MAK
Kummer 5 
internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 79 
hofes zur Zierde gereichten, oerdient das Selbstporträt Roman 
Rntan Boos’ den Vorzug, ein ungewöhnlich reiches und sicheres 
plastisches Können spricht aus den energischen Zügen jenes hoch- 
geschätzten kurfürstlichen Hofstatuarius. Unter den Gemälden be 
grüben mir als höchst erfreuliche Erwerbung eine dem Wolf 
Huber zugeschriebene „ITlariä Heimsuchung“, welche, lebhaft in 
der färbe gehalten, den Dürerschen Einflufj nicht uerleugnen kann. 
Reicher als in früheren fahren ist der Zuwachs an ITlelallarbeifen 
und keramischen Erzeugnissen. Zunftbecher in form eines Ham 
mers, Bronzeklopfer, rounderooll in Silber getriebene Gebeibuch 
einbände des rühmlich bekannten Augsburger Goldschmiedes 
Thelot wechseln ab mit Eisenarbeiten häuslichem Gebrauche ent 
stammend und kleinen Kostbarkeiten aller Art, unter denen ein 
goldener Verlobungsring aus dem 14. Jahrhundert mit der herz 
lich-sinnigen Inschrift „Ich Din, du min“, nicht die leiste Stelle ein- 
nimmt. Aber auch die ernste Arbeit eines Bronzeschmertes der 
frühen Hallstatt-Periode ist beachtenswert, nicht allein durch die 
fundsteile, den Waginger See, sondern durch den gut erhaltenen 
Zusland, der uns eine feine, überaus geschmackoolle, nicht alltäg 
liche formengebung oermittelt. lTymphenburger und frankentaler 
Porzellan haben in ihren bedeutsamen Illeistern, wie Dominikus 
Auliczek und franz Bastelli, würdige Vertreter. Jm Vergleich 
all dieser reizoollen Hippes fällt es wohltuend auf, dafj gerade 
die lTymphenburger Htanufaktur, speziell in den unbeinalten Pro 
dukten, eine heoorragende Stellung einnimmt. Dort wo der Schmuck 
der färben diskret und zart gehalten ist, entspricht er am ehesten 
unserem modernen Kunstempfinden. Ansbacher, nürnberger, ba 
yerische fayencen des 18. Jahrhunderts schließen sich in einer 
zweiten Vitrine würdig den oorhergehenden Objekten an. Einiges 
Kostümliche, wie ein Tederkoller des 17. Jahrhunderts, eine kul 
turgeschichtlich wertoolle Sammlung geschniljter Spazierstöcke (Ge 
schenk des Kommerzienrats K. Braun), ferner eine Serie Stoff 
muster mögen nicht unerwähnt bleiben. Gerade Stoffproben, Tex 
tilien, oerdienen mehr Aufmerksamkeit, da die fachabteilung un 
seres Hational-museums nach dieser Richtung hin einer Erweiterung 
bedarf. Und hier ist es weniger das dankbare und ergiebige Ge 
biet des Barock und Rokoko, als des ITtiftelalters mit seinen uor- 
nehmen, raumfüllenden IHotioen. Eine kleine, allerdings äußerst 
feine Probe, ein Samtrest mit dem Granatapfclmuster, bezeichnet 
jenen künstlerischen Höhepunkt des Geschmackes und der Technik, 
der später kaum mehr erreicht wurde. 
Uom Kunstmarkte. 
(Die llJatkowsky- Auktion.) Das Interesse für die 
Auktion des llachlasses des Hofschauspielers Adalbert ITlaf ko wsky, 
die bei Tepke in Berlin stattfand, sprach sich in dem Erlös aus, 
der 172.000 Ulk. beträgt. Von Einzelpreisen seien erwähnt: Eine 
Kaminoerkleidung mit figürlichen Pilastern 580 ITlk., ein kleiner 
runder Eichenholzfisch mit reicher Sehnigere! 255 111k., eine Bank 
aus Eichenholz (mit altem Samfkissen) 285 Ulk., eine alte englische 
ITlahagoni-Standuhr 650 Ulk. für einen oberitaiienischen Kasten 
mit abgeschrägtem Deckel (15. Jahrhundert) zahlte man 400 )Tlk., 
für ein französisches Truhenbett mit Reliefskulptur (15. Jahr 
hundert) 500 Ulk. Eine prachtuolle holsteinische Wandoerkleidüng 
(um 1600) wurde für den Preis uon 1080 IHk. oon Direktor Otto 
uan falke für das Berliner Kunstgewerbemuseum erworben, 
während eine süddeutsche Wandoerkleidung (erste Hälfte des 8. 
