.
flutographen.
(Drei ungedruckte Briefe non Anastasius örün.)
Herr Anfon Chr. Alailly in Wien teilt uns mit, daß er drei unge-
druckte Briefe uan Hnastasius Grün besitzt, die aus dem Aachlasse
des Olmüßer Domherrn friedrich Ritter uan Prem erste in her
rühren, an den sie geschrieben rtmrden, als er noch im Eaibacher
Domkapitel wirkte. Die Briefe haben keinen heroorragenden
literarischen Wert, dürften aber Autographensammlern als Be
reicherung ihrer Sammlung willkommen sein. Der Eigentümer
würde sie preiswürdig uerkaufen.
(Seltene Hutographen und Alanuskripte.) Eine sehr
bedeutende Sammlung wird in den nächsten Tagen bei frederik
niuller u. Cie. in Amsterdam oersteigert. Die Autographen-
aliteilung enthält einige unbekannte Stücke oon Goethe. Ein
Brief datiert Weimar, 18. Dezember 1811 an eine „Werte freundin“
handelt oon dem „Zerbrochenen Krug“. Die fldressatin und ihr
lllann, „der Herr Assessor“ haben den Tag oorher ein solches
Interesse an dem Stück gezeigt, daß er ihm einen fluszug daoon sendet
Von Schiller findet sich ein freundschaftlicher Brief an Goethe. Cr
war krank „Anfall oon lieber und Cholera“ und konnte nicht der
Reunion am Abend beiwohnen, hofft jedoch bestimmt, am nächsten
Abend zu erscheinen. „Haben Sie die Güte mir den Curipides,
wenn Sie ihn jeßt nicht brauchen, wenigstens den Band, welcher
Ton enthält, zu schicken. Cr wird mir eine angenehme Beschäfti
gung geben und mir das morgende Stück geläufiger machen.“
Der Brief trägt weder Ort noch Datum. Sehr interessante Stücke
sind oon ITapoleon I. in der Sammlung; eine Anzahl Crinnerungen
an seinen Aufenthalt in St. Helena, auch Briefe oon Eouis ITapoleon,
König oon Holland und seiner Gemahlin, der Königin Hortense.
Von Eouis XVTTT. ist ein nicht unwichtiger Brief oon 1751 uor-
handen, er enthält Anweisungen über die flucht seines Bruders,
des Königs Eouis XVI., mit ITlarie Antoinette in der flächt oom
20. zum 21. Juni 1751. Unter den oielen historischen und litera
rischen Dokumenten sind zwei außergewöhnliche Seltenheiten her-
oorzuheben: die Gebetbücher oon Eauise oon Alontmerency und
ihres Sohnes Gaspard de Coligny, Admirals oon fränkreich. Sie
sind mit prachtoollen Holzschnitten und Initialen in Gold und in
färben geschmückt; auf 21 Seiten finden sich handschriftliche lTo-
tizen. Die darauffolgende älteste handschriftliche Bibel des
15. Jahrhunderts enthält 135 feine ITliniaturen, Bordüren und Ini
tialen; eine holländische Bibel oon 1560, ein selten schönes Alanu-
skript, ist mit 20 ITliniaturen oon einer außerordentlichen frische
geschmückt, ln der Abteilung Dokumente der Reformationszeit
befindet sich eine große Seltenheit: ein Exemplar „Der deutsche
Psalter“ mit den Summarien D. Al. Eufher. Wittenberg. 1541.
Das Buch enthält auf dem Vorsaßblatfe eine Inschrift oon Euther:
„Psalm I“. „Der Herr kennet den Weg der Gerechten“. Alartinus
Euther. Ao. 1544; und eine oon Alelanchthan: „Johannes 15“. „Ich
bin der Weinstock.“ Philippus Alelanchthan.
(Eine Autographen-Ausstellung.) Aus Alünchen wird
uns geschrieben: Die Hof- und Staatsbibliothek hat neben Hand
schriften und Aliniaturen aus dem islamitischen Kulturkreis eine
große Anzahl oon seltenen Autographen ausgestellt, ln der Kollek
tion sind alle Größen der deutschen ITationalliteratur des 17. bis
15. Jahrhunderts, der Philosophie und Geschichte, der llafurmissen-
schaften und Technik oertreten. Die Ausstellung ist soweit, wie
möglich, chronologisch geordnet; die einzelnen Autographen sind
mit Erläuterungen, Jahreszahl usw. oersehen.
