ilummer 3
Internationale Sammler-Zeiturig.
Seite 47
einem Pferde angehprt haben dürften. Interessant und geradezu
einzig ist der Schmück, der leider etvuas gelitten hat. Cr ist zumeist
aus reinstem Gold: Große Bernsteinkugelketten mit öoldfassung,
galdene Armspangen, goldene Ketten, goldene Ringe mit roten
Steinen, lange galdene Stangen, deren Zweck noch nicht recht er
sichtlich ist, Glasbecher und anderes, doch keine münzen. Cs heißt,
daf3 ein Herr Pal] aus Wien einen Teil des Schmuckes erworben
habe; die Arbeiter, welche die Sachen entdeckt hatten und ihren
Fund zu oerheimlichen suchten, hätten ihm ihre Sundobjekte gegeben.
Die Zeit, aus der das Grab stammt, ist noch nicht bestimmt.
Bemerkenswert ist, daß in dieser Gegend bisher keinerlei Römer
funde gemacht wurden.
(»Sine unbekannte Karl-flugust-Büste) wurde in
Weimar ans Hichf gezogen. Das Werk wird nicht nur alle Kenner
und Sammler aus dem Bereiche der klassischen Weimarer Zeit
stark interessieren, sondern stellt ein literaturgeschichtliches Doku
ment dar, über dessen Auffindung sich die weitesten Kreise freuen
werden. Cs stammt ohne Zweifel oon der Hand Ulartin Klauers,
eines Künstlers, der 1774 durch die Herzogin Anna Amalia oon
Rudolstadt, nach Weimar als Hofbildhauer berufen wurde und
schon damals eine Art Kunstschule leitete. Crst in neuester Zeit
ist man wieder zu einer wirklichen Würdigung seiner Arbeiten
gekommen; sie sind zum größten Teile aus gebranntem materiale
gefertigt, eine Technik, in der er es als ehemaliger ITlodelleur für
seine heimatliche Fayence- und Porzellan-Industrie zu meisterhafter
Fertigkeit brachte. Der junge Großherzog wußte diese seine Fertig- i
keifen zu schäßen und ließ ihn 1789 eine Toreutika-Fabrik zu
Weimar errichten, wo in trefflich gebrannten Crden plastische Kunst
werke und architektonische Zierstücke hergestellt wurden. Damals
entstanden seine Büsten oon den Grscheinungen des Weimarer
musenhofes, deren größter Teil erst die leßten Jahre wieder ans
Cichf gezogen wurde. Die jeßt aufgefundene Karl-August-Büste
stammt wohl aus dem Jahre 1775 und stellt in ungefähr halber
Größe den siebzehnjährigen, eben mit der Darmstädter Prinzessin
Cuise oerlabten Prinzen in sprechender Charakteristik der Züge
dar. Die Figur ist mit einer blaugrünen, eingebrannten Glasur
überzogen, die ihr einen eigenen, an eine Patina erinnernden Reiz
oerleiht. Das Stück war im Besiße eines ehemaligen, jeßt hoch
betagten Offiziers des Weimarischen Kontingents, dessen Großoater
es oon der Herzogin-mutter als deren Kammerdiener zum Regierungs
antritte Karl Augusts geschenkt bekam.
(Gin zerstörtes llaturdenkmal.) Die Zerstörung eines
interessanten Haturdenkmals wird aus Schaumburg-Cippe ge
meldet. Gs handelt sich um den mächtigen Findling, der im Volks
munde als der Schäferstein oon Hagenburg bekannt war.
Die Zerstörung ist auf Veranlassung der fürstlichen Forstoermaltung
in Bückeburg erfolgt. Die Trümmer des Blockes wurden zum
Gindecken einer Waldstraße benußt, die durch einen fürstlichen
Forst bei Hagenburg führt. Der Stein ragte teilweise aus der
Grde und war durch einen oernarbten Strich in zwei Teile geteilt.
Ginige Vertiefungen wurden als die Abdrücke eines Klenschenfußes
und eines Hundes gedeutet. Ginst soll, so erzählt „Hiedersachsen“
die Sage, ein Schäfer seine Herde am Waldessaum gehütet haben.
Dabei ließ er es gern geschehen, daß die Tiere ein nahes Roggen
stück abmeideten. Als später der Bauer den Feldfreoel sah, folgte
er den Spuren nach in den Wald. Dort fand er den Schäfer auf
jenem Felsblock, umlagert oon der übersatten Herde. In heftigen
Worten fährt der Bauer den gewissenlosen Alann an. Der aber
leugnet frech und Derflucht sich obendrein, er wolle auf der Stelle
untergehen, wenn er der Übeltäter wäre. Da klafft der Stein aus
einander, Schäfer und Hund oersinken. Riß und Spuren aber
blieben sichtbar und oerkündeten die Geschichte oom Schäferstein
zu Hagenburg. Die Zerstörung eines solchen Denkmals ist zur
Zeit der immer mehr erstarkenden Heimatschußbemegung — be- |
sonders, da sie auf Befehl einer Behörde erfolgt sehr auffällig.
(Tluseen.