Jahrhunderts) um den Preis oon 3000 Ulk. nach Paris oerkauft 
wurde. Zwei Altarflügel (zu Türen eingerichtet) schwäbische Arbeit 
um 1400 mit Darstellungen aus der biblischen Geschichte erwarb 
für 5610 111k. Kommerzienrat Steinhardter in Ulünchen, ebenso 
einen italienischen llufjholztisch (16. Jahrh.) für 1200 Ulk. Zwei 
kleine runde Eichenholztische mit niederrheinischen Renaissance 
füllungen 420 111k., eine Bank aus Eichenholz mit alten Schnitzereien 
585 Ulk. Zwei Renaissancesessel 565 Ulk,, eine Tindenholzfigur, 
jugendlicher Gelehrter im Kostüm des 16. Jahrhunderts, und oier 
Eichenholzfiguren, die Eoangelisfen, 610 111. zusammen. Ein Teil 
einer Wandoertäfelung im niederländischen Renaissancestil geschnitzt, 
und drei Hischenteile mit Relieffiguren uon Heiligen (spanisch 17. 
Jahrh.) erwarb Kunsthändler fröscheis in Berlin für 6Vu IHk. 
Gruppe aus Tindenholz: Sterbender lllann (süddeutsch, 17. Jahrh.) 
und oier braune Tindenholzfiguren, Heilige, brachte 650 Ulk., ein 
eichener Konsoltisch 550 IHk., zwei Schränke, der eine gotisch, der 
andere barock, 725 Ulk., ein Kasten mit flachschnitjereien aus der 
biblischen Geschichte, reich bedeckt (15. Jahrh.), und ein zweiter 
mit Darstellungen eines Turniers und eines Jungbrunnens (Siena 
15. Jahrh.) 825 111k., ein Truhenbrett mit Reliefskulptur (französisch, 
15. Jahrh.) und eine kleine llulzholztruhe (1500) 800 Ulk. Gotische 
Zirbelholztruhe auf geschnitztem Podest mit drei füllungen (Tirol) 
710 111k. Sechs italienische Renaissance-Sessel mit breiten Arm 
lehnen (16. Jahrh.) 1300 IHk. Großer Danziger Barockschrank, 
Eichenholz (17. Jahrh.), 1600 111k. falfsfuhl mit Cöwenklauenfü^en 
und Eicheiiholzsessel mit geschnitzten Seitenlehnen 550 Ulk. Ein 
paar Postamente aus Eichenholz mit farbig bemalter Gruppe 
645 111k. Vier grolle Holzsäulen, spiralförmig gedreht und oer- 
goldet, 725 111k. Drei Holzpostamente mit geschnitzten Tomen 
6°0 Ulk, Eichenholztruhe mit Skulpturen aus der biblischen Ge 
schichte 650 IHk. Ausziehtisch mit allegorischen figuren als fül'zen 
485 Ulk. Kabinettspind (spanisch, 16. Jahrh.) und Innungslade 
mit dem Wappenschilde der Böttcher (1682) 450 IHk. Grofjer 
runder Eichenholztisch auf oier spiralförmigen dicken füfzen und 
Türumrahmung mit gedrehten Säulen 640 111k. Zwei oergoldete 
Verkleidungen (Stil Touis XVI.) und ein fragmenf einer Wanduer- 
kleidung mit gotischen faltwerkfüllungen 715 Ulk. Kleine Hufjholz- 
fruhe mit IHedaillons und Rankenmerk, datiert 1671, und eine 
Eichenholztruhe (niederrheinisch, 16. Jahrh.) 700 Ulk. 
Schöne Stücke befanden sich unter den iHajoliken: Zwei 
Töpfe in bauchiger form, mit kupfer-lüstrierter IHalerei bedeckt, 
spanisch-maurische Arbeiten aus dem 16. Jahrhundert erzielten 
6000 Ulk.; zwei Apothekergefäl'ze mit Rankenwerk und früchten 
bemalt, wurden für 2600 111k. oerkauft. Eine lllajolikaplatte, sehr 
reich bemalt, und eine Schüssel mit der Darstellung aus dem alten 
Testament: „Die Teoiten strafen die Abgötterei“ brachten 4600 Ulk. 
