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Seife 370 Internationale S 
teil tritt oft die frühere Schärfe einer ITledaille nach der 
Entfernung des aufgesetzten Goldes wieder zutage. Var der 
Vornahme der Entgoldung mufj man sich über die Art der 
Vergoldung klar sein. Die am häufigsten angeroendeten 
JTlethoden sind: 
1. feueroergoldung, 
2. Kontaktnergolden, 
3. galnanische Vergoldung. 
Zroei roeitere, sehr selten in Anroendung gebrachte 
Arten der Vergoldung sind die durch Anreiben und die 
durch Aufpressen non Blattgold bewirkte. 
Bei der feueroergoldung wird eine Verbindung oon 
Gold und Quecksilber auf die ITledaille gebracht und sodann 
durch Erhitzen das Quecksilber entfernt. Teueres hat nur 
den Zweck, die oberste metallschichte der ITledaille zu 
lösen und eine Verbindung mit dem aufgelegten Gold zu 
ermöglichen. Durch das tiefe Eindringen des Goldes in 
die ITledaille ist diese Art der Vergoldung sehr dauerhaft. 
Auf galoanischem Wege (der gegenwärtig am häufigsten 
angewendeten Art der Vergoldung) wird oergoldet, indem 
der Strom aus gewissen Goldsalzen das ITletall löst und 
an der negatmen Elektrode kompakt absetjt; durch Kupfer- 
und Silberzusatz lassen sich oerschiedene farbennuancen 
erzielen. Wenn man sich über die Art der Vergoldung im 
ammler-Zeitung. iTummer 24 
klaren ist, so kann eine entsprechende Entfernung des 
Goldes bewirkt werden: 
1. Auf rein chemischem Wege. Dr. 111. Kirmis 
empfiehlt folgendes Verfahren: Alan mischt Königswasser 
aus oier Teilen Salzsäure und einem Teil Salpetersäure 
und legt die gut gereinigte und schwach erwärmte oer- 
goldete ITledaille in die lllischung: etwa abgeriebene 
Stellen, an denen das Silber durchblickt, werden oorher 
mit Asphalt bestrichen. Das Gold löst sich unter Gas 
entwicklung langsam auf. Ulan wartet nun nicht etwa 
bis alles Gold gelöst ist, sondern unterbricht den Vorgang, 
sobald sich auf der ITledaille dunkle flecken zeigen; sie 
wird dann mit Wasser abgespiilt und kurze Zeit in Salmiak 
geist gelegt. Dieser löst das in geringer menge unter 
dem Golde gebildete Chlorsilber auf; etwaige noch oor- 
handene Goldspuren lassen sich durch Abreiben mit 
Schlemmkreide und weichem Eederlappen oder Bürste ent 
fernen, 
2. Eine andere Art der Entgoldung ermöglicht der 
Strom. Die nergoldete ITledaille wird am positiuen Pol 
befestigt und unter Strom in Vergoldungsflüssigkeit oder 
Zyankalilösung gebracht; dadurch löst sich die Goldschicht 
und schlägt sich auf der negatmen Elektrode nieder. 
Die Silhouettensammlung 
Eine Sammlung, mie sie kaum je in den Handel gekommen 
ist, repräsentieren die 314 Silhouetten, die bei Henrici in Berlin 
gegen Ende des Januar zur Versteigerung gelangen, Die Blätter, 
die aus dem Besitze Caoaters stammen, wurden zwischen 1770 
und 1780 oon Johann Georg Zimmer mann in Hannooer gesam 
melt und oon ihm mit den Unterschriften oersehen. 
Wie Caoater über Silhouetten dachte, hat er in den „Physiog- 
nomischen Fragmenten" ausgesprochen. Das Kapitel über „Schatten 
risse“ beginnt bekanntlich mit folgender Definition: 
„Das Schattenbild uon einem manschen oder einem mensch 
lichen Gesichte, ist das schwächste, das leerste, aber zugleich das 
wahrste und getreueste Bild, das man oon einem ITlenschen geben 
kann: Das schwächste; denn es ist nichts positioes, es ist nur 
etwas negatioes — Flur die Grenzlinie des halben Gesichts; — 
Das getreueste, weil es ein unmittelbarer Ausdruck der llatur ist, 
mie keiner, auch der geschickteste Zeichner, einen nach der Flatur 
oon freyer Hand zu machen im Stand ist. Was kann weniger 
Bild eines ganz lebendigen ITlenschen seyn, als ein Schattenriß? 
