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internationale Sammler-Zeitung.
(Die österi-eichischen Ausgrabungen in Ephesus.)
flm 17 o. m. fand im Hörsaale des physikalischen Instituts zu
Innsbruck zu Gunsten des Studenten-Ünterstiißungsuereines ein
Vartrag des llnioersitäts-Professars Dr. Rudolf Heberdey über
die österreichischen flusgrabungen in Ephesus statt. Der Vor
tragende gab einen Überblick über die Hauptergebnisse der 1896
bis 1909 oom österreichischen Archäologischen Institut unter seiner
Heftung durchgeführten flusgrabungen in der hellenisch-römischen
Stadt. Auf die der Gottesmutter geweihte Doppelkirche, die Stätte
der beiden Konzile non Ephesus, folgt das sogenannte grolle Gym
nasium, in Wirklichkeit eine gewaltige Thermenanlage, aus der der
Hauptfund an Skulpturen, die lebensgroße Bronzestatue eines
Athleten, die Statuette eines Knaben mit einer Ente und Reste
eines Bronzekandelabcrs stammen. Über die in rekonstruierter
Ansicht oorgeführte, etwa 400 n. Chr. erbaute Hafenstraße geleitete
er in das Theater mit dem Brunnenhause und den reizenden
Reliefs der frührömischen Fassade. Südlich des Theaters erhebt
sich an einem kleinen freien Plaße das Bibliotheks-Gebäude; die
reichoerzierte Fassade ist in der Zeichnung bis in das leßte Detail
rekonstruierbar. Die inneren Wände sind zum Schüße gegen die
Erdfeuchtigkeit als Doppelmauern mit dazwischenliegendem Trocken
gange aufgeführt und zeigen noch die Rischen für die Bücherkästen.
Vom Trockengange führt eine schmale Treppe in ein enges Gemach,
die Grabkammer des Sohnes des Stifters Celsus, Prokonsuls oon
Asien, nach dem das Gebäude benannt ist. Von kunstgeschichf-
lichem Werte sind außer der mohlerhaltenen Statue des Celsus
auch die zwei ITleter hohen, mit lebensgroßen Figuren in Relief
bedeckten Platten, die, 13 an der Zahl, in einer Hänge oon 18 ITleter
die Vorderwand eines Wasserbassins bildeten, das nach Verfall
der Bibliothek in spätantiker Zeit oor ihrer front angelegt wurde.
Sie stammen oon einem Denkmal zur Erinnerung an den 165 n.
Chr. beendigten Parther-Krieg des 111. Aurel und £. Verus und
führen die kaiserliche Familie, die Kämpfe mit den Parthern, Opfer
szenen und Göttergruppen, endlich die Apotheose des bald nach
dem Friedensschlüsse oerstorbenen Verus oor. Eine steil nach
Osten ansteigende Straße führt zu einer weiteren Reihe öffentlicher
Bauten. Jm Horden ein kleines, meist als Odeion bezeichnetes
Theater aus der römischen Zeit, mit einem wohlerhaltenen Zu
schauerraum, im Süden ein prächtiges llymphäum, der Abschluß
einer oon Südosten hergeführten Wasserleitung. Von dessen reichem
Skulpturenschmucke zeigte der Vortragende zwei anläßlich eines
Restaurationsbaues dort aufgestellte Torsen Don Panzerstatuen der
Söhne des großen Konstantin, Konstantins und Konstans. Den
Schluß bildete ein kleiner, nur im Sockel erhaltener Rundbau, dem
durch irrige Erklärung eines dabei gefundenen Pfeilerreliefs bisher
die Bezeichnung als Grab des heil. Hukas anhaffefe. Das Denkmal
hatte ursprünglich mit Christlichem nichts zu tun, wurde aber in
später Zeit as christliche Kirche oerwendet. Talabwärts führte
der Weg zum magnesischen Tore, mit dessen Erwähnung der
Vortragende seine Ausführungen schloß.
(Bilderdiebstahl in Verona.) Im IRuseum zu Verona
wurden mährend der öffentlichen Besuchszeit sechs kostbare Ge
mälde aus der Schule der Borgognone, fünf Schlachtenbilder oon
lllicheletto und ein Schäferbild oon einem unbekannten Illeister
gestohlen. Ein Bild des Apollo ließen die Diebe zurück, da es zu
umfangreich für den Transport war.
