Hummer 3
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 45
Chronik.
flutographen.
(Die Versteigerung bei Henrici.) Die non uns in llo. 2
angekündigte flutographen-Versteigerung bei Karl Ernst Henrici
in Berlin hatte manches bemerkenswerte Ergebnis. Der uon uns
ermähnte Brief Goethes an Christian uon männlich in ITlünchen
erzielte 310 Ulk., ein uon der Hand des Dichters herrührendes
Sfammbuchblatt 595 ITlk., ein Brief Sch illers „an den Herrn Ober-
konsistorialrat D. Körner in Dresden“ (5. Januar 1788) 505 ITlk.
und ein Zureiter Brief Schillers an Körner 275 ITlk. für die drei
Heinebriefe wurden zusammen 925, für ein Schreiben Artur Sch open-
hauers an Daoid Ascher in Ceipzig 360 Olk. gezahlt. Ein mit
ITliniaturen geziertes Stammbuch des Adeligen Andreas Hayden-
reich uon Bildeneck (aus Tirol), Studierender in Ingolstadt (1596 -
1611) erzielte 1210 111k. Interessant ist, daß ein sehr seltenes
Schreiben uon Charlotte Kestner, der freundin Goethes, nur —
18 ITlk. brachte. Wir kommen auf die Auktion noch ausführlicher
zurück
Bibliophilie.
(Ein Goethefund.) Zu dem uon uns in ITr. 2 gemeldeten
Goethefund sendet der Oberbibliofhekar an der Kgl. Bibliothek in
Berlin, Herr A. Harßschansky, der „frkf. Zfg.“ folgende inter
essante Zuschrift: In einem Prospekt, an dessen Spiße die Bezeich
nung „Die allergrößte Seltenheit der gesamten Goefhe-Citeratur“
steht, kündigt die firma Karl Konegen in Wien die faksimileaus-
gabe der Schrift Adam ITlüllers „Etwas, das Goethe gesagt hat“
an. Die Schrift ist zum 51. Oktober 1817 in Ceipzig gedruckt,
richtet sich gegen die feier des Reformotionsjubiläums und steht
mit Goethe eigentlich in recht losem Zusammenhänge. Das in
Wien aufgefundene nach dem Prospekt einzige — Exemplar
trägt auf dem Titelblatte die handschriftliche Bemerkung: „niemals
erschienen: ein zweites Exemplar ist nur in den Händen des fürsten
ITletternich oorhanden.“ Der Wiener Bibliophile Hans fei gl wies
nun nach, dafj die handschriftliche Eintragung uon Adam lllüller
selbst herrührt. Da das ITletternichsche Exemplar bei der uor
einigen Jahren abgehobenen Versteigerung der Bibliothek des
fürsten nicht oorhanden war, also wohl schon uor Jahrzehnten
der Vernichtung anheimgefallen ist, ist nach dem Prospekt das
Wiener Exemplar der Adam ITlüllerschen Schrift „ein Unikum im
wirklichen Sinne des so oft mißbrauchten Wortes, denn es ist eben
das einzig erhaltene Exemplar, das kein Sammler, keine Bibliothek
und kein Archio, auch nicht das Goethe-Archio in Weimar, besißf
und besißen kann.“ Das stimmt nun aber nicht. Gleich nach dem
Erscheinen des Prospektes mies der Direktor der leipziger llniuer-
sitätsbibliothek, Geheimer Hofrat Dr. Boysen, ein Exemplar in
dieser Sammlung nach, und auch die Kgl. Bibliothek in Berlin
besißt ein Exemplar, das noch dazu eine alte Eintragung mit Rot
stift „Rezensionsexemplar“ trägt. Wie oiele andere Bibliotheken
das „Unikum“ noch besißen, uermag ich zurzeit noch nicht zu
sagen, ich habe aber die Hilfe des Huskunftsbureaus der Deutschen
Bibliotheken angerufen, um das zu ermitteln. Der Vorgang ist
bezeichnend dafür, wie sogenannte Unika entstehen: Herausgeber
und Verlag haben offenbar die handschriftliche Bemerkung Adam
ITlüllers, nachdem die Schriffoergleichung einmal festgestellt hatte,
daß er der Schreiber ist, für so durchaus sicher gehalten, daß sie
anscheinend bei keiner Bibliothek angefragt haben.“
(Ein Schubart-Unikum.) Der Schubartforscher Professor
E. Holzer in Ulm hat uon einem Berliner Antiquariat eine mit
dem Flamen Schubart uersehene Komposition erworben, die
ein Unikum in der Schubart-Citerafur darstellt und neues Dicht auf
Schubart als Komponisten wirft. Es handelt sich um ein Konzert
für Cello mit Orchesterbegleitung. Eine gründliche Prüfung, an der
auch ITTünchener Sachuerständige beteiligt waren, ergab, daß Er
findung, Alelodie und Orchestrierung zweifellos uon Schubarts Art
sind. Dennoch stellt uns das dreisäßige Konzert noch uor uer-
schiedene Rätsel. Es fragt sich, warum das Opus in Braunschweig
oerlegt wurde, für welche Art uon Cello es bestimmt war, da die
darin enthaltenen Passagen auf dem modernen Cello großenteils
nicht ausführbar sind, und dann ist es auch sehr auffallend, daß
es die Opuszahl VII trägt; uon den sechs uorhergegangenen Werken
ist keine Spur oorhanden, und sonach ist anzunehmen, daß weit
mehr Kompositionen Schubarts uerlorengegangen sind, als uer-
mutet wurde.
