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1 n t e r n a t i o n a 1 e S a m m I e r - 2 e i t u ti g. 
Rümmer 2 
für alle Vitrinen. 5o praktisch ein solcher für die Han 
tierung in der Sammlung ist, so empfiehlt sich doch aus 
Sicherheitsgründen eine gemisse Vorsicht, sei es in der 
Anwendung mehrerer Schlüssel für oerschiedene Gruppen, 
sei es in der non oerschiedenen Schlüsseln für dieselben 
Vitrinen (doppelten Schlössern), neuerdings wird auch 
ein System beoorzugt, welches den automatischen Ver 
schluß der Vitrine bedingt, so daß zufälliges Offenlassen 
durch Vergeßlichkeit oder dergleichen unmöglich wird, 
während das Öffnen selbst nur mittels (Stech-)Schlüssels 
möglich ist. Die Stelle, wo die Schlösser angebracht werden, 
die Art des Eingreifens der Riegel, die Behandlung offener 
Hügel bei Arbeiten in der Vitrine, das alles sind ITlomente, 
welche der größten Aufmerksamkeit und sorgfältigsten 
Studiums je nach Art der einzelnen Vitrine bedürfen. 
Ebensolche Aufmerksamkeit und Sorgfalt erfordert 
die sachrichtige Anbringung non Gemälden in einer 
Galerie. Kleinere Bilder werden selbstnerständlich nicht 
bloß aufgehängt, sondern an der Wand durch besondere 
Befestigung oersichert. In der Wiener kaiserlichen Galerie 
ist in dieser Beziehung ein besonders ausgedachter Be- 
festigungsmechanismus mittels eiserner, in die Wand oer- 
senkter Deisten und Schrauben in Scharnieren in Verwen 
dung, der ein Tosreißen non Bildern seitens Unberufener 
unmöglich macht. Gegen das Eindringen non Staub und 
Ruß werden die Bilder rückwärts und an den Seiten mit 
Kautschukpapier oersichert, für Holztafelbilder sind 
häufig besondere Vorrichtungen (Roste) nötig, welche dem 
Holze einerseits die nötige Sicherung regen Verbiegen und 
Werfen bieten, ohne doch andererseits die Bewegungsfreiheit 
der Holzfafeln bei Temparaturwechsel zu behindern. 
Eine ebenso wichtige als bis in die leßfe Zeit kon- 
trouers gewesene frage ist die der Verglasung oon 
Bildern. Als Konseroierungsmittel hat sich dieselbe bis 
jeßt überall aufs beste bewährt und die Erfahrungen bei 
der kaiserlichen Galerie in Wien haben gelehrt, daß tat 
sächlich schon bedrohlich gewordene Zerstörun sprozesse 
an derfarbenschichte durch Anbringung oon Schußgläsern zum 
Stillstände gekommen sind. Doch ist dabei Bedingung, 
daß zwischen Bild und Glas ein kleiner Zwischenraum für 
Duftzufritt bleibt und daß anderseits der Eintritt oan Staub 
und Schmuß in diesen freien Raum gut abgehalten werde, 
was hier gleichfalls durch Verdichtung der fugen mit Kaut 
schukpapier erreicht werden kann. 
Koloristisch wirkt das Glas in der Regel wie ein guter 
firniß, es hält die Töne zusammen, wirkt also eher günstig, 
freilich tut es meist der Helligkeit der Bilder einigen Ein 
trag und, was das Haupfargument der Gegner der Ver 
glasung bildet, es ist äußerst schwer, die unangenehme, 
ja manchmal direkt störende Wirkung des Spiegelns zu 
oermeiden, die sich gerade um so stärker einstellt, je besser 
die Qualität des oerwendeten Glases ist. Immerhin ge 
währen die oerschiedenen Gegenmittel, wie Verhängen j 
(Überhängen), Vermeidung oon Seitenreflexen, (namentlich 
durch gegenüberliegende oder benachbarte Türen, die dann 
mit Vorhängen zu schließen sind) und Vermeidung spiegeln 
der fußböden (eoenfuell durch entsprechenden Bodenbelag), 
die ITlöglichkeit, die Wirkung des Spiegelns zu beseitigen 
oder auf ein ITlinimum zu reduzieren. Troß alledem 
werden aber oft die optisch unangenehmen Wirkungen der 
Verglasung nicht zu oermeiden sein, da ja, namentlich bei 
Galerien mit Oberlicht — also in der ITlehrzahl der fälle 
- der wechselnde Stand der Sonne meist einen nach der 
Tageszeit wechselnden Eichteinfall bedingt, so daß zu ge 
wissen Stunden der Spiegel traß aller Gegenmaßregeln 
wieder eintritt. Deshalb haben sich gewichtige Stimmen 
im Interesse der ursprünglichen und intakten Wirkung der 
Bilder gegen die Verglasung ausgesprochen. Übrigens ist 