(Eine Bismarckausstellung in Hamburg.) Die Ham
burger Stadtbibliothek beabsichtigt im April dieses lahres eine
Bismarckausstellung zu ueransfalfen. Die Ausstellung soll außer
den Sammlungen der Bismarckabteilung der Sfadtbibliathck, die
aus Schriften, Porträts, Bismarck-Postkarten, Karikaturen, Auto
grammen usw. besteht, die im Prioatbesiße befindlichen Gegenstände
dieser Art uereinigen.
(Diebstahl einer chinesischen Vase.) ln Condon
wurde am 17. o. 111. ein Direktor, der sich den llamen Paul
Saunders beigelegt hatte, beim Verkauf einer chinesischen Vase,
die einen Wert oon 2000 mark repräsentierte, oon der Polizei
festgenommen. Diese Vase war im Garten der Villa oon miß
Ellen gestohlen worden.
fTluseen.
(Znaimer Stadtmuseum.) Die Herren Richard und Oskar
Cichtenstern, Inhaber der Kunst-Tonwarenfabrik Rudolf Ditmars
Erben in Znaim, haben dem llluseum sechs sehr schöne keramische
Objekte, u. zw. einen großen Wandteller, zwei lardinieren, zwei
Vasen und einen Krug, zum Geschenk gemacht.
(Von den deutschen 111 useen.) Der llationalgalerie
in Berlin ist eine wertoolle Stiftung zugefallen, die besonders
an Werken des Handschaflers Eduard Hildebrandf überaus
reich ist. Die Spender sind Hermann Hoffbauer und Frau.
Unter den Gemälden ragt ein Werk Franz Krügers heroor, ein
Bildnis des Hofbaurats fl. Schadom. Eduard Hidebrandts acht
Handschaften führen oon der norwegischen lllondnacht bis nach
Ägypten und zu einem tropischen Fluß. Weitere Arbeiten des
Künstlers sind das Bildnis Alexander oon Humboldts, nicht
weniger als 280 Blatt Aquarelle oon seiner Weltreise, ein
aquarelliertes Selbstbildnis und eine große Illasse seiner Zeich
nungen. Von landschaftlichen, architektonischen und figürlichen
Studien in Blei, Kreide und Tusche sind 846 Stück in der Stiftung
Den Künstler selbst stellt eine lllarmorbüste flfingers dar.
Aus Bremen wird uns berichtet: In der Kunsthalle ist
oor einigen Tagen eine Ausstellung eröffnet worden, die im Zu
sammenhänge mit dem gegenwärtig dort staltfindenden llieder-
sachsentag kulturgeschichtliche Bilder aus den leßten oier Jahr
hunderten niedersächsischen Volkstums oereinigt. Außer Ölgemälden,
unter denen als künstlerisch merlooll ein paar unbekannte Bildnisse
Anton Graffs heroorgehoben zu werden oerdienen, erscheinen
zahlreiche Stadtpläne, Stadtansichten, Kostümbilder und Bildnisse
aus dem ganzen Bezirk, der seine Westgrenze in Westfalen, seine
Ostgrenze an der Elbe und seinen südlichsten Punkt in Göttingen
findet.
Aus Elberfeld wird gemeldet: Dem Städ t isch en IRuseum
wurden wieder eine Reihe erfreulicher Zuwendungen gemacht, und
zwar oon Geheimen Regierungsrat Prof. Dr. C. Duisberg eine
Summe oon 10,000 IRark, wouon bereits ein größerer Teilbetrag
für die Anschaffung eines Porträts des lllünchener lllalers Prof.
Frhrn. oon Habermann „Damenporträt“ oerausgabt ist, während
der Restbetrag für eine weitere Erwerbung hinterlegt ist, oon den
Beamten und Arbeitern der Farbenfabriken die lllarmorbüste des
Herrn Prof. Dr. Duisberg oon Prof. Ad. oon Hildebrand-Hlünchen,
oon Herrn Geheimen Kommerzienrat C fl. Jung ein Gemälde oon
Hans oon JRarees „Fouragierende Soldaten“, oon Herrn Geheimen
Kommerzienrat Frhrn. oon der Heydt ein Gemälde oon Frau 0.
