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internationale Sammler-Zeitung.
Rümmer 16.
stammt der berühmten Sammlung des Kaufmanns Solly, und
zwar der zweiten Samm ung, die Solly nach dem Übergang der
ersten in den Besiß der Berliner ITtuseen in Cngland anlegte, Als
1847 sein Uachlaß uersteigert wurde, wurde es nicht oeräußert,
sondern blieb im Besiß der Tächter Sollys, die das Bild als Kleinod
hüteten und es ihrer Cieblingsnichte uermachten Vor einigen
Jahren wurde es wieder uon Familienmitgliedern erworben, in
deren Besiß es sich noch jeßf befindet Die Komposition entspricht
dem lTlittelstück der ITtadonna mit dem Baldachin, der llluttcr
mit dem Kinde, so daß die erste Vermutung die ist, es handle sich
uin eine Kopie. Aber der Verg eich zeigt, dafj das Sollybild nur
uon der ITleisferhand herrühren kann, im Gegensaß zu dem Ge
mälde im Palazzo Pitfi, das schülerhaft in der Ausführung ist und
non anderer Hand nollendet wurde, ist die Solly-lTladonna in jeder
Hinsicht ein ITleisferwerk. Hände, Füße und Kopfe sind gleich
wunderbar durchgeführt. Übermalt ist wesentlich nur der Hinter
grund, im übrigen ist das Bild gut erhalten, in der Farbengebung
steht es der ITladonna mit dem bartlosen Joseph am nächsten und
scheint in dieselbe Zeit zu gehören wie die ITtadonna mit dem Tamm.
Bronzen.
(Bronzen aus dem Wallensteinpalast.) Aus Prag
wird uns geschrieben: Unter den Kunstschaffen, die dos schwedische
Heer während des 30 jährigen Krieges in Deutschland und Böhmen
sammelte, befinden sich auch große Bronzefiguren aus dem
Wallensteinschen Palast, der auf der 1648 non den Schweden er
stürmten und geplünderten Kleinseite non Prag liegt, nunmehr
scheint Aussicht zu sein, dafj diese Bronzefiguren, die im Park des
bekannten Schlosses Drottningholm ein Unterkommen gefunden
haben, wieder nach Prag gelangen, allerdings nur in form non
llachbildungen. Hierzu hat nämlich Graf Waldstein, der jetjige
Besiljer des Wallensteinschen Palastes, bei der Verwaltung des
lTationalmuseums die Erlaubnis nachgesucht, und gegenwärtig
ruht die Sache beim König Gustau, da die ITluseumsoermalfung
über die heikle Angelegenheit nicht selbst entscheiden will. Graf
Waldstein beabsichtigt, den Wallensteinschen Palast und Garten
in der ursprünglichen Gestalt hersteilen zu lassen. Als Wallenstein
das Gebäude in den Jahren 1621 — 1630 bauen ließ, hatte Adrian
de fries, ein aus dem Haag stammender Künstler, den bild
hauerischen Schmuck auszuführen. Dazu gehören auch die in
Drottningholm befindlichen Bronzearbeiten, oon denen etliche das
Wallensteinsche Wappen tragen. Diese Arbeiten stellen dar Apollo,
Bacchus mit dem Satyrknaben, Adonis und Venus, eine Taokaon-
gruppe, zwei Fechter, zwei Sirenen, zwei siljende Flufjgötter und
IJeptun. Die drei leßferen Gruppen gehörten ursprünglich zu einem
Springbrunnen, der in Wallensfeins Garten stand.
Handschriften.
(Das ITlanuskript der Pasforalsymphonie.) Durch
Vermittlung eines kunstbegeisterten Bürgers, des Dr. Erich Prieger
ist das überaus kostbare Autogramm uon Beethouens Pasforalsym
phonie für die Stadt Bonn erworben und dem Verein ßeethooen-
haus in Bonn übergeben worden. Jm Jahre 1838 wurde diese
Handschrift für eine geringfügige Summe ins Ausland oerkauft,
wo sie dann über 70 Jahre, zulctgt in England, oerwahrt wurde.
Vor etwa zwei Jahren wurde das ITlanuskript zum ersten Alal
oerschiedenen Bibliotheken und Sammlern des in- und Auslandes
zum Kauf angeboten und zwar zum Preise uon 100.000 mark,
flach langen Verhandlungen ist es nun gelungen, diese Handschrift
für die Heimat zurückzugewinnen. Der stattliche Querfolioband
enthält auf 272 beschriebenen Seiten die uollsfändige Partitur.
Das ganze Werk, das mit den Worten beginnt: „Erwachen heiterer
Empfindungen bei der Ankunft auf dem Tande“, in dem sich so
oiele Züge echt Beethooenschen Humors zeigen wer erinnert
sich nicht der drolligen Stelle, wo der Fagottist des Dorforchesters,
unbeeinflußt oon der übrigen tTlusik, hartnäckig an seinem Einsafj
festhält? — zeigt auch in der Handschrift Beethouens Freude am
Scherz. Da, wo die Vogeistimmen, Aachfigall, Wachtel und Kuckuck
erklingen sollen, trägt er den Kuckuck, dessen musikalische Ver
wendung ihm wohl besonderen Spaß bereitet hat, mit riesengroßen
Buchstaben ein. Die Autogramme der ersten drei Symphonien
sind oerschollen, die anderen fünf Symphonien bewahrt die König-
j liehe Bibliothek zu Berlin.
