tlummer 19
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internationale Sammler-Zeitung.
Die Porzellansammlung louröan.
Seit der Auktion der grofzen keramischen Sammlung Hermann
finden hat in Berlin keine größere Versteigerung einer Porzellan-
sammlung statfgefunden. Rudolf Cepke zeigt nun für den 18. d. m.
die Versteigerung der Porzellansammlung Karl Jourdan in Frank
furt a. ITi. an, die sich an Umfang und Qualität den berühmten
Vorgängerinnen Fischer, Clemm und finden anschliefjt. Aber
nicht nur die Beschaffenheit der einzelnen Stücke roird die Wert
schätzung des Sammlers befriedigen, auch kunstgeschichtlich bietet
die Sammlung aufjerordenflich oiel des Interessanten und Wert-
uollen und liefert dadurch roeifere Beiträge zur fösung der noch
so zahlreichen Rätsel der Geschichte des Porzellans und seiner Kleister.
Das Hauptinteresse Jourdans gehörte den süddeutschen
Alanufakturen, die seif Hirth (ITlünchen 18Q<9) erst die ihnen ge-
bürende Wertschätzung gefunden haben, Vor allem sind sie nicht
nur numerisch, sondern auch künstlerisch glänzend oerfreten,
Hudwigsburg mit den berühmten Rundgruppen und den Gruppen
Fig. 2. Der spanische Kopitän.
Frankenthal ist in seiner ganzen Entwicklung bis zum flin
tritte Fllelchiors sehr gut oertreten. Wir heben heroor die Arbeiten
Konrad Cinks, u. zru. „Eintracht in der Ehe“, „Zwietracht in der
Ehe“ und „Der Raub der Sabinnerinnen.“
Interessante Aufschlüsse gibt die Sammlung über die Früh
zeit der „Churfürstlich-rrtainzischen Höchster Porcellaine-Fabrique“.
Insbesondere ist es eine Folge italienischer Komödianten, die den
Schlüssel für Feilner’s Tätigkeit als HTodelleur in Höchst bietet.
Von den fünf im Katalog abgebildeten Figuren reproduzieren mir
hier zwei:
Fig. 2. „Der spanische Kapitän.“ Der Körper ist in Angriffs
stellung scharf nach rechts gewandt, der rechte Fufz ein wenig uor-
gesetzt, der linke eingezogen, die linke Hand umklammert die
schwarze Scheide, die Rechte halt in Schulterhöhe den Degen. Der
Kopf ist scharf rechts gewandt. Der Kapitän trägt ein meifjes,
zipfeliges Barett, oorn mit blauer, gebogter Kante, über der linken
und Figuren des Tanzes zu Zweien und zu Dreien, die durch £eo
Ballt dem Pierre Francois Uejeune zugeschrieben werden und
die man bisher für Werke des F. A Pu st et 1 i hielt.
Ein bedeutendes Kontingent stellen die bayrischen lllanufak-
turen llymphenburg, Frankenthal und Ansbach. Der größte Teil
dieser Abteilung ist weiteren Kreisen durch die Ausstellung im
Bayerischen Ilationalmuseum, llliinchen 1909 (siehe 11 r. 15 des
ersten Jahrgangs der „Intern. Sammler-Zeitung“) bekannt geworden.
Es genügt daher bei Hymphenburg auf drei Arbeiten uon Bastelli
„die Büste des Grafen oon Rheinstein", „Die Teegruppe“ und „Das
Tiebespaar an der Ruine“, bei Ansbach auf die Serie uon Göffer-
figuren hinzuweisen, die dem trefflichen lllodelleur Johann Friedrich
Kaendler, dem Vetter des berühmten Porzellanplastikers Johann
Joachim Kaendler, zugeschrieben werden, man begegnet ihnen
noch oft mit der Bezeichnung Chelsea oder Thüringen Die kleineren
Gruppen und Figuren, die häufig als Blindsfempel das Ansbacher
Wappen am Boden tragen, sind das Werk des Bildhauers Taut,
des llachfolger Kaendlers.
Schulter hängt ein Dolman. Der enganliegende Rock ist uom Säbel
gurt an gefaltet, die lange, weitze Hose an den blähten und Rändern
mit blauen, gebogten Borten oersehen. Die Schuhe sind gelb. Der
Sockel steht auf einem hohem, oierseifigen, an den Ecken abge
schrägten und geschweiften Postament, dessen oorderes Feld flach
ausgehahen und mit einer kleinen Racaille oersehen ist. Hinten,
bis etwa Kniehöhe, befindet sich ein Baumstamm. Eine lllarke
hat das Stück nicht, das eingeprefjte Formerzeichen ist P I.
Fig. 5 zeigt einen springenden Scaramulz. Der linke Fufz
ist weit uargestreckt, in der rechten Hand hält der Scaramulz zwei
Briefe, in der linken einen blauen Geldbeutel. Die Kleidung besteht
aus einem schwarzen, breiten, faltigen Barett, weifzem Halskragen,
schwarzem Rack, Kniehose und ITlantel mit roten Borten, schwarzen
Gamaschen und meifjen Schuhen mit blauen Schleifen. Um die
tenden ist eine gelbe Schnur gebunden. Der Sockel stimmt mit
dem oon Figur 2 überein. Der Baumstamm ist gelb, grün und
blau betupft. Auch diese Figur hat keine lllarke, eingeprefjt sind:
J. G. und ein Buchstabe in Fraktur.