MAK
Seite 146 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 15/16 
Reihe gegenüber dem Tore durch eine halbrunde Apsis unter 
brochen wird, ein Meines sacellum genanntes Heiligtum. In 
der Mitte liegt ein offener Hof, in dessen Südostecke eine 
Zisterne aufgefunden wurde, und den ein gedeckter Umgang 
mit niederer Brüstungsmauer versehen umgibt. Dieser galerie 
artige Umgang hat 14 in die Wohnräume führende Türen. 
Die Wohnräume sind durch Holz- oder Fachwerkverbände 
abgeteilt, abgesehen von einem in der Südwestecke liegenden 
auf allen Seiten von massivem Mauerwerk umgebenen Raum, 
den außerdem auch noch ein 2 m breites Tor — die übrigen 
Türen sind nur 1 m breit — auszeichnet. 
(Kriegsausstellung in Lemberg.) Aus Lemberg 
wird uns geschrieben: Zum Andenken an die Befreiung der 
Stadt wurde hier eine Kriegsausstellung der II. Armee 
eröffnet. Die Ausstellung repräsentiert sich sehr reichhaltig 
und enthält sehr vieles Material über das Schicksal Lembergs 
während der russischen Invasion sowie über die Ereignisse 
gelegentlich dessen Befreiung. Beim Eingang ist ein großes 
Standbild des Befreiers, des Generalobersten von Böhm- 
Ermolli, postiert. Die Ausstellung erfreut sich großen In 
teresses und zahlreichen Zuspruches. 
(Der Goldfund von Nagyszentmiklos.) Der aus 
kostbaren Krügen, Schalen und Opferschüsseln bestehende 
Goldfund von Nagyszentmiklos bildet schon seit einem 
Menschenalter ein vielumstrittenes Rätsel der Kunstforschung. 
Josef Hampel hat ihn auf gotisch-gepidische Herkunft 
zurückführen, Geza von Nagy darin auf Grund der byzanti 
nisch geschriebenen Inschriften des Schatzes ein Werk byzan 
tinisch-avarischen Ursprungs sehen wollen; später glaubte 
man, die bisher undeutbaren Teile der Inschriften als gotische 
Runen deuten zu können und nahm den Schatz als ein Haupt 
werk germanischer Kunst der Völkerwanderungszeit in An 
spruch. Was den künstlerischen Charakter des Goldschatzes 
betrifft, so hatte besonders Hampel darin um jeden Preis 
unmittelbar antike Einflüsse vorzufinden geglaubt. Indes 
hat G. Supka in Budapest bereits früher eines der Ziermotive 
dieser Gefäße, das sogenannte Ganymedes-Motiv auf die nord 
indische Gandhare-Darstellung zurückzuführen vermocht und 
derselbe Forscher ist nun in der Lage, auf epigraphischer 
Grundlage das Rätsel des Goldschatzes von Nagyszentmiklos 
endgültig zu lösen. Er macht es nämlich in hohem Grade 
wahrscheinlich, daß die bisher unlesbaren Inschriften der 
einzelnen Stücke in alttürkischen Lettern geschrieben und in 
alttürkischer Sprache verfaßt sind, sowie daß ein Teil davon 
sich auf die Verfertigung des Schatzes selbst bezieht. Er ist 
mithin weder antiker noch griechischer, gotischer, gepidischer 
oder gemeingermanischer Herkunft, sondern vielmehr das 
Werk einer einst blühenden innerasiatischen türkischen Kunst. 
Diese Kunst hatte schon Jahrhunderte früher die unter 
„skythischer“ Flagge gehenden herrlichen Werke geschaffen 
und erreichte in den Erzeugnissen dieses Goldschatzes einen 
beträchtlichen Höhepunkt. Konnte es früher als verwunderlich 
erscheinen, daß sich auf einem in Ungarn gefundenen Gefäße 
eine nordindische Darstellung findet, so wird dieser Umstand 
jetzt ganz verständlich. Die Ergebnisse, zu denen Supka 
gelangt ist, liefern eine sehr bedeutsame Bestätigung der 
bekannten Forschungen von Josef Strzygowski, der zuerst 
die ganze Wichtigkeit der orientalischen Einflüsse in der 
mittelalterlichen Kunstgeschichte gegenüber den früher ein 
seitig überschätzten antiken Einflüssen erkannt hat. Wie 
weitreichend die Ergebnisse Supkas sind, ist daraus zu ent 
nehmen, daß nach seiner Entdeckung — worauf übrigens 
StrzygowsM schon vor längerer Zeit hinwies — das Gesims 
am Theodorich-Grabmal zu Ravenna kaum mehr als Erzeugnis 
der Germanenkunst behandelt werden darf; hier kommen 
auf bisher unerklärte Weise mittelasiatische Einflüsse zu Worte. 
