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Internationale Sammler-Zeu
Flummer 21
Allgemeiner roerden Exlibris mit bildlichen Darstellun
gen im späteren 18. Jahrhundert, Erst um diese Zeit treffen
mir bedeutende Künstler an, mie Raphael JTlorghen u. a.
Das älteste Schroeizerische Exlibris ist nur menig
jünger als das älteste deutsche. Es ist das anonyme Ex
libris des Constanzer Bischofs Otto IV., Truchsefj oon
Waldburg, ca. 1485, das nur in einem einzigen Exemplar
bekannt ist. Beispiele aus dem 15. Jahrhundert sind hier noch
seltener mie in Deutschland. Erst im taufe des 16. Jahr
hunderts fafjte die Exlibrissitte Wurzel. Die Stiebelsche
Sammlung oerzeichnet kostbare Proben dieser frühen Zeit.
Im Jahre 1502 entstand das Exlibris Balthasar Brennroalds,
Bischof oon Troja. Es ist ein in nur drei Exemplaren be
kannter Holzschnitt. Daran reihen sich die beiden Exlibris
des Eonstanzer Bischofs Hugo oon Hohenlandenberg und
die drei Exlibris seines Stelloertreters ITlelchior Vadtli,
kolorierte Holzschnitte. Der schöne Holzschnitt für Johann
Georg Hallroyl, ebenfalls Eonstanzer Bischof, ist etroa um
1600 entstanden. Im 17. Jahrhundert bemächtigte sich
der Kupferstich des Bücherzeichens. 1607 datiert das Ex
libris Corent3 Arregger. 1608 das schöne Blatt für den
Kanzler Peter Techtermann. Ebenfalls in das erste Jahr
zehnt dieses Jahrhunderts gehört das Exlibris Pater Jacobus,
Suffragan oon Eonstanz usro. Das schönste Barock-Exlibris
ist roohl das Alliance-Exlibris Erhard-Glery, ein anmutiger
Kupferstich in der Art £e Blonds.
Im 17. Jahrhundert macht sich auch hier ein Rück
gang des künstlerischen Wertes der Erzeugnisse bemerkbar.
Im 18. Jahrhundert erlebte das schroeizerische Exlibris aber
gleich dem deutschen und französischen seine reizoollste
Blüte. Die bedeutendsten Künstler dieser Zeit: 5reuden-
berger, Adrian Zingg, I. R. Holzhab, Dunker und I. R.
Schellenberg, der Rachahmer Ghodoroieckis, haben ihre
besten Exlibris zur Sammlung beigesteuert. Besonders
reichhaltig ist die Sammlung der Schellenbergschen Blätter.
Die moderne Schroeizer Produktion steht in ihrem
Werte der deutsch-österreichischen nahe. Auch hier haben
sich heroarragende Künstler dem Exlibris geroidmet, ooran
der originelle Albert Welti, oon dessen phantastischen
Blättern das für ?ranz Rose-Doehlau hier abgebildet sei.
(fig. 19).
Von allen übrigen Ländern sind Belgien und
Spanien in der Stiebelschen Sammlung am reichsten oer
treten. Rußland, Polen, Ungarn, Schweden schließen
sich an. Es würde ermüden, die Entwicklung aller Cänder,
die die Sammlung illustriert, durchzugehen. Bemerkt sei
nur, da% die frühen spanischen, russischen und polnischen
Blätter besonders selten und roertooll sind.
Am Schluß der Exlibris-Sammlung ist eine amüsante
Sammlung oon Super-Exlibris, teils ausgeschnitten, teils in
oollständigen Buchdeckeln beschrieben, ein paar Original-
Platten, Auflagen älterer Blätter und dergleichen, oar allem
aber des Sammlers reichhaltige Handbibliothek für alle
seine Sammelgebiete, kostbar, wie alle diese ungewöhn
lichen fachbibliotheken, deren einzelne Werke oft so schwer
aufzutreiben sind.
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Deupruuerbungen der Berliner königlichen (Tluseen.
Unter den in dem soeben ausgegebenen Okfoberheft der
„Amtlichen Berichte aus den königlichen Kunstsammlungen“ Berlins
ueröffentlichten Aeuerwerbungen ist der Oberteil einer attischen
Grabstele in der Abteilung antiker Skulpturen besonders beach
tenswert. Die älteste aus flttika bekannte form des Grabsteines
ist ein einfacher ITtarmorpfeiler mit dem Hamen des Verstorbenen.
