Internationale Sammler-Zeitung.
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mären, gesammelt und zu einer eigenen Abteilung vereinigt werden
sollten, fluch dieser Gedanke fand Rhades' Beifall, und es wurde
nun die ganze festländische Eiteratur nach einschlägigen Werken
durchsucht und zwar mit dem Erfolg, dafj die ausgedehnteste oor-
handene Sammlung nan Eebensbeschreibungen römischer Kaiser
und Kaiserinnen zu Stande kam; im ganzen behandelte man, mit
flugusfus beginnend, achtzehn römische Kaiser auf diese Weise.
Die Libersetjungen wurden handlich in rotes Saffan gebunden und
mit Zeichnungen nach seltenen münzen usf. reich geschmückt. —
flufjer mit der Spätzeit der römischen Geschichte beschäftigte sich
Rhades übrigens auch ernstlich mit den Kulten und Glaubens
formen der Phönizier, Griechen und Römer sowie mit den Unter
suchungen über die bekanntlich Dielfach auf phönizischen Ursprung,
zurückgeführten Trümmer der südafrikanischen Stadt Zinaye, und
las eifrig alle ITlitfeilungen, die ihm Humphreys darüber zu
kommen liefj.
Handschriften.
(Eine Handschrift Petrarcas). Eine lateinische Hand
schrift der Berliner Kgl. Bibliothek, die vor geraumer Zeit oon ihr
erworben wurde, ist jeljt nachträglich zu hohen Ehren gekommen.
Pio Rajna führt den Hachweis, dafj das in der Handschrift ent
haltene Werk Petrarcas, betitelt „ln- sui ipsius et mulimum igim-
rninu" (Über seine eigene Unwissenheit und die oieler Deute) uon
Anfang bis zu Ende uon Petrarcas eigener Hand geschrieben ist.
Das ITlanuskript kam 1833 mit der berühmten Sammlung alter
Handschriften, die ehemals dem Herzog uon Hamilton gehörte,
nach Berlin, und während die mit Illustrationen uersehenen
Hlanuskripte dem Kupferstichkabinett überwiesen wurden, erhielt
die Kgl. Bibliothek diejenigen ohne Bilder. Die Petrarca-Hand
schrift wurde damals nur auf 5 Pfund geschäht, für die Eebens-
geschichte des Dichters besifjt sie ein hohes Interesse, wenn sie
auch den Charakter des laura-Sängers nicht gerade uon seiner
uarteilhaftesten Seife zeigt. Es hatten sich nämlich 1366 in Venedig,
dem damaligen Wohnort des Vielgewanderten, oier junge teilte
zusammengetan und über Petrarca einen recht albernen Richter
spruch gefällt. Sie erklärten ihn für einen guten, aber nicht ge
lehrten ITlann. Ein andrer hätte uielleicht die teute schwatjen
lassen. Doch der in seiner Humanistenwürde tief uerletjte Petrarca,
der mit seiner einzigartigen Kenntnis des römischen Altertums
gewifj den Vorwurf am allerwenigsten oerdiente, griff zur feder
und uerfafjte jene Schrift über die Ignoranz, die in der Basler
grofjen Ausgabe uon 14*36 nicht weniger als 27 folioseiten füllt.
Kritik konnte er nicht im mindesten uerfragen, und so wird denn
Petrarca hier recht ausfällig und schleudert die Angriffe auf seine
Gegner zurück. Sie hielten ihn nur deshalb für unwissend, weil
er nicht auf die Autorität des Aristoteles schwöre, weil er uiel-
mehr ein guter Christ sei. Damit beschuldigt Petrarca seine Gegner
des Unglaubens. Und er beklagt sich weiter darüber, dafj in
Venedig das Wort eine so schrankenlose freiheit geniefje und dafj
kein noch so berühmter Raine hier sicher sei. Petrarca hat aber
der Stadt des Dogen jene Unbill nicht weiter uerdachf. Wie er
früher oft in politischen Händeln, so während des Krieges mit
Genua im Aufträge des Visconti uon lAailand, den Vermittler ge
spielt hatte, was nicht immer nach Geschmack der Venezianer aus
fiel, so hat er 1562 die Bestimmung getroffen, dafj seine ganze
grofje Bibliothek, die besonders reich war an Handschriften antiker
Autoren, nach seinem Tode der Republik übergeben werden solle.
Es war nicht seine Schuld, dafj seine Testamentsnallstrecker sich
daran nicht hielten und in recht gewissenloser Weise die kostbaren
Schätje uerbrachten. Seitdem datiert die Zerstreuung der Hand
schriften Petrarcas, non denen jetjt im ganzen nur 56 erhalten
waren, darunter die ITlehrzahl in Paris. Die Berliner Bibliothek
nennt aufjer der neu bestimmten, bereits aus älterem ßesitj
Petrarca-Handschriften ihr eigen, welche seine unter dem Titel
Rime oereinigfen italienischen Eiebesgedichte an Eaura enthalten.
Heraldik.
