Seite 380
Rümmer 24
Inter nationale S
Das Hauptinteresse des Kampfes galt den 1500 grünen Zehn-
groschenmarli en uom Jahre 1861. Der Posten mar in sechs
Pose eingeteilt. Das erste Angebot seßte gleich mit 5000 mark
ein, es rourde aber rasch überboten und bald schwirrten Zahlen
umher, die die 5000 bei weitem überschritten. So wurden für die
1500 marken im ganzen fast 55.000 mark bezahlt; das entspricht
nach Abzug der nicht unbeträchtlichen Auktionsspesen einem Vin-
zelpreis oon etwa 25 bis 30 mark für das Stück. Da der Kata
logwert der lAarke bisher mit 60 JUark notiert wurde, so haben
die Käufer die lllarkc zu einem uerhältnismäßig billigen Preis
erstanden. Os hatten sich freilich einige Großhändler zusammen
getan, um die Preise in normalen Grenzen zu halten, für die
Zukunft dürfte infolgedessen eine geringe Preisermäßigung für diese
marke eintreten. für einige andere ITtarkensorten, zum Beispiel
für die blaue Zweigroschenmarke uom Jahre 1864, wurden fast
die uollen Kafalogpreise geboten. Außerordentlich lebhaft war der
Kampf um einige kleinere Sortiments auf uerschiedenen marken,
die besonders für die Prioatsammler zusammengestellt morden
waren. Hier seßfe die Spekulation sofort mit großen Angeboten
ein, und das Code uom Ciede mar, daß für die )Tlarken fast die
doppelten Beträge gezahlt wurden, wie wenige Almuten uorher
für die gleichen marken in großen Posten. An die Versteigerung
der ölten hannouerschen marken, die einen Gesamterlös oon
89.455 Alark ergab, schloß sich eine Auktion deutscher Kolonial
marken, die bis in die späten nachmittagstunden dauerte.
(Die neuen belgischen marken) Die neuen belgischen
lllarken mit dem Bilde des jungen Königs Albert sollen Anfang
des neuen Jahres in den Verkehr gelangen. ITlan oersorge sich
noch früh genug mit den beiden franemerten, besonders die leßt-
crschienene dunkelgelbe dürfte einmal sehr gesucht werden. Vs ist
eigentümlich, wie wenig hohe Werfe in Belgien zur frankatur Ver
wendung finden. 2 francs-lllarken gebraucht, sind knapper, als
10 Rubel Rußlands. 6s kommt das daher, daß zur frankierung
der Postpakete die sag. Visenbahnmarken benußf werden, da der
Paketdienst in Belgien oon der Visenbahn und nicht oon der Post
oersehen wird, mit den Wohltätigkeitsmarken hat man einen nur
sehr geringen Vrfolg gehabt. Sie sind am 1. Aooember außer Kurs
geseßf, sollen aber noch einige lllonate frankierungskraff behalten.
Vs ist nur sehr wenig uerkauft morden.
(lllontenegra.) Die ersten Auflagen der neuen Alarken
sind binnen wenigen Wochen ausoerkauff morden. Die Aeuliefer-
ungen, die aus Wien kommen, werden aber nicht lange auf sich
warten lassen.
(Vine 1 0-£ire-ITlarke.) Das Alarkenhaus Borek läßt sich
aus Rom melden: Hier plant man die Ausgabe einer 10-£ire-
Alarke, die in grün und roter färbe gedruckt werden soll. Um
das Unglück ooll zu machen, soll dieser Wert auch für die acht
türkischen Postämter überdruckt werden, ferner sind zwei neue
Wohltätigkeitsmarken in Sicht, die zur feier der 50. Wiederkehr
des Tages der Vinigung Italiens dienen sollen. Sie sollen das Por
trät Caoours erhalten und wie die lllarken Garibaldis, die übri
gens um 200 Prozent gestiegen sind, zu 5 und 15 Cent, mit einem
Aufschläge oon je 5 Cent, in den Verkehr gebracht werden.
(Rumänische Jubiläumsmarken.) Aus Bukarest wird
uns geschrieben: Alan zieht den Anlaß sozusagen bei den Haaren
herbei, um neue lllarken zu oerausgaben. Jeßt sollen auch an
läßlich des 50jährigen Gedenktages der Gründung der Unioersität
in Jassy Jubiläumsmarken gedruckt werden.
Uersctiieöenes.
(V i n Aleisterwerk der g r i e ch i s ch e n Kunst.)
Die unoergleichlichen Schöße antiker Plastik, die das Britische Alu-
seuin birgt, sind, wie uns aus Condon gemeldet wird, durch eine
soeben aufgestellte lleuermerbung auf das glücklichste ergänzt
worden. Vs handelt sich um ein griechisches Grabrelief jenes
schönen, strengen attischen Stils, der bisher in der Sammlung nach
nicht so gut oertreten war. Die herrliche Arbeit, die auf dem Pa
riser Antiquitätenmarkt erworben wurde, bestand bei dem Ankauf
aus lauter einzelnen Stücken, ist aber nun oorzüglich wieder her
gestellt worden und nimmt nun einen heruorragenden Plaß in dem
ammler-Zeitung.
