Hummer 1 7.
Internationale Samm 1 er-Zeitung.
Seite 265.
Chronik.
Flutographen.
(Seltene Briefe.) Die Versteigerung oon Schriftstücken
berühmter Persönlichkeiten bei ?rederik titulier & Cu. in Amster
dam brachte einen hochinteressanten Brief oon Schiller an Goethe
(ohne Datum). „Ich mar krank, Anfall oon fieber und Cholera,
und konnte leider bei der Reunion gestern nicht anmesend sein,
aber ich hoffe, bei der morgigen Vorstellung assistieren zu können.
Haben Sie die Güte, mir den Euripides, uienn Sie ihn jeßt nicht
brauchen, wenigstens den Band, welcher tun enthält, zu schicken.
Cr wird mir eine angenehme Beschäftigung geben, und mir das
morgende Stück geläufiger machen.“ Der Brief erzielte 500 Utk. —
Vom Präsidenten George Washington war ein politischer Brief
oom Jahre 1785 an den Obersten Will et, und oon Benjamin
?ranklin waren wichtige Aatizcn über seine 1751 begründete
„Philadelphia Cibrary“ (470 nik.). — Cin charakteristischer Brief
oon Jean Jacques Rousseau oom Jahre 1762 mar an den Verleger
seiner ersten Werke gerichtet; der bedeutende niederländische
Staatsmann HugoGrotius uerbreitete sich in einem Schreiben aus
Paris oom Jahre 1641 eingehend über den Krieg zu jener Zeit in
frankreich und in Deutschland (5l5JYlk). — Zwei sehr interessante
Briefe waren oom Papste Ceo X. an den Crzbischof Albert oon
ITlainz gerichtet; der Inhalt dreht sich nur um die Person oon Ulrich
oon Hutten und seine erschienenen Werke (570 ITlk.). — Philipp
ITlelanchthon mar mit zwei Briefen oertreten, einem lateinischen
oom Jahre 1541, der oon der beoorstehenden Konferenz mit Doktor
Cckius in Worms handelt, und mit einem an einen Prinzen ge
richteten deutschen Briefe, datiert: „Torgen uff das ‘fest der heiligen
engellen 1552“, worin er für die Stellung eines Superindenten den
Christoph Sischer oorschlägt (350 111k.). — Vom Reformator Theodor
Beza, dem llachfolger Caloins, waren zwei Briefe aus Genf oon
1595 an den Theologen lllarfinus Cydius, die 390 111k. brachten.—
Cord Byron klagt in einem Schreiben oom 12. februar 1825 aus
Genf dem Card J. W. Webster, wie furchtbar ihn sein fortwährendes
Kranksein plage; oom berühmten holländischen Dichter Jost oan
den Vondel war ein Brief an Constantin Huygens, dem er das
erste Cxemplar seiner Virgilüberseßung widmet. — Hochinteressant
ist der Inhalt eines Briefes des Königs Couis XVIII. oon frank-
reich, dem Bruder oon Couis XVI., an den König oon Schweden
über die abenteuerliche flucht oon ItlarieAntoi n ette und Ca uisXVI.
aus den Tuilerien in der flacht oom 20. zum 21. Juni 1791. Die
größte Schwierigkeit lag darin, dem furchtsamen Könige die Über
zeugung beizubringen, dal) der einzuschlagende Weg oollständig
sicher wäre. Am Schluß des Briefes steht, daß Couis XVIII. dieses
Schriftstück dem Könige oon Schweden persönlich während seines
Badeaufenthaltes in Aachen am 5. Juli 1791 überreichte. — Von
Karl V., Deutscher Kaiser und König oon Spanien, war ein poli
tisches Handschreiben an Couis XIL, König oon frankreich, oon
Alexander farnese, Prinz oon Parma, cin wichtiger Brief an den
fllagistrat oon Geuda über den Krieg oon 80 Jahren. — Über eine
inhaltreiche Unterredung mit Itapoleon I., welche 1814 stattfand,
oerbreitet sich auf einem acht Seiten langen ITtanuskript der franzö
sische Schriftsteller Chateaubriand; oom berüchtigten Abenteurer
Casanooa war als Seltenheit ein italienischer Brief schwülstigen
Inhalts, datiert Prag 1788, oom berühmten Physiker Huygens
stammten wissenschaftliche Briefe und eine große Seltenheit war
das Dokument, oom Seehelden Admiral ITlichael Adrienszoon de
Ruyter geschrieben. 1100 Illk. zusammen wurde erzielt.
Bibliophilie.
