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Internationale Sammler-Zeitung.
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zu seinem Geschäft.“ Der Parlamentarierritt Grothausens roird
dann non Goethe ausführlich geschildert, (fl. 1. H. Bd. 30, S. 27).
Der Herr non Paniere fiel als JYlajor in dem Kürassier-Regiment
Karl Augusts 1793 bei der Belagerung non ITlainz in Goethes An-
mesenheit, der den Tod und die Bestattung des Offiziers in der
„Belagerung non ITlainz“ miederholt ermähnt, (fl. I. H. Bd. 30,
S. 284 fg.).
In innigem Zusammenhang mit Goethe und seinen Dramen
sind auch die großen Schauspieler des 18. Jahrhunderts zu nennen:
Konrad Ekhof, der non Cessing gefeierte Vater der deutschen
Schauspielkunst, dessen edles Spiel auf den jungen Goethe bei den
Vorstellungen der Seherischen Truppe in Frankfurt großen Eindruck
machte; im Winter 1778 besuchte er Goethe in Weimar Friedrich
Cudroig Schräder, der größte Schauspieler des 18. Jahrhunderts,
der durch die denkcuiirdige Aufführung des Hamlet in Hamburg
am 20. September 1776 Shakespeare auf der deutschen Bühne zu
Ceben brachte. Goethe ruidmet in Dichtung und Wahrheit dem
Dichter und Schauspieler Schröder einen lobenden Abschnitt; in
„Wilhelm Kleister“ soll Schröder das Vorbild für den Theater
direktor Serlo gewesen sein, Am 14. August 1780 mar Schröder
bei Goethe in Weimar zu Gast. Seine Gemahlin mar Anna Christina
geb. Hart. Johann Franz Hieronymus Brockmann, der berühmte
Darsteller des Hamlet und des Beaumarchais in Goethes „Clauigo“.
Johann Friedrich Reinecke, der beste Göß oon Berlichingen seiner
Zeit, dem seine Gattin, die Tragödin Sophie geb. Venzig rnürdig
zur Seite stand. Susanne ITlecour geb. Preisler aus frankfurt,
Herr Cambrechf, Friedrich Schüß aus Sfraßburg, alles ITlifglieder
der Ackermannschen Truppe. Also die Silhouetten oon über 50
Personen, die in mehr oder meniger engem Verhältnis zu Goethe
standen, eine Sammlung oon seltener Reichhaltigkeit.
Als Zimmermann 1768 nach Hannooer kam, standen ihm
bald die Häuser der oornehmsten Familien offen. Besonders er
freute sich der berühmte Arzt großer Beliebtheit bei den Damen.
Schon im ITouember 1769 schreibt er an Schmid in Brugg: „Ich
habe Freundinnen o hier denken Sie sich alles, mas sich edles
und schönes denken läßt“. Goethe 1775: „Er bezaubert alle Welt,
sonderlich die Weiber“. Die Gesellschaft in Hannooer, Braunschroeig,
Schroerin usm. ist deshalb in der Sammlung sehr stark oertrefen.
Heroorgehoben seien: Staatsminister Burchard Christian oon Behr,
Kurator der Unioersilät Göftingen (1714—1771; über seinen Tod
berichtet Cichtenberg an Dietrich am 29. Dez. 1771), Friedrich Ernst
oon Bülom, der heroorragende Candwirt (1736—1802), Kammerherr
Ernst August Wilhelm oon dem Busche, Kurator der Uniuersität
Göttingen, General Georg Wilhelm oon dem Busche (1726—1794),
Ernst Cangwerth oon Simmern, der spätere Brigadegeneral der
englisch-deutschen fegion gegen ITapoleon (1757—1808), Georg
Cudroig Graf oon Oeynhausen, General in den Koalitionskriegen
(1734 bis 1811), Franz Cudto. Wilh. oon Reden, Jugendfreund des
Freiherrn oon Stein, hannooerscher Staatsmann (1754—1831),
Johann Wilhelm oon Reden, General im 7 jährigen Kriege (1717—1801),
Georg August oon Wangenheim, braunschweigischer General im
7jöhrigen Kriege, Kommandeur in der Schlacht bei Hastenbeck
1757 (1706-1780). Von Bürgerlichen sei besonders ermähnt die
Frau Kammerschreiberin Cuise Eisendecker, die Scheuester und beste
Freundin des Dichters und Schauspielers A. W. Jffland, mit dem
sie in regem Briefwechsel stand.
