MAK
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 206 
riummer 13 
aus welcher Zeit die ältesten ITlumien herrühren, welche überhaupt 
in den lltuseen zu finden sind. Die Qräber, in denen ITlumien 
gefunden werden, reichen bis in das dritte Jahrtausend u. Chr. 
zurück, aber bei den ältesten dieser Reste mußte man immer 
wieder die Erfahrung machen, daf3 sie in einem Häuflein Knochen 
und Staub zerfielen, sobald man sie nur oom Plaß zu bringen 
nersuchte, wenn auch noch so große Vorsicht beobachtet wurde. 
Danach kam man zu der Überzeugung, daß die ältesten ITlumien, 
die überhaupt noch als erhalfungsfähig zu bezeichnen waren, 
höchstens bis zum Jahre 1600 u. Ch. zurückdatiert werden konnten. 
1n der Tat findet sich auch in dem berühmten ITluseum in Kairo 
und ebenso in den großen Sammlungen oon Condon und Berlin 
keine Ulumie, die älter wäre als das sogenannte üeue Reich, um 
1580 u. Chr. Jm Jahre 1891 aber fand der bekannte Egypfologe 
Sünders Petrie in einem geplünderten Grabe nahe der Pyramide 
des Königs Snefru eine UTumie, der sowohl er selbst wie Prof. 
UTaspero ein ungewöhnlich hohes Alter zuschrieb. Sie wurde 
glücklich nach England gebracht und dort im ITluseum des Chirurgen 
kollegiums aufgestellt. Erst jeßt ist es nun durch die Sorschungen 
uon Dr. George Reisner sichergestellt worden, daß jene UTumie 
aus der fünften Dynastie, d. h. ungefähr aus dem Jahre 2700 
u. Chr., stammt. Sie wäre somit elf Jahrhunderte älter als jede 
andere UTumie, die sich in irgendeinem ITluseum befindet, und 
sogar noch fünf Jahrhunderte älter als jede andere UTumie die 
überhaupt in den egyptischen Gräbern bisher entdeckt worden ist 
(Ein wieder erstandenes Riesentier der Vorzeit.) 
Es gehört zu den fesselndsten Aufgaben der ITaturforschung, eine 
möglichst genaue Vorstellung non dem Aussehen und der Beschaf 
fenheit der ausgestorbenen Tiere zu gewinnen, und das Interesse 
wächst begreiflicherweise mit der Größe dieser Tiere. Die Ehrfurcht 
oor der Schöpferkraft der ITatur kann kaum durch einen anderen 
Eindruck so gesteigert werden, wie durch die über jedes heute 
bekannte UTafj hinausreichenden Riesengestalten der Reptilien und 
Säugetiere früherer, noch über die Entstehung des JTTenschen hinaus 
zurückliegenden Zeiten der Erdgeschichte. Wenn wir heute schon 
den Koloß eines Elefanten bewundern oder den Ceib eines Uilpferdes 
oder eines Krokodils, so würden diese doch neben manchen aus 
gestorbenen Geschöpfen sich nicht anders ausnehmen, als stamm 
ten sie aus einer Spielzeugschachtel. Jet3f wiederum einen neuen 
Giganten längst vergangener Zeiten, zunächst im Skelett und dann 
auch im oollständigen Bilde seiner äußeren Gewandung wieder 
hergestellt zu haben, ist das Verdienst australischer forscher. In 
der Gegend des Callabonna-Sees in Südaustralien wurden oor 
rund 15 Jahren in einer ausgedehnten Ablagerung eine Unzahl 
oon Knochen berschiedener Tiere entdeckt, darunter (verschiedene 
Arten oon ausgestarbenen Känguruhs, eines grofjen straußenartigen 
Vogels und dann oor allem oon dem riesigen Diprotodon, das dem 
Paläontologen in einzelnen Resten schon früher als eines der merk 
würdigsten organischen Überbleibsel der Erdgeschichte bekannt 
gewesen war. Wie jct3t über jeden Zweifel erwiesen worden ist, 
war dieser Riese, dessen Schulterhöhe wenigstens zwei UTeter 
betrug, ein Beuteltier, also oielleicht ein Vorfahr des Wombat oder 
des Känguruh. Äußerlich mag es dem Wombat in ungeheurer 
Vergrößerung geglichen haben, während der Kopf fast eine Ähn 
lichkeit mit dem eines Tapir oermuten läßt. 
ffluseen. 
(Berliner Antikensammlung.) mit Genehmigung der 
türkischen Regierung ist eines der heroorragendsten fundstücke 
oon den leßtjährigen Grabungen in Pergamon in das Berliner 
Alte UTuseum gelangt. Es ist ein kolossaler Herakleskopf aus 
parischem UTarmor, der in drei Stücke zerschlagen in die byzan 
tinische UTauer am Südabhang des Stadtberges uerbaut aufgefunden 
wurde. Während die Grabungen in der Stadt der Jntaliden in den 
leßten Jahren mehr wissenschaftliche, zur Erforschung der Stadt- 
anlage wichtige Ergebnisse lieferten als funde oon Skulpturen, die 
für ein UTuseum geeignet mären, ist der Herakleskopf künstlerisch 
um so beachtenswerter. Wie Dr. Schröder in den amtlichen Be 
richten ausführt, ist, abgesehen oon der Zertrümmerung und der 
etwas zerstoßenen ITasenspiße, der Erhaltungszustand recht gut. 
