Hummer 6
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 93
für 10.000 Ulk. „scheine antike lllünzen“ kaufen und ist cuahrlich
nicht schlecht dabei gefahren.
(Eine Fehlprägung.) Die Hachzeitstaler des Großherzogs
Wilhelm Ernst uon Sachsen-Weimar, die anläßlich seiner am
2. Januar d. J. uollzogenen Vermählung mit der Prinzessin Teo
dora uon Sachsen-ITleiningen geprägt murden, haben sich als ein
münzkuriosurn entpuppt, fluch hier ist, roie bei Prägungen aus
ähnlichen Anlässen, ein eigentümlicher Fehler in der Schrift unter
gelaufen. Anstatt „Wilhelm“ liest man in der Umschrift „Wilheim“.
Da die Einziehung dieser Talerstücke schon oerfügt tourde, dürften
diese münzen für den Sammler bald einen besonderen Wert erhalten.
Philatelie.
(ITeue bosnische marken.) Die bosnische Postnermaltung
beabsichtigt neue Werte zu 12, 60 und 72 Heller in derselben
technischen Ausführung roie bisher, auszugeben, und zroar sollen
die Wertzeichen zu 5, 10 und 25 Heller, roelche jeßt landschaftliche
Bilder führen, das Bildnis des Kaisers Sranz Josef erhalten,
mährend die Zroischenroerte mit den entfallenden Handschafts-
bildern der geänderten Werte ausgestatfet roerden sollen, fluch
die Ausgabe oon Zeitungsmarken, hergestellt in Buchdruck, dürfte
demnächst erfolgen, und zroar sollen Werte zu 2, 6, 10 und
20 Heller emittiert roerden. Seit der Annexion Bosniens und der
Herzegowina im Jahre 1908 hat sich das geschäftliche Heben in
diesen Händern derart gehoben, dal) die bosnische Postoerroaltung
nun daran geht, den Postsparkassenoerkehr einzuführen. Infolge
dessen dürften oon nun an die hohen Postwertzeichen zu 2 und
5 Kronen nicht mehr in dem ITlafje zur Verwendung gelangen, roie
bisher, da der Geldoerkehr sich wahrscheinlich uorzugsroeise durch
die Postsparkasse oollziehen dürfte.
(Verein für Briefmarkenkunde zu Hamburg.) Jn
der let3ten gut besuchten Versammlung lagen oiele lleuheiten und
Seltenheiten oor, u. a. drei Originalbogen China-Jubiläumsmarken
zu 2, 5 und 7 Cts., ein Hamburger Brief mit zwei Drei-Schilling
marken mit Thurn- und Taxis-Stempel, ein Bremer Brief mit einer
Zroei-Grote-niarke und Vegesack-Stempel, ein ungebrauchter Block
zu 20 Stück neu-Seeland-lilarken zu 3 d (orange) uon 1874 mit
Annoncenreklamen auf der Rückseite der marken, oier Queensland
marken, ungebraucht, zu 2/6, 5, 10 und 20 sh in Kupfer- und
Steindruck, ein Kreuzband für IJJassenauflieferungen oon Druck
sachen in Bayern, ohne marke, mit dem Poststempel 3 Pf
frankiert.
Uhren.
(Verkauf der lllarfels'schen ührensammlung.)
Wie man uns aus Berlin meldet, ist auch der zweite Teil der
berühmten Uhrensammlung IJlarfels in den Besiß des amerika
nischen lllilliardärs Pierpont Ul organ übergegangen. Die Sammlung,
die anläfjlich der oorjährigen Uhrenaussfellung in lllünchen (siehe
ITr. 15 des uorigen Jahrgangs) auf eine ITlillion lllark oersichert
war, wurde für 1.500 000 Ulk. oerkauft. Die Uhren der lllarfels-
schen Sammlung stammen aus dem 16. 17. und 18. Jahrhundert,
einzelne sind Unica, so z. ß. eine Rokokouhr, deren Hinterseite
eine Parklandschaft mit fließendem Wasser zeigt. Dieses Wasser
wird durch rotierende Glasstäbchen in täuschender Weise dargestellt.
Eine andere Uhr ist in einer Pistole untergebracht, die prachfooll
mit Perlen und Edelsteinen geschmückt ist. Wenn man den Hahn
abdrückt, springt ein kleiner Vogel aus dem taufe. Durch einen
kunstoollen JTlechanismus sang der Vogel früher ein kleines Hied
Ceider ist es dem Besitjer nicht gelungen, einen sachoerständigen
JTtechaniker aufzufreiben, der das in Unordnung geratene Kunst
werk roieder in Ordnung bringen könnte. Die kleinste Uhr in der
Sammlung IJlarfels war ungefähr so grof3 roie ein Haselnußkern.
Uer5chiedene5.