(200 Jahre Kleiderkunst.) Aus Berlin wird uns ge 
schrieben : Der Verein Moden-Museum will im Herbst dieses 
Jahres mit einer großen Ausstellung hervortreten und unter 
dem Titel; 200 Jahre Kleiderkunst, 1700 bis 1900, eine Aus 
wahl echter Kostüme aus deutschem Besitz zeigen. Der Ma 
gistrat der Stadt Berlin hat dazu das ehemalig Ermclersche 
Haus zur Verfügung gestellt, dessen im Jahre 1762 ausge 
schmückte, gut erhaltene Räume dabei zum ersten Male der 
Öffentlichkeit zugänglich sein werden. 
(Der größte Schmetterling.) Als größter Schmetterling 
galt bisher der in China vorkommende Atlasspinner. Jetzt 
hat aber ein schwedischer Forscher, Dr. Mj oberg in Queensland 
(Australien) eine Schmetterlingsart gefunden, die noch größere 
Exemplare aufweist; er hat sie „Herkules“ getauft. Ein Her 
kules erreicht eine Flügelspannweite von 230 mm, die Flügel 
messen 215 mm. Sie sind schokoladebraun mit weißen Ringen 
und Flecken; bei den Weibchen läuft um die Ringe noch eine 
violette Kante. Die Tiere fliegen trotz ihres Viertelmeter 
durchmessers völlig geräuschlos; sie entwickeln einen starken 
Geruchssinn. 
(Württembergische Jubiläums-Kunstausstellung.) 
Zu Ehren des 25 jährigen Regierungsjubiläums des Königs 
Wilhelm II. von Württemberg findet von Oktober 1916 
bis Jänner 1917 eine Ausstellung württcmbergischer Kunst 
im Königlichen Kunstgebäude in Stuttgart statt. Die Aus 
stellung soll die Entwicklung der württeffibergischen Kunst 
auf dem Gebiet der Malerei, Bildhauerei und zeichnenden 
Künste während der letzten 25 Jahre (1891 bis 1916) zeigen. 
Sie wird also Werke von Künstlern umfassen, die in diesem 
Zeitraum als solche berufsmäßig tätig waren und entweder 
in Württemberg geboren sind oder dort ihren Wohnsitz gehabt 
haben. Anmeldungen müssen bis spätestens 15. September d. J. 
erfolgen. 
(Eine bedeutende archäologische Entdeckung.) 
In Berceto, auf der Höhe der Apenninen, in der Nähe von 
Parma, befindet sich die sehr alte Kirche S. Moderanno. 
Die erste Kapelle, rechts beim Eingang, ist dem hl. Burcliard 
gewidmet, der von 742 bis 749 Bischof von Würzburg war. An 
einer Wand dieser Kapelle hing das Bikl von zwei Mönchen. 
Als nun dieser Tage der Bischof von Parma, Monsignor 
Conforti, Nachforschungen in der Kirche S. Moderanno 
vornehmen ließ und man das genannte Bild von der Wand 
entfernte, fand man dahinter eine große Wölbung und in deren 
Hintergrund das marmorne Grabmal des hl, Burchard 
und darauf die Inschrift: Carolus Imperator fecit fieri hoc 
opus S. Brochard MCCCLV. Über der Inschrift befindet sich 
der kaiserliche Adler. Das Grabmal, das der böhmische Fürst, 
der spätere Kaiser Karl IV., errichten ließ, ist 1-85 m hoch, 
1-55 m lang und 0-8 in breit. Über dem Altar ist eine Bleitruhe, 
auf der in gotischen Buchstaben folgende zwei Inschriften 
zu lesen sind : „Am 18. Juni 1355 ließ der Fürst Karl, römischer 
König und König von Böhmen, als er sich nach der Stadt 
Braczet, in der Diözese von Parma begab, das Grab des heiligen 
Burchard, des Bischofs „herbipolensis“ eröffnen und fand 
darin die Gebeine des Heiligen in einer Kiste aus Blei; anwesend 
waren bei diesem Fund viele adlige Herren, Bischöfe, Herzöge 
und Grafen.“ „Als Bertrando Rossi, Graf und Herrscher von 
Berceto, 1501 in der Regierungszeit Kaiser Maximilians, den 
Tempel restaurierte, ließ er die von Kaiser Karl errichtete 
Leichentruhe des hl. Burchard in diesen Raum, über den 
Altar, stellen.“ Die Entdeckung hat große archäologische, 
künstlerische und geschichtliche Bedeutung. Der hl. Burchard 
wurde vom Papst Bonifacius (dem Märtyrer) zum Bischof 
von Würzburg erwählt. Er hatte einen wichtigen Anteil an der 
Absetzung Childerichs III. und an der unter Papst Zacha 
rias vollzogenen Wahl Pipins zum König von Frankreich. 
(Die Ausgrabungen in der Kyrenaika.) Aus Rom 
wird berichtet: Im „Notiziario Archeologico“ des Kolonial 
ministeriums berichtet Professor Ghislanzoni, Leiter der 
Ausgrabungen in der Kyrenaika, über die jüngsten italie 
nischen Ausgrabungen in Kyrene, denen neben anderen wert 
vollen Werken eine jetzt im römischen Thermenmuseum be 
findliche wunderbare Aphrodite Anadyomene zu verdanken 
ist. Die Hauptaufmerksamkeit der italienischen Archäologen
	        
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