(Cin lleudruck der sogenannten 42zeiligen Guten
bergbibel) wird , oom Inseloerlag angekündigt. Dieses Werk ist
zugleich eine der noch heute oorbildlichen Großtaten des Buch
gewerbes und der Abschluß des ersten entwicklnngsstadiums der
Gutenbergschen Kunst, worüber Bibliotheksdirektor Geheimer Rat
Dr. Schwenke (Berlin), der Ceiter des Unternehmens, in einem
Supplementbande mit Reproduktion der erhaltenen Probeblälter
ausführlich berichten wird. Die 42zeitige Gutenbergbibel selbst
umfaßt beinahe 1300 Seifen, oon denen etwa 100 mit JTliniaturen
in färbe und Gold geschmückt sind. Der genannte Verlag läßt
durch die firma Albert frisch in Berlin, die soeben in der Wieder
gabe des Breviarium Hrimani eine ähnliche Aufgabe gelöst hat;
300 Exemplare auf Papier zum Preise oon 700 Ulk. (gebunden
900 Jlfk.) und außerdem bis zu 20 Exemplaren auf Pergament
zum Preise oon 3000 ITlk. herstellen.
(Griechische Urkunden aus Ägypten.) Die Wissen
schaftliche Gesellschaft zu Strafjbur,g, die u. a. die Akten
der altkirchlichen Konzilien herausgibt, hat auf Grund einer Stiftung
oon 5000 Alk., die ihr oon einem lllitgliede gemacht morden ist,
als neue Publikation die Herausgabe eines Sammelbuches griechi
scher Urkunden aus Ägypten beschlossen.
(220 ITl i 11 i o n e n Bibeln o e r k a u f t). Aus £ o n d o n wird
berichtet: Der soeben erschienene Jahresbericht der Britischen und
Ausländischen Bibelgesellschaft gibt ein interessantes Bild oon
der wachsenden Ausbreitung des Christentums im fernen Osten,
mehr als eine ITlillion Bibeln ist nach China gesandt worden und
daoon wurden nicht weniger als 99 Prozent oerkauft. In Korea
wurden 355.000 Exemplare abgeseßt und in Japan 305.000. In
Indien, Birma und in Ceylon fanden insgesamt 780.000
Bibeln Abnehmer. Im oergangenen Jahre wurden oon Condon nicht
weniger als 2395 Kisten oersandt, die ein Gewicht oon 293 Tons
repräsentieren und ausschließlich Bibelexemplare enthielten. Aber
dies ist nur ein Viertel der Buchproduktion der Bibelgesellschaft,
denn die meisten Ausgaben werden in den betreffenden Cändern
selbst gedruckt. Bisher hat die Gesellschaft 424 uerschiedene Bibel-
ausgaben oeranstalfet; 75 daoon entfallen auf Europa, 152 auf
die asiatischen Sprachen und Dialekte, 103 auf die afrikanischen
üegersprachen, 52 auf Amerika und 62 auf Australien und Poly
nesien. Seit dem Jahre 1804 sind insgesamt 220 ITlillionen Exem
plare der Bibel oon der Gesellschaft ausgegeben worden.
Bilder.
(fund oon oan Dyck-Bildern.) Vor kurzem wurden in
Goch (Rheinprooinz) in einem Candhause alte Gemälde entdeckt.
Sachoersfändige erklären übereinstimmend, daß es sich um Bilder
oon oan Dyck und um eines oon dem holländischen ITlaler
Wouoermans handelt. Die Gemälde, die im Besiß des Auffinders
bleiben, sollen im Kaiser Wilhelm-llfuseum zu Krefeld aufgesfellt
werden.
(Ein florabild.) Im früheren Wesendonck-Zimmer des
Kaiser friedrich-ITluseums in Berlin, in dem zurzeit noch
die flora-Ausstellung stattfindet, ist seit kurzem ein floragemälde
ausgestellt, das aus Prioatbesitz der Galerie zum Kauf angeboten
sein soll. Es ist nicht die gleiche Komposition wie die der Büste,
sondern mehr die der ITlona Cisa mit übereinander gelegten Armen,
oon der die Photographien oon zwei anderen Exemplaren bereits
ausgestellt waren. Der Künstler, der dieses Exemplar kopierte,
ein Italiener des 17. Jahrhunderts, stellte die nackte Halbfigur, um
sie noch deutlicher als flara zu bezeichnen, in wenig geschmack-
ooller Weise mitten in blühende Blumen, deren Anordnung und
Behandlung ihn als llachfolger des in Italien damals hochgcschäßten
Blumen-Breughel zeigen. Auch dies Bild beweist, wie hoch die
Wachsbüste über allen diesen llachbildungen steht, zugleich aber
auch, wie populär das ITlotio bis in das 17. Jahrhundert hinein mar.
(Werfoolle ITlalereien). Aus flensburg wird ge
schrieben : Die St. Johanniskirche in flensburg wird zurzeit einer
umfassenden Renooation unterzogen. Es gilt zur Hauptsache dem
Bau, der nachweislich im 12. Jahrhundert aufgeführt wurde, durch
Einseßen großer Bogenfenster statt der bisherigen kleinen fenster,
eine bessere Beleuchtung zu geben. Bei dem Einbau eines anderen