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Internationale Sammler-Zeitung. Flummer 20 
das Gemälde untersucht und es als ein echtes Porträt des Sir 
Thomas ITlorc uon Albrecht Dürer identifiziert hätte. Sobald ITlr. 
Carter sich darüber klar mar, dafj er einen interessanten Sund 
gemacht hafte, unternahm er Schritte, das Gemälde der Kirche 
zu sichern. 
(Der Untergrund ei nes Gemäl des.) Sin Pariser Kunst 
kenner, erzählt der figaro, forschte nor einiger Zeit bei den itali 
enischen Althandlern nach unbekannten Schäden und hatte das 
Glück, in einer kleinen lombardischen Stadt einen Raphael uon 
unzweifelhafter Echtheit zu entdecken. Cs gelang ihm, das Gemälde 
zu erwerben und nun galt es, troß dem gesetzlichen flusfuhroerbot 
die kostbare Ceinmand über die Grenze zu bringen. Cs gibt für 
derartige Sähe in Italien Spezialisten, die den Gesehen ihrer Heimat 
ein Schnippchen schlagen, und ein solcher erteilte dem glücklichen 
Crwerber den Rat, das Bild übermalen zu lassen. Gesagt, getan, i 
Über den Raphael wurde ein Bildnis des Königs Humbert gemalt, 
und die Zöllner liefen das Stück unbeanstandet durch. In Paris 
hatte der Sammler nichts eiligeres zu tun, als die leichte Sarben- 
schicht wieder entfernen zu lassen. ITlan hatte ihm oersichert, dal) 
das keine Schwierigkeiten machen würde und das traf auch zu, 
so gut, daß nicht nur König Humbert uerblafjte und oerschwand, 
sondern auch der Raphael sehr bald ein anderes Bild durchscheinen 
lief;, das dann oon öeschichtskennern als dasjenige - Garibaldis 
festgestellt wurde. 
Handschriften. 
(Reue Bruchstücke der Weingartner-Propheten 
handschrift) hat jetzt Oberbibliothekar Dr. Karl Scherer in der 
Suldaer Handelsbibliothek aufgefunden. Sie fanden sich auf der 
Innenseite des Deckels einer flmbrosiasterhandschriff des 10. Jahr 
hunderts. Zunächst dem fluge durch Papier entzogen kamen hier 
zwei zu derselben Tage gehörige Blätter der Prophetenhandschrift 
zum Vorschein, ein in früherer Zeit angestellter Versuch, das 
Pergament mit IResser und Schabinstrumenten oom Holzdeckel zu 
entfernen, hat zu einer geradezu barbarischen Verstümmelung der 
Blätter geführt, der ganze Zeilen zum Opfer fielen. Jetzt wurden, 
wie der Entdecker in der Zeitschrift für die alttesfamentliche Wissen 
schaft mitteilt, die Blätter erst abgelöst, nachdem eine getreue photo 
graphische flufnahme gemacht worden war. Weitere Reste der 
Handschrift kamen auf dem Deckel einer Handschrift zutage, die 
den Esaiaskommentar des Josephus Scotus und Bedas Erklärung 
des Cukaseoangeliums enthält. Bei der flblösungsarbeit wurde 
dann Scherer noch zur Auffindung oon oier Pergamentstreifen ge 
fühlt, die zwischen den Bünden fest aufgeklebt waren man wird 
also gut tun, auch den Einbandrücken- Beachtung zu schenken, be 
sonders die Handschriften, deren Deckel Fragmente enthielten, noch 
einmal daraufhin durchzusehen. Hm Hinterdecke] fanden sich Teile 
desselben Doppelblattes der Weingartner Handschrift. Die neu 
gewonnenen Fragmente der Prophetenhandschrift bieten Teile des 
Ezechiel. 
Dumi5matik. 
(Cin unedierter Aureus Aurelians.) Dieser Tage ge 
langte in den Besitz des Wiener ITlünzenhändlers Wilhelm Trinks 
ein sehr schöner Aureus des Kaisers Aurelian, der oon den bei 
Cohen V. Ilr. 57, Rohde 54 beschriebenen Stücken insoferne ab 
weicht, als hier das Porträt nach links gehalten ist, während es auf 
den bisher bekannten Stücken oon rechts aufgenommen ist. Die 
Umschrift im Aoers lautet: HTPO AVR.ELTANVS AVG-. Brustbild 
nach links mit Corbeerkranz, Kürafj und Paludament. Reoers: 
VIRTVS ILOVRTOI. IRars nach rechts schreitend mit Tanze und 
geschulter Trophäe, oor ihm ein sitzender Gefangener. Das Gewicht 
der lllünze beträgt 5 p 6 Gramm. 
