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modernen Europäer entsprachen haben Bezüglich der Kopfhaltung
gibt das Skelett keinen Anlaß, eine wesentliche Abweichung uom
modernen Europäer anzunehmen. Die alten Beuge- und Hocker
merkmale sind allerdings zum Teil noch oorhanden. Die Fähigkeit
der aufrechten Körperhaltung wird aber durch die primitioen IDerk-
mole bei diesen fossilen ITtenschen ebensowenig beeinträchtigt wie
bei den modernen Australiern. Die Diagnose des Skeletts ergibt
als Hauptresultat den Beweis für die Verschiedenheit des Homo
Aungiiiumiisis uom llean dertalty p u s, neben dem wir also einen
Aurignac typus der Diluoialmenschheit aufstellen dürfen Denn das
Skelett macht durchaus nicht den Eindruck uon etwas Exzeptionellem,
sondern durch die harmonische Ausprägung zahlreicher ITlerkmale,
die bei rezenten ITlenschenrassen uorkommen, offenbart es sich als
Vertreter eines Typus, durch den zeitlich weit oerschiedene ITlenschen-
rassen oerknüpft werden.
(Die Ausgrabungen auf der Saalburg.) lin uer-
flossenen Jahre haben die Ausgrabungen auf der Saalburg, die
uon dem Geh. Baurat Jacobi in Hamburg geleitet werden und
für die Kaiser Wilhelm das größte Interesse zeigt, wiederum
sehr wichtige Ergebnisse gehabt. Bei der Instandsetzung des Forums
auf einem Platte zwischen dem Kastell und der Usinger Chaussee
kam plötjlich unter den mauern des Forums eine ältere Anlage in
Gestalt eines Spißgrabens zum Vorschein, der sich nach zwei Seiten
fortseht und eine kleine quadratische Erdschanze umschließt. 30 mir.
dauon entdeckte man eine zweite, ähnliche Schanze. ITlan oer
mutet, daß diese Schanzen mit einer älteren Eimesanlage Zusammen
hängen. Die keramischen Funde und münzen stammen alle aus
dem 2. Jahrhundert n. Chr,, die erste Befestigung des Saalburg
passes rührt somit aus der Zeit Domitians oder seiner Vorgänger
her. Westlich uon diesen Schanzen wurde die Römerstraße
nach Heddernheim (jeßt ein Vorort Frankfurts) freigelegt und
restauriert. Sic ist gut erhalten, aber nur 5,13 mtr. breit. Der
Umstand jedoch, daß sie noch um 2 Fuß breiter ist als die Via
Appia, beweist, welche Bedeutung die Römer dieser 14 Kilometer
langen Straße uom UJain bis zum Taunus beilegten. Auch ein
Friedhof — der drifte — ist gefunden worden, ferner ein
gemauerter Brunnen zwischen Gräbern, die mahl aus späterer Zeit
stammen. Jm Brunnen lag ein gut erhaltener Brunnenhaspel aus
unbearbeitetem Buchenholz. Die Zahl der auf der Saalburg nun
mehr freigelegten Brunnen beträgt 86 Jm Kastell Zugmantel
bei Idstein legte man einige gut erhaltene Kellerwohnungen mit
Bänken an den Wänden frei. Die Anlage dieses Kastells scheint
oorrömischen, germanischen Ursprungs zu sein, Das beweisen die
oielen dort gefundenen germanischen Scherben und Gefäße. Der
in der Höhe dieses Kastells entdeckte Friedhof, auf dem 120 Gräber
geöffnet sind, birgt uiel Interessantes, so die Figur eines sißenden
Eichhörnchens, eine Schere, Tonlampen und Gläser. Jn diesem
Jahre dürfte ein fast 200 HJtr. langer Graben, südlich uom Kastell
weiter oerfolgt werden. Dem Saalburg-UJuseum konnten mehr als
1500 gut erhaltene Fundstücke zugeführt werden.
