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Internationale SammI e r - 2 e i t u n tj. 
Rümmer 16 
Bestimmung boten diese Verhältnisse des Prioothouses natürlich 
mancherlei Schmierigkeiten, sodafj der neue Konseroator unserer 
Sammlungen, Prof. Wiegenrath, keine leichte Arbeit hatte, bis j 
auch architektonisch im Innern eine einheitliche befriedigende Wir 
kung, die Übereinstimmung oon Raum und ausgestellten Werken 
geschaffen mar. Dies ist ihm oorziiglich gelungen Das Stiegenhaus, j 
der altdeutsche und der japanische Saal befriedigen auch den 
mählerischsten Geschmack. 
Von den Schäden, die das neue ITluseum birgt, sei zuerst j 
das japanische Zimmer genannt. Die Stadt uerdankt es den | 
Bemühungen des Professors Grofje. Die Sammlung in dem stil- 
doII eingerichteten Zimmer ist nicht sehr grofj, aber dafür erlesen, j 
In einem Gelalj der einen Wand mit breit auffallendem Picht hängen I 
zmei Gemälde des großen japanischen llleisters ITleisthio, mit 
dem die japanische Renaissance beginnt, den Gott der Sanftmut j 
terisieren den Gott der Sanftmut, energisch gespannte seinen Wider 
part. Beide Bilder sind für unseren europäischen Geschmack j 
uielleicht etroas zu stark in den mittein, aber schliefjlich sind es ! 
eben doch dieselben mittel, die auch bei uns der Charakterisierung I 
dienen, fast noch mehr läfjt sich diese Beobachtung bei den zahl 
reichen Iliasken machen, die uon den Wänden herab auf den | 
Beschauer herunter grinsen. Alle Variationen menschlicher Gefühle 
sind da uertreten und ohne uiel Detailarbeit mit uerblüffender 
rtaturmahrheit in roenigen Zügen herausgearbeifet. Illeist natürlich . 
ins Groteske uerzerrt und zu stark betont, doch immer mit einer 
Wirkung, die den llleister der Pantomime uerrät. Aber, so scheint 
mir, ohne jene tiefere Wirkung, die auch nach dem Betrachten im 
Beschauer noch nachklingf. für den roeiteren Ausbau dieses | 
Teiles der Sammlung dürfte ruohl auch dieser Gesichtspunkt zu 
erwägen. sein. Was uns die Japaner oor allem bieten können, j 
ist ihre hochentwickelte Technik, uon der die ausgestellten malten 
Ille alloasen mit ihrer herrlichen Patina, die Keramikmerke, färben- | 
holzschnitte und die reiche Sammlung oon Schwerfstichblättern, die 
Hofrat Grub er dem llluseum schenkte, die höchste Vorstellung 
geben. Hier ist das Verstehen leichter, die freude an der An 
schauung jedenfalls unmittelbarer, und der Binflufj, den solche 
Werke auf unser modernes Kunstgewebe ausgeübt hoben, ohne 
weiteres uerständlich. 
Ich übergehe die übrigen Räume des unteren Geschäftes, 
die zur Zeit, und das soll auch künftighin so gehalten werden, 
wechselnden Ausstellungen belehrender Art dienen, und führe gleich 
in das Treppenhaus, das als heller Oberlichthof für den eintre 
tenden gleich die nötige Stimmung schafft. Bin oberrheinisches 
Altarwerk in sieben Tafeln, das der mitte des 15. Jahrhunderts 
angehören mag, gibt in mittlerer Höhe der Wand mit seinen 
kräftigen farbentönen auf leuchtendem Goldgrund einen wirksamen 
Hintergrund. Cinks und rechts dauon an den Geschofjgalerien und 
an den Wänden als breite kräftige friese die reiche Teppich- 
Sammlung der Stadt Bin guter Teil dieser Teppiche ist in 
freiburg selbst entstanden, und dies sind gerade die wertuollen 
nialtesertcppiche aus der Zeit um J 350 oder 1540 mit phantastischen 
Darstellungen aus der damaligen Ritterpoesie. Von demselben 
Patriziergeschlecht stammt ein mächtiger, etwa gleichzeitiger Teppich, 
mit orientalischen Anklängen. Die übrigen Teppiche stammen aus 
dem 15. Jahrhundert und zeigen religiöse Darstellungen, wie der 
wunderbar frische ITtarienteppich und andere, oder dienten doch 
kirchlichem Gebrauch, wie ein reichornamentierter Tofenteppich I 
mit seltsamer Cederstickerei uon silbrigem Ton. Bei allen Stücken 
überrascht die auch durch die Jahrhunderte hindurch kaum ge 
schwächte Kraft der färben. Sie bilden in ihrer einfachen, kräftigen 
Charakterisierung einen auffallenden Gegensafj zu den glanzuollen 
klösterlichen Seidenstickereien aus dem 18. Jahrhundert, die bei 
aller Pracht den Vergleich nicht entfernt aushalten. 
