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Hummer 24 
Internationale Sammler- Zeitung. 
Seite 370 
Wert dieser ausgezeichneten Sammlung auf roeif über 800.000 ITlk. 
Die Gemäldegalerie Wards enthält eine Reihe köstlicher Werke der 
Schule non Barbizon, drei Carots, die man zusammen auf über 
80.000 ITlk. schäßf, eine Candschaft oon Daubigny, zwei prächtige 
Tierbilder oon Van lllarcke, den „Araberscheik“ des bekannten, 
oor einigen Jahren oerstorbenen Cronberger Tiermalers Schreyer 
„Gin alter ITlann“ oon Israels, mehrere Werke oon Dupres und 
zahlreiche andere Stücke, deren Verkauf bei Kunstfreunden leb 
haftem Interesse begegnen wird. 
Hanösrhriften. 
(Ein ITlainzer llibelungenfund.) Fleue Bruchstücke einer 
Ribelungen-Handschrift fand der Oberbibliothekar zu Upsala tsak 
Collijn, als er kürzlich für die preußische Kommission für den 
Gesamfkatalog der Wiegendrucke in lllainz arbeitete, in einem 
Frühdruck des dortigen bischöflichen Seminars. Es ist das ein 
sogenanntes Quadragesimale über die christliche Religion des h. 
Bernardin oon Siena. Diese Inkunabel stammte nach einer Ein- 
tragung im Buch aus dem Benediktinerkloster auf dem Jakobs 
berge in ITlainz, in dessen Bibliothek sie auch 1512 in dem uon 
Wolfgang Trefjler oerfaßten, jeßf auf der Berliner Kgl. Bibliothek 
befindlichen Katalog genannt roird. Collijn hat seinen Fund jeßf 
in einer ITlanagraphie behandelt, der Faksimiles aber der neuen 
llibelungenstiicke beigegeben sind. Diese gehören zu der soge 
nannten Handschrift L. Was oor diesem Funde oon der Handschrift 
bekannt tuar, hatte oor Zeiten Görres entdeckt, der die Stücke 
teils an Wilhelm Grimm, teils an August Wilhelm oon Schlegel 
schenkte. Auf diesem Wege kamen sie an Karl £ ach mann und 
dieser schenkte sie wiederum der Kgl. Bibliothek. Außer diesen 
jeßt Berliner Bruchstücken sind noch eine Anzahl Strophen aus 
einer direkten, in Heidelberg befindlichen Abschrift der Handschrift L 
bekannt. Callijns Fund fügt noch 54 neue Strophen hinzu. Sic 
sind oon derselben Hand geschrieben roie der erste Teil der Berliner 
Stücke und bildeten die Blätter 11, 12, 15 und 16 der Handschrift. 
Dumismatik. 
(Die neuen österreichischen münzen). Die geplanten 
Prägungen oon Zcoeikronenstücken werden die Serie der neuge 
schaffenen münzen abschließen. Die Zmeikronensfücke werden aber 
erst, wenn in beiden Reichshälften ein entsprechendes Geseß zu 
stande gekommen ist und die Form der neuen münze die Ge 
nehmigung des Kaisers erhalten hat, ausgeprägt und zwar aus 
den seit längerer Zeit aufgesfapelten alten Silbergulden. Das Projekt 
der Ausprägung oon Fünnfzigheller- und Fünfhellerstücken kann als 
abgetan gelten. Bemerkenswert sind die bisher mit der neuen 
Hunderkranen-Goldmünze gemachten Erfahrungen. 1909 wurden 
nahezu 4000 Stück als Jubiläumsmünzen geprägt. Von dieser 
Prägung sind zahlreiche Exemplare ins Ausland und in oerschiedene 
ITluseen gewandert, die die münzen erwarben. Auch münzkabinete 
kauften sie an, während die lllitglieder des Herrenhauses und 
Abgeordnetenhauses großenteils auf die ihnen reseruierfen lllünzen 
oerzichteten und andere Sorten oorzogen. Da die Prägung der ur 
sprünglichen als Schaumünzen gedachten Stücke wegen des er 
haben ausgeführten Bildes sehr zart und Beschädigungen ausge- 
seßt war, wurde 1910 eine neue Serie uon Hunderkronenstücken 
geprägt. Bei diesen ist, abgesehen oon oeränderter Porträtzeichnung, 
das Bild im Verhältnis zur Randleiste etwas flacher geprägt, so 
daß selbst beim Aufliegen mehrerer Stücke auf einander eine Be 
schädigung nicht erfolgen kann. Troßdem ist die Aachfrage eine 
oerhältnismäßig geringe, was daraus heroorgeht, daß oon der 
neuen Type oon Anfang 1910 bis Ende llooember bloß 1000 Stück 
zur Ausprägung gelangten. Was die kleinen Scheidemünzen aus 
Bronze betrifft, ist eine Änderung nicht geplant. Das Zweihellerstück, 
dessen Abschaffung schon Gegenstand oieler Erörterung war, wird 
beibehalten Hiebei spielt allerdings auch der Umstand mit, daß 
die Umprägung der Zweihellerstücke in Einhellermünzen Unsummen 
erfordern würde. Rätselhaft ist es, daß man im Verkehre die Ein 
hellerstücke nicht recht bemerkt, obwohl heuer nicht weniger als 
achtzehn lllillionen neugeprägf wurden. 
(Die V. münzauktion Erbstein.) Die münzfirma Adolf 
Heß Uachfolger in Frankfurt a. m. bringt am 9. Jänner und den 
folgenden Tagen die fünfte Abteilung der Sammlung des oerstorbe 
nen Geheimen Hofrates Dr. Richard Julius Erbstein in Dresden 
zur Versteigerung. Die Abteilung umfaßt münzen und ITtedaillen 
der Städte und überseeischen Cänder, ITtedaillen auf Prioatpersonen, 
mSszellanea, im ganzen 4342 nummern. Der Katalog der Samm 
lung ist ein stattlicher Band, den sechs Eichtdruck-Tafeln zieren. 
