MAK
internationale Sammler-Zeitung. 
Plummer 9 
Seite 142 
fTluseen. 
(Reliquien des Kaisers uon ATexiko.) Aus Prag ruird 
uns geschrieben: Das £andesmuseum hat aus der Verlassenschaft 
des in JTlexiko gestorbenen Baron Karke, der aus Böhmen ge 
bürtig mar, zahlreiche Einrichtungsgegcnstände des Kaisers JTlaxi- 
milian erhalten. Darunter befinden sich feuchter, Giardinieren, 
Eßbestecke, Porzellanteller, Ölgemälde, soroie zroei Porträts des 
Kaisers maxirnilian und der Kaiserin Charlotte aus dem 
Jahre 1866 Don Velasco. 
(Schenkungen und ITeuerroerbungen für das Öster 
reichische ITluseum.) Die jüngst uersforbene Frau Rosalie 
Goldschmied in Wien hat dem ITluseum leßtroillig die folgenden 
Kunstgegenstände uermacht: Eine sehr große niederländische 
Tapisserie des 16. und 17. Jahrhunderts mit reicher, figurenbelebter 
Candschaft, meiter zroei etroas kleinere oerdurenartige Tapisserien 
in der Art des 17. und 18 Jahrhunderts. Von besonderem Inter 
esse ist eine alte oenetianische Glasflasche, deren Körper in Trauben 
form gebildet ist, uon einer bei solchen Arbeiten seifen guten 
Erhaltung. Eine sehr roertoolle Bereicherung der ATuseumsannn- 
lungen sind ferner zroei, ebenfalls uon Frau Goldschmied legierte 
Originalgüsse in Blei, den Apostel Petrus und die llTaria JTlagdalena 
darstellend, das eine Stück mit der Signatur des Künstlers (lohann 
Hagenauer, datiert 1759, des Schöpfers der bekannten TlTariensäule 
oor dem Salzburger Dome); die Figuren gehören zu einer Pieta, 
die sich in der kaiserlichen Sammlung zu Wien uollständig oor- 
findet. Von Fräulein ITlarie Thuma in Wien rourde dem ITTuseum 
ein reichgesticktes, barockes Geldtäschchen aus dem Jahre 1739 als 
Geschenk zugeroiesen. Van den ITeuerroerbungen des ffluseums 
sind heruorzuheben: an Silberarbeiten: ein Zuckerstreuer Wien 
1829, eine Zuckerdose Wien 1829 uon Blasius, zroei Senffiegel, 
deutsch, Anfang des 19. Jahrhunderts, eine Taufmedaille Wien 1827, 
zroei Schließen aus Kaufbeuren, drei serbische Gürtelschnallen, 
ferner eine Wandapplique für sechs Kerzen, uergoldete Bronze, 
Empire und eine ITledaille in Blei auf die Verbündeten uon 1814 
uon Steckhart; für die Glas- und keramische Sammlung: ein 
reich graoierter und geschliffener böhmischer Pokal mit Wappen 
aus dem 18. Jahrhundert, zroei späte oenetianische Gläser und 
zroei moderne Glasoasen mit eigenartigem JTletalluster, angefertigt 
uon Schneckendorf in Darmsfadt, zroei Cudroigsburger Parzellan- 
kannen des 18. Jahrhunderts, zroei prächtige alte Figuren aus der 
italienischen Komödie „11 Capirauo" und „Uolombme“ aus der 
ITymphenburger Porzellanfabrik und ein meißner Trinkkrug mit 
Silberdeckel und Chinoiserien in Gold aus der uorheraldischen Zeit 
in meinen (oor 1720);' an ITTöbein und Holzplastiken: ein 
aufrechtstehendes Spinett, Wiener Arbeit uon J Walters Sohn 
aus der Kongreßzeit, ferner ein süddeutsches Relief des 16. Jahr 
hunderts, die heilige Barbara darstellend, mit gut erhaltener Be 
malung und Vergoldung, soroie die Figur einer spenden Heiligen aus 
dem 15. Jahrhundert, niederösterreichischer Herkunft; die Textil 
sammlung: ein Pluoiale (aus einem alten Baldachin umgearbeitet) 
aus meiner Seide mit reicher bunter dekoratioer Seidenstickerei, 
sehr charakteristisch für die Wiener ßarockkunst unter Kaiser Karl 
VI., ferner ein Rückenlacken mit Figuren in Candschaft, Tapisserie 
mit Brüsseler lllarkc und Künstlerzeichen um 1600, eine Kelch 
decke uon 1676, eine genähte Spätrenaissancespiße mit seltenen 
ITlotiuen, soroie mehrere andere Spißen, endlich eine grofje Anzahl 
älterer serbischer Geroandstücke mit sehr abwechslungsreicher und 
eigenartiger Goldstickerei. Sämtliche oorgenannfe Objekte sind 
bis auf roeiteres im Säulenhofe des JTluseums (Stubenring) 
ausgestellt. 