(Eine Widukind-Handschrift.) Die Königliche Bibliothek
in Berlin erwarb eine Handschrift der berühmten Sachsengeschichfe
Widukinds oon Eoroey, der etwa 1004 als manch in diesem
westfälischen Kloster starb, Die Handschrift stammt aus englischem
Prioatbesiß. Sie wurde im oorigen Winter oon Sothebey in Tondon
oersteigert und konnte nunmehr aus zweiter Hand für die König
liche ßilbl'othek erworben werden. Bisher waren drei Hand
schriften oon Widukinds „Rerum Saxonicarum libri fres“ erhalten,
die, um 067 uerfaßt, ein historisch unschäßbares material für die
Geschichte der Sachsen oor und unter König Heinrich I. und Kaiser
Otto J. in Annalenform enthalten. Georg Waiß hat im dritten Bande
der monumenta Germaniae Historica auf Grund der bisher be
kannten drei Handschriften die beste Ausgabe der Sachsenge
schichte geschaffen. Das Auftauchen der uierten liefert nun eine
neue Überlieferung des Textes und läßt die Hoffnung entstehen,
daß so noch manche heute uermißfe Handschrift wieder ans Tichf
treten wird. Die neue Widukind-Handschrift besißt einen Diel
besseren Text, als die in der berühmten lllanuskriptsammlung oon
ITlonte Eassino, dem Alufterkloster der Benediktiner, und erseßt,
obwohl auch sie selbst erst der zweiten Hälfte des 13. Jahrhun
derts entstammt, in weit höherem maße die oerlorene, sicher noch
1 im 10. Jahrhundert geschriebene gemeinsame niufterhandschrift.
Auf dem Vorsaßblatt trägt sie neben anderen Eintragungen den
Vermerk, daß der Eodex sich im Besiß des Johannes Trithemius,
des berühmten Humanisten und Abtes des St. Jakobklosfers bei
Würzburg, befand. Der um die Wende des 15. und 16. Jahrhunderts
wegen seiner umfassenden Gelehrsamkeit hochangesehene Johann
aus Heidenberg, wie er eigentlich hieß, ist auch selbst als Historiker
heroorgetrefen, hat allerdings in seiner lleigung zu phantastischen
Spielereien seine Annalen oon Hirsau und über den Ursprung der
Franken auf oöllig fingierte Quellen begründet. Von der Hand des
Trithemius geschrieben ist noch eine weitere Eintragung in griechi
scher Geheimschrift auf dem Schlußblaft des Kodex, in der er das
Jahr und das Kloster nennt, oon dem er die Handschrift gegen
ein Exemplar der Werke des hl. Anselmus eintauscht. Bibliothekar
Dr. 6. Jacobs hat mit Hilfe der Polygraphia des Johannes Trithe
mius, seiner Anleitung zu einer Geheimschrift, festgesfellt, daß
der neue Berliner Kodex 1492 oom Kölner Pantaleon-Kloster
erworben wurde.
numi5matik.
(Zum 80, Geburtstag des Kaisers Franz Josef.) Die
Erinnerung an den achtzigsten Geburtstag des Kaisers Franz Josef
wird, wie mir erfahren, auch in einer Plakette ueremigt, zu der
der JTlonarch wiederholt dem Wiener Kammermedailleur Pro
fessor Rudolf ITlarschall gzsessen und die mit einem Faksimile
des Kaisers geziert ist. Die Plakette, in Goldbronze ausgeführf,
zeigt den Kaiser in ITlarschalls-Uniform, darüber befindet sich in
der charakteristischen Handschrift des Kaisers die Widmung: „In
treuer Zueignung. FranzJosef“ und das Datum „18. August
1910“. Wie schon die besondere Form der Widmung erkennen
läßt, ist die Plakette nur für Persönlichkeiten bestimmt, die dem
lAonarchen nahestehen: außer Mitgliedern des Kaiserhauses dürften
nur wenige der Auszeichnung teilhaft werden, eine solche Plakette
zu erhalten.
(Falsche 50 Pfennigstücke.) Aus Berlin wird uns ge
schrieben: Falsche Fünfzigpfennigstücke sind jeßt stark im Umlaufe.
Sie sind so uorzügiieh ausgeführt, daß man sie kaum oon echten
unterscheiden kann. Um allen Zweifel an der Echtheit der münzen
zu beheben, ist es aber nur notwendig, ein wenig mit einem Höllen
steinstift auf dem Geldstück zu reiben. Die falschen Stücke erhalten
dabei einen schwarzen Strich, die echten dagegen bleiben farblos.