(Königliches Kupferstichkabinett in Stuttgart.) Das
unter der Heitung des Dr. G. Willrichs stehende kgl. Kupferstich
kabinett in Stuttgart ist nach Beendigung der Adaptierungen
jetjt wieder eröffnet worden. Im großen Saale und zwei daran
stoßenden Kabinetten sollen fortan in oierteljährigem Wechsel
größere Ausstellungen oon Original werken der graphischen
Künste stattfinden. Fürs erste ist eine Ausstellungsfolge geplant:
„Die graphische Kunst unserer Zeit.“ Die Stuttgarter Künstler
machen den Anfang. Im Studiensaale ist u. a. eine Ausstellung
unfergebracht, in der die Verfahren der druckgraphischen Künste
in Platten, Werkzeugen und Darstellungen des Arbeitsganges oor-
geführt werden.
(Diebstahl im Berliner Kunstgewerbemuseum.) Aus
dem Kunstgewerbemuseum in Berlin wurde ein Bronzerelief
gestohlen, das Friedrich den Großen zu Pferde darstellt. Gs ist oon
Schadow modelliert, 59 Zentimeter hoch, 30 Zentimeter breit und
seitlich mit oergoldctem Kupfer gefaxt, mit schwarzer Farbe ist
die Inoenturnummer 15309 eingeschrieben.
Uom Kunstmarkte.
(Kupferstich-Auktionen in der Galerie Helbing.) Am
28. Februar und l.llJärz findet in der Galerie Helbing in ITtünchen
die Auktion einer Sammlung oon Kupferstichen, Radierungen und
Holzschnitten oorwiegend des XV.—XVIII. Jahrhunderts statt. An
alten meistern sind Albrecht Dürer, E. oan Heyden, J. uan ITleckenen,
G. Pencz, Reinbrandt gut oertreten, das 18. Jahrhundert wird durch
ßarfolozzi, ßeauoarlet, Cochin, V. Green, Ranteuil, C. Ploos, uan
Amstel repräsentiert. Beachtung oerdienen auch die Abteilungen
der Ansichten der Holzschnitte, der Porträts und der Handzeich
nungen und Aquarelle alter und neuerer Kleister, die den Schluß
des 878 Hummern umfassenden Kataloges bilden. Am 2. IRärz
gelangt ebenfalls in der Galerie Helbing eine graphische Sammlung
zur Versteigerung, die das weiteste Interesse uerdient. Gs sind
ausschließlich Original-Radierungen, Original-Holzschnitte und Origi-
nal-Eifhographien moderner IIIeister und fast durchgehends
ausgezeichnete signierte Künstler- und Frühdrucke. Ulan findet da
Arbeiten aller Eänder, wie der heroorragendsten Kleister. So sind
oertreten Jacques G. Blanche mit hübschen Eithographien, F. Boehle
mit einer großen Handschaft, Fr. Brangmyn, R. Bryden und Fr.
Burridge mit zahlreichen, teilweise sehr seltenen Arbeiten, Ch. Fr.
Daubigny und 111. Desboufin mit hübschen Blättern, Otto Fischer
mit einer größeren Anzahl prächtiger Arbeiten. Ganz besonderes
Interesse werden die Radierungen oon Otto Greiner (zwei Porträts
Siegfried Wagners), lllax Klinger (Folge oom Tode, op. II u. a),
Wilhelm Heibl, Gmil Orlik, Ferd. Schmußer (dabei brillantes Porträt
oon Kainz als Hamlet), Karl Sfauffer-Bern (besonders ein sehr
schöner Kopf Gust. Freytags) und Friß Thaulows prächtige Radie
rungen und Handschaften in Farben erregen. Rieht weniger bemerkens
wert sind die Arbeiten Seymour Hodens, D. S. IRac Paughlan,
Jos. Pennels und James Whistler, als ganz heruorragend dürften
einige Blätter oon Ch. Rleryon und Jean Fr. Hüllet (besonders „Hes
glaneuses“) bezeichnet werden. Ferner sind noch durch zahlreiche
beachtenswerte Werke repräsentiert P. Helleu, H. oon Hoffmann,
K. Kollmiß, W. Heistikow, Gd. Rlanet, C. H. Shannon, W. Strang
und Heinr. Vogeler. Außerdem seien noch ermähnt die interessanten
Blätter oon A. Gast, Alph. Hegros, Alex. Hunois, J. Fr. Rafaelli und
Felic. Rops. Weitere Auskunft erhalten Interessenten durch den
illustrierten Auktionskatalog, der durch die Firma Hugo Helbing,
RJünchen, gratis zu beziehen ist.
(Chodomiecki-Versteigerung.) Für Sammler der Kupfer
stiche Daniel Chadowieckis dürfte es oan Interesse sein, zu er
fahren, daß Rütte lllärz in dem Kunstinstitut oon C. G. Boerner
in Heipzig die größte je oersteigerte Sammlung dieser Stiche aus
geboten wird. Infolge Vereinigung der beiden größten bisher
existierenden Chodomiecki-Sammlungen, nämlich derjenigen aus
dem Besiß des Wilhelm Gngelmann, der das klassische Hand
buch über Chodowiecki geschrieben hat, und aus bekanntem Berliner
Prioatbesiß, wird eine Dubleftensammlung ausgeschieden, die fast
oollständig ist und die großen Seltenheiten des Chodomiecki-Werkes
enthält. Gs ist bis auf Gntnahme weniger Blätter die oollständige
Cngelmann-Sammlung, die hier zum Verkauf kommt. Per Katalog
erscheint Rütte Februar.