Sobald einmal die nötigen Räume zur Verfügung stehen, 
sollen zur Erzielung einer einheitlichen Wirkung die älteren Teppiche ! 
in einem besonderen Saal zur Ausstellung gelangen. Vorerst I 
mufjfe aufjer dem Sfiegenhaus auch noch ein kleiner Teil zur Aus 
stattung des altdeutschen Zimmers dienen, Bin paar schmale 
Teppiche sind da als leuchtende Bordüren angebracht, eine grofje 
breite llische ist oon zwei weiblichen Holzskulpturen flankiert, 
einer spätgotischen lllargarete und einer hochgotischen ITlaria ITtagda- 
lena non erhabener Schlichtheit und Gröfje, die in ihrer jetjigen 
Aufstellung uielleicht durch eine kleine Verschiebung, die auch die 
Seitenkonturen zur Wirkung kommen liefje, noch bedeutend ge 
winnen könnte. Zwischen diesen beiden Skulpturen hängt eine 
leuchtende, figurenreiche Kreuzigungsszene um dem erst neuerdings 
durch Bessert wieder zur Diskussion gestellten ITleisfer des Haus 
buchs. Die Aufstellung des Bildes ist eine uorzügliche und läfjt 
alle seine feinheiten uall zur Geltung kommen. Rur einen Wunsch 
empfindet man doch bei seiner Betrachtung; dafj nämlich der Be- 
siljer der zugehörigen flügelbilder, die ebenfalls in freiburgcr 
Prinatbesitj sind, dem lAuseum seine Schä'ge zur Verfügung stellen 
möge. Unweit uon der Kreuzigung hängt ein „Schmerzensmann“ 
uon Baldung-Grien, zwar undatiert, aber jedenfalls während des 
freiburger Aufenthaltes des Künstlers entstanden Der Ausdruck 
des dornengekrönten Heilandes ist tiefergreifend, ebenso Haltung 
und Geberde der Gottesmutter. Die Wirkung märe noch eine tiefere, 
hätte der JTleister nicht nach seiner gewohnten Art einen Liber 
reichtum oon kleinen Putten angebracht, die nach ihrer Weise, 
manchmal recht weinerlich sich betätigen. So ist die Komposition 
des Bildes für die Gröfje des Gegenstandes nicht einfach genug. 
Die koloristische Behandlung ist eine uorzügliche und behauptet 
sich selbst neben dem gegenüberhängenden Gemälde uon Grüne 
wald, das die Gründungslegende der römischen Kirche ITlaria zum 
Schein darstellt Wenige farbenmitfel, eine breite fläche Weifj und 
dazu uiel Rot, erzielen da eine frappante Wirkung. Das Seifenlicht, 
welches das Bild gegenmäitig trifft, ist aufs sorgfältigste berechnet 
und tut das Seine, um das Bild zur Geltung kommen zu lassen. 
Das Gleiche gilt für die Darstellung der heiligen Elisabeth des 
llleisters Dünmegge, die gegenüber hängt. Kräftige färben und 
scharfe Charakteristik der dargestellten Bettler zeichnen das 
Bild aus. 
Von Italienern besitjt unsere Sammlung nur wenige un- 
benan ite Stücke und ein paar gute alte Kopien. Das Gleiche gili 
uon den Riederländern. Die franzosen oertritt Poussin und 
dann Rigaud mit einem sehr guten Porträt Voltaires. Von den 
neueren lllalern seien genannt feuerbach mit einigen Jugend 
arbeiten, Stuck mit einem frauenbildnis auf leuchtend rotem 
Hintergrund, dann Spiljweg mit einer Versuchung des heiligen 
Antonius, die indes in ihrer nebelhaften Unklarheit für die Tugend 
des Heiligen keine ernsten Besorgnisse einfläfjt. Bin Kabinettstück 
desselben llleisters ist dagegen eine phantastische Szene, wie ein 
weinfroher Rlusikant in toller Daune dem Gehängten am Galgen 
aufspielt. Wer das Gruseln lernen will und über genügend Phantasie 
uerfügt, um künstlerische Eindrücke festzuhalten und weiter zu oer 
arbeiten, kann hier auf seine Rechnung kommen, lllit merkwürdig 
einfachen Rütteln scheint das Bild gemalt zu sein. Dunkle Schatten 
und Gestalten, phantastisch zerrissenes Gewölk oor einem Stückchen 
fahlen Himmels, in dessen Schein sich der Galgen und die dunkle, 
baumelnde Gestalt des Gehängten genügend scharf abhebt. Das 
ist alles! Es beruhigt die Heroen, uon dieser Szene zu den Ge 
mälden uon Thiima sich zu wenden, die als wirksamer Kontrast 
ganz in der llähe hängen, Jesus bei llikodemus, eine (Landschaft, 
Rheingoldnixen. Die Bilder sind bekannt. Gerne erwähne ich zum 
Schlufj den Cugo-Saal. Hugo kann fast als freiburger gelten und 
uerdient daher die besondere Pflege, die ihm hier zu teil geworden 
ist. Br ist ein llleister in der heroischen (Landschaft und liebt es, 
geheimnisuolles Waldesdunkel uor Ausblicke in sonnenüberschienene 
(Landschaften zu setjen. Das ergibt wunderuolle Kontraste und 
Stimmungen und oerlockt zu stillem Träumen und Sinnen, merk 
würdig, daij der Künstler perlor, sobald er sich oon Thoma beein 
flussen lief], Ulan kann das an den uorhandenen Bildern mit Er 
staunen erkennen. (Leider ist der uor einigen Jahren uerstorbene 
llleister noch uiel zu wenig bekannt. 
noch mancherlei wäre zu nennen. Selbstuerständlich auch 
noch manche Wünsche. Sollte es sich z. B. nicht ermöglichen lassen, 
dafj der freiburger Kunstoerein seine Bilder uon feuerbach im
	        
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