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Hummer U
Internationale Sammler-Zeitung.
(Deuerwerbungen des Berliner Kaiser-friedrich-
ITluseums.) Das Berliner Kaiser-friedrich-Uluseüm hat für seine
Sammlung aan deutschen Bildwerken der christlichen Epochen, die
für das Deutsche ITluseum bestimmt ist, eine Reihe uon Ankäufen
gemacht. Darunter ist ein steinerner flies mit Jagddarstellungen,
der nach uor dem fahre 1000 entstand. Van Skulpturen des
15. Jahrhunderts wurde aus der zweiten Hälfte ein bemaltes Holz
relief mit Christus am Ölberge erworben, das mittelrheinischen
Ursprungs ist; ferner die holzgeschnißte Statuette der säugenden
Ularia, die der Richtung des Veit Stoß angehört. Dem Beginn des
16. Jahrhunderts gehört das Bronzerelief des Petrus und das holz-
geschnitjte Relief mit dem Schmeißtuch der hl. Veronika an, die
beide aus Süddeutschland stammen endlich wurde eine Holz
statue aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erworben, die
Christus als guten Hirten darstellt und in Süddeutschland entstanden
ist, Auch eine Reihe oon Geschenken erhielt die Sammlung. So
die elsässische, um 1780 entstandene Holzsfatuette eines sißenden !
Apostels, und eine niederbayerische Holzfigur der heil. Dorothea
oom Ende des 15. Jahrhunderts. Beide schenkte Hofantiquar
A. Böhler.
(Das Kupferstichkabinett der Baseler Kunst
sammlung) hat seine Bestände im Jahre 1909 nach uielen
Seiten hin abgerundet. Gute Kaufsgelegenheit bot däzu namentlich
die Auktion Canna in Stuttgart. Da wurde u. a. Dürers „kleiner
Kardinal uon Brandenburg“ erworben als wichtige Ergänzung der
fast Daliständigen Dürersämmlung. ferner wurden 17 Holzschnitte |
oon Hans Bai düng uud eine Serie prachtooller Probedrucke zu
Tobias Stimmers Buchillustrationen gekauft. Von den wichtigeren
anderen Erwerbungen nennen mir: Handzeichnungen: August
Beck, 4 Karrikaturen, Bleistift; Berner, Kleister der Bärenputten:
kolorierter Scheibenrif} mit dem Wappen oon Saanen 1539; Am
brosius Holbein: zwei Liebespaare, federzeichnung (bis jeßt oöllig
unbekannt, aus der Zeit der Randzeichnungen zum „Cob der llarr-
heit“; Karl Stauffer: Bildnis eines Reformators, Kohlezeichnung
1877. Unter den Kupferstichen und Radierungen sind oertreten:
Jost Amman, lAatfhäus ITlerian, Lukas oan Leyden, Georg Peucz,
Abel Stimmer, Wenzel Hollar, franc. Goya (erste oollständige Aus
gabe der Tauromachia in 83 Radierungen), Angelika Kauffmann.
Unter den Holzschnitten finden wir Arbeiten oan Jost Amman,
Hans Baidung, Hans Holbein d. J. und Schule (133 Jnifialen),
Hans Schäufelein, Tobias Stimmer, Hans Weidiß, Rudolf Wysenbach
Alles in allem wurden 1909 erworben: 7 Handzeichnungen, 103
Kupferstiche und Radierungen, 150 Holzschnitte, 138 Initialen und
2 Lithographien.
(funde in Trier.) Aus Trier wird berichtet: Eine sehr
wertoalle Bereicherung hat das Prooinzialmuseum durch eine gut
erhaltene reizende lAarmorstatuette eines schlafenden Amors
erhalten, die kürzlich auf dem noch nicht freigelegten Teile der
römischen Bäder aufgefunden wurde. Der Liebesgott hält zwei
ITlflhnblüfen in der Hand und ruht auf einem Löwenfell. Es handelt
sich um die Wiedergabe eines im Altertum sehr beliebten Kunst
werkes, das man gern als Brunnenschmuck oerwendete. Die ]
Statuette wird in den Thermen über einem Becken mit fließendem !
