Rümmer 20
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 31?
ausgezeichnetsten Sammlungen uon ITledaillen in seinem ITluseum
zu besißen, auch sei der hamburgische Staat uarbildlich fiir andere
Städte durch die Pflege dieser Kunst; er erinnere z. B. an die
Choleramedaille, die der hamburgische Staat in seiner münze
schlagen ließ. Ihn selbst oerknüpfen engere Beziehungen mit der
münze, in der seine ITledaillen für Rettung aus Tebensgefahr und
die ITledaille für Seefahrt auf Veranlassung des Senats geprägt
seien. Cs habe den Anschein, als ob diesem Zcoeige der Plastik
ein neues Tand erblühe und die ITledaille wieder die Beachtung
fände, die sie uerdiene. So seien auf der Weltausstellung in
Brüssel in der Exposition Cinquentaire drei Räume der ITledaille
getuidmef, uon denen ein Raum allein durch Frankreich in Anspruch
genommen gewesen märe. In den beiden anderen Räumen hätten
18 Cänder ausgestellt. Das Erfreuliche an dieser Ausstellung sei
die Tatsache gewesen, daß Deutschland in einer gewissen Unab
hängigkeit uon den übrigen Tändern, insbesondere Frankreichs,
sich gezeigt habe. Cs sei das im wesentlichen wohl darauf zurück
zuführen, daß die deutschen Künstler zurückgegangen wären auf
die urpsrüngliche Technik und auf die Grundregeln der Reliefkunst,
wie sie die Griechen uns gelehrt. Zum näheren Verständnis führte
der Redner seinen Zuhörern die technischen Herstellungsarten an
schaulich oor und leitete dabei an Beispielen und Gegenbeispielen
im Tichtbilde die künstlerischen Forderungen des Reliefs ab. Die
französische Reliefkunst habe in ihren heroarragenden Vertretern
in Rotti, Chaplain, Dufrene einen gewissen Höhepunkt erreicht,
der uon ihren llachfolgern, oerführt durch die moderne Technik,
nicht mehr erreicht würde. Sie seien uon der ursprünglichen
Arbeitsweise, nämlich mit härteren Stahlwerkzeugen in weicheren
Stahl das Relief oertieft zu schneiden, abgewichen und stellten nun
ein Wachsmodell her, das allen künstlerischen Taunen Spielraum
gäbe, das mit der Grauiermaschine oerkleinert und geschnitten
würde. Dadurch würde die der ITledaille eigentümliche knappe
Darstellung oerdrängt und malerischen, also nicht plastischen Ge
sichtspunkten zu oiel Spielraum gewährt. Von der HTedaille ging
der Vortragende über zu einer Besprechung der münzen, die sich
oon der lAedaille dadurch unterschieden, daß sie nicht nur einem
künstlerischen Zwecke, sondern auch dem Geldoerkehr dienten.
Die münze kommt in alle Hände und dürfte deshalb wohl ein
geeignetes Stück für künstlerische Bearbeitung sein; doch seien
die jewigen Forderungen, abgesehen uon den Bedingungen, die der
Geldoerkehr stellt, nicht dazu angetan, künstlerische Wirkungen
zu erreichen, weil sie den Künstler zu sehr in seinem Schaffen
einengten.
Philatelie.
(ITeuheiten.) flTantencgro, das jüngste der Königreiche,
uerausgabte eine Serie oon 12 marken, die, sehr sauber in Kupfer
stich hergestellt, teils den König und die Königin im Doppelporträt,
teils den König allein in oerschiedenen Darstellungen und Alters
stufen zeigen. Die Wertbezeichnungen laufen in Para (Heller) und
Perper (Kronen) in Anlehnung an die österreichische ITlünzmährung.
fig. 23. fig 24. fig. 25.
Unsere Abbildungen beziehen sich auf die 5 Paramarke (Fig. 23) und
die 20 Paramarke (Fig. 24), die uns oon der bekannten lAarken-
firma B. F. Tücke in Teipzig zur Verfügung gestellt werden.
Fig. 25 stellt eine der uon uns bereits beschriebenen neuen
schweizerischen ITachpartomarken, Fig. 26 eine bosnische Tubiläums-
marke (50 Heller) und Fig. 27 eine der österr. lubiläumsmarken
dar. Cs ist eine S-Heller-ATarke, also einer der kleinen Werte, die
fig. 26. fig. 27.
in den ersten Stunden des 18. August gleich oergriffen waren und
heute schon ziemlich hoch im Werte notieren. Ulan zahlt heute
in Wien eine 3-Heller-niarke mit 25 Hellern, die 1 -Heller-lTTarke
sogar mit 35 Hellern. Für den kleinen Satj, d. i. oon einem Heller
bis zu einer Krone wird 6 Kronen, für den großen Satj, der alle
Werte uon einem Heller bis zu 10 Kronen umfafjf, 55 Kranen ge
zahlt. Die bosnischen lubiläumssäße haben weniger Wert als die
österreichischen, weil siegleichzeitig mit großer und kleiner Zähnung
hergestellt wurden.