(Ein ITTuseum für Völkerkunde in Gießen.) Zur Be 
gründung eines JTluseums für Völkerkunde in Giefjen haben die 
Professoren Dr.Sieoers und Geh. Justizrat Dr. Schmidt eine 1540 
TTummern umfassende roertoolle ethnographische Sammlung erroor- 
ben, die in einem städtischen Gebäude untergebracht roerden soll. 
(Das neue ITTuseum der Stadt neroark.) Aus ITero- 
Üork roird uns geschrieben: Endlich ist es erreicht, roonach eine 
grofje Zahl der tüchtigsten lTeroarker Bürger seit langem gestrebt 
hat, lleroark hat sein ITTuseum. Zroar ist es noch im Anfangs 
stadium und oerfügt erst über eine beschränkte Zahl oon Objekten, 
aber Kunstroerke sind sie alle, die da zu sehen sind. Die oberen 
Stockwerke der freien öffentlichen Bibliothek sind für das ITTuseum 
in Benutjung genommen. Jm dritten Flur befindet sich eine japa 
nische Sammlung, die Herr George T. Rockroell oon lTeroark für 
diesen Zroeck erstanden hat. Alle Gegenstände sind in eigens ge 
bauten Kästen untergebracht, die dem Beschauer einen uollen Über 
blick geroähren. Es roird für das ganze ITTuseum als ein gutes 
Omen angesehen, daß gerade die Kunstprodukte des aufstrebenden 
Reiches der Sonne in dem neuen ITTuseum einen so breiten Raum 
einnehmen. Denn roie sich Japan in kaum glaublich kurzer Zeit 
zu einer Weltmacht entwickelt hat, so hofft man, dafj auch das 
neue ITTuseum in kurzem sich glanzuoll entwickeln werde, ln dem 
Stockwerk darüber ist die mineralogische und geologische Samm 
lung des Dr. William S. Disbroro oon lTeroark untergebracht, die 
schon seit einigen Jahren in der Bibliothek zu sehen war, an der 
aber die meisten Besuche, bisher achtlos oorübergegangen sind. 
Des Weiteren sind zahlreiche Aquarell- und Ölgemälde oan Kunst 
liebhabern dem museurn oorläufig zur Verfügung gestellt, damit 
durch diese das Interesse beim Publikum für das ITluseum toaclr- 
gerufen werde. Befinden sich auch keine weltberühmten Kolossal 
gemälde darunter, so entstammen sie doch alle dem Pinsel nam 
hafter amerikanischer Künstler, roie J. Alden Weir, William Kl. 
Ehase, John £a Farge, John fi. Troachtman, Edwin B. Child, Edmund 
C. Tarbell, Childe Hassam, William C. fTletcalf, Droight Tryon, 
Horatio Walker, C. W. Harothorne, J. Francis ATurphy, ITlafthias 
Sadder und Frank W. Benson. Dazu kommt noch eine Hnzahl 
guter Bronzen und ITTarmorskulpturen. Darunter befinden sich 
Werke oon Gutzon Borglum, dem bekannten Bildhauer, der das 
Denkmal Cincolns für lTeroark schafft. 
Uom Kunstmarkte. 
