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Hummer 21 
Seite 333 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Antiquitätenhändler der Val Tellina gewandert sind. Der lllann 
ruurde reich daoon und baute sich uon dem Oelde, das ihm das 
Kirchengut einbrachte, ein oornehmes Haus mit einem prächtigen 
Garten; rings um das Haus ist ein munderbares schmiedeeisernes 
Gitter aus dem 17. Jahrhundert gezogen, ein Gitter, das einst den 
Hauptaltar einer grofjen Kirche zierte. Ich lueifj uon einem Pfarrer, 
der die aus dem 16. Jahrhundert stammenden Wandmalereien 
seiner Kirche, um ihnen „ein freundlicheres Aussehen zu geben,“ 
restaurieren und übermalen lief], und zroar uan einem Koch, ln 
einem andern Orte endeckte ich eines Tages in der Kirche unter 
dem niauerberourf Hlalereien, die wahrscheinlich aus dem 15. Jahr 
hundert stammten. Der Dorfgeistliche mar uan dieser Endcckung 
sa entzückt, daf; er, um die JTlalereien freizulegen, die Wand mit 
einem ITlaurerhammer bearbeitete. Als dann die uon mir unter 
richtete zuständige Kunstkommission eintraf, um sich die Sache 
anzusehen, waren die Wandmalereien nur noch elende Trümmer. 
Und was soll ich erst uon jenem Expriester einer grofjen lombar 
dischen Ortschaft sagen, zu dem ich mich in amtlicher Eigenschaft 
begab, um nachzusehen, wie es um ein im ßesif] der dortigen 
Kirche befindliches Bild uon Gaudenzio Ferrari bestellt war. Ich 
fand das wertoolle Gemälde im Pfarrhause, wo es auf zwei Holz 
bücken lag und als Eßtisch diente. Recht originell, aber ein bifjehen 
sehr naiu war auch ein anderer landgeistlicher, der eines schönen 
Tages heiter und guter Dinge im Brera-IAuseum erschien, um uns 
ein Geschäft uorzuschlagen: er wollte uns ein wunderbares Kirchen 
bild oerkaufen, schien aber ganz oergessen zu haben, daf] wir selbst 
dieses selbe Bild einige Jahre oorher seiner Kirche anoertraut hatten, 
damit es ihr zum Schmuck diene. Hohes Hob oerdient dagegen 
der Pfarrer Ferdinande ITlanzini oan Roccamalatina bei JTlodena, 
der trat] der feindseligen Haltung der Beoölkerung und der Vor 
gesehen Tag und flacht mit dem Hammer und mit seinen Finger 
nägeln arbeitete, um die entsetzliche Tünche, die die mauern seiner 
mittelalterlichen Kirche bedeckte, wieder zu entfernen. Dank seiner 
Ulühe ist die Kirche jel]t eines der schönsten fflonumente der 
ganzen Gegend. 
Uom Kunstmarkte. 
(Sammlung Ceonhard, mannheirn.) ln der Galerie 
Helbing in ITlünchen wird am 14. llooember und den folgenden 
Tagen die zweite Abteilung der Sammlung Ceonhard in ITlann- 
heim oersteigert; die erste Abteilung ist, wie erinnerlich, s. Zt. 
in Berlin oerauktioniert worden. Die zweite Abteilung ist eine 
sehr umfangreiche Vereinigung kunstgewerblicher Erzeugnisse, 
oornehmlich des 17. und 18. Jahrhunderts, aber auch der Bieder 
meierzeit. Im allgemeinen hat die Sammlung den Charakter einer 
bürgerlichen Kunst, die Einrichtungsgegenstände und Schmuck 
stücke des deutschen Bürgerhauses oon der Barockzeit bis zirka 
1840 umfafjt. mithin ist der Versteigerung nicht nur ein grafjes 
kulturgeschichtliches Interesse, sondern auch ein nicht minder- 
bedeutendes kunsthistorisches zuzuerkennen. Das gilt auch oon 
der Keramik, Hafnerarbeit, Steinzeug und namentlich die überaus 
gut oertretene süddeutsche Fayenceproduktion des 18. Jahrhunderts 
sind hier ebenso wertooll oom kulturgeschichtlichen, wie oom 
Standpunkte des Kunsthistorikers, namentlich Durlach und ITlosbach 
sind in kaum wiederkehrender Quantität und seltenster Qualität 
oertreten, man findet hier Stücke, die selbst den gröfjten badischen 
Sammlungen fehlen, und besonders die Durlacher Zunftkrüge sind 
an sich ja Unika, als Geschenke, meist als Hochzeitsgaben auf 
direkte Bestellung hergcstellt. Unter den Porzellanen dominieren 
die süddeutschen und Thüringer ITlanufakturen. Besonders die 
Frühzeit Frankenthals ist reich oertrefen; unter den Thüringer 
Produkten ist die grofje Cimbacher Kreuzigungsgruppe geradezu 
als Seltenheit allerersten Ranges, wenn nicht als Unikum zu be 
zeichnen; ein zweites Exemplar oon so homogener Bemalung 
und originaler lllontierung ist mindestens nicht bekannt. Sehr 
reich ist auch die Abteilung der Gläser, oormiegend schlesische, 
sehr uiele in prächtigem Figurenschnitt, fast alle kulturhistorisch 
interessant, dazu sämtliche Objekte, die man jetjt kaufen sollte, 