(lließsches philosophischer IT ach laß.) Bei Alfred
Krön er in Ceipzig erscheint demnächst lTizßsches philosophischer
tlachlaß unter dem Titel „Philologien, Gedrucktes und Ungedrucktes“.
Das Ganze ist auf drei Bände berechnet.
Bilder.
(König Ceopolds Gemäldesammlung.) Wie ausBrüssel
mitgeteilt wird, ist die belgische Regierung der Ansicht, daß die
Gemälde des oerstorbenen Königs Ceopold, welche unlängst aus
gestellt waren, als Eigentum seiner Töchter zu betrachten sind.
Da die Teilung dieser mertuollen Gemälde aber sehr schmierig ist,
dürfte eine öffentliche Versteigerung nicht zu umgehen sein. Es
heißt, die Regierung werde einige dieser Gemälde für den Staat
onkaufen.
(Die Wandfresken der Sixtinischen Kapelle.) ln den
leßten Tagen ist, wie man uns aus Rom schreibt, eine Reinigung
der Wandfresken der Sixtinischen Kapelle unter der Ceitung des
neuen Direktors der päpstlichen Kunstsammlungen, Professors
Caoenaghi, erfolgt. Die Bilderfolge des Quattrocento wurde sorg
fältig abgestäubt. Das Ergebnis übertrifft alle Erwartungen. Die
Fresken der florentinischen und umbrischen ITteister haben jeßt
ein frisches Aussehen gewonnen.
(Zeichnungen Goethes.) Die leßte ITummer der „Chronik
des Wiener Goethe-Vereins“ enthält eine besonders interessante
Beilage. Goethe hat bekanntlich uon frühester Jugend bis ins späte
Alter uiel gezeichnet. Vor die Öffentlichkeit getreten ist er jedoch
nur ein einzigesmal, im Jahre 1821, mit einem Heftchen „Radierte
Blätter nach Handzeichnungen uon Goethe“, herausgegeben uon
Schroerdgeburth. Den ungemein stimmungsoollen Blättern hat
Goethe Gedichte beigefügt, die mit den Bildern zu einem Kunst
werke uon intimstem Reize zusammenklingen. Von der heute un-
gemein seltenen Originalausgabe hat ein feinsinniger Wiener Goethe-
Kenner, Herr ?elix S ch m a b , einen geschmackuollen tleudruck
oeranstaltet und mit einem llachworte über die Entstehung des
Werkchens oersehen. Der Wiener Goethe-Verein (I., Cschenbach-
gasse 9) oerfügt nur mehr über wenige Exemplare des fleudruckes,
die lediglich mit dem ganzen 25. Bande der „Chronik“ den noch
für 1909 neu eintretenden ITlitgliedern abgegeben werden können.
Liebig-Bilder.
(lTeuheiten.) Die Ciebig-Kompagnie oerausgabte zwei
hübsche Serienneuheiten, welche sich würdig den übrigen Chromos
der ?irma anreihen und den Sammlern derselben gewiß Freude
bereiten dürften. Die Serien stellen dar: I. Inseln des mittel
ländischen Uleeres: a) Rhodos, Ritterstraße, Hafeneinfahrt;
b) Sizilien, Catania, Tempelreste uon Girgent; c) Thera, Hafen und
bischer uon Thera; d) Korfu, Hafen und Achilleion, flTerkur-Terrasse;
e) Korsika, Ajaccio und korsische Bergbewohner; f) Kreta, Kanea