(Der neue „Unioersitäts-Taler“.) Über den neuen 
„Uniuersitäts-Taler“ schreibt man der „Voss. Ztg.“: Soeben sind 
die zur Erinnerung an die Jahrhundertfeier der Berliner Uniuersität 
geprägten Dreimarkstücke auch bei den Berliner königlichen Kassen 
zur Ausgabe gelangt. Die Regierung oerdient Dank, daß sie durch 
reichliche Prägung den häßlichen Preistreibereien, die in Fällen 
dieser Art sonst oorkommen, uorgebeugt hat: jedermann kann 
sich das neue Geldstück für drei lllark beschaffen, hn Übrigen 
aber haben mir leider keinen Anlaß, uns an dieser Bereicherung 
unserer münzreihe zu freuen. Die Versuche Preußens, dem allge 
meinen Verlangen nach künstlerisch schönen Geldstücken Rechnung 
zu tragen, haben bisher wenig Glück gehabt: das Fünfmarkstück 
zur Jubelfeier oon 1901 oerfiel allgemeiner Verspottung, und auch 
das in Berlin geschaffene Fünfundzmanzigpfennigstück besißt keine 
Sympathien, obwohl es u. £. ein durchaus zweckentsprechendes 
und ästhetisch befriedigendes Gepräge zeigt. Aber nun dieser 
Unioersitätstaler! Beim ersten Anblick denkt man infolge der 
eigentümlichen Vertiefung, in der das Gepräge beiderseits ange 
bracht ist, rettungslos an eine in Staniol oerpackte münze aus 
Schokolade. Betrachtet man aber die Einzelheiten, so kommt man 
aus dem Erstaunen und Grauen gar nicht heraus. Wie sind diese 
Köpfe so flach, so oerschwommen I Wie unglücklich sind die 
beiden Jahreszahlen untergebracht! Wie gequetscht nehmen sich 
die beiderseits oerschieden großen Umschriften aus! Das Schlimmste 
aber ist der Vogel auf der Rückseite, oon dem man nur im Wege 
der Konjektur feststellen kann, daß es ein Adler sein soll. Es 
gibt einen alten preußischen Taler, der des eigentümlich oerzeich 
neten Adlers wegen als „Papageientaler“ berühmt geworden ist; 
unser Dreimarkstück könnte man entsprechend den „Suppen 
hennentaler“ nennen. Es ist schwer oerständlich, wie die unter 
uerständiger feitung stehende, einen so tüchtigen UTedailleur wie 
R. Sturm zu ihren Beamten zählende Berliner münze dieses 
monsfrurn hat in die Welt gehen lassen können bzw. müssen, das 
uns sicher wieder allerorten Spott und Hohn eintragen wird. 
Philatelie. 
(Die österreichischen Jubiläumsmarken.) Vier monate 
sind bald ins Cand gegangen und noch heute ist man nicht sicher, 
ob nicht doch die österreichische Posfoerwaltung zu einer lleuauf- 
lage der Jubiläums-lTlarken schreitet. Anfang llooember oerbreitete 
sich in Wien das Gerücht, daß man in der Tat die Geburtstags 
marken neudrucken wolle. Dieses Gerücht hafte aber schon hinge 
reicht, um eine allgemeine Panik unter den Briefmarkenspekulanten 
zu oeranlnssen. Die drei höchsten Kronwerte, die sonst nirgends 
aufzutreiben waren, wurden plößlich aus allen Ecken und Enden 
angeboten, Hinz und Kunz hatten „zufällig“ irgendwo noch billig 
etwas gekauft und wollten nun den Vorteil dieses Kaufes uneigen- 
nüßigerweise dem lieben nächsten auch zukommen lassen. Dieses 
Angebot oerursachte denn auch einen allgemeinen Preissturz der 
drei höchsten Werte, mährend merkwürdigerweise der kleine Saß 
bis zu einer Krone seinen Preis behauptete. Ob wirklich neuge 
druckt wird? Die österreichische Posfoerwaltung hat klipp und 
klar erklärt, daß dies nicht der Fall sein werderund man muß ihr 
wohl solange Glauben schenken, als nicht das Gegenteil eüidenf ist. 
(Der hannooersche Briefmarkenschaß der deutschen 
Reichspost.) Aus Berlin wird uns unterm 8. d. 111. geschrieben: 
Im Kunsauktionshaus oon Cepke fand heute die öffentliche Ver 
steigerung des großen hannooerschen Briefmarkenschaßes statt, 
über dessen oor Jahresfrist erfolgte Auffindung die „Internationale 
Sammler-Zeitung“ berichtete. Die Auktion mar ein glänzender 
Erfolg für die Reichspostocrmaltung, denn es wurden für die ein 
zelnen £ose Preise gezahlt, wie sie nicht im entferntesten erwartet 
werden konnten. Die Kauflustigen seßten sich aus zwei Gruppen 
zusammen: aus Prioatspekulanten und den großen Händlern, unter 
denen sich Vertreter deutscher Firmen und mehrere englische, fran 
zösische, Wiener und Kopenhagener Händler befanden. Den Pri- 
oatspekulanten, die sich uon dem Ergebnis der Auktion große 
Reichtümer oersprachen, war es zu danken, daß die Preise zum 
Teil über den Katalogwert hinaufgetrieben wurden. Dagegen hatten 
sich die großen prioaten Sammler fast sämtlich ferngehalten. Sie 
hatten die Händler mit der Erwerbung einzelner Stücke betraut
	        
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