MAK
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 235 
Rümmer 15 
mären, gesammelt und zu einer eigenen Abteilung vereinigt werden 
sollten, fluch dieser Gedanke fand Rhades' Beifall, und es wurde 
nun die ganze festländische Eiteratur nach einschlägigen Werken 
durchsucht und zwar mit dem Erfolg, dafj die ausgedehnteste oor- 
handene Sammlung nan Eebensbeschreibungen römischer Kaiser 
und Kaiserinnen zu Stande kam; im ganzen behandelte man, mit 
flugusfus beginnend, achtzehn römische Kaiser auf diese Weise. 
Die Libersetjungen wurden handlich in rotes Saffan gebunden und 
mit Zeichnungen nach seltenen münzen usf. reich geschmückt. — 
flufjer mit der Spätzeit der römischen Geschichte beschäftigte sich 
Rhades übrigens auch ernstlich mit den Kulten und Glaubens 
formen der Phönizier, Griechen und Römer sowie mit den Unter 
suchungen über die bekanntlich Dielfach auf phönizischen Ursprung, 
zurückgeführten Trümmer der südafrikanischen Stadt Zinaye, und 
las eifrig alle ITlitfeilungen, die ihm Humphreys darüber zu 
kommen liefj. 
Handschriften. 
(Eine Handschrift Petrarcas). Eine lateinische Hand 
schrift der Berliner Kgl. Bibliothek, die vor geraumer Zeit oon ihr 
erworben wurde, ist jeljt nachträglich zu hohen Ehren gekommen. 
Pio Rajna führt den Hachweis, dafj das in der Handschrift ent 
haltene Werk Petrarcas, betitelt „ln- sui ipsius et mulimum igim- 
rninu" (Über seine eigene Unwissenheit und die oieler Deute) uon 
Anfang bis zu Ende uon Petrarcas eigener Hand geschrieben ist. 
Das ITlanuskript kam 1833 mit der berühmten Sammlung alter 
Handschriften, die ehemals dem Herzog uon Hamilton gehörte, 
nach Berlin, und während die mit Illustrationen uersehenen 
Hlanuskripte dem Kupferstichkabinett überwiesen wurden, erhielt 
die Kgl. Bibliothek diejenigen ohne Bilder. Die Petrarca-Hand 
schrift wurde damals nur auf 5 Pfund geschäht, für die Eebens- 
geschichte des Dichters besifjt sie ein hohes Interesse, wenn sie 
auch den Charakter des laura-Sängers nicht gerade uon seiner 
uarteilhaftesten Seife zeigt. Es hatten sich nämlich 1366 in Venedig, 
dem damaligen Wohnort des Vielgewanderten, oier junge teilte 
zusammengetan und über Petrarca einen recht albernen Richter 
spruch gefällt. Sie erklärten ihn für einen guten, aber nicht ge 
lehrten ITlann. Ein andrer hätte uielleicht die teute schwatjen 
lassen. Doch der in seiner Humanistenwürde tief uerletjte Petrarca, 
der mit seiner einzigartigen Kenntnis des römischen Altertums 
gewifj den Vorwurf am allerwenigsten oerdiente, griff zur feder 
und uerfafjte jene Schrift über die Ignoranz, die in der Basler 
grofjen Ausgabe uon 14*36 nicht weniger als 27 folioseiten füllt. 
Kritik konnte er nicht im mindesten uerfragen, und so wird denn 
Petrarca hier recht ausfällig und schleudert die Angriffe auf seine 
Gegner zurück. Sie hielten ihn nur deshalb für unwissend, weil 
er nicht auf die Autorität des Aristoteles schwöre, weil er uiel- 
mehr ein guter Christ sei. Damit beschuldigt Petrarca seine Gegner 
des Unglaubens. Und er beklagt sich weiter darüber, dafj in 
Venedig das Wort eine so schrankenlose freiheit geniefje und dafj 
kein noch so berühmter Raine hier sicher sei. Petrarca hat aber 
der Stadt des Dogen jene Unbill nicht weiter uerdachf. Wie er 
früher oft in politischen Händeln, so während des Krieges mit 
Genua im Aufträge des Visconti uon lAailand, den Vermittler ge 
spielt hatte, was nicht immer nach Geschmack der Venezianer aus 
fiel, so hat er 1562 die Bestimmung getroffen, dafj seine ganze 
grofje Bibliothek, die besonders reich war an Handschriften antiker 
Autoren, nach seinem Tode der Republik übergeben werden solle. 
Es war nicht seine Schuld, dafj seine Testamentsnallstrecker sich 
daran nicht hielten und in recht gewissenloser Weise die kostbaren 
Schätje uerbrachten. Seitdem datiert die Zerstreuung der Hand 
schriften Petrarcas, non denen jetjt im ganzen nur 56 erhalten 
waren, darunter die ITlehrzahl in Paris. Die Berliner Bibliothek 
nennt aufjer der neu bestimmten, bereits aus älterem ßesitj 
Petrarca-Handschriften ihr eigen, welche seine unter dem Titel 
Rime oereinigfen italienischen Eiebesgedichte an Eaura enthalten. 
Heraldik. 