(Cine seltene Briefmarke.) Vor kurzem ist eines der
seltensten Postwertzeichen der Welt, die seinerzeit oielbesprochene
OXonnell-lTlarke oon Tleu-Braunschmeig zur Freude aller
Sammler, die für das Stückchen Papier ein kleines Vermögen be
zahlen können, in einigen Cxemplaren im Tlachlafj eines tlewyorker
Sammlers wieder zum Vorschein gekommen. Falls es sich dabei
um einen priuaten ITeudruck handelt, hat dies schon wegen der
seltsamen Cntsfehungsgeschichte dieser marke die Bedeutung eines
philatelisfischen Creignisses. Als Charles O’Connell die Stellung des
Direktors der Posten oon ITeu-Braunschweig bekleidete und es sich
um die Ausgabe eines neuen ITlarkentypus handelte, schien es dem
etwas eitlen Generalgewaltigen für angebracht, statt des sattsam
bekannten Kopfes der Königin Viktoria sein eigenes Antliß der
staunenden mifwelf auf dem neuen Postwertzeichen darzubieten.
Cine Tlewyorker Kunstdruckanstalt übernahm nach einer Photographie
den Cntmurf und Druck der marken, oon denen zuerst diejenige
im Werte oon 5 Cents fertiggestellt wurde. Der Direktor war über
die sprechende Ähnlichkeit überaus erfreut, weniger jedoch die
Beawhner der Hauptstadt, die in dem geheim betriebenen Vor
gehen O'Connells fast ein crimen laesae majestatis erblickten. Cine
wenige Stunden nach der Husgabe der marken ueranstalfete Protest
oersammlung seljte durch, daf3 der Direktor seine entlass ung
nahm und die marken an demselben Tage zurü ckgezogen wurden.
Die übrigen, bereits oorbereiteten markenwerte aber sind nie zur
Ausgabe gelangt.
UUohltätigkeitsmarken.
(ITeuheiten.) Der Verein „Säuglingsschuh“ in Wien
hat eine Wahltätigkeifsmarke zu 2 Hellern ausgegeben, die im
Oktogon einen hübschen Kinderkopf zeigt. Die Umschrift laufet:
„Verein Säuglingsschuh“. — Der „Reichsoerein für Kinderschuh“,
der ebenfalls seinen Siß in der österreichischen TlTetropole hat,
stellte sich mit einer neuen Serie oon marken ein, die in Rechteck
form Porträts und Tandschaftsbilder bringt. Wir finden da das
Kaiserdenkmal in Tschl, die Piazza Grande in Triest, die berühmte
lTarentabrücke in UTosfar (Herzegowina), den Plah oor dem Ferdi
nandsbrunnen in ITTarienbad, die Sprudel-Kolanade und die Rus
sische Kirche in Karlsbad u. a. Oberhalb des Bildes liest man
die Inschrift „Reichsoerein für Kinderschuh“. Cine Wertangabe ent
hält die ITTarke nicht.
Uerschiedenes.
(Ernst oon Teyden als Sammler.) nicht oiele wissen,
so schreibt A. G. H, dem Berliner „Tag“, dafj der (in der Vor
woche) oerstorbene berühmte deutsche Internist Ernst oon Teyden
in seiner aristokratischen, mit wahrhaft schlofjartigem Komfort aus-
gestattefen Villa an der Bcndlersfraße in Berlin auch der Kunst ein
behagliches Asyl bereitet hatte. Er liebte es, sich mit jener künst
lerischen Wärme einzurichten, die jeder Wohnlichkeit erst den rich
tigen Adel gibt. Wer je in Ceydens Arbeitszimmer weilte, in diesem
ganz in Braun gehaltenen, bis unter die Decke mit Büchern uoll-
gestellten hohen Saal, in dem die nicht eben große Figur des Ge
lehrten fast oerschwand, der weiß, wie dieser mann die Kunst
oerstand, einen Raum zu einem lebendigen Ganzen zu gestalten
und ihn als Einheit zu genießen. Jn den anderen Räumen war die
Zweckmäßigkeit nicht so streng betont, und eine gewisse festliche
Pracht, cine Feierlichkeit mit den oornehmsten Allüren, gab diesen
in alten Stilen eingerichteten Zimmern die oorherrschende lTote. In
zahlreichen Vitrinen stand das kostbarste Porzellan bunt bei-