Saal der funde oon Phigalia ein. Drei figuren sind auf dem Grab
relief dargesfellf, die nach der griechischen Inschrift einen Alann
namens Vpichares, sein Weib, dessen llame fehlt, und seine Tochter
Aristeis darstellen. Die frau ist sißend gegeben, die Tochter steht
neben ihr, die Hand der Alutter haltend, und zwischen beiden er
scheint der Vater. Das Relief, an dem nur unwichtige Stücke fehlen,
stammt aus der klassischen Zeit der griechischen Grabplastik aus
dem 4. Jahrhundert o. Chr.
(Bloßlegung oon fresken.) In der ersten Oktoberwoche
sind an der fassade der Blasiuskirche zu Rauecchia uerschiedene
freskogemälde oon der Tünche befreit worden. Besonders schön
ist eine Darstellung oon lllaria Verkündigung über dem Haupt
portale des Gotteshauses. Weniger gut erhalten ist ein St. Georg
auf dem Schimmel und andere Heiligengestalten. Die Bilder ent
stammen dem 15. Jahrhundert. Auch im Innern der Kirche sind
bedeutende fresken bloßgelegt morden.
fTluseen.
(fleuerwerbungen des Berliner Kupferstichkabi
netts.) Direktor Dr. friedländer erhielt soeben für die Berliner
graphische Sammlung ein heroorragendes Studienblatt eines alt
deutschen llleisters, ein oon £ucas Cranach geschaffenes Porträt
in Deckfarbenmalerei. Das Werk, das zu den heroorragendsfen
Schöpfungen des Wittenberger llleisters gehört, stellt den geist-
oollen Kopf eines bartlosen lllannes dar. Die feingeschnittenen
Züge sind mit liebeuollem Vingehen nachgeschaffen, und in der
lllalerei ist ein blühender fleischton mit einem reichen farbenspiel
zustande gebracht. Das Blatt ist in dem Alagazin der Berliner
Gemäldegalerie aufgetaucht. Ähnliche Studienköpfe des llleisters
besißt der £ouore und die Wiener Albertina Die Vrmerbüng war
auch der Anlaß, daß eine bisher unter Hans Holbeins Hamen
gehende Zeichnung des Kabinetts, das Porträt eines bärtigen lllannes,
ebenfalls für £ucas Cranach in Anspruch genommen werden konnte.
Die beiden Werke wurden der soeben eröffneten Cranach-Ausstellung
des Kabinetts eingereihf. Außerdem erwarb die Sammlung eine
interessante italienische federzeichnung, die als Beispiel der Zeichen-
kunsf der alten italienischen Kupferstecher beachtenswert ist. Dr.
Paul Kristeller hat in dem Werke, das 1520 datiert ist und ein noch
nicht einwandfrei gedeutetes lllonogramm trägt, die Hand des unter
dem Hamen des llleisters oon 1515 bekannten Kupferstechers
nachgewiesen. Der Künstler gehört zu den Übergangsmeistern oon
lebhafter Begeisterung für die Antike, die ihre Gestalten fast wie
Bronzefiguren herausprägen.
Uom Kunstmarkte.
(Auktion aus der Sammlung Alaurice Kann.) Aus
Paris wird uns berichtet: Wie die Sammlung Rudolf Kanns, die
en bloc für 26 Alillionen francs an englisch-amerikanische Kunst
händler oerkauft wurde, so ist auch der Gemäldebestand der
Galerie seines Bruders Alaurice in Bausch und Bogen für 12
llliHionen frs. oeräußert worden. Was an Kunstgegenständen
anderer Art oorhanden mar, gelangt jeßt bei Georges Petit zur
Versteigerung. Bisher wurden bereits mehr als 300.000 fres. er
zielt. Vin £uca Deila Robbia (flachrelief, ein Wappenschild, oon
einer Kinderfigur gehalten) erzielte46.000 frs., ein Giooanni della
Robbia (Aledaillon, das Wappen einer Bruderschaft darstellend)
7600 frs., ein flachrelief aus dem Atelier der Rabbias (die knie
ende Jungfrau oor dem Jesuskind) 30.800 frs., eine Konsole für
einen Tabernakel mit Kinderkopf 6100 frs., zwei Vasen mit Henkeln
aus fischleibern 1520 frs. Beim meißner Porzellan wurden
gelöst 4600 frs. für zwei Statuetten, Blumenhändler darstellend,
4000 frs. für zwei Statuetten Hans fröhlichs, 4200 frs. für eine
galante Gruppe, 14.000 frs. für zwei Statuetten, üudlsack- und
£eierspielerin, 4000 frs. für ein Schreibzeug Stil£udmig XIV. 8000 frs.
für eine Kamingarnitur, 15 100 frs. für einen zweiteiligen Tafel-
aufsaß usm. Beim Porzellan oon Seures und Vi n c enn es wurden
bezahlt zwei Tassen (Vincennes 1754) mit 10.400 frs., eine Tasse
mit Untertasse (Seures 1758) mit 4810 frs., zwei Teller derselben
Zeit mit 6000 frs., ein Hapf mit Deckel und Unfersaß mit 8900 frs