der Versehung der Gemälde mit Glastafeln auch durch das 
format der ersteren eine gewisse Grenze geseßt, da ja 
sehr umfangreiche Bilder nicht mehr mit einer einzigen 
Solinglastafel bedeckt werden können und die Durchschnei 
dung der Bildfläche durch Anstoßfugen mehrerer Glastafeln 
mit Recht bei wertoollen Gemälden oermieden wird (bei 
großen Kartons wird sie troßdem als konseroierend — 
und schußmaßregelnd unoermeidlich werden). Dessen un 
geachtet hat die Praxis der Galerie fast überall in ITlittel- 
und Rordeuropa zur Verglasung der wertoolleren Bilder ge 
führt — in Italien mit seinem günstigen Klima natürlich 
nicht — weil namentlich in den großen Städten mit ihrer 
schlechten, Ruß, Gas und Staub führenden Atmosphäre, 
ihren Zeiten oon Rebel und Riederschlägen das Glas doch 
einen unoergleichlichen Schuß für die Bilder bietet. Zu 
dem ist die Verglasung ein ebenso wirksamer Schuß gegen 
mechanische Beschädigungen durch Berühren, eoentuell Ver- 
kraßen (z. B. durch Hutnadeln, eine Gefahr, die bei der 
heutigen Art der Befestigung der Damenhüte nicht zu 
Unterschüßen ist), durch Anhauchen oder durch den Speichel 
sprechender Besucher, eine Art der Beschädigung, welche 
früher kaum beachtet wurde, die aber in der Tat nach 
weisbar nachteilige chemische Einflüsse auf firniß und 
färbe aufweisen kann. 
Um die Besichtigung oerglaster Bilder auch ohne 
Glas zu erleichtern, was insbesondere für wissenschaftliche 
Untersuchungen oon Wichtigkeit ist, hat man in einzelnen 
fällen das deckende Glas in einen eigenen, inneren Rahmen 
eingelassen, der in Eharnieren fürartig zu öffnen ist. Da 
durch kann das jenseitige Abnehmen des Glases auf ein 
fache Weise und ohne Entfernung des Bildes oon seinem 
Plaße geschehen, freilich werden wegen der relatioen 
Kostspieligkeit und Kompliziertheit dieser Einrichtung die 
Gemäldegalerien nicht allzuhäufig daoon Gebrauch machen, 
Aquarelle, Handzeichnungen und IRiniaturen werden 
in neuerer Zeit häufig in Schiebepulten und Drehständern 
unter Glas gebracht und auch oiele freistehende (auf 
Sockel gestellte) Objekte, sowie plastische Werke, die an 
der Wand hängen, werden jeßt durch Glasstürze oder oer 
glaste Rahmen oor Schaden geschüßt. 
Solchen äußeren Beschädigungen wird übrigens auch 
durch Anbringung oan feststehenden Schranken (Balu 
straden), eoentuell oon Schnüren an oerschiebbaren Stän 
dern, oor Bildern oder oorsonstigen, namentlich freistehenden 
Objekten oorgebeugt, eine JTlaßregel, die in allen Illuseen 
in einer oder der anderen Art zur Anwendung gelangt. 
Die schlimmen Erfahrungen der leßten Jahre in Be 
zug auf Beschädigungen, wie Entwendungen oon Teilen 
einzelner Objekte, so z. B. Bestandteilen oon Rüstungen, 
haben es notwendig gemacht, für die innere und dabei 
möglichst unsichtbare, aber doch widerstandsfähige Befesti 
gung solcher Teile untereinander zu sorgen. So war man 
genötigt, in der Wiener kaiserlichen Waffensammlung alle 
Schienen, Schuppen und sonstigen Bestandteile oon Rü 
stungen, alle Teile der Pferderüstungen und des Zaum- 
und Sattelzeuges mittels Draht oder Klammern zu fixieren 
und die Annäherung an solche Objekte durch Schranken 
und ähnliche Vorrichtungen noch weiter zu erschweren. 
Eiserne Gegenstände, wie Waffen und Rüstungen 
werden, wenn nötig, durch eine dünne und erneuernde 
Schichte oan Vaseline oor Rost geschüßt. für Objekte, 
welche leicht dem lllottenfraß ausgeseßt sind, werden teils 
die gewöhnlichen lllittel dagegen oerwendet, oon denen 
freilich das Raphtalin ob seines Geruches sich weniger 
empfiehlt, teils können sie auch nach Zulaß der Umstände 
dem im Wiener naturhistorischen Hofmuseum mit bestem 
Erfolge geübten „Vergiftungsoerfahren“ (mehrstündige Ein 
lagerung in einer gut schließenden Kiste mit Schwefelkohlen- 
stoffgas, welches alle organischen Keime zerstört und dessen 
Geruch sich rasch wieder oerfliichtigt) unterzogen werden.
	        
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