MAK
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Internationale Sammler-Zeitung. 
Hummer 7 
damit darf man jegt non der flora des Beonardo mahl endgültig 
Abschied nehmen. 
(Der schönste Teppich der Welt.) Aus manchen roird 
uns geschrieben: Die Ausstellung orientalischer Teppiche in der 
„Ausstellung TTlünchen 1910“ roird ein Stück enthallen, das als der 
schönste Teppich der Welt gerühmt roird. Cs ist das der „Jagd 
teppich“ aus dem Besige des Kaisers franz Josef oon Österreich, 
fr ist aus Seide mit Goldfäden geknüpft und stellt auf rosafarbigem 
Grund eine Böroenjagd des Schah uon Persien dar. ffroa 80 
ITlillionen Knoten roaren erforderlich, um dies Stück herzustellen. 
Zehn Arbeiter roürden bei einer Tagesleistung oon 2000 Knoten 
ungefähr 12 Jahre gebraucht haben, um diesen Teppich fertigzu- 
stellen. fr roird auf 1V, millionen geschäht. 
(Kostbare Kirchenleuchter.) Die friedrichsberger Kirche 
besitzt, roie die Schlesro. Ilachr. mitteilen, zroei schöne silberne 
Barockleuchter. Sie tragen zroei Wappen, oon denen das eine im 
Schild den lllond und zroei Sterne, das andere einen milden mann 
mit Keule trägt. Beim ersteren steht: „Herr Peter Witte, hochfürstl. 
Kommissarie, uerehred dise Beuchfers Gott zu fhren und das 
Altahr zum Zierad.“ Bei dem anderen Wappen: „f. Agneta 
Gardruth Witten geborene Buschmann.“ Besonders interessant ist 
aber die weitere Inschrift: „Gott schickt uns Krieg und Pest ins 
Band, Jch kiifj hiemit Sein Vaters Hand und bitt, Gott roall an uns 
gedenken, Sein Hülff’ und Gnad’ nicht oon uns lenken. friedrichs- 
berg oar Gottorf, Anno 1713 unter Krieg und Pest.“ 
(fine japanische Ausstellung in Cond an.) Heuer 
werden drei bedeutende Ausstellungen auf unserem frdball zu 
sehen sein, fine in Buenos Aires, eine in Brüssel, eine in 
Condon. Die oielen fremden, die nach Brüssel gehen, werden 
sich dieses Jahr geroifj über den Kanal nach fngland locken lassen, 
ln der westlichen Vorstadt Shepherds Bush, auf demselben Terrain, 
das oor zroei Jahren die grolje franko-britische Ausstellung beher 
bergte, roird sich die unter dem Protektorate der Kaiserlich japa 
nischen Regierung stehende Japan-British fxhibition erheben, die 
zum ersten male auf europäischem Boden ein oollständiges und 
instruktioes Panorama japanischer Kunst und Kultur, japanischer 
Arbeit und japanischen fortschritts, seiner Historie und seines All 
tags, seines sozialen Bebens und seiner sonderlichen Gebräuche 
geben roird. Dieses Panorama roird auf einem flächenraum oon 
3300 Quadratfug aufgebaut und teils in getreuer flachbildung 
historischer Schlösser, historischer Szenen, historisch bedeutsamer 
Schlachten, teils aber in einer Reihe großer Tableaus bestehen, die 
den Beschauer durch ein Zeitgebiet oon ungefähr 2500 Jahren 
führen sollen. Die zroei wichtigsten Sektionen werden der Kunst 
und dem Kriegsschiffbau gewidmet sein. Die Objekte, die aus 
prioaten und öffentlichen Sammlungen herübergeschickt worden 
sind, zeigen eine Reichhaltigkeit und Qualität, roie sie bisher in 
furapa noch nicht zu sehen waren. Ulan wird Ulalereien, Schnitze 
reien, metall- und seltene Backarbeiten, farbendrucke, Töpfereien, 
Textilwaren, Architekturen, Skulpturen und affen zu sehen be 
kommen. Die Beispiele der Kunst und des in Japan so auf;er- 
ordentlich ausgebildeten Kunsthandroerks erstrecken sich oom 7. 
