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Hummer 21 
Seite 329 
-inationale Sammler-Zeitung 
tioe dieses merkwürdigen Stils einzelne Teile non Alligatorfiguren, 
oor allem der Rückenpanzer sind oft, immer weiter abgekürzt und 
uereinfacht, zu bloßen füllornamenten geworden, die unoerstanden 
überall angebracht werden. 
Ins ITtuseum für Völkerkunde gelangte ferner mit einer großen 
oon Herrn Hauptmann Strümpell geschenkten Sammlung aus dem 
nördlichen Adamana ein Tongefäij, in dem ein einzelner mensch 
licher Schädel mit einem Armknochen beigesetjf mar. Ob es sich 
hier tatsächlich um eine Beiseljung, „Teilbestattung“ wie die Prähi 
storiker sagen, handelt, ist jedoch zweifelhaft, wie Prof. o. Tuschan 
nachzumeisen oersucht: Wir wissen, dafj bei einzelnen Volksstämmen, 
z. B. den fan- oder Pangwe-Stämmen im süd.ichen Kamerun die 
Schädel der Verstorbenen off jahrzenfelang nach ihrem Tode noch 
besonders aufbewahrt und bei Gelegenheit oon Crrinerungsfeierlich- 
keiten heroorgeholt und zum Gegenstand manigfacher Kultgebräuche 
gemacht werden. In der Zwischenzeit werden sie in groijen aus 
Baumrinde hergestellten zylinderischen Gefäfjen oermahrf. Huch 
bei dem kürzlich ins ITtuseum gelangten Schädel dürfte es sich um eine 
solche Aufbewahrung zu Kultzwecken handeln. 
für die Sammlung für deutsche Volkskunde wurde 
ein schwedischer Holzkalender aus dem Jahre 1688 erworben. Gr 
besteht aus 12, mit Bindfaden zusammengehefteten Holzblättern 
oon 17 cm länge. In runenartigen Zeichen ist auf diesen Blättern 
der Kalender eingekerbt. Über den Runenreihen befinden sich noch 
besondere Bilder und Inschriften, gleichfalls eingekerbt, die sich auf 
kirchliche feste und feierfage beziehen. Anfang und Cnde des 
Ganzen sind mit frommen Sprüchen oersehen, die zu lesen 
sind: „Gott gebe und oerleihe uns allen Christen ein glückliches, 
fröhliches neues Jahr und wende ab alles Unglück, Sorgen und 
Plagen schwer. — Ach, komme bald, Herr Jesu und nimm uns 
zu Dir, um ewig bei Dir zu bleiben: Tasse uns auch ewiglich in 
himmlischer freude leben." Die Runen entsprechen im ganzen den 
jüngeren nordischen Runen, doch geht aus manchen Anzeichen 
heroar, dafj dem Verfertiger die noch heute gebräuchlichen Zahlen- 
und Buchstabenzeichen geläufiger waren als die Runen, deren 
Gebrauch damals nur noch gelehrte Tiebhaberei war. Auch bei 
den schwedischen Runeninschriften an Häusern und Geräten wurde 
es bereits üblich, die Jahreszahlen in lateinischen oder arabischen 
Ziffern anzugeben. Aufjer der Angabe oon festtagen finden sich 
auch manche Hinweise auf den landwirtschaftlichen Betrieb. Im 
wesentlichen ist der festkalender dem römisch-katholischen Kultus 
angepnfjt, doch mit protestantischem Ginschlag. Der 10. llooember 
trägt z. B. die Bezeichnung: Mart luter. An Unglückstagen (oer- 
morfene Tage) sind für das Jahr 34 bezeichnet, während in den 
älteren deutschen Kalendern die Zahl der llnglücksfage etwa 40—50 
ausmacht. 
Chronik. 
flutographen. 
(Die Auktionen bei Henrici.) Von der Versteigerung 
des zweiten Teils des Autographenlagers Otto August Schulz in 
Teipzig (Weimars ITlusenhof) sind folgende Preise bemerkenswert: 
Gin Brief der Herzogin Anna Amalia oon Preufjen Weimar an 
ITlerck, )Tlk. 100, an General Benckendorff, Alk. 31, Bettina oon 
Arnim „Das Kind“ zwölf Briefe, Alk. 250. Clemens Brentano 
mar mit einem Gedicht oon fast drei Seiten und einem Brief an 
Passy in Wien, Inhaber der lllechitaristen-Buchhandlung, oertreten, 
die 85 mark brachten. Von Bürger wurden sechs zum Teil sehr 
humoristische Briefe und ein Alanuskript „Über die Zufrieden 
heit“, 1788 freimaurerrede am Stiffungstage der Tage oerkauft 
(zusammen 265 Alk.) Vom Grofjherzog Carl August zwei Briefe 
an ITlerck und einer an die Hoftheater-Kommission (252 Illk.). 