Wasser angebracht gewesen sein, als wenn der Knabe beim
Rauschen der Quelle eingeschlafen märe. — Bei Kanalisations-
arbeiten in der Stadt wurden 24 gut eihaltene wertoalle Gold
stücke ausgegraben.
Uom Kunstmarkte.
Die Kunstauktion Duoal.) Aus Amsterdam wird be
richtet: Seit dem Jahre 1883, als die berühmte Sammlung Jakob
de Vos oersteigert worden ist, hat keine Auktion ein solches Auf
sehen in künstlerischen Kreisen erregt, wie die am 22. und 23.
Juni, bei der die firma frederik Al ul ler & Co. die Sammlung
Duoal (Zeichnungen) unter den Hammer brachte. Kunsthändler aus
Berlin, Paris, Condon, Wien, Stuttgart und andrer Städte haften
sich eingefunden. Den höchsten Preis erzielte ein Blatt oon Albrecht
Dürer, eine Studie oon Christoph mit dem Christuskind, auf neun
oerschiedene Weisen aufgefaßt, cs wurde für 6400 Gulden nach
Berlin uerkauff; ein dem Hukas Cranach zugeschriebenes Porträt
ging für 1150 Gulden ab, ein Blatt oon oan Dyck, den König
Philipp oon Spanien darstellend, wurde oon einem belgischen Lieb-
haber für 900 Gulden erstanden, die figur eines liegenden jungen
Knaben oon oan Eckhout wurde mit über 1000 Gulden bezahlt.
Doch nie sind für Zeichnungen oon Rembrandf so ungeheure
Preise bezahlt worden: eine sißende alte frau, Zeichnung in roter
färbe, 5420 Gulden, Saskia, sich mit einer Perle schmückend, 5600
Gulden, Saskia, ihrem Kinde die Brust gebend, 5700 Gulden, ein
mit einem Zentauren kämpfender fapithe 2100 Gulden und der
oon einem Löwen angefallene Prophet Addon 2050 Gülden. für
niedrigere, aber uerhältnismäßig doch noch sehr hohe Preise gingen
Zeichnungen oon Ostade, Ruysdael, oan Goyen, Cuyp, oan Berchem,
Brueghel ab, besonders begehrt waren Zeichnungen oon Rubens,
ein reizender Kopf eines seinen Singer in den ITlund steckenden
Knaben wurde für 2500 Gulden losgeschlagen.
(EinRekordpreisfüreine Landschaft oon Co ns fable.)
Die große Wandlung, die mit der neuen Wertung der Kunstwerke
auch in den Preisen des Kunsthandels eingetrefen ist, ließ sich
besonders deutlich bei der Versteigerung der Gemäldesammlung
des oerstorbenen Sir frederick lAappin erkennen, die in den
leßten Tagen bei Christie in London stattfand. Während die einst
oiel gerühmten Werke einiger englischer Akademiker, die oor einem
halben Jahrhundert das Entzücken des Publikums waren, nur
geringe Preise erzielten, wurde für eine Landschaft Constables
„feuer bei flleyland“ der riesige Preis oon 194.800 Ulk. gezahlt.
Das Werk, das 18 36, ein Jahr oor dem Tode des Künstlers, gemalt
wurde, war oon seinem bisherigen ßesißerfür 15.000 111k. erworben
worden, ln den leßten 15 Jahren erfolgte dann die ungeheure Preis
steigerung, die die Werke des großen Entdeckers der englischen
Landschaft erfuhren, llachdem schon für die „ittühle uon Stratford“
und „Die Uluhle oon Arundel“, auf den Versteigerungen der Samm
lungen Huth und Gaskeil gegen 190.000 Ulk. für jedes Bild ange
legt morden waren, ist auf der Versteigerung lllappin der höchste
Preis, der je für einen Constable gezahlt wurde, erreicht morden.
Dagegen erzielte ein einst hochgefeiertes Bild des Akademikers
frith, „Amy Robsarf und Janet“, das lllappin für 8600 111k. er
worben hatte, nur 1632 Ulk.