Jahrhundert an, also einer Zeit, zu der in furopa lTtalerei in seiner 
jetzigen form noch nicht existierte, ln der Schiffahrfsabfeilung 
wird der kolossale fortschritt, den Japan in den legten Jahrzehnten 
gemacht hat, sich am deutlichsten ausprägen Vor dem Kriege 
mit Rußland besag das Band nicht mehr als 70 Schiffe mit einem 
Tonnengehalt oon 258,000, heute, nur wenige Jahre danach, hat 
es 93 Schiffe uoin allerneuesfen Typ mit einem Tonnengehalt oon 
570.000 (neben seinen älteren, immerhin brauchbaren ITlodellen). 
Was die diesjährige Bondoner Ausstellung so besonders interessant 
gestalten wird, ist der Umstand, dag alles in ihr echt sein wird, 
fs sind ganze Kompagnieen japanischer Handwerker und Künstler 
nach fngland gekommen, die in Shepherds Bush eine emsige 
Tätigkeit entfalten. Die auf den Gründen der Ausstellung aufge- 
stellfcn japanischen Gärten dürften in ihrer eigenartigen Konstruk 
tion, farbenkoinbination und ihrer künstlerischen ünsymmetrie 
für europäische Besucher grofje Überraschungen und ganz neue 
Sensationen bergen. Dicht minder anziehend dürfte der dem weib 
lichen finflug in Japan gewidmete Teil der Ausstellung werden, 
der u a auch die Schönheitspflege und die Toilettekünste der 
Japanerinnen oerraten roird. 
(Die Ausgrabungen in llazareth.) ln ITazareth haben 
zroei Denkmäler oon jeher die besondere Aufmerksamkeit der 
forscher erregt, fs sind dies die Kirche der Verkündigung und die 
sogenannte Werkstatt des heiligen Joseph, ln ihrer jegigen Gestalt 
wurde das erstere Gebäude im Jahre 1730 oollendet, das letjtcrc 
1558; aber längst rougte man, dag die Anlagen auf ältere Bauten 
zurückgingen, und diese zu ergründen, war die Aufgabe zweier 
Ausgrabungs-Kampagnen, oon denen die eine oon 1890 bis 1891, 
die andere'oon 1907'bis 1909 währte. Beide hatten nicht uner 
hebliche Resultate, über die der Beiter der Ausgrabungen, Pater 
Viaud, soeben einen Bericht der Pariser Akademie oorgelegt hat. 
Vor der Kirche der Verkündigung fanden sich noch die Reste der 
ursprünglichen, im oierten Jahrhundert entstandenen Basilika, 
über die erst zur Zeit der Kreuzzüge ein Deubau stattfand, und 
diesem Zeitalter entspricht durchaus die erhaltene Architektur. Das 
Gebäude hat die ansehnliche Bänge oon 75 Dieter und eine Breite 
oon 30 Dieter, fs bestand aus drei Bängsschiffen mit ebenso oielen 
Apsiden, und aus einem Querschilffe, in deren Kreuzung sich eine 
Kuppel erhob. Die Apsiden ruhten auf quadratischem Grundrisse, 
fs hoben sich aber nur noch geringe Dlauerteile erhalten, nur 
die nördliche Debenapside steht noch in leidlicher Höhe, ihr fernster 
ist schiefjschartena/tig mit nach innen abgeschrägten Beibungen 
und Bogenabschlug. Daneben windet sich eine Wendeltreppe in die 
Höhe. Die äugere nordmauer weist noch ih e Pilaster und Strebe 
pfeiler auf. Die fassadenmouer hatte eine Stärke oan nicht weniger 
denn 5'5 Dletern; oon ihrem Portale sind noch die Reste der 
Pfosten und die monolithe Schwelle erhalten. Das eigentliche 
Hei.igtum, das eine besondere Anlage etwa oon demselben 
Charakter roie die Heilgfümer der Grabeskirche zu Jerusalem und 
der Dlarienkirche zu Gethsemane bildet, kam ursprünglich in die 