Im Haar bemerkt man Reste rotbrauner Bemalung. Der Kopf 
gehörte zu einer Statue, deren Aussehen aus seinem Charakter 
noch zu erschließen ist. Herakles ist kurzhaarig, bärtig dargestellt, 
mit einem Antliß oon gewaltig beweglen formen. Die Stirn ist 
i stark modelliert, die Hase springt weit aus den tiefen Augenhöhlen 
• heruor, der UTund mit den Dollen tippen ist ein wenig geöffnet, 
j Der Blick der Augen ist aufwärts gerichtet und der Ausdruck oon 
einer schönen Schwärmerei beseelt. Der Kopf ist ein gutes Beispiel 
j aus der langen Reihe künstlerischer Versuche, den Helden nicht 
mehr als UTuster körperlicher Kraft darzustellen, sondern auch 
seinen Charakter zu erfassen und ihn in einer Gemütsbewegung 
miederzugeben. 
(museumsdiebsfahl.) Aus Paris wird uns gemeldet: 
Im UTuseum oon Cannes wurde eine „Heilige familie“ oon Carlo 
Dolci gestohlen, die Baron Edmond Rothschild der Stadt ge 
stiftet hatte. 
(Das neue UTuseum oon UTessina.) Während uiele 
Kunstschäße noch in den Trümmern oon UTessina der Wieder 
erweckung harren, hat man bereits ein neues UTuseum in Aussicht 
genommen, das sechsmal größer sein wird, als das frühere und 
alle geretteten Kunstwerke aufnehmen soll. Professor Salinas, 
der mit der Rettung und Bergung der Werke des zusammengestürz 
ten UTuseums beschäftigt ist, hat für das neue UTuseum das 
alte Kloster oon Saloatore dei Greci ausgewählt, das dem Staate 
gehört und sich in prächtiger Tage, über die UTeerenge oon UTessina 
hinblickend, erhebt. Die Rettungsarbeiten werden eifrig gefördert; 
die erste Sorge Salinas' hat dem berühmten Triptychon des Anta- 
nello da UTessina gegolten, das unter den Schutfmassen aufgefun 
den wurde. Das herrliche Werk ist in seinem mittleren Teile gut 
erhalten, aber an den Seiten beschädigt. Vorläufig ist dieses 
heroorragende Denkmal frühitalienischer UTalerei im ITluseum oon 
Palermo untergebracht, oon wo es dann nach dem neuen ITluseum 
überführt werden wird. Außerdem sind sieben Kisten mit Silber 
sachen und anderen kostbaren kunstgewerblichen Gegenständen 
gerettet morden, die oorläufig im Palais des Erzbischofs aubemahrt 
werden. Bald nach dem Erdbeben errichtete man in dem Garten 
des UTuseums eine Baracke, wo unter sicherem Schuß die meisten 
Kunstwerke untergebracht sind, die man aus den Ruinen wieder 
heroorgezogen. Doch sind etwa 400 Gemälde nach der Kirche oon 
Allemanda und nach anderen Orten transportiert morden. Im 
ganzen hat bisher die Summe oon 80.000 Tire für die wichtigsten 
Wiederherstellungs- und Bergungsarbeiten genügt. Intensioe mei- 
I tere Arbeit galt der Kathedrale, die so uiele Ulcisferwerke der 
Kunst besaß. Einen Teil der Ularinorbekleidung des Gotteshauses 
aus dem 14. Jahrhundert hat man gerettet. Ulan hat die Verklei 
dung der Estrade der Apsis wiederhergestellt, um die UTosaiken 
des Inneren und das prächtige Chorgestühl des 15. Jahrhunderts 
zu erhalten, die unoersehrf geblieben sind. Jeßt will man weiter 
fortschreiten zu einer feilweisen Wiederherstellung der Kathedrale, 
um die Erhaltung aller der Werke zu sichern, die noch oorhanden 
sind, besonders des berühmten Ciboriums aus (vergoldeter Bronze 
und kostbaren Steinen und der UTosaiken der Apsis. Die Kirche 
Santa Ular a, die die Krypta der Kathedrale bildet, ist gestiißt 
morden, da sie durch den Einsturz der Kathedrale sehr geschädigt 
mar. Der kostbare Kirchenschaß aus der Kathedrale ist gerettet 
worden und befindet sich jeßt im Palais des Erzbischofs. Um 
jeden Diebstahl zu (verhindern, ist die Kathedrale mit einem Gitter 
umgeben morden und wird sorgfältig bewacht. 
Uom Kunstmarkte. 
(Sensations-Auktionen in Wien.) Die nächste Auktions 
saison bringt auch für Wien zwei große Sensationen. Die firma 
Gilhofer & Ranschburg wurde nämlich mit der Versteigerung 
oon zwei hcroorragenden Abteilungen der Sammlungen des Barons 
Tanna in Prag, der Aquarelle und Handzeichnungen österreichischer 
Künstler, und der alten Drucke und UTanuskripte, betraut. Unter 
den Aquarellen befinden sich, wie mir oernehmen, heroorragende, 
bisher unbekannte Arbeiten oon Rudolf oon Alt, ?emdi, Petten 
hofen, Ranffl, Agricola etc. Unter den Drucken sind sehr be 
deutende Inkunabeln und Holzschnittwerke des 15. und 16. Jahr 
hunderts, unter den Handschriften erstklassige Spezimina oon 
Livres d teures des 14. und 15. Jahrhunderts oertreten. Die 
Auktion der Aquarelle ist für Ende Oktober, die der anderen 
Objekte für den April 1911 in Aussicht genommen. 
(Hclbingsche Kunstauktion in Tuzern.) Am 4. Juli 
beginnt in Tuzern unter Ceitung des Kunsthändlers und gerichtl. 
oereid. Sachoerständigen Hugo Helbing in UTünchen die Verstei 
gerung der 1. Hälfte der Sammlung J. Bossard. Illehr als ein
	        
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