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Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 123
ITlan berichtet aus Berlin: Van allen den Erzeugnissen
der Kunst, die uns unsere Vorfahren hinterlassen haben, hat sich
wohl kein zweites einer solchen Wertschätzung zu erfreuen, wie
altes Porzellan. Der ursprüngliche Preis, zu dem es oerkauft
wurde, betrug einige Groschen, höchstenfalls wenige Taler; im
taufe der Jahrhunderte ist es in grofje Werte umgewandelt worden,
die bei einigermaßen guter Erhaltung willig mit Tausenden bezahlt
werden. Dabei ist das, was aus der Porzellanerde hergestellt
wird, mit das einzige Kunstwerk alter Zeit, das nicht oergänglich
ist, das heißt, es stirbt nicht (ausgenommen natürlich das, was
Fig. 17. Königin ITlaria Antoinette uon Frankreich.
(Zu Artikel „Eine Kupferstich-Auktion in Berlin“, Seite 121.)
durch ITtenschenhände zerstört wird). Alle anderen Kunsterzeug
nisse sind den Einflüssen der Zeit unterworfen und sterben mit
den Jahren. Der lllarmor, namentlich der weiße Ularmor, zerfällt
unter den Wirkungen chemischer und physikalischer Prozesse;
ebenso geht es den Sandsfeingcbilden, wie wir es zurzeit am
Kölner Dom erleben. Auch alte Gläser sterben mit der Zeit uoll-
ständig ab, sie oerfallen zu Staub. Die eigentümliche Krankheit
des Glases äußert sich zuerst durch ein oollsfändiges Blindwerden
und wirkt ansteckend; sie überträgt sich uon einem Glas auf das
andere. Auch die Bilder unserer alten meisten sind der Vergäng
lichkeit ausgesetjt, weniger durch das Vergehen der UJalerei
die alten Künstler arbeiteten mit uorzüglichen Farben als durch
das HJaferial, auf dem gemalt wurde, altes linden- oder altes
Pappelholz, in dem der Holzwurm mit Vorliebe frißt. Ebenso ist
es mit alten möbeln, wenngleich da die Arbeit des Bahrwurms
als Schönheitsfehler betrachtet wird und die Fälscher es sich ange
legen sein lassen, recht oiele Bohrlöcher künstlich zu erzeugen,
natürlich blüht bei den enormen Preisen auch die Kunst der Por-
zellanfä'lschung; alte Sockel werden mit neuen Figuren bepflanzt;
Bruchstücke uon alten Gruppen werden auf das kunstuollste er
gänzt, die alten lllarken werden täuschend nachgeahmt, so daß
selbst gewiegte Kenner öfters betrogen werden.
Bei Eepke kam eine Sammlung altes süddeutsches Porzellan
aus dem Besiße einer Gräfin, aus Cudwigsburg, Höchst und
Frankenthal unter den Hammer, Im Jahre 1905 war es in der
Fig. 18. Hl. Sebaldus.
(Zu Artikel „Eine Kupferstich-Auktion in Berlin“, Seite 121.)
Ausstellung Alf-Cudwigsburg in Stuttgart zu sehen und erregte
durch die Seltenheit der Stücke und ihre schöne Erhaltung bei
Kennern und Sammlern großes Aufsehen. Die Hauptstücke erziel
ten namhafte Preise. Eine große Höchster Gruppe: Schäferpaar,
lllarke blaues Rad mit Krone, erstand für 4500 Alk. Kunsthändler
Klausner, Berlin. Zwei Frankenthaler Gruppen: musizierende
Dame, Rlodell uon Hanong, und aus der gleichen Serie: Dame,
das Xylophon schlagend, kaufte ebenfalls Herr Klausner für
5200 Ulk. Eine grofje Frankenthaler Gruppe: liebespaar im Herbst,
mit undeutlicher blauer marke, brachte 1550 Ulk. Zwei kleine
Frankenthaler Figuren ^Gärtner und Gärtnerin, 11 Zmtr. hoch,
Zitronenoerkäufer und Verkäuferin, 14 Zmtr. hach, sowie eine
Traubenoerkäuferin, auf (Grassockel mit Rocaillen erzielten 1800 Ulk.
Die größte Auswahl mar in Cudwigsburger Porzellan. Eine sehr