(Sfeinzeitliche Ulalerutensilien ) Aus Göttingen wird
berichtet: Jm Anthropologischen Verein hierselbst hielt Professor
Dr. Verworn einen äußerst interessanten Vorfrag über steinzeit
liche Ulalerutensilien, u. zw. auf Grund uon Ausgrabungen, die
er in den bekannten Fundorten Frankreichs oorgenommen hat.
Der Vortragende mies zunächst darauf hin, daß unter den heute
noch lebenden Völkern mit Steinkulturen überall der Gebrauch der
Farben bekannt ist, sei es zum Zwecke der Körperbemalung, sei
es zur Geräfeoerzierung, sei es zur Herstellung uon Selsen
bildern und Wandmalereien. Vom Beginn des mittleren Paläa-
lithikums an, d. h. uon Aurignacien an, zieht sich die Verwen
dung uon Farben durch die gesamten Kulturen der Steinzeit
hindurch. Während die Werke der steinzeitlichen Künstler aber
seit längerer Zeit bereits eingehende Beachtung fanden, haben die
ITlalutensilien bisher nur wenig Berücksichtigung gefunden, da
sie meist unscheinbar und oielfach schwer als solche zu erkennen
sind. Vom Farbenmaterial der prähistorischen Kulturen haben
sich begreiflicherweise nur die mineralischen Farben erhalten.
Es sind uorwiegend Eisenoxyde, wie sie die Dafür als Brauneisen
stein, Roteisenstein und gelbem Eisenocker in allen Farbennuancen
bietet, ferner schwarze Utangancrze und weißer Kalk zur Verwen
dung gekommen. An paläolitischen Eagerpläßen Frankreichs, wie
z. B. in der Grotte uon Ees Eyzies, fand der Vortragende rotes
ammler-Zeitung.
Farbenmaterial in großen IDengen. Er kannte nachmeisen, daß
das Farbenmaterial puluerisiert wurde, teils durch Abschaben mit
einem Feuersteinschaber, teils durch Reiben des Farbstiicks auf
einer rauhen Steinunterlage, teils durch Zerklopfen und Zerreiben
des Farbstücks mit einem Geröllstein. Das so gewonnene Puluer
wurde dann mit einem Bindemittel, u. zm. nach der heutigen
Analogie mit heutigen Daturnöikern zu schließen, mit Fett zu einer
Paste uerrieben. Das geschah mit dem Finger entweder auf einem
Felsen oder auf einem kleineren Stein, der als Palette dient. Diese
Palettensteine waren teils rohe, unbearbeitete Steine, mit einer
Fläche oder natürlichen Vertiefung, teils künstlich zugerichtet und
bisweilen mit großer Blühe bearbeitete Geräte, Als uerhältnis-
mäßige Seltenheiten erscheinen im späteren Paläolithikum harte
Rollsteine, die durch mühsames Auspicken eines flachen llapfes
auf der einen Flachseife zu schön und regelmäßig gestalteten Farben
reibschalen umgestaltet sind. Der Vortragende konnte zwei solche
Exemplare aus den UTagdalenien, uon denen das eine aus der
Höhle Ees Eyzi s, das andere aus Eaugerie Basse stammt, uorlegen.
Zur Bemalung der Felswand oder des Knochenwerkzeuges, uer-
mutlich auch der Holzgeräte, wurde zunächst die Zeichnung oder
das Ornament in seinem Umriß eingekraßt resp. eingeschnitten,
u zw. mit Feuersteinen. Schließlich wurde die Farbe mit den
Fingern aufgetragen und auf der Fläche uerrieben. Oft hat dabei
die Farbe nicht für die ganze Fläche gereicht und so sehen mir
auf den französischen Höhlenbildern nicht selten nur Teile des
Bildes farbig, oft nur den Kontur. Daß schließlich auch die Geräte
ornamente, die man mit Feuerstein z. B. in den Knochen einschnitf
und einsägfe, mit Farbstoff eingerieben wurden, läßt sich noch
heute an einzelnen Exemplaren erkennen. Auch diese Kunsttechnik
hat der Vortragende experimentell studiert. Daß in der neoli-
thischen Zeit oielfach die Ornamente auf keramischen Erzeugnissen,
wie z. B. bei dem Großpartasch-Rössener Gefäßtypus mit einer
weißen Kalkpaste inkrustiert waren, ist bekanntlich heute noch
oielfach ganz deutlich zu sehen.