Von den fayencen erzielten drei grofze Vasen in chinesischem 
Charakter mit figuren und Blumen bemalt 1710 Ulk. 
Gute Kopien gotischer fensfer brachten 115 bis 140 Ulk., eine 
alte Glasscheibe, deutsch, 16. Jahrhundert, kam auf 200 IHk. Hohe 
Preise erreichten dann die oon den Sammlern sehr gesuchten 
holländischen Wolfgläser. Das erste dieser Gläser, für das als 
erstes Gebot 20 IHk. gerufen wurden, erzielte 480 111k., zwei andere 
Wolfgläser brachten je 560 IHk. und das oierte Stück aus dieser 
Gruppe 570 IHk. Eine oortreffliehe Reproduktion des im Berliner 
Kunstgewerbemuseum befindlichen großen fensters mit der Kreuz 
tragung nach Bartel Bruyn kam auf 710 Ulk, ferner ein groljes 
dreiteiliges fenster, mit füllungen aus Glasgemälden im romanischen 
Stil, auf 400 IHk. für die Schweizer Butzenscheiben gab man 270 
bis 550 IHk. und für die folge oon sieben gerahmten Glasfenstern 
aus der Tandauer Kapelle in Dürnberg — das Original ist im 
Besitze des Berliner Kunstgewerbemuseums - wurden 1000 IHk. 
geboten. Den Schlufj der Gläser-Serie bildeten wiederum holländische 
Wolfgläser. Sie brachten bis 440 lllk. Die erwähnten oier Wolfgläser, 
die so hohe Preise erzielten, sind oon Herrn Stippe in Berlin 
erworben worden. 
(Auktion oon Gemälden alter Kleister.) Eine stattliche 
Kollektion oon Bildern alter IHeister gelangt am 17. IHärz in der 
Galerie Helbing in Ulünchen zur Versteigerung. Verschiedene 
umfangreiche Sammlungen, namentlich eine solche aus Bremer 
Pafrizierbesitz und eine zweite norddeutscher adeliger Praoenienz, 
sind hier zu einer kleinen Galerie uon rund 250 Hummern oer 
einigt. Die oerschiedensten Schulen mit den oerschiedensten Vor 
würfen sind oertreten, so dal) der Katalog in reicher Abwechslung 
des Interessanten genug Derzeichnet. Sehr gute Arbeiten sind zu 
mal bei den Hiederländern und franzosen anzutreffen. Aus der 
fülle seien nur herausgehoben: Ein ganz oortreffliches Werk des 
Adr uan Osfade: Ein rauchender Bauer in der Kneipe, in der 
unoergleichlichen Ulanier des Kleisters aufs trefflichste charakterisiert. 
Ein ganz oortreffliches Werk des Cornelius Bega, ebenfalls uon 
heroorragend guter Qualität, ein Kabinettstück, das seit der Ulitte 
des oorigen Jahrhunderts uier berühmte französische Sammlungen 
ihr Eigen genannt haben, ferner ein ausgezeichnet feines Bild des 
Karel de IHoor, einen Quacksalber darstellend, der einem zu auf 
geklärten Publikum gegenüberstehf und daher mit all seiner 
Wissenschaft nicht ernst genommen wird. Des weiteren ein präch 
tiger Teniers d. Ä., das bunte Treiben uor dem Wirtshaus an 
einem schönen Sammernachmittag schildernd, ein hübsches Bildchen 
mit bemerkenswerten Details; ein sehr interessantes Gemälde oon 
Teniers d. J.: Das oft geschilderte Atelier des Klalers oder 
richtiger der „Salon“ der damaligen Zeit, ein mit Gemälden über 
reich ausgestatteter Saal, in dem Kenner und Tiebhaber ihr Kunst 
interesse befriedigen. Eine uornehm gestimmte Idylle oon der 
Wiese zwischen dem Dörfchen und dem Waldeingang, eine 
charakteristische Arbeit des Jan Wynant ist unter den Tand-
	        
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