da die Fälscher-Künste bereits anfangen, auch auf dieses Gebiet 
überzugreifen, und da das Seltenerwerden und die damit oerbundene 
Preissteigerung sehr bald bemerkbar werden dürfte. Sehr oiel 
Hübsches findet sich unter den alten Bestecken, sowie unter den 
Dosen, Stöcken und Pfeifen, manches Bemerkenswerte enthält die 
Abteilung der metallarbeiten, namentlich Zunftsachen und andrer 
seits kirchliche Geräte; unter den Galdschmiedearbeifen übermiegt 
der Schmuck. Das Zinn, das „Silber“ des kleinen Bürgerhauses 
der alten Zeit ist hier besonders durch sonst seltene Geschirre 
oertreten, so sind mehrere Garnituren oon hübschen Kaffee- und 
milchkannen oorhanden. Ungleich wichtiger ist aber die grofje 
Abteilung der Kleinportät-Kunst: Silhouette, miniature, Wachs- 
bossierung. Von der Silhouette sind alle Phasen ihrer Entwicklung 
anzutreffen, oon dem einfachen, mit dem Federmesser ausge 
schnittenen Schattenriß über die gemalte Silhouette bis zur Glas- 
Silhouette mit bunter Innenzeichnung. Sehr reich ist auch die 
Porfrät-miniature oon zirka 1780 bis zirka 1850 oertreten, oor- 
wiegend süddeutsche Arbeiten, oiel Bemerkenswertes und durch 
gängig Echtes, Originales. Ein ganz besonderer Schaf] sind 
schließlich die Wachsbossierungen. Eine so grofje Zahl dieser 
Seltenheiten dürfte nicht wieder gleichzeitig auf den markt 
kommen; drei Arbeiten oon Hardy, mehrere oon Hinei und anderen 
geschälten Spezialisten bilden eine ganz entzückende, überaus 
wertoolle Spezialsammlung. Der Katalog ist durch ein mit dankens 
wertem fleifj aufgestelltes, nach Schlagworten geordnetes Inhalts- 
oerzeichnis bereichert, sodaij schon durch dieses Register ein 
Überblick über den Reichtum der Sammlung gegeben ist; auch 
ist bei den bedeutenden Objekten die fachwissenschaftliche fiferatur 
angeführt. Von besonderem Wert ist aber der grof]e lllustrations- 
apparat: Auf 30 Cichtdrucktafeln ist eine reiche Zahl der be 
merkenswertesten Stücke dieser grofjen und interessanten Samm 
lung in oorzüglicher Weise reproduziert. 
(Die Kunst-Auktion bei Wawra.) Bei lebhafter Betei 
ligung oon Sammlern aus dem In- und Austande ging die Auktion 
der grofjen Alt-Wiener Kleister durch die Kunsthandlung E. J. 
Wawra in Wien oor sich, llamhafte Preise erzielten Carl Agri- 
cola, Amor und die schlafende Psyche, 780 K, „Fater, 12 Jahre 
alt oon Cairo und Halayaci, 40 Jahre alt oon Cairo,“ 1600 K, 
Jacob Alt, Aus Oberifalien, 7500 K (Beer.), Rudolf oon Alt, Ansicht 
des Jasephplal]es, 2000 K, ITlotio aus Salzburg, 1550 K, Blick auf 
die Kirche lllaria lllaggiore, 1550 K, Albert Decker, Blumen 
mädchen, 1250 K, Johann Drechsler, Rosenbukett in einem 
Wasserglas, 190 K (Hebel, Wien), Johann En der, Porträt des 
Fm. Erzherzogs Carl, 1000 K (Albertina, Wien), Thomas Ender, 
der Urtelstein, 1160 (Hofrat August Schaeffer, Wien), Peter 
Fendi, Rast der Wallfahrer, 680 K (Hofrat Schaeffer), Fendi, 
Kind und alternde Frau, 700 K, V. o. Kininger, Porträfgruppe, 
660 K, Josef Kriehuber, Damenporträt, 1600 K, ITlönch, Eiger 
und Jungfrau, 1000 K, Hilder sen., Herrn-Porträt, 600 K, 
Ranftl, Der Schufjengel, 720 K, Eduard Ritter, Beim ITlarterl, 
480 K, Antan Romako, Alter Hof, 450 K, August Schaeffer, 
lAofio oon Alt Aussee, 450 K, Albert Schindler, Gerne-Grofj, 
1520 K, Bäuerin und Kinder, 1500 K, Karl Schindler, llach der 
Fronleichnamsprozession, 600 K, Der Pardon, 530 K. Franz Zeil- 
ner, Der Gang oom markt, 520 K, Heimfahrt oom ITlödlinger 
Wochenmarkt, 950 K. 
(Französische Kunst des 15.—18. Jahrhunderts.) Die 
Sammlung J. P. (Pariser Prioatbesil]), die bei Cepke in Berlin 
oerauktioniert wurde, schlofj mit einem Ergebnisse oon 5 7.85 0 
mark ab. Die Einzelpreise sind folgende: A. Ölgemälde: Hol- 
länd. Schule. 17. Jahrh. Ar. 1. Porträt eines bärtigen manches, 
Ulk. 86. nach J. B. Huet. Ilr. 2. Ciebespaar, oan einer älteren Frau 
belauscht. Alk. 59. CI. Joseph Vernef. Art. nr. 3. Seesturm. Blick 
auf die bewegte See, HJk. 130. CI. Joseph Vernet. Art. Ilr. 4. Ge 
birgige Candschaft bei Abendbeleuchtung, mk. 71. Französische 
Schule. 18. lahrh. Ilr. 5. Porträt. Brustbild eines Fürsten in Rüstung 
und Allongeperücke. 111k. 110. Französische Schule. Ende 18. Jahrh. 
nr. 6. Allegorische Darstellung. Eine Frau erschreckt eine andere 
durch das Vorhalten einer lllaske. Fries auf Holz. En grisaillo ge-
	        
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