Hummer 22
Internationale Sammler-Zeitung.
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einen Titian nach dem andern, nachdem er sich den Stil
des grofjen Vorläufers mit einer erstaunlichen Kunst ange
eignet hatte. Die Geschichte der großen Auktionshallen
in Paris und in Hondon müfjte oiele sonderbare Dinge
enthalten, roenn alle dort oerübten Schcoindeleien bekannt
geworden mären. Es dringt aber nur ab und zu der
Schrei eines getäuschten Käufers in die Öffentlichkeit,
manche Sammler kaufen, um nicht betrogen zu roerden,
nur Bilder moderner JTleister. Da sind mir — sagen sie —
roenigstens sicher, nicht hintergangen zu roerden. Dies
trifft jedoch nur solange zu, als sie uom JTlaler selbst
kaufen. Die falscher sitzen nämlich schon an der
Schwelle des Ateliers. Sydney Caoper zum Beispiel wurde
so oft aufgefordert zu entscheiden, ob dieses oder
jenes Bild non ihm sei, dafj er gezwungen war, dafür eine
Gebühr einzuheben, um eine Entschädigung für den Zeit-
oerlust zu haben. In Australien hängt ein Alma Tadema,
den dieser niemals gesehen hat. Es gibt aber auch Heute,
die selbst durch die Verneinung des Autors nicht non
ihrem Wahne zu heilen sind. Die Vaterschaft eines Ge
mäldes non Diaz wurde non diesem nergebens bestritten,
denn der Käufer meinte, Diaz wisse nicht, was er rede.
Am meisten uielleicht hatten die JTlaler der Barbizon-Schule
unter der Ilachahmung ihrer Werke zu leiden. Die Galerien
Amerikas sind noll mit Bildern, die unberechtigt die Unter- i
Schriften eines Corot, Courbet, Trojons, Rousseau, Diaz
oder anderen Künstler dieser Zeit tragen.
Der Bilderschroindel ist wahrscheinlich ein sehr lohnen
des Geschäft, doch die nachahmenden ITlaler haben in der
Regel oerflucht wenig daoon. Gefälschte Stiche und Zeich
nungen bringen übrigens auch ein schönes Stück Geld ein,
namentlich seit die farbigen Drucke in oollendeter Weise
gemacht werden. Alte Kupferstichplatten werden häufig
wieder gebraucht, indem man die Signatur mit Spanisch-
roeifj ausfüllt, dann Abdrücke macht und sie als sogenannte
aoant-la-lettre oerkauft, womit man Probeabdrücke meint,
die die Kupferstecher oor dem Anbringen ihrer Unterschrift
zu machen pflegen. Rieht seifen wird das Papier, auf
dem die angeblich alten Stiche gedruckt roerden, in ein
hohes Alfer oersetjt, indem man es in einen Kaffeeabsud
taucht, um ihm den Ton zu geben, den sonst die lange
Zeit entstehen läfjt. Dieser Kniff ist aber leicht entdeckt;
man braucht nur das Papier mit einem befeuchteten finger
in einer Ecke zu berühren und wird, wenn die Vergilbung
künstlich hergestellt ist, dort einen weiten fleck entstehen
sehen. Der Händler wird natürlich fluchen und Zeter und
Alordio darüber schreien, dafj man ihm ein roertoolles
Bild oerdorben habe. Aber er wird sich hüten, die Hilfe
des Gerichts in Anspruch zu nehmen,
(Schluif folgt.)
Russen-Porträts.
eine
jjs ist eine ganz aparte form, die in dem neuesten
Katalog des Antiquariats Karl Ernst Henrici in
Berlin zum Ausdrucke gelangt: Die firma hebt
aus ihrem Besitj an dekoratioen Porträts die
Russen-Bildnisse heraus und s hafft so ein
Spezialoerzeichnis, das in weiten Kreisen geroifj
willkommen sein wird.
In seiner Vollständigkeit gibt der Katalog
Geschichte des neueren Rußlands in Bildern: die
Romanows und ihre frauen, berühmte Staafsmännner und
Feldherren, historisch denkwürdige Episoden sind da in
Abdrücken festgehalten, die meist oorzüqlich erhalten sind
und zum gröfjten Teile Seltenheitswert besitzen.
Unsere fig. 1 zeigt die Zarin Elisabeth Alexierona,
die Gemahlin Alexanders I. (geb. 1779, f 1826.) fast
ganze figur in zarter weiter Robe mit Dekollete („lunique
a, la greeque“) Stirnband und Taillenkette mit Gemme
geschmückt, nach links gewandt oor einem großen Spiegel,
in dem sich das Antlitq en profil spiegelt. Auf dem Sockel
dauor Blumenoase und Heuchter in antiker form. UTonierp,
Charles Turner sc. Schabkunstblatt mit russischer und eng
lischer Unterschrift über dem Reichsroappen. Publ. by
the Propietor, Condon 1805.
Ein Rarissimum stellt fig. 2 dar. Dos IlTezzofint-
blatt, ein schöner, kräftiger und breitrandiger Abdruck
„oor der Schrift“ führt uns die polnische Gräfin Zofia
Zamoyska, geborene Prinzessin Czartaryska und ihre
Söhne Konstantin und Cadislaw oor. Die Gräfin im
Empirekoslüm in antik gehaltenem „Chambre de 1 it“, mit
den beiden kleinen Knaben, die nackt sind, auf dem
Paradebett. f. Gerard p. W. Dickinson fec, Das Blatt ist
mit 900 RTk. bewertet.
fig. 3 ist das Porträt des Prinzen Alexander Kurakin,
der unter Paul I. die auswärtige Politik Rußlands lenkte.
Der Prinz ist in Galauniform mit seinen oiel.n hohen
Orden; auf seinem Schreibtische steht die Büste Kaiser
fig. 1. Zarin Elisabeth,