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Internationale Sammler-Zeitung.
riummer 6
Friedrich Heinrich fllexander o. Humboldt. Fotterieschroestern
aon Karl Blaas. Arco. Die Ansichten non Olmüß—Jägerndorf
Die Ansichten Simbach—Schroaben bei ITlünchen. Pöchlarn.
Kostei bei Fundenburg. Der römische Kaiser Fiera. Die An
sichten Brad—Pisek. Der römische Kaiser Trajan. Die
Votiokirche in Wien. Die Akropolis Don Athen.
Als mir am Ziel angekommen roaren, fanden mir
schon einige Teilnehmer der Honoratiorenkegelpartie aus
der nächst gelegenen Stadt. Vorsichtig betraten mir die
tadellos hergerichtete Bahn. Klein Begleiter beeilte sich
auf die Bilder: Acer monspessulanum, Knabenkraut und
Passionsblume, hinzudeuten, die, roie er sagte, eigentlich
ihn angingen. Diese Aneinanderreihung sei ihm leider
oollkommen unnerständlich.
(:in Wirtschaftsbeamter machte die Bemerkung, dat3
es schade um das oiele, die Wand oerschandelnde Papier
sei, eine FTleinung, die roohl non den Buben geteilt rourde,
die in unberoachten Augenblicken sich an dem Abkraßen
der Blätter aergnügten.
In Anknüpfung an die frühere Äußerung des Bota
nikers erklärte ein Professor der Zoologie, daß er außer
Stand sei, in der oorliegenden Anordnung: Rüpeltier, Ein
hufer, Insekt, einen Embryo für eine roeiter auszuspinnende
Reihe zu finden.
Ein Fehramtskanditat, roelchem die Vermattung der
Fehrmittelsammlung seiner Schule oblag meinte, dal] es
oielleicht zroeckmäßig märe, die Blätter, darunter über 40
Porträte und über 30 topographische Ansichten uon der
Wand abzulösen und in Klappen zu legen, mo sie dann
zu Unterrichtszroecken oerroendbar mären. Auch dem Pro
fessor der Geschichte erschien die Zusammenstellung der
Bildnisse der historischen, der literarisch mie kunsthistori
schen Persönlichkeiten ungereimt, bis auf die Reihe der
römischen Kaiser Tiberius, Galigula, Elaudius, Aero, Galba,
Vespasianus Titus. Domitian, lleroa und Trajan. Diese
Reihe erscheint aber roieder auf das rounderlichsfe durch
eingeschobene Bilder gestört. Eine roohl einroandfreie Rei
henfolge, roobei jedoch die Beistellung non Bildnissen fast
oollständig ausgeschlossen ist, roürde sich ergeben, roenn
für die einzelnen Kalenderjahre ein Hinroeis auf Beispiele
der Erlangung oon Febensstellungen und Ämtern einzelner
Personen erfolgt märe. Z. B. Im Jahre 1 rourde A. Pro-
consul, im Jahre 2 rourde B. Praefectus annonae, im Jahre
3 rourde E. FFlagister equitum, im Jahre 4 rourde D. Cegat,
im Jahre 5 rourde E. Decurio, im Jahre 6 rourde f. Dapifer,
im Jahre 7 rourde G. Eorrector, im Jahre 8 rourde H.
Eompulsor, im Jahre 9 rourde J. Eommentariensis, im Jahre
10 rourde F. Eomes, im Jahre 11 rourde IK. Eensor, im
Jahre 12 rourde Fl. Agrimensor, im Jahre 13 rourde 0.
Ädil, im Jahre 14 endlich rourde Tiberius römischer Kaiser
usro. Da glaubte mein Begleiter, auch seine Entdeckung
zum Besten geben zu können. Es roäre ihm nämlich bei
der Projizierung der topographischen Ansichten auf die
Fandkarte aufgefallen, daß, einige oerblüffende Störungen
ausgenommen, die Wegstrecken oon Wien aus, der Reihe
nach roachsend erscheinen. JTlödling an der Südbahn, Höf
lein an der franz Josephsbahn, Biedermannsdorf an der
Aspangbahn, Preßbaum an der Wesfbahn usro.
Hierauf beteiligte sich auch ein pensionierter Unioer-
sitätsprofessor der Physiologie an dem Gespräch. Er teilte
mit, dafj er seinerzeif einige Studien über die Regel der
erreichten Febensjahre oon oerschiedenen Persönlichkeiten
gemacht habe. In dieser Bilderreihe finde sich das Bildnis
des Anton oan Dyck an der 42. Stelle. Dieser berühmte
ITlaler ist roirklich nur 42 Jahre alt geroorden. Don Earlos
steht an der 23. Stelle; dieser Prinz dürfte roohl 23 Jahre
alt geroorden sein. Dasselbe gelte roohl auch oon Petäfi
an der 26., oon flemming an der 31., oom ITlaler FFletsu
an der 36., oon FFlendelssohn Bartholdy an der 38., oon
lllaria Stuart an der 43., oon Heinrich Barth an der 44.