(Kostbare Gobelins.) In einer Gobelin-Auktion, die jeßt
Loewengard in Paris oeranstalfet hat, sind für heroorragende
Gobelins, die 1715 oollendet wurden, über 350.000 Francs gezahlt
worden, für eine Beauoais-Garnitur Louis XV. gab man 250.000
Srancs, für einen flämischen Wandteppich (15. Jahrhundert), auf
dem biblische Szenen dargestellt sind, 60.000, für einen Aabusson-
Teppich Louis XV. 40.000 Srancs.
(Kupferstiche, Radierungen, Holzschnitte u. Schab
kunstblätter.) ln der Galerie Helbing in ITlünchen fand am
27. o. 111. eine Auktion oon Kupferstichen, Radierungen, Holz
schnitten, Schabkunstblättern und farbstichen des XV. bis XIX.
Jahrhunderts statt, bei der folgende Preise erzielt wurden: ilr. 1
A. Adam, Einquartierung in einem Dorfe. Lithogr., Ulk, 1. Ilr. 2
f. Alban i, Die Ruhe der hl familie auf der flucht, 111k. 2. Heinr.
Aldegreoer, Ilr. 3 1 Blatt aus der folge: Die Parabel oom
reichen lllann, 111k. 12; Ilr. 4 Ularia mit dem Kinde auf der ITlond-
sichel stehend, mit Szepter, 1 527, Ulk. 25. Ilr. 5 Die Entführung, Ulk. 12;
Ilr. 6 Drei reich ornamentierte Türklopfer auf einer Platte, Ulk. 12;
Ilr. 7 Schönes Ornament mit nacktem lllann und nackter frau,
welche in Laubwerk auslaufen, und zwei nach den Seiten fliehen
den Kindern, 1557, Jllk. 20. Altdorfer, Ilr. 8Die hl. Ularia mit dem
Kinde in Landschaft, Ulk 25; Ilr. 9 fTladonna mit dem Kinde in
einer Kirche, Ulk, 8; Ilr. 10 Altar mit llladonna und Kind, Ulk 5 50.
Ilr. I] Althann, Lettre de lllonsieur le Cardinal d'Althann, lllinistre
de l’Empereur ä la Cour de Rome, ecrite ä lllonsieur le Cardinal
de Bissy. A Paris 1722. Auf 6 Blättern mit handschriftlichen Be
merkungen, Ulk. I. Ilr. 12 Jot. Amman, Biblische figuren. frank-
furt 1571. Ulk. 21. Ilr. 13 llicolaus Andreae, Stanislaus Sa-
binus, Ulk. 12. Ansichten: Ilr. 14. Augsburg, 21 Blatt. De
tails und Grundrisse zum Augsburger Dam. J Bergmann del, et
fec. Lith. o. C. G. Lleuss, lllk 4. Ilr 15 Berchtesgaden, Der
Hinfersee. Lith. o. fr Höhe 1858, Ulk. 1. Ilr, 16'Berlin, Die
Stadt oom Kreuzberge aus. Ooz. und lith. o. R Hülcker. lllk 2.
Ilr. 17 Chemnitz, Das Schloss Chemniß mit Staffage. Von Paul
Rundzieher, lllk. I. Ilr. 18 Dresden, 2. Blaff, Guckkastenbild
und kleiner alter Ho zschnitt, lllk. 4’50. Ilr. 19 frankfurt a. 111,
4 Blatt Ansichten und Pläne aus der Vogelschau. 111 ITlerian sc.,
Ulk. 15. Ilr. 20 Gail enb ach, Ansicht des Schlosses. Ul. Welling
del. Chr, Hafer sc., lllk. 1 "50. Ilr. 21 Hameln oon der Süd-Ost-
Seite am Weserstrom. L. Schüße sc., Ulk. I. Ilr. 22 Huy an der
Ulaas, Ansicht des Domes und der Brücke. D Quaglio px. Lith.
o. L. Brand, Ulk. 1 Ilr. 25 Ludwigs-Donau- und lUain
kanal, 5 Bde. 89 Blatt, Ulk. 3. Ilr. 24 lila il and, Ansicht der
Kathedrale, Ulk. 1. Ilr. 25 ITlünchen, Ansicht der Haupt- und
Residenzstadt ITlünchen oan der Illittagseite. Lith. o. G. Kraus,
Ulk. 12. Ilr. 26 Dürnberg, 2 Blatt. Grundriss und Ansicht aus