Zentralblatt für Sammler, Eiebhaber und Kunstfreunde
Herausgeber: Herbert ehrlich und 3. Hans Prosl.
2.
Jahrgang.
Wien, 15. Dezember 1910.
Hummer 24.
UJie konseruiert man fDedaillen?
Don Dr. lllax Bernhart (ITlünchen).*
S Schön erhaltene Uledaillen sind der Stolz eines
jeden Sammlers; roie nie] auf das Ansehen der
ITledaillen gehalten toird, kann man aus den
hohen Preisen ersehen, die für ausgezeichnete
js Erhaltung bezahlt werden. Allbekannt ist die
r7 leidige Tatsache, dafj nicht alle Sammler mit
der Sammelfreude und den historisch kritischen
Kenntnissen des forschers auch chemisch-tech
nische Grfahrungen Derbinden, ebenso bekannt
ist aber auch, roie häufig durch unoerständiges
Reinigen und Putten ein oorhandenes Übel noch
oergröfjert roird. Deshalb im folgenden einige Winke zur
Beherzigung.
Gine Reinigung der JTledaille ist nur im dringend
sten falle oorzunehmen. Ist ein Gxemplar non Oxyd
oder Grde mit einem fettigen Überzug bedeckt oder hat
eine JTledaille durch technisch unoollkommene feueroergol-
dung an Schärfe der Prägung eingebüfjt, roodurch schon
häufig Irrtümer in der Beurteilung der Echtheit oeranlaijt
roarden sind, dann ist die Reinigung am Platte.
Erforderlich ist Ammoniakflüssigkeit (Salmiakgeist),
Seife, eine roeiche Bürste und roeiches Ceder; in oereinzel-
ten fällen Kalilauge, Schwefelsäure und Zyankalium. Kon
zentrierter Salmiakgeist roird zum Gebrauch mit zroei Teilen
Wasser oerdünnt; die Seife löst man in einer mit Regen-
roasser gefüllten flasche, die Bürste oerroendet man, um
die reinigende flüssigkeit in die schroer zugänglichen Gcken
und Vertiefungen der ITledüille zu bringen; roenn die Plastik
der ITtedaille nicht zu hoch ist, bedient man sich am besten
der finger, Besonders zu empfehlen ist diese Art der
Reinigung bei Stempelglanzstücken mit dünner Ober
flächenschicht, denn die menschliche Haut hinterläfjt
keine Risse.
ITledaillen aus Kupfer und Bronze dürfen nur mit
oerdiinnter Seifenlösung gereinigt, mit lauem Wasser ab
gespült und dann mit roeichem Ceder abgetrocknet werden.
Die Behandlung mit Ammoniak ist in allen fällen zu wider
raten, ebenso die Verwendung uon Spiritus, weil dadurch
Patina und Tack beschädigt werden.
* Wir entnehmen den instruktioen flufsat} des Verfassers
jüngst erschienenem Werke „ITledaillen und Plaketten“. Verlag
uon Karl Schmidt & Ca., Berlin W 62, Keithstraf3e 6.
Am meisten bedürfen die ITledaillen aus Silber der
Reinigung. Die Ursachen der Verunreinigung können ent
weder mechanische oder chemische sein, wonach sich der
Reinigungsprazefj zu richten hat. Gine starke Hülle fettigen
Schmuses, die durch den Umlauf besteht, roird durch er
wärmte Seifenlösung mit Zusatj uon einigen Tropfen
Ammoniak entfernt, für das Verfahren roird die Be
schaffenheit des zu reinigenden Stückes und der Geschmack
des Besitzers bestimmend sein. Den schönen, glänzenden,
äufjersf widerstandsfähigen Überzug, oon Schroefelkupfer,
den nur Jahrhunderte zu schaffen oermögen, soll man
nicht nur wegen der Schönheit, sondern als untrügliches
Zeichen der Gchtheit einer JTledaille unberührt lassen. Will
man ihn dennoch entfernen, (Dielleicht der Gleichheit mit
anderen Stücken wegen), so ist dies nur durch Behandlung
mit einer starken Zyankalilösung oder durch Grhitjen und
nachheriges Kochen in oerdiinnter Schwefelsäure (1 : 250)
möglich.
Besonders oorsichtige Behandlung oerlangen Uledaillen,
die längere Zeit in der Grde gelegen oder die eine feuers-
brunst überstanden haben. Diese durch die saurigen und salzi
gen Bodenbestandteile chemisch oerunreinigten Uledaillen
werden leicht brüchig und schieferig. Durch Crhit^en können
die Stücke wieder etwas widerstandsfähiger gemacht
werden. Ulan wird am besten daran tun, die zu reini
genden Stücke etwas an der Tuff auszusetjen und dann
mit Kalilauge oder stark oerdiinnter Schwefelsäure (1 : 300)
zu behandeln. Bewirken diese Verführen den gewünschten
Grfolg nicht, so sind unter keiner Bedingung die Cösungen
zu oerstärken, sondern es roird in diesem falle ein Ab
reiben der ITledaille mit sehr feinem Seesand die besten
Dienste leisten. Sind die ITledaillen durch eine feuers-
brunst mitgenommen und hat sich durch eine leichte Ober
flächenschmelzung Asche und Staub mit dem Silber oer-
bunden, so werden die oben angeführten lllethoden nicht
zum gewünschten (erfolge führen, Jn diesem falle legt
man die Stücke am besten 3—5 Almuten lang in eine
siedende Tösung oon puloerisiertem Soda und oerdiinnter
(1 : 100) Schwefelsäure.
Schwach oergoldete Uledaillen sollen nach Alöglich-
keit entgoldet werden. Durch den galoanischen Strom
und chemische Agentien geschieht dies am sichersten, die
Schärfe der Prägung leidet darunter keineswegs, im Gegen-