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Dinge heute gestattet, erhellt nur wieder, wie vernachlässigt die ein-
heimische Kunstforschung zur Zeit noch ist. Gewiss waren Pandolüni,
della Rovere, König und vielleicht auch noch Andere der hier in diesen
urkundlichen Angaben Genannten ausgezeichnete Künstler des Edelstein-,
Halbedelstein- und Krystallsclmittes, vielleicht ebenso hervorragend als so
manche Namen des Kunstgewerbes jener Zeit, welche heute selbst jeder
oberflächliche Kenner der Kunstgeschichte von damals alltäglich im Munde
führt; vielleicht, und zwar sehr möglich, sind eine ganze, stattliche Reihe
der auserlesensten Prachtgefäläe aus Jaspis, Onyx, Chalcedon, Achat,
Heliotrop, Bergkrystall und Rauchtopas ihr Werk, welche heute noch in
dem Kunsthistorischen Museum des Kaiserhauses als Anonyma in dessen
Katalog figuriren, aber die erbarmungslose Zeit ist mit dern Pfluge der
Vergessenheit über sie und ihre Namen leider hinweggegangen und wir
Nachgeborenen besitzen auf der einen Seite nur mehr die todten Acten,
welche die Namen jener Meister nennen, und auf der anderen Seite blos
die erhaltenen Kunstproducte, denen absolut kein Bezug auf die Künstler,
die sie schufen, abzusehen ist. Wieder taucht da die alte Klage des
Kunsthistorikers empor, dass unsere Barocke in Oesterreich leider so
wenig gethan hat, um für zeitgenössische Aufzeichnungen über das
Kunstleben der Epoche zu sorgen, dass ferner leider niemals zu jener
Zeit irgend Jemand zur Feder gegriffen habe, um der Nachwelt etwas
Zusammenhängendes über die Kunstthätigkeit seiner Zeit aufzubewahren,
wie etwa ein Vasari es in der Renaissanceperiode in's Werk gesetzt hat.
So bleibt denn der heutigen Forschung freilich nichts als Trümmerwerk
und Stücltwerk übrig, aber auch damit müssen wir wenigstens der
Heimat in ihrer Bedeutung für die Kunstgeschichte die Ehre geben, die
ihr gebührt.
Zur Geschichte des altägyptischen Schmuckes.
Von Jos. Folneaics.
(Schluss)
Die lange Zeit des Gedeihens hatte naturgemäß ein immer weiteres
Umsichgreifen des Wohlstandes nach unten zur Folge. Eine eigenthüm-
liche Atmosphäre fröhlichen Behagens scheint über das Land gebreitet
und lässt sich aus mannigfachen Darstellungen deutlich heraus empfinden.
Musik, Tanz und gesellschaftliche Unterhaltung linden wir zu keiner Zeit
so häufig abgebildet wie jetzt. Bekränzte und mit Stickereien geschmückte
Weinkrüge stehen in der Nähe lustiger Zecher, Blumen schmücken Speisen
und Getränke, die Frauen stecken sich Blüthen in's Haar oder halten
sich solche zum Riechen hin. Anmuthige Tänzerinnen und Musikantinnen
iproduciren sich vor einem behaglich gruppirten Kreis von Zuhörern,
Mädchen und Frauen weilen traulich beieinander, beschäftigen sich mit
Toilette, schmücken sich mit zierlichen Krägen, oder träufeln sich