(Die Herkunft des Doppeladlers.) Der athenische
Byzantinist fambros hat auf dem archäologischen Kongreß in
Kairo einen Vortrag über den Doppeladler gehalten. Eambros
geht, wie mir den eben erschienenen Comptes rendus des Kon
gresses entnehmen, dauon aus, dafj der Doppeladler das Symbol
oder uielleicht das Wahrzeichen der babylonischen Stadt Shipurla
oder Dagash, wo Gudea herrschte, war, und dafj er uon dort aus
als Geldzeichen der hethitischen Konförderation nach Horden ge
kommen ist. Als Herrschaffswappen erscheint er erst dann wieder
in der byzantinischen Zeit, wo man den Doppeladler auf dem
Kissen oder Schemel eingestickt findet, auf dem die Güfje des
Kaisers Theodoras Easkaris (1204 1222) ruhen Von Zeit zu Zeit
ist er nachher auch noch auf byzantinischen münzen zu finden.
I Wie ist er aber non den Hethitern zu den Byzantinern gelangt?
Eambros glaubt, dafj dies über Rikomedien geschehen ist, eine
Prouinz, über die Theodoras Casaris herrschte und zu der Boghas-
Köi und andere wohlbekannte hethitische Stätten gehören. Der
Doppeladler war auch das Geldzeichen der Dynastie, die das
griechische Kaiserreich zu Konstantinopel 1261 n. Chr. wiederher
stellte, während unter der lateinischen Herrschaft der einköpfige
Adler fungiert hatte, nichtsdestoweniger sind die ITtiniaturen des
IRichael (1261 1282) und flndronikas (1282 -1528) Palaiologos die
Schemel für den Kaiser auch mit dem einköpfigen Adler bestickt.
Aber uom Westen wurde der doppelköpfige Adler als das Symbol der
Häupterdes heiligen römischen Reiches angesehen, wie zuerst aus einer
im Jahre 1275 hergestellten Wappenlisfe heruorgeht (Archäologie
Band XXX). Später nahmen ihn die russischen Zaren an; Öster
reich trägt den Doppeladler auch heute noch als Erbe des heiligen
römischen Reiches. Über den durch den phrygischen Rachfolger
der Hethiter nach den Küsten des flgäischen Alecres und nach
Thrakien übermittelten babylonischen Einfluij siehe jetjt auch Sayce
in der Gcstschrift für Hölprecht; hier handelt es sich aber um
oorchristliche Beeinflussungen oon Babylonien aus oia Hefhitcrland.
numi5maiik.
(lllünzfunde.) Ein im Juni in lAechtershoim gehobener und
uom historischen llluseum zu Speier erworbener Gund enthielt, wie uns
Herr Emil Heuser mitfeilt; 2200—2300 Pfennige des Bischofs Otto
uon Henneberg. — Aus Eangenorla wird berichtet: Bei einem
Reubau fand man einen irdenen Topf mit etwa 500 alten münzen,
„die die ungefähre Gröije eines Zehnpfennigstückes haben und
schwach wie Papierblättchen sind“.
(Durch Io eilte französische münzen.) Aus Paris wird
gemeldet: Der Ginanzminisferialausschufj für das münzwesen be-
schlofj den Plan der Ausprägung uon flluminiumscheidemünzen
abzulehnen, er entschlaf) sich für Einführung einer neuen Bronze,
zu 10 u, H. Aluminium und 50 o. H. Kupfer. Aus dieser Eegierung
sollen 5-, 10- und 20-Centimessfücke gemünzt werden, die, damit
man sie nicht mit Goldmünzen uermechsle, in der mitte durch
locht sein sollen.
(Der JTlünzoerkehr in Serbien) Das serbische Ginanz-
mini5terium hat die Aufnahme aller ausländischen Silbermünzen
im Handelsuerkehre, ebenso alle ausländischen Goldmünzen, welche
nicht nach dem Grankensystem ausgeprägt sind, uon dem Verkehr
ausgeschlossen. Dieses Verbot trifft namentlich die in Serbien
stark oerbreiteten österreichischen Dukaten.
(Die neuen 25-Pfennigstücke.) Die Prägung der neuen
deutschen Rickel-25-Pfennige erwies sich als ungewöhnlich kost
spielig. Die münchner münze oerbrauchte für die Prägung der
ersten 400.000 Stück: 60 Stempelpaare.
(Reue JRedaillen.) Gür das 100jährige Jubiläum des
k. Eyzeums in Regensburg befindet sich eine Denkmünze nach
dem Entwurf des mtinchener Bildhauers Hans Schwegerle bei
Karl Pöllath in Schrabenhausen in Vorbereitung. — Bei E. Ch.
Eauer in Rürnberg erschien ein zarter silberner Jtton auf den
Halley’schen Kometen.
Philatelie.
(Die österreichischen Kaiserjubiläumsmarken.) Wir
haben in ausführlicher Weise oon der Emission berichtet, die die
österreichische Postoerwaltung anläßlich des 80. Geburtstages des
Kaisers Granz Josef ueranstaltet Run oerlautbart die n.-ö.
Postdirektion: Zur Geier des 8 . Geburtsfestes des Kaisers wird
die Postoerwaltung die Briefmarken der geltenden Emission vorüber-