Vom 9. April bis zum <4. Juni 1776 und nam 27. Dezember
1776 bis zum 14. ITlärz 1777 spielte in Hannooer die Ackermannsche
Gesellschaft, an ihrer Spiße Friedrich Cudwig Schröder, der die
Zeit in Hannooer, wo er mit Boie, Ceisewiß u. a. oerkehrte, zu
der glorreichsten seines Cebens zählte. Auf Boies Veranlassung
oerdeutschte Bürger für Schröder die Hexenszene aus ITlacbeth, zu
dessen Aufführung der Dichter im Februar 1777 nach Hannooer
kam. Bei diesem Aufenthalt wird die Silhouette Bürgers, eine
der schönsten der Sammlung, entstanden sein.
Durch Boie hatte Zimmermann Verbindungen mit dem Göt
tinger Dichterbund, über dessen ITlitglieder, soweit Zimmermann ihre
Schattenrisse gesammelt hat, oben näheres gesagt ist.
Von Göttinger Professoren enthält die Sammlung Johann
Friedrich Blumenbach, Georg Christoph Hornberger, den Begründer
des „Gelehrten Deutschlands“, Heinrich Philipp Sextroh, in dessen
Begleitung Cichtenberg im September 1772 eine Reise nach Osna
brück machte, Johann Carl Volborth, ferner Frau Hofrat Heyne geb.
Brandes und ITladame Feder. Der hannooersche Geschichtsforscher
August oon Wersabe in Celle reiste im Juli 1773 mit Cichtenberg
nach Helgoland.
An der Llnioersität Göttingen bildeten die jungen Engländer
eine besondere Gruppe, Cichtenberg stand mit mehreren oon ihnen
in näherer Beziehung Herr Caloert, oielleicht ein Verwandter
des Amerikaners George H. Caloert aus Uewport (Rhode Island)
der, ebenfalls Göttinger Student, 1825, Goethe besuchte. Bertie
Greathead: er suchte 1776 Cichtenberg zu bestimmen, mit ihm
nach Westindien zu gehen; nach England zurückgekehrt, erwarb er
sieh einen Hamen als Dramatiker. Herr ITlatthew, ein Freund
Cichtenbergs, sein Vater fiel 1777 bei der Eroberung des Forts
Washington. Herr ITlorrison, ebenfalls mit Cichtenberg befreundet,
ging später nach Westindien, wo er u. a. einem Treffen gegen Ca
Grosse beiwohnte. Hier seien noch genannt Herr JTtaitland und
Herr Faucitt, Obrister bei der englischen Garde und Abgesandter
an die nach Amerika Hülfe leistenden deutschen Fürsten. Auf seiner
Reise nach England nahm Cichtenberg im Aufträge Rudolf Erich
Rospes in Kassel zwei Gemälde oon Joh. Heinrich Tischbein an
Faucitt nach Condon mit (Cichtenberg an Raspe 20. September 1770).
Eine charakteristische Silhouette des Großfürsten Paul Petro
mi tsch, spätem Kaisers Paul I. oon Rußland, weist auf die inni
gen Beziehungen, die seine ITlutter, die Kaiserin Katharina II mit
Zimmermann unterhielt. Von Fürstlichkeiten sind ferner oertreten:
Philippine Charlotte, Herzogin oon Braunschweig-Wolfenbüttel,
Schwester Friedrichs des Großen; Friedrich August oon Holfstein-
Gotforp, Fürstbischof oon Cübeck-Eutin, Herzog oon Oldenburg, der
Vater oon Herders Zögling, dem Prinzen Peter Friedrich Wilhelm;
der Erbprinz oon ITlecklenburg-Schmerin, Bruder des Her
zogs Friedrich, und sein Sohn der spätere Großherzog Friedrich
Franz 1. Zum Schluß sei bemerkt, daß auch der nicht fehlt, dem
mir wohl den größten Teil der schönen Schattenrisse zu uer-
danken haben: „Herr Bernsdorff, der Silhouettier in Hannooer“.
So zieht in den schlichten, ausdrucksoollen schwarzen Blättchen ein
Stück Geschichte der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an uns
uoriiber, der Citeratur, des Theaters, der Gelehrten weit, der Kriege
und des Friedens. Es dürfte sich wohl oerlohnen, an der Hand der
mit Hamen oersehenen Schattenrisse dieser einzigartigen, unmittel
bar aus Caoaters Besiß stammenden Sammlung neue Untersuchungen
und Feststellungen über die fast durchweg unbezeichneten Silhouetten
in den oerschiedenen Ausgaben, deutschen, französischen, englischen,
holländischen, oon Caoaters Physiognomik zu unternehmen. Große
Hülfe bei Cösung schmieriger Fragen würde man in den Briefen
finden, die Zimmermann seinen Sendungen oon Silhouetten an
Caoater beifügte. Diese Begleitschreiben liegen u. W. zum großen
Teil noch unoeröffentlicht in Zürich.