IRodersohn „Blühender Rhododendron“ und oon dem IRuseums-
Verein ein Gemälde oon Otto Scholderer „Stilleben mit Schinken“.
(Die Reuermerbungen des Bayerischen Rational-
llluseums.) Über die i:n abgelaufenen Jahre gemachten Reu
erwerbungen des Bayerischen llational-lRuseums schreibt Franz
Wolter in den „IRünch. R. R.“: Künstlerisch Wertoolles aus über
gangener Zeit in unseren Tagen noch zusammenzutragen, wird
auch den llluseen nicht gerade leicht. Umso erfreulicher ist es,
wenn dennoch, durch das eifrige Bemühen der Vorsteher unseres
Rational-llluseums, der alte Bestand durch treffliche Zuführungen
oon neuem und ergänzendem lllaterial gekräftigt wird. Der glän
zende Dekorationsstil des anbrechenden Rokoko, wie ihn der fein
sinnige Effner begonnen und später der geniale Kleister Cuoillie
weitergeführt, wird repräsentiert durch die Ausstattung eines
Zimmers, das einst der bayerische Geseßgeber Wigeleus Aloysius
o. Kreittmayr im Hause Burgstraße 3 bewohnte. Vorläufig kön
nen nur einzelne Teile, insbesondere die reich geschnißte und
uergoldete Rokokoumrahmung des Klarmorkamines gewürdigt
werden, da das gesamte Werk einer endgültigen Aufstellung noch
harrt. Von den oerschiedenen flott geschnißten lllübeln dürfte eine
der Spätgotik angehörende Truhe mit Schild und Schlüsselfänger
durch die große Einfachheit und Schlichtheit Freunde finden. Wie
fest die Holzplastik noch in dem ersten Viertel des 16. Jahr
hunderts an der gotischen Tradition haftete, zeigt uns ein Flügel
altar aus der Schloßkapelle oon Ölkofen bei Grafing, eine der
allerbesten Reuermerbungen. Sind die glanzuergoldeten und tadel
los erhaltenen Figuren der IRadonna und der beiden heiligen
Georg und Erasmus sicher datierte Arbeiten oon 1517, so gehen
die Klalereien oon 1510 auf Stiche und Holzschnitte gleichzeitiger
Kleister zurück. Die Holzfigur eines heiligen Florian, leider stark
restauriert, entbehrt nicht einer gewissen Ähnlichkeit mit den bei
den herrlichen Gestalten des heiligen Rasso und heiligen Georg in
der Frauenkirche, der Kleister unseres neu erworbenen Feuer-Hei
ligen dürfte jedoch mehr Geistesgemeinschaft besißen mit dem
Autor des überlebensgroßen Reliefs einer schmerzhaften lllaria
oom Chorbogen der Stadtpfarrkirche in Dingolfing, welches eben
falls das Rational-niuseum sein eigen nennt. Die bauschige, de-
koratio malerische Gestaltungskraft, die Eigentümlichkeit eines
freieren Übergangsstiles oder eines Protabarock, besonders in
Riederbayern zum Ausdruck gelangend, kommt in leßterem Werke
neben der feinen Silhouettenwirkung ganz oortrefflich zur Geltung.
Aus dieser Epoche jener gotischen „Sezession“ waren bisher recht
wenig charakteristische Werke in der Sammlung zu sehen, lllehr
in das traditionelle Gebiet der späten Gotik führen zwei Reliefs,
inkanographisch interessant, aus dem Heben der hl. Ottilia, oon
einem Altar der Kirche zu IRörsach bei Gunzenhausen. Bildlich
noch bedeutender erscheint das Relief einer Totentanzdarstellung.
Uber dieses merkwürdige Stück hat gleichfalls Dr. Halm eine ein
gehende, scharfsinnige Abhandlung im leßten zweiten Bande des
lllünchener Jahrbuches für bildende Kunst oerüffentlicht. Zwei zier
liche Tonreliefs „Kreuzigung“ und „Krönung IRariens“ mit licbe-
ooller Detailbehandlung deuten nach Rosenheim, dem Siße eines
Keramikers oon achtbarer Geschicklichkeit in Herstellung einer be
liebten und oolksfümlichen Reproduktionskunst. Von den zwei lllar-
morbüsten, welche ehemals der Grabplastik des südlichen Fried-