internationale Sammler-Zeitung.
Hummer i4
Seite 210
kennt es nicht mehr, man weiß nur, daß sie in der Er
zeugung seltsamer Glasflüsse llleisfer coaren. Der kurze
Rundgang in einer geroissen Abteilung des ägyptischen
JTluseums in Kairo macht einen ganz stumm nor Staunen.
Das hätte man non diesen Stümpern in der Perspektine
roahrlich nicht erroartet! Die Skarabäen, die uns der
Händler aufschroaßen roill, sind grasgrün oder lehmfarben,
und, um es gleich herauszusagen, natürlich samt und
sonders unecht.
Ein anderer Händler, der märtet uns gar mit
Offiziers-Uhrketten auf, an denen mannigfache Hiero
glyphen, llamensringe altägyptischer Könige oerschiedener
Dynastien und die Götter Ra und Ptah zu sehen sind,
llickeluhrketten für Offiziere! Wir sehen ihn nur so
an. Aber da weiß er schon, roie niel es geschlagen hat.
lllit uns ist kein Geschäft zu machen. Er mird hörbar
schroeigsam. Er oerstummt.
Sein Kollege dort, das ist aber gar ein kecker Kerl.
Er hat nicht einmal die bescheidene Anständigkeit der Be
trüger. Pan niumien nie abgelegte Halsketten roill er uns
anhängen. Aber diese Halsketten bestehen aus Glasperlen
und kommen aus dem gesegneten lande Böhmen. Wahrhaftig,
man braucht nicht mit dem Schiffe nach Part Said zu
fahren; roenn man mit der Bahn nach Gablonz fährt,
kann man solche Uhrketten en gras kaufen. Aber eben
nur en gros und Exporteur muß man sein, denn es ist
nicht ein einziges Stück in Gablonz aufzutreiben. Wir
sagen es ihm laut genug, aber er roill uns dumm machen
und macht sich nichts missen.
Was man mithin aon den dioersen Uhrenanhängseln
zu halten hat, non den ITlumien, den geflügelten Sonnen
scheiben, den roinzigen ITledaillons etc., das ist nach dem
Gesagten mahl klar.
Hoch andere Schäle kann man in Port Said trium
phierend erstehen, um dann zu Hause angekommen, zu
erfahren, dafj man all das daheim b sser und daher roohl-
feiler bekommen hätte. Da sind gleich diese roeißen oder
schroarzen Straußenfedern, roelche angeblich so billig sind.
Ulan feilscht nielleicht noch ein gut Stück Geld nam aus
gerufenen Preise glücklich herunter, der Händler übergibt
sie einem auch noch in einer hübschen Blechschachtel, die
zylinderförmig ist, roie die für die Panamahüte bestimmten.
Das sieht sehr nett aus. Und roenn man das dann daheim
der Dame seines Herzens überreicht und diese die federn
zum färben oder Plissieren schickt — so roird man als
bald erfahren, dafj diese rounderbaren federn geklebt sind.
Alan macht keine gute figur damit.
Das einzige, roas man in Port Said preisroert er
stehen kann, sind Waffen. Dolche mit eingeäßten Koran
sprüchen, Pfeile und tanzen, Schroerter in Krokodilleder
scheide oder in solcher aus Schlangenhaut, endlich ganze
Tableaux, die hübsch und übelriechend sind und aus dem
mangelhaft präparierten Schädel eines Krokodils bestehen,
welcher die gemeinsame Scheide einiger Dolche bildet.
Wir selbst hatten das Sammlerglück, bei einem Ju
welier in Alexandrien — irren wir nicht, so hiefj der
anständige Alarm Schildreich um einen Spottpreis eine
Reihe oon Skarabäen erstehen zu können, die sich her
nach als so echt erwiesen, daß ein namhafter ägyptischer
Sammler sie für falsch und sich bereit erklärte, uns die
falsifikate um den non uns dafür bezahlten Preis groß
mütig abzunehmen.
Inkunabeln.
2)ie Angaben über die Zahl der Inkunabeln
schwanken, Hain oerzeichnet 16.291, doch
wissen roir oon Copinger und Reichling,
daß sein Register manche Tücke aufroeist.
Immerhin, als Höchstzahl kann man 20.000
annehmen, roenn man nicht, roie oiele es tun,
auch die nach dem Jahre 1500 erschienenen
Werke den Inkunabeln beizählt. Auf den Ularkt
kommen Wiegendrucke immer seltener und es
ist darum erstaunlich, daß es dem Antiquariat
Josef Baer in frankfurt a. 111. gelingen konnte,
686 Inkunabeln in seinem Besäße zu oereinen.
Der Katalog über diese außerordentliche Samm
lung ist denn schon an und für sich ein roert
oolles Buch, das jeder Bibliophile mit großem
Außen lesen roird.
Glückliche Zufälle haben die Erroerbung
dieser Schöße ermöglicht, die im Katalog noch
mit oerhältnismäßig geringen Preisen notiert
sind, Die firma macht darüber folgende lllit-
teilungen: „Daß es uns möglich gewesen ist,
eine Sammlung oon Wiegendrucken zu be
schreiben, die an Umfang, Reichhaltigkeit und Inhalt noch
die in unserem Katalog 500 oereinigte übertrifft, das oer
danken roir der glücklichen Erroerbung oon oier großen
Bibliotheken, deren Bestände zum größten Teil aus alten
Klosterbüchereien stammen. Daraus erklärt es sich auch,
daß die hier angezeigten Drucke sich meist in einem oor-
ziiglichen Erhaltungszustände befinden und zum großen
Teil die schönen, alten Klostereinbände, teils Holz, teils
gepreßte Schroeinsleder- und tedereinbände besißen. Aur
eine kleine lllinderzahl hat die roenig schönen modernen
fig. I. Holzschnitt um 1470.