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Hummer 7 
internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 109 
Alemannen, Sigambrer, Juthungen. Ja manchmal mar der Oberst 
kommandierende sogar ein germanischer Offizier, mie z. B der 
im Jahre 384 ermähnte franke ITlerobaudes. Da man die nationalen 
Eigentümlichkeiten dieser germanischen Hilfsuölker bei der römischen 
Heeresleitung möglichst schonte, so läfjt es sich schon denken, dafj 
mir hier den Helm eines germanischen Offiziers — nur Offiziere 
dürften einen solchen getragen haben — sehen, der im fernen 
Ägypten den Tod fand. Da in diesem fände dauernd germanische 
Truppenteile stationiert mären, können mir uns deutlicher erklären, 
marum gerade auch in den Begräbnisstätten der Germanen in 
unsern fanden oiel Schmuck mit ausgeprägt orientalischem 
Charakter gefunden aiird. Besonders scheint das lllotio des Reiters 
mit emporgehobenen Armen, mit einem Kreuz auf der Brust, mie 
er nicht selten in meroroingischen lTekropolen frankreichs (aus der 
Schmeiz könnte oielleicht auch die Scheibenfibel uon Oron hierher 
gehören, die Besson in seinem Werk über die barbarische Kunst 
in der Diözese fausnnne als einen Salomon darstellend betrachtet) 
oorkommt, uon den Germanen gern als ornamentales lAotm über 
nommen morden zu sein. Hach der Ansicht Sfrzygomskys ist der 
Typus aller Reiterheiligen im Osten zurückzuführen auf einen 
llrtypus, der durch das schöne alexandrinische Kaiserdiptychon im 
fouore repräsentiert ist, das den in Christus siegenden Konstantin 
darstellt. Bei dem stolzen und kriegerischen Geist der Germanen 
ist es klar, daf^ ihnen unter den zur Ausroahl oorliegenden 
Heiligen des lTillan des der christliche Gottesmann zu Pferde be 
sonders genehm mar. 
(Ein 600.000 Jahre alter Schädel.) Das fanden er 
niuseum des kgl. Institutes für Wundärzte besitzt einen berühmten 
prähistorischen Schädel. V7or mehreren Jahren murde er in 
Gibraltar gefunden und als der eines menschlichen Wesens aus 
uorgeschichtlicher Zeit festgestellt. Viele Gelehrte haben sich den 
Schädel angesehen, allerlei Theorien über das Wesen, zu dem er 
einst gehörte sind aufgestellt morden und aus allen Teilen der 
Welt kamen Besucher, um ficht in das Dunkel zu bringen. Endlich 
ist es Prof. Keith, dem Kurator des Aluseuins, mit Hilfe eines 
neuen lAafjsystems und unter Benü'jung aller Hilfsmittel der 
modernen Wissenschaft gelungen den Schädel genau zu besfim nen. 
Er oerglich ihn sorgfältig mit Schädeln aller heute noch lebenden 
Völker und Stämme und hat ihn als unzmeifelhaft prähistorisch 
festgestellt. Dieser Tage gab er oor den mitgliedern des Anthro 
pologischen Instituts eine ausführliche Beschreibung seiner Unter 
suchungen an dem Schädel, den er zugleich oorroies. Aach ihm 
ist der Schädel der einer trau, die oor otroa 600.000 Jahren lebte 
und ziemlich intelligent gewesen sein mufj. Ihre Kaumuskeln waren 
ersichtlich stark ausgebildet, man kann mit einiger Sicherheit 
darauf schließen, welche flahrung dieses prähistorische Weib zu 
sich nahm: Düsse und Wurzeln bildeten wahrscheinlich Haupt 
bestandteile ihrer Flahrung, sie mar imstande Dinge zu essen, die 
eine grofje Anstrengung der Kaumuskeln erforderten. Die lllenschen 
oor 600 000 Jahren maren ohne Zmeitel langarmig, dagegen 
waren sie klein oon Statur und hatten abnorm starke, dicke 
Aachen. Ihr Gehirn scheint größer gewesen zu sein, als man bi - 
her oan lllenschen aus jener Zeit angenommen hat lAit einiger 
Sicherheit kann behauptet werden, dafj jene lllenschen schon die 
Fälligkeit besagen, miteinander zu sprechen. Dagegen lebte diese 
Frau in einer Zeit, in der die lllenschen noch keine Häuser bauten, 
der Himmel ihr Dach mar. Familienbildung mar mahl auch noch 
nicht oorhanden, die prähistorischen Alenschen lebten in Rotten, 
die keinem Gesetz unterworfen maren. Wahrscheinlich waren sie 
Jäger und Fischer. Der Schädel läfjt erkennen, dafj das Weib eine 
grofje Aase besessen haben mufj. Ihr Gaumen war um ein Drittel 
gröfjcr als derjenige der Frauen oon heute. 