(Eine ausrangierte Weimarer Sammlung.) Aus Wei
mar roird der „Frkf. Ztg.“ berichtet: Das Schicksal der oielum-
striftenen Japansammlung im Großherzogi. ITluseum für
Kunst und Kunstgeroerbe ist entschieden: Der Großherzog hat
sich endgültig auf den Standpunkt Professor Dr. Kötschaus, des
früheren Direktors und Reorganisators der Weimarer llluseen,
gestellt und den Verkauf der überschwänglich und als unerseßlich
gepriesenen japanischen Kunstwerke angeordnet. WKe mitgeteilf
roird, hofft man im günstigsten falle für die hübschen llach-
ahmungen japanischer Kunst 150.000 lllark zu erzielen, ein Betrag
der für Gegenstände genannter Prooenienz immerhin ganz erheb
lich ist. Prof. Käfschau, der jeßige Direktor am Kaiser fricdrich-
niuseum in Berlin, hat wegen dieser uom Großherzog Karl Ale
xander erworbenen Sammlung, die u. a. mehrere echte Gegen
stände aus der Zeit des Confucius enthalten sollte, heftige Angriffe
erfahren, als er nämlich erklärte, es seien llachahmungen, wenn
auch geschickte llachahmungen, und weiterhin die Ansicht nertraf,
daß Falsifikate, bezro, llachbildungen in ein ernst zu nehmendes
lUuseum nicht gehörten. Bereits unter einem früheren Heiter der
Großherzogi. llluseen hatten sich Stimmen in Fachkreisen gegen
die Echtheit der Sammlung erhoben, man ließ aber die Sache mit
Rücksicht auf das Alter des Direktors und seine Verdienste — in
der Darliegenden ITlaterie war er lediglich Dilettant — auf sich
beruhen. Käfschau ließ, um seiner Sache ganz sicher zu sein, die
Sammlung durch einen der bekanntesten und erfahrensten Sammler,
Gustao Jacobi, prüfen, und auch dieser kam zu keiner anderen
Ansicht, trug sie dem Großherzog Wilhelm Ernst uor, und dieser
hat nun troß aller Quertreibereien oon unberufenen Dilettanten
und übel beratenen Haien endgültig bestimmt, daß die ganze
Sammlung auf einem auswärtigen Kunstmarkt nersteigert werde.
U 7 ie früher schon gemeldet, sind die sämtlichen Gegenstände nach
ITlünchen überführt morden, roo demnächst der Verkauf sfatt-
finden soll.
(Der leßte Brief Andreas fiofers.) Durch die Zeitungen
ging in den leßten Tagen die llachrichf, daß der Rektor August
Gräoe in flamm im altberühmten Baßenhäusel zu Bozen das
Original des flbschiedsbt'iefes Andreas fiofers entdeckt habe, den
dieser am 20. Februar 1810 zu ITlantua für seine Freunde nieder
geschrieben habe, oier Stunden uor seiner Erschießung. Der Brief
soll angeblich nur noch teilweise lesbar sein, und es roird denn
auch nur ein Bruchstück der angeblichen Hoferschen lliederschrift
mitgeteilt. Der Herr Rektor scheint einer ITlystifikation zum
Opfer gefallen zu sein, denn roie die „Deutsche Journalpost“ schreibt,
existiert der uollständige Brief Hofers, und die Buchdruckerei uon
Jandl in Hieran in Tirol hat ihn bereits uor Jahren in Tausenden
oon Exemplaren gedruckt und ueroielfältigt.
(Pfahlbauten in Oberösterreich.) Aus Hinz roird uns
berichtet: Am 29 o. 111. fand unter dem Vorsiße des Obmannes
niuseumsdirekfor Dr. Ubell eine flusschußsißung der Hinzer Orts
gruppe des Vereines „Deutsche Heimat“ statt, zu der sich auch
das ITlitglied des Wiener Vorstandes Dr. Stepan eingefunden
hatte. Flach einer eingehenden Diskussion wurde beschlossen,
zunächst die Rekonstruktion uon Pf a h lbauhütten und die Errichtung
eines Pfahlbaufund-JTluseums am flttersee in Angriff zu
nehmen, da hiefiir die günstigsten Vorausseßungen gegeben
erscheinen. Der Besißer einer großartigen Pfahlbaufundsammlung
aus dem Atfersee (ein Herr in Wien, der seine Villegiatur am Ufer
des Sees hat und dort seit einer Reihe uon Jahren erfolgreiche
Ausgrabungen ueranstalten läßt) hat nämlich dem Vereine für den
Fall, daß die Rekonstruktion der Pfahlbauhütten im Attersee zu
stande käme, diese ganze große Sammlung in liberalster Weise
zur Verfügung gestellt. Ferner ist es der unermüdlichen Werbe
tätigkeit Dr. Stepans gelungen, den derzeitigen Besißer des Schlosses
Kammer zu bewegen, einige geeignete Parterreräumlichkeiten im
Schlosse für die Beherbergung jener Fundsammlung zur Verfügung
zu stellen. Die Rekonstruktion der Pfahlbauhütten (es sollen drei
bis oier mit Benüßung noch oorhnndener Piloten aufgeführt roerden)
soll in der Bucht uor dem Schlosse Kammer erfolgen; ähnliche
Rekonstruktionen sind oon den Schweizer Seen, oom ßodensee usro.
bekannt und haben sich dort seit jeher des regsten Interesses des
Publikums erfreut, lleu ist aber die Verbindung solcher Rekon
struktionen mit einer streng wissenschaftlichen Sammlung uon
originalen Pfahlbaufunden. So wird den Besuchern uon Kammer
nicht nur die Weise des Wohnens der prähistorischen Pfahlbauern
des flttergaus anschaulich gemacht, sondern es roird ihnen zugleich
gezeigt, was für Funde in der llähe dieser uralten flnsiedlungen
gehoben worden sind.
(Kostbare JTlosaiken in Saloniki.) Eine wichtige lllit-
teilung hat der Archäologe Homolle, der Direktor der Pariser
llationalmuseen, dem französischem Unterrichtsministerium gemacht.
Bei den oon einer französischen lllission mit Genehmigung der
türkischen Regierung oorgenommenen Ausgrabungen in Saloniki,
oon denen Homolle soeben nach Paris zurückgekehrt ist, wurden
außerordentlich schöne lllosaiken entdeckt, die durch ihr Alter und
ihren ganz eigenartigen Stil Aufsehen erregen roerden. Die präch
tigen, munderooll ausgeführten Arbeiten roerden wahrscheinlich
schon in nächster Zeit im Houure Aufstellung finden.