(Ein Brief des jungen Hebbel,) Dem Hebbel-IAuseum
in Wesselburen sind in leßter Zeit wieder wertoalle Geschenke
überwiesen, darunter befindet sich ein Brief Hebbels an den Alann
seiner Jugendliebe, Defhless in Wesselburen. Der Brief lautet:
Wien, den 29. Juny 1856. Entschuldigen Sie, sehr geehrter Herr,
daß ich erst jeßt dazu komme, Ihnen für Ihre freundliche Zuschrift
unm 20. Alärz zu danken. Aber sie traf gerade in der heißestm
Zeit bei mir ein, denn leider kann ich nur im Winter arbeiten und
dann muß ich mit den Stunden geizen. Später hätte ich zwar
lAusse gehabt, aber Geschäfte der widerwärtigsten Art belegten sie
wieder mit Beschlag und ich mußte meine Korrespondenz abermals
auf die Seite schieben. Ich erhielt nämlich durch Campe in Ham
burg die llachricht, daß in Amerika, in flcuyork eine Gesamtaus
gabe meiner Schriften oeranstaltet werde. Das müßte mich zu
dem Versuch auffordern, ob ich nicht durch eine in Deutschland
zu oeranstaltende Gesamtausgabe einem solchen, mich und meine
Verleger gleich sehr beeinträchtigenden Unternehmen entgegen
treten könne und damit war eine genaue Durchsicht aller meiner
Papiere oerbunden. Eeider war die ganze Alühe fruchtlos, denn
einige Kontrakte, deren Tragweite ich nicht kannte, als ich sic
unoorsichtig Unterzeichnete, hindern mich nach auf Jahre, und so
muß ich Bruder Jonathan walten lassen, wie Heine auch mußte.
Da es sich aber um ein beträchtliches Kapital handelt, so ist das
faktum nicht angenehm, obgleich man auf der anderen Seite
freilich auch daraus entnimmt, daß man nicht umsonst schreibt,
denn bis jeßt wurden nur Schiller und Goethe jenseits des Ozeans
nachgedruckt. — Ich danke Ihnen bestens für die llotiz über Claus
Dan. Der alte Herr hafte mir wirklich noch nicht geantwortet.
Sein Tod, obgleich er mich nicht überraschen konnte, hat mich
dennoch aufrichtig betrübt. Also ist die ganze familie dahin!
Höchst interessant war es mir, zu erfahren, daß Emilie Ihre frau
gewesen ist, sie hat mir, ohne daß sie selbst es ahnte, in meiner
Jugend unendlich oiel gegolten und wird in meiner Biographie mehr
als ein Kapitel einnehmen. Aber — oerzeihen Sie die frage, die
Ihnen nur meine lebhafte Teilnahme beweisen kann — aus welchem
Geschleckte sind Sie selbst? Die Dethless sind über ganz Dithmar
schen oerstreut, und ich möchte gern das Höhere missen. Über
haupt interessiert mich doch das Aleiste oon meinen Eandslcuten
und mein alter freund Paul Timm hätte sich garnicht wundern
sollen, daß er bei mir in bestem Ansehen steht; ich habe seine
Schmiede nicht oergessen. — Wohl weiß ich, daß ich in ganz
Deutschland als schroff und unzugänglich oerschrien bin. Das
rührt aber oon den Tausenden oon Skribenten her, die mir aus
allen Ecken und Winkeln ihre Bücher zuschickf.n und das Eob,
auf das sie spekulierten, nicht erhielten. Es ist ja bequemer, den
Richter einen harten ITlann zu nennen, als sich selbst einen armen
Sünder. Wie wenig ich es oerdiene, möge ein Gedicht zeigen, das
der alte Holtey neulich auf mich drucken ließ, und das ich bei
schließe. Allerdings habe ich diesen oder jenen wohl auch wirklich
Dan oben herab behandelt, aber die hatten es früher mit meiner
Alutter und meinem Bruder ebenso gemacht. Wie ich meine Eands-
leute sonst aufnehme, möge der Doktor Eggers aus Reinsbiitfel
sagen, wenn er zurückgekehrt.
Dann bittet Hebbel noch um alte Briefe und beschreibt eine
Reise nach Gmunden. Zum Schluß wünscht er noch ITeuigkeifen
aus seiner dithmarschen Heimat. Unterzeichnet ist der Brief mit
fr. Hebbel.
Bibliophilie.
(Die Aleyer’sche Goethe-Auktion) Bei der am 27. und
28. Illai bei C. G. Boerner in Eeipzig sfattgehabten Aleyerschen
Goethe-Auktion (siehe llr. 9 der „Internationalen Sammler-Zeitung“)
wurden folgende Hauptpreise erzielt: Originalporträt Goethes oon
Kügelgen Alk. 1650, Original-Zeichnung Goethes (Italienische Eand-
schaft) Alk. 565, zwei Originalradierungen Goethes, Candschaffen,
zusammen Alk. 680, Widmungsgedicht für frau uon Danckelmann