Stelle usro.
Von nun an ging es roie ein Fauffeuer an die roeiteren
Erklärungen. Ein Herr machte darauf aufmerksam, dafj
die Tomasnacht oom 21. auf den 22. Dezember falle. Aus
einem herbeigebrachten Kalender rourde als Gedächtnistag
für den heiligen Romanus der 28. Februar, für den heiligen
Hieronymus der 30. September konstatiert.
Der Professor der Zoologie roar jetjt nun der Flleinung,
dafj das Bild eines Elefanten roohl deshalb an der ersten
Stelle stehe, roeil der herabhängende Rüssel einem Einser
ähnlich sehe. Das Pferd dürfte seiner oier füße halber auf
die oierte, die Grille im Besiß oon sechs füßen an die
sechste Stelle gesetjt morden sein.
Unser Botaniker machte darauf aufmerksam, dafj an
der dritten Stelle der Zroeig des dreilappigen Ahornbaunits
sei. Er roar jedoch untröstlich, keine Erklärung für die
Bilder Knabenkraut und Passionsblume* geben zu können.
Flach der Ansicht des Professors der Geschichte dürfte
die Abbildung der Beute aus Jerusalem roegen des auf
fälligen siebenarmigen Feuchters an die siebente Stelle
gesetjt morden sein. Aus einem Eisenbahnkursbuch rourde
konstatiert, dafj die Strecke Josefstadt Königinhof 15 Kilo
meter zähle. Der Professor der Erdkunde bemerkte, dafj
das Tal oon Pinquente 40 FFleter hoch gelegen sei. Aus
einem herbeigeholten geographischen Atlas rourde konstatiert,
dafj Aden 45 1 östlich oon Greenroich, Ober-Idria 46'* nörd
licher Breite gelegen sei. Der Professor der Erdkunde glaubte
annehmen zu können, dafj der Aftersee 47^ km. messe.
Die Abtei ITlelk liege auf einem 60 FFleter hohen felsen.
Arco dürfte 91 FFleter über dem ITleere liegen, die Akropolis
oon Athen befinde sich auf einer 100 JÄeter hohen fels-
masse. Das Riesenrad in Wien mißt sicherlich 60 JTleter,
die Höhe der Votiokirchenfürme roäre 99 FFleter usro.
Schließlich fand mein Resume allgemeine Zustimmung.
FRit größter Wahrscheinlichkeit könne als Ergebnis der
Diskussion die Annahme betrachtet roerden, daß die Bilder,
falls die fehlenden durch geeignete interpoliert roerden,
eine regelrechte Reihe oon Bedeutungen für die Zahlen oon
1 — 100 darstellen.
Daran knüpfte ein Herr noch die Bemerkung, daß ihm
die Anzahl der Arten der den Zahlen zugrundeliegenden
FFlaßeinheiten dürftig erscheine. Diese geringe Abroechslung
dürfte roohl in der Schmierigkeit der Beschaffung entspre
chender Bilder seinen Grund haben. Auf dem Rücktoeg
fand sich mein Begleiter oeranlaßt zu bemerken, daß in
folge der Diskussion der erste Zroeifel des unbekannten
Rätselstellers gegenstandslos geroorden sei. Bezüglich des
roeiter angeführten liege uns durch das zufällige Zusammen
treffen des anfänglich geführten Gespräches mit der folgen
den Diskussion roohl nahe, den Begriff: Wissenschaftliches
Problem mit dem aufgestellten Rätsel in Beziehung zu bringen.
Darauf erroiderte ich, daß eine Rätsellösung roohl
niemals einen Typus für die Fösung eines eigentlichen
Problemes roird abgeben können, schon aus dem Grunde nicht,
roeil das sogenannte Unbekannte im Rätsel nur ein augen
blicklich oerdecktes Bekanntes, das ist ein in Wirklichkeit
bereits Erkanntes ist, roas allerdings auch bei den meisten
Schulaufgaben der fall ist.
Die Erklärung für die methodische Verroertbarkeit
der besprochenen Bilder liegt roohl oiel näher. Der un
bekannte Rätselsteller kann sicherlich als ein Anhänger der
Versinnbildlichung der Zahlen gelten. Diese geschieht be
kanntlich für den Zahlenraum 1 bis 100 in der Weise,
für eine bestimmfe Zahl, zum Beispiel 47 je nach der
Art ihrer Entroicklung mit Zuhilfenahme oon gleich großer
* Anmerkung der Redaktion: Bei diesen beiden Wörtern
dürfte roohl die Anzahl der Buchstaben eine Rolle spielen.