Von Thomas Carlyle war ein oierseitiger deutscher Brief da, oon 
Daniel Chodowiecki uier Schreiben aus Berlin, oon seinem Sohne 
Wilhelm ein Brief mit 2 federzeichnungen (zusammen 155 Alk.) 
Briefe des Bildhauers Dannecker, des Chemikers Doebereiner 
(freund Goethes) und des Theaterleiters Theophil Doebbelin (in 
Versen), brachten zusammen 125 Alk. Von fichte waren drei 
Briefe oon 1804 und 1806 da, die 156 Illk. brachten; zwei Briefe 
oon Geliert brachten 60 Alk.; zwei Briefe oon Tauisa oon Goech- 
hausen, 180 Illk. — Unter allgemeiner Spannung kamen Goethes 
Briefe zum Ausgebot. Gin Jugendbrief an Boie oon 1774 brachte 
465 Alk. Gin Brief aus Rom oom lahre 1787 mit Adresse Herrn 
Kammerherrn oon Ginsiedel, 165 Alk. Gin Schreiben aus Weimar 
uon 1789 an Geheimrat Herda über seine Reise mit dem Crb- 
prinzen nach Cisonach, 595 Alk. llun folgten ein fragment aus 
den Propyläen, Briefe aus Karlsbad, Weimar, Teplifj und Jena, die 
auf 900 Alk. kamen. Goethes Gedicht aus den chinesisch-deutschen 
Jahres- und Tageszeiten erzielte 500 Illk.; zwei Sprüche: „Gott 
segne das Haus.“ „Was mehr wert ist als eine Taus, trage Du 
ins Haus“ erwarb der Wiener Schriftsteller Dr. Stephan Zweig 
um 145 Alk. Der interessanteste Brief war der kurz oor Goethes 
Tod geschriebene (19. Jänner 1852) an den Prinzen friedrich Carl 
Alexander in Berlin. Die Handschrift ist auffallend schön und 
fest und oerrät keine Spur des Alters. Der Grlös war 570 Illk. 
Von Goethes Vater, oon seinem Sohn, oon der Schwiegertochter 
Ottilie und oon seinem Gnkel Walter Wolfgang waren Briefe da, 
die zusammen 162 Alk. ergaben Von Körner brachte das Jugend- 
manuskript „Die Schlacht bei Tornau“, ein reizendes Scherzgedicht 
„Kunzens lule“ und „Worte der Hiebe“, sodann ein Spiel in Versen 
„Die Blumen“, mit der Aufschrift: „Angefangen den 11. Januar 
1812, geendet am 12. Januar 1812“, den Töchtern W. o. Humboldts 
gewidmet und drei Briefe an den Vater über den Beginn seiner 
dramatischen Taufbahn in Wien 1812, sowie über Kleists Tod 
800 Alk. — Grofje Seltenheiten bildeten ein Brief oon ITooalis 
über seinen „Heinrich oon Ofterdingen“ und mit einer scharfen 
Kritik über Goeihes „Wilhelm Aleister“, ferner ein Schreiben oon 
Angelika Kauffmann. Der Brief enthält über ihr Heben und Ar 
beiten die interessantesten Cinzelheifen (400 Illk.). Den höchsten 
Preis, 2000 Illk., erzielte ein Brief Schillers an llnger in Berlin, 
Weimar 1800, worin Schiller über die Unmöglichkeit spricht, zur 
Zeit nach Berlin zu kommen. Gin Brief des Philosophen fr. 
Schelling und Korrespondenz oon Concordia Schardt (Alutter 
der Charlotte o. Stein), sodann ein Schreiben oon Johanna 
und Adele Schopenhauer, Alutter und Schwester des Philosophen, 
brachten zusammen 90 Alk. Von Corona Schröter war ein Brief 
oon 1795 über ihr Selbstporträt (290 Illk.). Van Seume erzielten 
oier Briefe 126 Alk., oon Charlotte uon Stein oier sehr melan 
cholische Briefe über Kranksein und Sterben, 550 Illk. Vom Ver 
leger Schwan, Schillers freund in Alarmheim, und ein sehr 
amüsanter Brief der Schauspielerin Dorothea Sekonda an Kriegs 
rat Alerck, zusammen 100 Alk. —Vom Alaler Tischbein (Goethes 
Reisebegleiter in Italien) sechs Briefe an ITlerck (230 Illk.); ein 
Schreiben oom Alusiker Johann Streicher, Schillers Intimus auf 
der Karlsschule, oon Tiedge aus Rom eine Reisebeschreibung 
und uon llhland zwei ungarische Briefe über seine Volkslieder 
sammlungen: „So sehr ich auch die lllängel meiner Arbeit fühle 
so will ich doch sie nicht schließen.“ 126 Illk. zusammen. 
Bibliophilie. 
(Die Veröffentlichung oon Goethes „Urmeister.“) 
Der Streit um die Veröffentlichung uon Goethes sogenanntem „Ur 
meister“, der bekanntlich als oerloren angesehenen und zu Beginn
	        
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