(Alte belgische münzen.) Bei Pulderbosch (in der 
belgischen Campine) ist auf dem Grundstück eines llotars ein 
interessanter JTlünzfund gemacht worden. Cr besteht aus nahezu 
200 Stücken in Silber- und Scheidemünzen aus dem 11. und 
14. Jahrhundert, oon denen die letztem sehr gut erhalten sind. 
Cs handelt sich um münzen oerschiedenartigster Prägung und 
Herkunft und man glaubt, dafj sie uon einem münzensammler 
früherer Zeit herrühren. Cs sind zum grofjen Teil belgische 
lllünzen, die in Flandern, Brabant und dem Hennegau geprägt 
wurden, doch finden sich auch englische und holländische darunter 
und unter den letztgenannten soll ein Heller mit dem Kopf 
Johanns II. (1500-1304) ein sehr seltenes Stück sein. Auch 
französische münzen aus dem 14. Jahrhundert, aus der Touraine, 
der Champagne sind oertreten. Cin Teil des Sundes ist oon dem 
Cigentümer dein numismatischen Kabinett der Stadt Gent angc- 
boten morden, 
(Die ITlünzoersteigerung lllerzbacher.) Durch Dr. C. 
nierzbacher llachf. in Hlünchen ist soeben ein bemerkenswerter 
Katalog über eine demnächstige Versteigerung einiger Sammlungen 
antiker griechischer und römischer lllünzen zur Ausgabe ge 
langt. Ihm sind in 51 Tafeln die besten und wertoollsten Stücke 
in oortrefflichen Abbildungen beigefügf. letztere durch die bekannte 
! firma ?. Bruckmann in Hlünchen ausgeführt, stellt wohl das Beste 
und Vollendetste dar, was auf diesem Gebiete der Phototypie bisher 
geleistet wurde. Die meisten Illiinzbilder sind oon solch oollendeter 
Plastik, dafj man glaubt, die Originale oor sich zu haben. Der 
Katalog ist hierdurch nicht nur allen Sammlern antiker lllünzen, 
sondern auch Archäologen, Künstlern zum Studium der antiken 
Kleinplastik angelegentlich zu empfehlen. Der Inhalt zerfällt in 
zwei Teile. 1m ersten werden antike lllünzen, ca. 1000 Stück, genau 
beschrieben, bei oielen sind geschichtliche und kuns+historische 
Daten zur Erläuterung beigefügt, man sieht aus ihnen, dafj ein 
gelehrter, gewiegter llumismatiker oom fach der Verfasser war, 
• der die schwierige IRaterie spielend überwand. Die Herkunft der 
lllünzen erstreckt sich auf alle Cander des antiken Griechenlands, 
Italien, Sizilien, IRazedonien, Thrazien, die griechischen Inseln, 
Kolonien, Kleinasien, Ägypten und Afrika. Die Erhaltung aller 
lllünzen ist durchweg eine sehr gute, da die Besitzer der Samm 
lungen anscheinend nur sehr schön erhaltene Stücke diesen einge 
fügt haben, namentlich sind die lllünzen eines französischen 
Sammlers heroorragend durch treffliche Erhaltung, besonders die 
münzen kleinsten Umfanges, wie Drachmen, Halbdrachmen, Obolen 
aus dem 5. und 4. Jahrhundert o. Ehr., deren Durchmesser oft nur 
wenige millimeter beträgt, und die trotzdem so schön geprägt sind 
als größere und die grollten Stücke derselben Zeit. In dieser 
Griechensammlung finden sich einige höchst seltene Stücke, Unica, 
auf die wir Sammler aufmerksam machen möchten. Das eine, 
llr. 639, ein Elektron-Stator oon Cycikus, ein höchst indioidueller 
Kopf antiker Glypfik, offenbar ein Porträt einer maßgebenden, 
leider uns unbekannten Persönlichkeit aus dem 5. Jahrhundert 
o. Chr. Ulan kennt nur noch ein ähnliches Stück, den „Hat,er 
G-romveU Xo. 81“, der oon einigen für das Porträt des Thimotheos 
Sohnes oon Kanon, oder einer Abbildung der Ehrenstatue des 
Thimotheos oder Kanon gehalten wird. (Ilepos Thim I.) Wie dem 
auch sei jedenfalls ist das zum Verkauf gelangende schöne 
Porträtstück ein Unikum oon hohem Wert und historischem Interesse. 
Das andere Stück, gleichfalls ein stater, ist oon der Stadt Anemurium 
in Cilicien aus dem 4. Jahrhundert o. Ehr., ein Unikum - da oon 
dieser Stadt Silbermünzen aus so früher Zeit bisher nicht bekannt 
sind. Roch bedeutender als die Sammlung der griechischen 
antiken münzen ist die der römischen. Unter diesen stehen 
obenan die Großbronzen in der ungewöhnlich grofjen Zahl uon 500, 
durch munderuolle Erhaltung ausgezeichnete Stücke, uon Augustus 
an bis zum Ostgothen Theodahalus in Italien 354 556, — ihnen 
folgen ebenfalls in der grofjen Zahl oon 300 Stücken die Geld 
münzen aller römischen Kaiser, deren Gemahlinnen und familien- 
angehörige in gleichfalls nur auserlesenen Exemplaren. Rieht so 
reichhaltig, aber immer noch bedeutend ist die Anzahl der Silber- 
denarc und Silbermedaillons, sowie die Konsular- und Samilien- 
münzen, letztere mehrere hundert Hummern uon trefflicher Erhaltung, 
(ProfessorBosseltüber die IRedai 11 e.) Aus Hamburg 
wird untern 8. d. IR. geschrieben: ln der Aula des IRuseums für 
Kunst und Gewerbe sprach gestern der Bildhauer Professor Bosselt 
aus Düsseldorf über die IRcdaille. Er führte etwa folgendesaus: 
Vor oielen anderen Städten habe Hamburg den Vorzug, eine der
	        
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