(Silhoueftcn-Fälschungen.) Der oon uns als Falsifikat 
gekennzeichnete „Allmanach pour Silhouettes de Anna Eglofstein 
1826“ (siehe llr. 7 der „Jnt. Sammler-Zeitung“) rourde oom Wiener 
Buchhändler Saar im Aufträge eines deutschen Sammlers um 
300 Kronen angekauff. 
(Ölgemälde alter ITT eiste r.) Die Sammlung des Gufs- 
besitjers A. A. in B. gelangt am 12. ITlai in der Galerie Helbing 
in IJTünchen zur Versteigerung. Diese Kollektion enthält nicht sehr 
oiele, aber desto bemerkensroertre Bilder, ln erster Cinie sind die 
lliederländer und Vlaemen und hier wiederum die Candschafter 
oertreten. So figurieren unter letjteren mit ganz oorzüglichen Ar 
beiten d’Artheis, Jan Both, oan Croos, Keirincx, Kl. UTolenaer, Js. 
oan Ostade, Th. Rombouts, £. o. Llden, Verboom, Es. o. d. Velde, 
Des weiteren seien zroei olaemische Candschaflen mit reicher figür 
licher Staffage oon einem unbekannten ITTeister heroorgehoben. 
Das typisch niederländische Bauernstück repräsentiert oor allem 
P. Brueghel mit einer groljen Kirmefj-Szene, A. Brouroer mit einer 
Bauernschenke, K Dujardin mit würfelnden Bauern, Cundens mit 
einer ländlichen Hochzeit, Ryckaert mit singenden Bauern. Von 
Aelb Cuyp ist ein sehr schönes, aus sechs TTlitgliedern bestehendes 
Gildenbild, oon ITTiereoelt ein sehr gutes Herrnporfrät oorhanden. 
Volle Beachtung oerdienen auch die allegorischen Darstellungen oon 
Fr. Francken, ITT. de Vos, J. ITT. flaioea und Karel oon der flTander, 
ferner die in schöner Auswahl oorhandenen Tier- und Blumenstücke, 
darunter uortreffliche Arbeiten oon Jan Fyt, J. H. Gryeff, W. K. 
Heda, J. Ph. oan Thielen und A. Withoos. Von deutschen meistern 
sei hier nur £. Cranach d. Ä mit einem charakteristischen Bildnis 
„Johann oon Sachsen“ ermähnt. Die italienische Schule ist mit zwei 
sehr schönen Stücken oertreten, eine außerordentlich anmutige 
ITlndonna oon Earlo Cignani und ein grofjzügiges Herrnporfrät 
oon G. B. AToroni. Sehr interessant ist auch ein wahrscheinlich 
aus der Schule des Ribera stammendes Gemälde, eine satyrische 
Allegorie anscheinend auf die reiche Heirat des in großer Armut 
lebenden Ribera. Der aus Anlaß dieser Auktion erschienene Auk 
tionskatalog ist mit einem reichen Illustrationsapparaf (24 £icht- 
drucktafeln) oersehen und durch die Firma Hugo Helbing, Rlünchen, 
zu beziehen. 
(Eine originelle Kunstauktion in Kopenhagen.) Jm 
Kunstausstellungsgebäude auf Charlottenborg fand in den leßten 
Tagen die nachlaßoersteigerung eines Kopenhagener Kunstmäzens, 
des oersforbenen ATaurcrmeisters Froh ne statt, die für die Kopen 
hagener, namentlich die Damenroelt, ein großes Ereignis bildete. 
Der Andrang roäh end der zehntätigen Dauer war ein derartiger, 
daß man befürchtete, der Fußboden des gioßen Saales würde die 
Belastung nicht aushalten und zusammenbrechen. Jn den uer- 
schiedenen Theatern und Varietes rourde abends die „Kunsfauktion“ 
durch entsprechende Eouplets oerherrlicht; die Zeitungen z. B. die 
„Politiken“, brachten auf der ersten Seite Abbildungen, roie der 
Hammer fällt, und die Porträts der anwesenden ATuseumsleiter und 
Antiquitätenhändler. Die Sammlung enthielt oiel gutes, deutsches 
Steinzeug, eine riesige Auswahl in Delfter Fayencen und ATajoliken, 
soroie Alt-ATeißener Porzellan. Unter den Silbersachen erregte Auf 
sehen ein Pokal der Bäckerinnung in Flensburg mit allerlei In 
schriften: Drinck unt is — Got nit oergiß - Als es God behaget 
Besser beneidet Als beklaget Das ITTuseum in Flensburg erwarb 
das schöne Heimatstück für 13500 Kronen. Jn unzähliger menge
	        
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