Daraus entwickelten sich die reicheren formen bei jeder Ausge
staltung, in der der Verstorbene mit seinen Angehörigen in Hoch
relief, das fast mie Rundplastik roirkt, dargestellt wird, umschlossen
oon einer architektonisch gebildeten Flische. Arten solcher Grabmäler
besitzt unsere Skulpturenabteilung in ausgezeichneten Exemplaren,
lieben diesen groijen Gedenkmälern, bei denen der figürliche Schmuck
immer mehr zur Hauptsache wurde, blieben auch die einfachen
Pfeiler in Gebrauch, die man als Stelen zu bezeichnen pflegt. Diese
Stelen roaren auf der Vorderseite nur mit einem Gemälde oder mit
einem auf Bemalung berechneten flachen Relief oerziert, oft fehlte
auch dieser Schmuck. Dagegen coar die Bekrönung reicher und
zwar coar es meist die Palmeffe, die hier in einfacher oder rei
cherer form plastisch roiedergegeben wurde. Ein besonders gutes
Exemplar einer solchen Stelenbekrönung ist das kürzlich für die
Abteilung antiker Skulpturen erworbene Stück. Die Krönung, in
der form eines Spitzbogens, oereinigt ornamentale Pflanzenmotioe
mit figürlichem Schmuck. Aus einem dreibläfterigen Kelche ent
springen oier Ranken, die äußeren biegen sich nach unten und
rollen sich am Ende ein. Von den geriefelten Stengeln zweigt sich
ein den Kelchblättern ähnliches Deckblatt ab, als Sitj für je ein
weibliches figürchen. Die beiden inneren Voluten steigen empor
und endigen als Palmetten. Vor der llfitte des Ornamentes steht
über dem mittleren Kelchblatt eine Sirene, die klagend mit der
rechten Hand den Kopf, mit der linken die Brust schlägt. Jn An
knüpfung an alte religiöse Vorstellungen wird die Sirene off als
Grabschmuck oerwendet, entweder musizierend oder klagend.
Heben der Sirene finden sich häufig zwei Klageweiber, an ihrer
Stelle zeigt unsere Stelenkrönung die beiden auf den Deckblättern
sitzenden Dienerinnen. Die Arbeit und die Art der Ausführung ist
äußerst fein und zart, so dafj das Ganze oon grofjer Wirksamkeit
ist. Im Altertum ist der Grabstein, dem unsere Bekrönung ange
hörte, zweimal oerwendet worden. Eine ältere, sehr sorgfältig
geschriebene oierzeilige Inschrift, in der man oielleichf ein Grab
gedicht oermuten darf, ist fortgemeiijelt und bis auf wenige Reste
getilgt, darüber wurde dann der Harne der Demarchia eingehauen,
der Tochter eines Hlannes aus dem Gau Alopeke, deren Grab der
Stein zuletzt geschmückt hat.
Das IHünzkabinetf erwarb ein in Stein geschnitztes Por-
trähnedaillan des Wilhelm farel aus der Blütezeit der deutschen
IHedaillenkunst, die etwa mit der Reformationszeit zusammenfällt.
Hach dem Zusammenbruch des mittelalterlichen Kirchenmesens be
gann eine erhöhte Wertschätzung der Persönlichkeit des einzelnen
und damit ein Aufschwung der Porträtkunst. Bezeichnend ist, dafj
die älteste in Deutschland entstandene IHedaille ITlartin Cufher selbst
darstellt, andere manche der übrigen streitbaren Kirchenmänner
jener Zeit. Einer der heroorragendsten Künstler auf dem Gebiete
der IHedaillenkunst war der Züricher Jacob Stampfer, der u. a.
auch Zwingli darstellte. Das kürzlich in unser IHünzkabinetf ge
langte Stück ist gleichfalls oon Jacob Stampfer. Es trägt auf der
Rückseite die Inschrift: GULL. FARELLUS. GALLUS. THEOL.
RELIGIONIS CHRIST. INSTAURATOR. Wilhelm farel, 1487 zu
Gap in der Dauphine geboren und nach manigfachen und wechsel-
uollen Cebensumständen 1565 zu Heufchätel gestorben, war einer
der bedeutenderen Verfechter der reformierten Hehre in der Schweiz.
Jn das Hluseum für Völkerkunde kamen einige Alter
tümer, meist Gefäije aus der Prooinz Chiriqut in Panama. Eigen
artig ist der Chiriquikeramik, besonders die Ornamentik, die sich
seltsamerweise fast nur aus tierischen IHotioen entwickelt hat.
Überall finden sich, meist bis zur Unkenntlichkeit stilisierte, aber
ihren Ursprung noch deutlich oerratende Elemente ein, die der ein
heimischen Tierwelt ihre Vorbilder entlehnten. Der Gürfeltierpanzer
und die Schuppenreihe längs des Alligatorrückens sind Hauptmo-