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Internationale Sammler-Zeitung.
Rümmer 13
für das Vertrauen der ganzen Künstlerschaft roäre |
es äußerst mich Hg, roenn sich jene Personen, m eiche einem
Sachoerständigenkollegium in Urheberrechtssachen ange
hören, oon Zeit zu Zeit eingehend mit der Überprüfung
des Urheberrechtsschußes im allgemeinen und auch dem
der Kunstporfräts im besonderen befassen möchten, falls
die bestehenden Gesekes bestimm u ngen nicht in jedem falle
als zureichend erkannt roerden sollten für einen genügen
den Schul] nicht nur der materiellen, sondern auch der
persönlichen und ideellen Interessen der Künstler, müßten
diese jetoeils eine entsprechende Abänderung erfahren,
damit jeder einzelne praktische fall nach festgelegten j
Prinzipien erledigt roerden kann.
Wie bei anderen Prozessen, so roird auch bei Ur
heberrechtsprozessen meist ein Ausgleich angestrebt und
ich denke mit Unrecht, nicht für die Parteien, — die sind
schmer zu überzeugen — aber für die Schulung des
Rechtsgefühls der Allgemeinheit.
Im niotiuenberichtzum Ösferr. Urheberrechtsgeset], der
uns einen tieferen Ginblick in die Intentionen des Geseßes
gemährt, roird betont, dal] die Geseßgebung es sich zur
Aufgabe stellte, den Wünschen der beteiligten Kreise nach
entsprechender Befestigung und Crroeiterung der Urheber
rechte der Künstler Rechnung zu tragen, Gs ist nicht an
zunehmen, dal] es der Kommission des Herrenhauses und
dem Urheberrechtsausschufj des Abgeordnetenhauses im
Jahre 1895 entgangen sein könnte, roenn sich der Schuß
des oorliegenden Geseßes nicht ebenso auf die Werke der
Porträtkunst roie auf die freien Kompositionen erstrecken
roürde. Sollten sich aber die Ansichten der beteiligten
Kreise über diesen Punkt innerhalb der 15 Jahre, roelche
seit dem Inkrafttreten des bestehenden Österr. Urheber-
rechtsgesetjes uerflossen sind, geändert haben, dann müßten
gelegentlich einer Reuision des Gesekes die Bestimmungen
für die Porträtkunst reformiert roerden.
Schließend möchte ich resümieren: Gingriffe in das
Urheberrecht liegen beim Porträt dann uor, roenn abge
sehen oon jenen Ähnlichkeiten, roelche durch die Dar
stellung ein und derselben Persönlichkeit oon oornherein
gegeben sind, dem fraglichen Werke eine Reihe oon sonst
nur dem betreffenden Öriginalroerke anhaftenden Charak
teristiken in der Darstellung zu entnehmen sind, roas dann
umso scheuerer zu beurteilen ist, roenn nicht beide Werke zu
gleicher Zeit und auf Grund gleichroertiger Umstände unmittel
bar nach dem Heben modelliert, gemalt, gezeichnet etc. sind.
Gs roäre zu roünschen, roenn sich in allen Staaten
Künstler und Geseßeskundige mit diesen fragen befassen
möchten und gelegentlich oergleichsroei.se auf dieses Thema
zurückkommen roiirden, damit man an der Hand der Vor
züge und Rachteile uerschiedener Urheberrechtsgeseße an
deren Verfeinerung, Veroollkommnung und einheitlichen Aus
gestaltung arbeiten könnte, um schließlich zu einem den
Grrungenschaften der Reuzeit oollständig an gepaßten inter
nationalen Urheberrechte zu gelangen.
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Aus der Beschichte des Glases.
ln Paris ist soeben eine Glaskunstausstellung eröffnet morden. |
Das gibt dem „Gaulois“ Veranlassung, daran zu erinnern, daß die
Kunst des Glas achens in Frankreich fast auf eine noch ruhmoollere
Geschichte zurückblicken kann, als in anderen ländern. Bereits im
7. Jahrhundert gingen llleister der damals noch jungen Kunst
nach Cngland, um die Kathedrale uon Hark mit den neuartigen,
so rounderbar durchsichtigen Fensterscheiben zu Derschen. Den
Degen an der Seite, als gälte es einen Kampf des Dichtes mit
der Dunkelheit jener Jahrhunderte, hantierten sie an ihren Öfen
und ersetzten zum Staunen aller ITlitlebenden die Ölpapiere und
die gemachste Ceinmand in den Fenstern durch das schöne klare
Glas, „roelches den Strahlen der Sonne widerstand“. Aber die
neue Kunst fand alsbald Gegner, und im Jahre 1580 mußte Bernard
Pallissy in einem Briefe zugeben, daß „die neue Kunst oon den
Vornehmen uerachtet roird, meil auch der gemeine lllann nutzen
daraus zieht.“ Damals roird Venedig Frankreichs großes Vorbild.
Seine Glasmeister roerden uon Heinrich III. uon Frankreich geadelt
und oerbreiten ihre Kunst in Florenz und lleapel, Wien, St. Germain
und Flandern, und der Rat der Zehn, der den Fortschritt seiner
Glashütten in Ulurano bedroht sieht, legt Todesstrafe darauf, roenn
einer dieser Glasmeister nicht nach Venedig zurückkehrt, immer
höher steigt das Ansehen der Glasmacherkunst, und der Bruder
Fabro, der ITIönch uon Ulm, erzählt, roie der Doge und der Senat
uon Venedig einst einen deutschen Kaiser besonders habe ehren
roollen und ihm den Begrüßungstrunk in einem Glaspokale uon
unberechenbarem Werte kredenzte. Der Kaiser hob den Becher, um
ihn anzusetzen, aber im nächsten Augenblick entfiel er seiner Hand
und zerschellte auf dem IRosaikboden. „Was habe ich getan?“ rief
er aus und tat, als roäre er aufs höchste betrübt, „aber da sieht
man roie der den Vorzug goldener und silberner Gefäße: da be
halten sogar die Scherben ihren Wert“. Der Rat ließ sich das nicht
zroeimal sagen und bot künftigen Kaisern, die Beschützer der Re
publik roaren, immer nur Becher aus Gold dar. König Karl VI.
uon Frankreich oerlieh den Glasmeistern oon Poitou alle Prioilegien
der Adligen und bestimmte, daß sie frei uon allen Steuern und
Kontributionen sein sollten, und daß sie „roegen besagten filetiere
als Adlige erachtet roerden müßten!“ Der gute König Rene uon
Anjou erklärte, daß die Vornehmheit und der Adel der Glasgießer
Berufessache des Candes und der Öffentlichkeit sei. ln manchen
Städten der Hormandie rourde den großen Glasbläserfamilien manches
Vorrecht eingeräumt, mit den Kriegen in Italien und mit den
llledicis kamen Glasbläser in IRenge nach Frankreich. Sie führten
die Kunst der Olasemaille ein, erfanden die Kunst, in Siegelerde
zu arbeiten und ferner die Glasmalerei. Frankreich roar auch das
fand, roo man in Tourlauille die erste Spiegelfabrik gründete. Huch
auf diesem Gebiete hat der Fortschritt der Zeit eine große Ver
billigung herbeigeführt. Der Preis für den Quadratmeter ist auf
33 Fr. gesunken, während er im Jahre 1702 sich auf 165 Fr. belief.