Und mie oiel sagt er! Wenig Gold; aber das reinste I Keine 
Kunst reicht an die Wahrheit eines sehr gut gemachten Schatten 
risses". 
Das Treiben der „Physiognomiker“ gehört denn auch zu den 
interessantesten Erscheinungen des 18. Jahrhunderts. Caoater mar 
der Vater der Bewegung, er wußte alle seine Freunde für seine 
Ideen zu gewinnen, deren Grundzug in einem Säße Goethes in 
der 1776 erschienenen „Stella“ seinen prägnantesten flusdruck 
fand: „Die Gestalt der ITlenschen ist der Text zu allem, was sich 
über ihn empfinden und sagen läßt". Goethe, seinem Triebe zur 
Beobachtung der llatur folgend, war auch der eifrigste ITlitarbeiter 
an den „Physiognomischen Fragmenten“, er oermittelte die Ver 
handlungen mit dem Verleger, schrieb physiognomische Charak 
teristiken, zeichnete Silhouetten usw. 
Das Verdienst, dafür gesorgt zu haben, daß die bei Caoater 
Ende der 60er Jahre auftauchenden Pläne einer Physiognomik 
Johann Caspar Lauaters. 
Form gewannen, gebührt einem andern Freunde Caoaters, Johann 
Georg Zimmer mann aus Brugg in der Schweiz, später Ceib- 
medikus des Königs oon Hannooer, der durch seine eitlen Werke 
über den Besuch bei Friedrich dem Großen zu einem der Best 
gehaßten seiner Zeit wurde. Zimmermann lernte Caoater in der 
Heloetischen Gesellschaft zu Schinznach kennen und die beiden 
lllänner schlossen bald innige Freundschaft. Zimmermann spornte 
Caoater an, die Ideen der Physiognomik weiter zu betreiben. Ein 
mal schreibt er ihm (30. Januar 1767): „Ich wünschte für ein 
Vierteljahr der Teufel zu sein, um in Dich zu fahren, mich auf 
diese Passion (Caoaters, eine Physiognomik zu schreiben) zu seßen 
und mit derselben so lange in Deiner Seele herumzureiten, bis 
man in Füßli’s Catalogus lesen würde: „Erste Cinien der Physio 
gnomik Don C. Caoater.“ 1768 ging Zimmermann als Ceibarzt des 
Königs oon England nach Hannooer. Hier oeröffentlichte er Februar 
1772 im Hannöoerischen ITlagazin die Abhandlung Caoaters „Von 
der Physiognomik“, die er im Illärz bei Weidmanns Erben in 
Ceipzig als besonderes Schriffchen herausgab. Aus diesem Heft 
chen uon 80 Seiten entwickelte sich dann das „göttliche Werk“, 
die „Physiognomischen Fragmente zur Beförderung der ITlenschen- 
kenntniß und lllenschenliebe“, oier starke Bände in Quart. 
Eine ganz besondere Schäßung legte Caoater der Silhouette 
bei, sie war ihm das unoerfälschte Abbild einer Physiognomie, 
wie aus den anfangs angeführten Worten heroorgeht. Kein Wunder, 
daß er seine Freunde immer und immer wieder um „Ceben atmende 
Schatten der ITlenschen“ anging. Seine Bitten waren nicht oer- 
gebens. Die Silhouette bedeutete für die zweite Hälfte des 18. 
Jahrhunderts das, was uns die Photographie ist, jedermann ließ 
sich „im Schatten zeichnen“. Besonders war es Zimmermann, der 
seinen Freund mit physiognomischen! material, Stößen oon 
Silhouetten, oersorgte Zimmermann hafte in Hannooer die 
beste Gelegenheit dazu. Denn hier hatte ein gewisser ßernsdorff 
oder Barnsdorff ein gewerbsmäßiges „Atelier für Silhouetten“ 
aufgetan und entwickelte in der schwarzen Kunst ein heroorragendes 
Geschick, ln einem Spottgedicht auf die Genies oon Goeckingk
	        
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