(Der älteste Pfahlbau 11 ordeuropas.) In der Höhe der 
schwedischen Bahnstation Aluastra am Rande des Dage-llloores 
hat Dr. Otto Frödin die Reste eines uralten Pfahlbaues entdeckt, des 
ersten in Aordeuropa, der wahrscheinlich über 4000 Jahre alt ist. Über 
diesen bedeutsamen Fund werden im „Globus“ nähere Einzelheiten 
mitgeteilt. Hus dem kalkhaltigen Schlamme, der sich ausgezeichnet 
zur Konseroierung eignet, wurden alte Geräte aus Stein, Flintstein, 
Knochen, Horn, ja auch aus Holz ausgegraben, dann oerkohlte 
Äpfel und Weizenkörner, die das hohe Alter der Anlage erkennen 
liefjen. Dieser schwedische Pfahlbau unterscheidet sich oon den 
in der Schweiz gefundenen dadurch, dafj er nicht im Wasser selbst 
angelegt ist, sondern auf einem schwach geneigten Strande in 
sumpfigem Gelände. Der Boden ruhte zum Teil auf Pfosten, zum 
Teil im IRoore selbst, sadafj das Wasser im glatten Strome unter 
dem Gebäude fortrieselfe. Gegen Angriffe war diese Anlage durch 
das unwegsame weiche lAoor uon der fand- wie uon der Seeseite 
geschiiljt; die Bewohner bewegten sich auf schmalen hölzernen 
Stegen, oon denen man noch Spuren gefunden hat. An dem Boden 
wurden mehrere Feuerherde festgestellt, oon denen sechs bisher 
freigelegt sind. Der Bau hatte wahrscheinlich ein großes Dach aus 
Fellen oder oon Ästen und Torf; Überreste oon den schmalen Stöcken, 
die die Dachbekleidung trugen, sind erhalten. Auf dem Boden lag 
eine 50 cm dicke Schicht oon Abfall, in der die oerschiedenartigsten 
interessanten Gegenstände oerborgen Waren So wurden gefunden: 
Waffen oon Flintstein und anderen Steinen, Pfriemen und Aleifjel 
aus Knochen und Horn, welch leljtere im rjtoorwasser ausgezeichnet 
erhalten waren, während das Wasser die Steingeräte angegriffen 
hatte. Alan fand auch Scherben oon tönernen Gefäfjen, Zähne oan 
milden Schweinen, welche sicherlich als Schmucksachen oermendet 
wurden; weiter Knochen oon Hirschen und Wildschweinen und eine 
lllenge oon Aufjschalen. Von besonderer Wichtigkeit sind zwei 
Gegenstände, die man bisher noch nie bei einem so alten nordischen 
Funde angeiroffen hat. Es sind das Weizenkörner, die also 
schon in der späten Steinzeit 2500 2000 u. Ehr. in Schweden an 
gebaut wurden, und ein hölzerner Haken, das älteste Gerät aus 
Holz, das man bisher in Schweden entdeckte. Auf Handelsbeziehungen, 
in denen diese Bewohner des Pfahlbaues zu fremden Völkern 
standen, weisen die Flintsteine und eine kleine Perle aus Bernstein hin. 