(Ein neuer steinzeitlicher Dtensch.) Jn der französischen
Eandschaft Dardogne wurde bei dem Orte Fcrrassie, der schon
durch frühere Ausgrabungen eine gewisse Berühmtheit erlangt
hatte, Ende uorigen Jahres uon Dr. Capitan der wichtige Fund
eines menschlichen Skeletts gemacht, der jeßt in der „llature“
näher beschrieben wird. Es haben sich an jener Stelle fünf scharf
geschiedene Schichten erkennen lassen, deren jede menschliche
Geräte und Tierreste geliefert haben. Zwischen der ersten und
zweiten Schicht, uon unten an gerechnet, wurde das Skelett ent
deckt. Da die darüberliegenden Schichten ua Ikammen ungestört
waren, war ein Zweifel an dem hohen Alter dieser menschlichen
Knochen nicht möglich, Jn der Umgebung des Skelettes wurde
eine große Ulenge uon Zähnen uon Bison, Rennfier, Ziegen und
anderen Tieren ausgegraben, die steinzeitliche JDenschen zer
schlagen hatten, um das lllark als Dahrung zu benußen. Außerdem
fanden sich Steinspißen, Schabmesser, Hämmer und andere Geräte.
Das Alter des Skeletts wird auf 20,000 Jahre geschäßt.
(Römische Überbleibsel in Sussex.) Jn der leßten Zeit
wurden in der Hätte uon Pulbo rough Ausgrabungen unternommen,
die das Vorhandensein zahlreicher römischer Überbleibsel enthüllten.
Schon seit einiger Zeit ist es bekannt, daß in der Dähe der Stadt
einst eine römische Kolonie bestand, und schon seit langem, bis
zum Jahre 1617 zurück, wurden an der Stelle Ausgrabungen oer-
anstaltet, die jedoch zu keinem Ergebnis führten, außer daß sie
ein großes Steinuiereck bloßlegten. Die Ergebnisse des leßten Jahres
haben jedoch die Grundmauern eines großen Hauses mit einer fast
218 Fuß langen Blauer bloßgelegt Eine Anzahl Töpfereien wurde
aufgefunden, die meist der sogenannten Samianischen Ware an
gehörten und wahrscheinlich bis auf den Anfang des zweiten Jahr
hunderts zurückdatieren. Auch einige schöne Spezimen römischer
Zeichenkunst wurden entdeckt. Die Räume, die nur klein sind,
wurden durch die damals allgemein üblichen Hypocauste geheizt
Bis jeßt sind zwölf Zimmer freigelegt worden, und eine Anzahl
uon IBünzen, meist aus der Zeit non Dero und Hadrian, wurde
aufgefunden. Die Forscher fanden bis jeßt nichts, das später als
das zweite Jahrhundert A. D. zurückdatiert und sind daher der
llleinung, daß das Haus um diese Zeit entweder zerstört wurde,
oder auch, was noch wahrscheinlicher ist, uon seinen Bewohnern
j oerlassen wurde.
(Blumienforschungen). Professor Eliot Smith inEondon
hat in den leßten Tagen einige uon den Blumien, die im dortigen
Kgl. IDuseum untergebracht sind, studiert, und auch festgestellt,
daß eine Hluinie um elf Jahrhunderte älter ist, als bis jeßt bekannt
war. Der Forscher, der an der Uniuersität in Ulanchester tätig
mar, seßt seine Studien nach dieser Richtung hin fort.