(Die Herkunft des Doppeladlers.) Der athenische 
Byzantinist fambros hat auf dem archäologischen Kongreß in 
Kairo einen Vortrag über den Doppeladler gehalten. Eambros 
geht, wie mir den eben erschienenen Comptes rendus des Kon 
gresses entnehmen, dauon aus, dafj der Doppeladler das Symbol 
oder uielleicht das Wahrzeichen der babylonischen Stadt Shipurla 
oder Dagash, wo Gudea herrschte, war, und dafj er uon dort aus 
als Geldzeichen der hethitischen Konförderation nach Horden ge 
kommen ist. Als Herrschaffswappen erscheint er erst dann wieder 
in der byzantinischen Zeit, wo man den Doppeladler auf dem 
Kissen oder Schemel eingestickt findet, auf dem die Güfje des 
Kaisers Theodoras Easkaris (1204 1222) ruhen Von Zeit zu Zeit 
ist er nachher auch noch auf byzantinischen münzen zu finden. 
I Wie ist er aber non den Hethitern zu den Byzantinern gelangt? 
Eambros glaubt, dafj dies über Rikomedien geschehen ist, eine 
Prouinz, über die Theodoras Casaris herrschte und zu der Boghas- 
Köi und andere wohlbekannte hethitische Stätten gehören. Der 
Doppeladler war auch das Geldzeichen der Dynastie, die das 
griechische Kaiserreich zu Konstantinopel 1261 n. Chr. wiederher 
stellte, während unter der lateinischen Herrschaft der einköpfige 
Adler fungiert hatte, nichtsdestoweniger sind die ITtiniaturen des 
IRichael (1261 1282) und flndronikas (1282 -1528) Palaiologos die 
Schemel für den Kaiser auch mit dem einköpfigen Adler bestickt. 
Aber uom Westen wurde der doppelköpfige Adler als das Symbol der 
Häupterdes heiligen römischen Reiches angesehen, wie zuerst aus einer 
im Jahre 1275 hergestellten Wappenlisfe heruorgeht (Archäologie 
Band XXX). Später nahmen ihn die russischen Zaren an; Öster 
reich trägt den Doppeladler auch heute noch als Erbe des heiligen 
römischen Reiches. Über den durch den phrygischen Rachfolger 
der Hethiter nach den Küsten des flgäischen Alecres und nach 
Thrakien übermittelten babylonischen Einfluij siehe jetjt auch Sayce 
in der Gcstschrift für Hölprecht; hier handelt es sich aber um 
oorchristliche Beeinflussungen oon Babylonien aus oia Hefhitcrland. 
numi5maiik. 
(lllünzfunde.) Ein im Juni in lAechtershoim gehobener und 
uom historischen llluseum zu Speier erworbener Gund enthielt, wie uns 
Herr Emil Heuser mitfeilt; 2200—2300 Pfennige des Bischofs Otto 
uon Henneberg. — Aus Eangenorla wird berichtet: Bei einem 
Reubau fand man einen irdenen Topf mit etwa 500 alten münzen, 
„die die ungefähre Gröije eines Zehnpfennigstückes haben und 
schwach wie Papierblättchen sind“. 
(Durch Io eilte französische münzen.) Aus Paris wird 
gemeldet: Der Ginanzminisferialausschufj für das münzwesen be- 
schlofj den Plan der Ausprägung uon flluminiumscheidemünzen 
abzulehnen, er entschlaf) sich für Einführung einer neuen Bronze, 
zu 10 u, H. Aluminium und 50 o. H. Kupfer. Aus dieser Eegierung 
sollen 5-, 10- und 20-Centimessfücke gemünzt werden, die, damit 
man sie nicht mit Goldmünzen uermechsle, in der mitte durch 
locht sein sollen. 
(Der JTlünzoerkehr in Serbien) Das serbische Ginanz- 
mini5terium hat die Aufnahme aller ausländischen Silbermünzen 
im Handelsuerkehre, ebenso alle ausländischen Goldmünzen, welche 
nicht nach dem Grankensystem ausgeprägt sind, uon dem Verkehr 
ausgeschlossen. Dieses Verbot trifft namentlich die in Serbien 
stark oerbreiteten österreichischen Dukaten. 
(Die neuen 25-Pfennigstücke.) Die Prägung der neuen 
deutschen Rickel-25-Pfennige erwies sich als ungewöhnlich kost 
spielig. Die münchner münze oerbrauchte für die Prägung der 
ersten 400.000 Stück: 60 Stempelpaare. 
(Reue JRedaillen.) Gür das 100jährige Jubiläum des 
k. Eyzeums in Regensburg befindet sich eine Denkmünze nach 
dem Entwurf des mtinchener Bildhauers Hans Schwegerle bei 
Karl Pöllath in Schrabenhausen in Vorbereitung. — Bei E. Ch. 
Eauer in Rürnberg erschien ein zarter silberner Jtton auf den 
Halley’schen Kometen. 
Philatelie. 
(Die österreichischen Kaiserjubiläumsmarken.) Wir 
haben in ausführlicher Weise oon der Emission berichtet, die die 
österreichische Postoerwaltung anläßlich des 80. Geburtstages des 
Kaisers Granz Josef ueranstaltet Run oerlautbart die n.-ö. 
Postdirektion: Zur Geier des 8 . Geburtsfestes des Kaisers wird 
die Postoerwaltung die Briefmarken der geltenden Emission vorüber-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.