Hummer 9
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 131
Die 5ammlung Hermann Emden.
Die großartige Sammlung Hermann Gmden in
Hamburg geht ihrer Auflösung entgegen. Am 3. IAai gelangt
im Kunst-Auktionshaus Rudolf Cepke in Berlin nun der
dritte Teil der Sammlung zur Versteigerung,
der Gemälde alter ITleister umfafjt.
reicher orientalischer Gewandung, ein Prunkgefäß haltend.
C. Rechter fliigel: Gin Alahrenkönig in prachtuoller Gewand
ung, uon einem Hunde begleitet, einen Becher darbringend.
Unter den 1 14 Gemälden finden wir Stücke
uon Rubens, Pieter Cadde, Cuip, Dauid Teniers
(Der Zecher), Abraham Janssens, Andre' uan £oo,
oan ITlieris, Thomas Hamrence u. a., sowie
uorzügliche Kopien heruorragender deutscherund
niederländischer llleister.
Unsere Bilder zeigen Rubens „Krieg und
?rieden“ und ein Gemälde des llteisters oom
Tode der JTlaria, der zwischen 1530 und 1550
tätig war.
Das Rubensbild (?ig. 1) ueranschaulicht die
allegorischen figuren des Krieges und Friedens
in Umarmung, ein Genius mit füllhorn, Zepter
und Krone zur Seite der Dargestellten. Am
Boden sieht man einen Greis, in den Hüften
Amoretten, im Hintergründe die See mit ab
ziehendem Gewitter. Die Blumen und fruchte
sind uon Snyders gemalt.
Der Illeister nam Tode der lllaria ist
mit einem Triptychon oertreten, (fig. 2) A. mittel
bild: Giner der drei Könige kniet oor der
Jlladonna und kiifjt dem sich zu ihm neigenden
Christuskinde die Hand. Im Hintergründe rechts
derselbe König an der Spitze seines Gefolges, links der
heilige Joseph. Die Szene ist ein zerfallener Palast mit
Säulen-Architektur. B. Cinker fliigel: Gin König in sehr
fig. 1. Rubens: Krieg und Frieden.
Auf dem Hundehalsband das Wappen der Stadt Cleoe,
Das Triptychon ist auf drei oben abgerundeten Holz
tafeln gemalt. Tofalgröße 91 cm -Breite 123 cm.
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Eine Eoethe-Sammlung unter dem Hammer.
mit der Goethe-Bibliothek oon Friedrich lTleyer, deren
wertuollste Stücke am 27. und 28. ITlai bei Börner in Teipzig zur
Versteigerung gelangen, kommt die bedeutendste aller existierenden
priuaten Goethe-Sammlungen auf den markt. Der uallständige
Katalog uon Friedrich ITleyers Goethe-Bibliothek erschien im lllärz
1007 im Umfange uon 7685 llummern. Die seltene Vollständigkeit
der Sammlung erhob den Katalog geradezu zu einer Goethe-
Bibliographie. Cs bestand damals bei der Verwaltung der preuß
ischen Bibliotheken die Absicht, lAeyers Sammlung im Ganzen zu
erwerben, und der oerstorbene Alf hoff interessierte sich ganz
besonders fiir diesen Plan. Sein Tod brachte ihn indes ins Stocken,
und so kommt denn die Sammlung jeßt zur Versteigerung und zum
Verkaufe. Die Versteigerung beschränkt sich auf 674 der wert-
uollsten Hummern der Sammlung; darunter befinden sich allerdings
Gaethe-Rarissima und -Kostbarkeiten, zum Teil uon beinahe einziger
Art. Zunächst stoßen wir auf einige ungemein wertoolle Bildnisse
des Dichters. Das eine ist eine Kreidezeichnung stattlichen
Umfanges oon Kügelgen, die noch Zarncke, der Sammler aller
Goethe-Bildnisse, nicht gekannt hat. Wahrscheinlich hat man in
ihr Kügelgens erste Zeichnung des Dichters nach dem Heben
uor sich, wofür auch der Umstand spricht, daß Goethe hier ohne
alle Dekorationen und ohne Alantel gezeichnet ist. Die Züge sind
lebhaft und bedeutend charakterisiert, die beherrschende macht der
eindringenden Augen kommt trefflich zum Ausdrucke. Cine zweite,
kleinere Zeichnung mit der Unterschrift „Herr Goethe“ stammt uon
Heideloff. früher für eine Kopie gehalten, wird die Zeichnung
wohl ihrem ganzen Charakter noch eher als eine unmittelbare
Skizze nach dem Heben zu beurteilen sein. Goethe erscheint darin
recht geheimrätlich; physiognomisch ist das starke Heroortreten
der Kinnpartie interessant. Auch eine Zeichnung Goethes auf
dem Totenbette enthält die Sammlung, die zum Unterschiede uon
der bekannten Prellerschen Zeichnung den toten Dichter ohne
Corbeerkranz zeigt. Überaus kostbar ist die Sammlung uon
Originalzeichnungen und Originalradierungen. Cs befinden
sich darunter Zeichnungen, die Goethe noch in Heipzig unter Oesers
Heftung angefertigt hat, ferner solche aus Jfalien, die der Dichter
der Göchhausen uerehrt hat; am schönsten eine, die ihr ITlotio aus
der Umgegend des llemi- oder Albaner-Sees entnommen zu haben
scheint. Von den Radierungen kommen in Jahren nur ab und zu
ganz einzelne Cxemplare auf den lllarkt. Gehen wir sodann zu