(Tluäeen. 
(Ein neues niuseum in Innsbruck.) Die Fürstenburg 
Friedrichs „mit der leeren Tasche“ in Innsbruck, die durch den 
schönen gotischen Erker mit dem „goldenen Dachl“ jedem Besucher 
der Innstadt bekannt ist, soll jetjt ein niuseum aufnehmen. Die 
Innsbrucker Handels- und Gewerbekammer beabsichtigt ursprüng 
lich für ihre reichhaltigen kunsthistorischen Sammlungen auf einem 
Gelände des rechten Innufers in der nähe der Burgbahn zur 
Hungerburg nach einem Entwurf uon Prof. Gabriel oon Seidl 
ein llluseum zu errichten. Doch mufjte der Plan wegen mangeln 
der lllittel fallen gelassen werden. Und so beschloß man jetjt, die 
ausgedehnten Räumlichkeiten der Fürstenburg aus städtischem 
ßesifj anzukaufen und für Aluseumszwecke einzurichten. 
(Errichtung eines Schulmuseums.) Aus Stuttgart 
wird berichtet: Eine beachtenswerte Einrichtung wird hier ins leben 
gerufen, ein Schulmuseum. Es soll zunächst der Volksschule 
dienen. Aach den oom Kultusministerium aufgestellten Bestim 
mungen hat es die Aufgabe, die Behörden und lehrer mit guten 
Cehr- und Cernmitteln bekannt zu machen, die lehrer zur Herstel 
lung guter Eehrmitfel, namentlich für die Heimat- und Aaturkunde, 
aufzumuntern, Schuloorständen und Cehrern in allen die Cehrmittel 
und Schulausstattungsgegenstände betreffenden Fragen Auskunft 
zu erteilen und durch Ausstellungen Verständnis für die Arbeit der 
Schule in weitere Kreise zu tragen. Das Schulmuseum enthält 
demgemäß eine Sammlung und Ausstellung guter Cehr- und Cern- 
mittel für die Volks- und die allgemeine Fortbildungsschule, 
empfehlenswerter Bücher für die Cehrer und zur Anschaffung non 
Schülerbibliotheken, uon Gerätschaften zur Ausführung uon Ver 
suchen, zum Sammeln, Präparieren, zur Herstellung oon Apparaten 
usm., ferner Schülerarbeiten. Außerdem hat das Schulmuseum 
Belege über die Entwicklung des württembergischen Schulwesens 
zu sammeln. Alle Vierteljahr werden Aufteilungen aus dem Schul 
museum herausgegeben, die für sämtliche Schulen angeschafft 
werden sollen. Zum Vorstand des Schulmuseums, das im Eberhards- 
Cudwigs-Gymnasium untergebracht wird, ist Oberlehrer Dr fulj 
in Stuttgart, ein tüchtiger Volksschullehrer, bestellt morden. 
(Ein jüdisches niuseum in Krakau.) Die Zahl der 
Krakauer flluseen wird binnen kurzem um eine neue eigen 
artige Sammlung bereichert sein, nämlich um ein Aluseum für 
Schrift- und Kunstdenkmäler, die zur Geschichte und Kultur der 
Juden in Polen in Beziehung stehen. Das neue Institut uerdankt 
seine Gründung der Initiatiue des Vorsitjenden der jüdischen Kultus 
gemeinde in Krakau, Dr. Tilles, und wird seinen Sitj im neu 
erbauten Gebäude der jüdischen Gemeinde haben. Die Sammlung, 
die hier ausgestellt wird, umfafjt aufjer zahlreichen, mertnollen 
Urkunden, Prioilegien, Drucken usw. eine beträchtliche Anzahl 
kunstgewerblicher Gegenstände, die aus dem jüdischen Ritus her-
	        
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