lAittelaxe, links oom fingang, zu liegen, und zwar derart, dag die 
groge felsmasse, die die Verkündigungskapelle aufnimmt, sich 
unter dem linken Seitenschiffe, etwa zwischen der fünften und 
siebenten Säule ausbreitete, während die sich ihr anschliegende 
fngelskapelle sich unter dem ITJittelschiffe, zwischen der oierten 
und sechsten Säule befand. Von dieser fngelskapelle war bisher 
nur ihr unterer Teil bekannt. Den Zugang oermittelten zroei nur 
sechsstufige Treppen, oon welchen die eine im Westen, die andere 
im Süden liegt. Von der legteren breitet sich ein prächtiges 
Dlosaik aus, das dem 5. oder 6 Jahrhundert zugeschrieben 
werden dürfte. Aber auch die fngelskapelle ist mit einem präch 
tigen fugbodenmasaik mit griechischer Inschrift, oermutlich aus 
der selben Zeit, geschmückt. Von den Kuppelpfeilern der Basilika 
bestehen noch einige Ruinen, ebenso fand sich der Unterbau des 
Hauptaltars aus der Zeit der Kreuzzüge. Überraschende frfolge 
hatten die Ausgrabungen, die im Hauptraum des sich an der 
lJordmauer anschliegenden Klosters oorgenommen wurden. Hier 
mugten zroei Dieter hohe Schuttmassen abgetragen werden, ehe 
Dlaueröffnung zum Vorschein kam, die, nach den romanischen 
Gliedern zu schliegen. ein Tor sein mugte. Diesem tingangc gegen 
über fand sich eine Wohnstätte, die aus je einer in den felsen ge 
triebenen altertümlichen Kammer und Grotte besteht, und die 
mehrere prächtig skulptierte Kapitelle enthielt. Die sogenannte 
Werkstatt des hl. Josef erhebt sich 100 Dieter nördlicher. Unmittel 
bar neben ihr hatten sich die Ruinen einer etwa 30 Dieter langen, 
16 Dieter breiten dreischiffigen Kirche aus den Kreuzzügen gefunden. 
Die freilegung der Trümmer lieg die drei das Bauwerk im Osten 
abschliegenden Apsiden, ein romanisches Hauptportal und einige 
Teile der Seitenmauern erkennen, die mit Pilastern und Strebe 
pfeilern oersehen sind. Jm Dlittelpuukte der Kirche wurde ein 
2 Dieter tiefer, mit einem Dlosaikbaden geschmückter Schacht frei 
gelegt, oon dem aus eine nach Süden führende felsentreppe in 
einen unterirdischen Gang leitet, durch den man eine hohe und 
geräumige Grotte erreicht. Diese scheint schon in weit zurück 
liegender Zeit bewohnt gewesen zu sein, denn es fanden sich 
darin zahlreiche schillernde Glasscherben, fragmenfe oon persi 
schem Porzellan und arabischer Tonroare mit Inschriften. Sie 
weisen alle auf die Zeit Salaheddins. 
(Germanen in Ägypten.) Im Rijksmuseum oan Oudheden 
in Beyden befindet sich ein roohlerhaltener eiserner Spangen 
helm mit Wangenklappen und der ledernen futterkappe. Dieses 
Stück, das in der einschlägigen Biteratur bis jegt wenig beachtet 
worden ist, stammt aus Ägypten und soll auf dem Kopfe einer 
Dlumie gefunden worden sein. Ihm widmet nun in dem zweiten 
Heft der oon Schuchhardt herausgegebenonen „Prähistorischen 
Zeitschrift“ Dlax fbert eine Untersuchung, die es als möglich er 
scheinen lägt, dag das Helmstück einem germanischen Krieger an 
gehört habe. Seit der Diokletianischen Zeit l amlich roaren, roie 
überall im weiten römischen Reich, germanische Truppen auch in 
Ägypten stationiert, Vandalen, Quaden, franke:, Chamaoen
	        
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