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Die 5ammlung fllfreö Walter uon Heymel. 
Von Hlfred ITTaj/er (tlliindien). 
Gin seinerzeit sehr bekannter Berliner Sammler alter i 
Gemälde lebte in der (Einbildung, Raffaels, Rembrandts und 
dergleichen zu besitzen und liebte es, seine Schäle den 
Besuchern mit jedesmal neuerlebfer Begeisterung uorzu- | 
zeigen. Gin am Schlüsse einer solchen Führung nach seiner 
nieinung ausgefragter Herr fand die treffend lakonische 
Antwort: „Das einzige Original, das Sie mir zu bewundern 
Gelegenheit gaben — sind Sie!“ Diese alte Anekdote fiel 
mir kürzlich ein — als ich die prächtigen Sammlungen 
des Herrn uon Heymel in seiner neuerbauten Villa im 
Herzogpark besucht hatte. Dicht etwa, dafj ein Zusammen 
hang zwischen dieser und jener des Berliner ITläcens bestände, 
ein Kausal nexus ergab sich für mich nur daraus, dafj die 
Sig. 3. Joh. Sadeler. ITlart. futher. 
Zu Artikel. Austriaca und Viennensia. 
femperamentoalle Persönlichkeit Heymeis, dessen liebe 
und Hafj zu den Dingen der Kunst intensiu ansteckend 
wirken, mir einen nicht minder originellen Eindruck hinter- 
liefj als seine Sammlungen. Im Palais Heymel begegnet 
man keinem Gegenstand, der nicht in einer Geschmacks 
beziehung zum Eigner stünde. Besonders treu spiegeln 
die Wohnräume des Parterrestocks den Kunstkenner, den 
Weltmann und Cebenskünstler ab. Der Dichter Rudolf 
Alexander Schroeder mufj hier als künstlerischer Beirat, 
sogar als der Architekt des Hauses zitiert werden, besonders 
wertvoll war es dabei, dafj Heymel die Geschmacksrichtung 
seines freundes Schroeder, der sich auf dem Gebiete der 
Wohnkunst einen Damen gemacht hat, schon immer teilte. 
Zu der harmonischen Geschlossenheit des Heimes gehört 
ebensosehr die künstlerische Raumgestaltung wie dasJnoen- 
tar, t>ar allem, wie gesagt, die Person des Besitzers selbst. 
Alfred Walter uon Heymel hat, kaum den Schul 
bänken entronnen, frühzeitig seinen Amateurneigungen 
nachgehen und dank materieller Unabhängigkeit die in 
ihm schlummernden Talente ausbilden können. Der Acht 
zehnjährige hat sich als begabter Cyriker eingeführt, an 
den Bestrebungen der damals oornehmsten literarischen 
Zeitschrift „Pan“ teilgenommen und später den Jnselverlag 
gegründet. Dabei uersäumte er nicht, den Sport zu pflegen. 
Heymel ist als „Herrenreiter“ eine internationale Berühmt 
heit. Die Dielen Siegestrophäen, die er Don den Renn- 
plä^en zweier Welten nach Hause brachte, füllen einen 
eigens angefertigten Gmpireschrank, der an der Stirnseite 
die Aufschrift trägt: „Das Paradies der Grde liegt auf den 
Rücken der Pferde.“ Gin Paradies schien aber seinem 
Stürmertemperament nicht zu genügen, er bahnte sich den 
Weg zu einem zweiten — im Reiche der bildenden 
Künste. Hier war ihm allerdings nur eine passine Rolle 
zuerteilt. Seit zehn Jahren geht er einer ausgeprägten 
Sammelliebhaberei nach, kennt dabei weder den wissen 
schaftlichen Ghrgeiz, der nach Systemen fahndet, noch den 
Stolz des Besitzenden. Gr umgibt sich mit Kunstschätzen, 
ein echter Uläzen, einzig aus dem Bedürfnis heraus, eine 
Welt des Schönen um sich aufzubauen. Gr nerpflichtet 
sich keiner Richtung, sondern nimmt für sich das Recht 
in Anspruch, seine Cieblinge im Wechsel der Deigungen 
zu entthronen. Ihm ist es mehr um eigene Geschmacks 
förderung zu tun, den Stil großer Künstler so intensiu 
wie möglich zu erfassen und als innerliches Grlebnis zu 
besitjen. Dann aber kann er sich auch trennen! So hat 
er kürzlich eine eminent bedeutende Sammlung japanischer 
farbenhoizschnitte losgeschlagen, die uor zwei Jahren 
in unserem ITUinchener Kunstuerein gerechtes Aufsehen 
erregt hat. Zur Erinnerung an den einstigen Besitz hat 
Heymel nur ein einziges, aber köstliches Exemplar uon 
Hokusay zurückbehalten, das für den Stil des Künstlers 
eine fabelhafte Suggestion ausübt. 
Die Sammlungen Heymeis bestehen aus der sein 
Heim durchweg schmückenden Bildergalerie und aus dem 
ITlappenwerk, das sich in Prachtschränken den Augen der 
Besucher uerbirgt. Dies letztere aber gibt der Sammlung 
Heymel die größere Bedeutung. Vor diesem Dlappenroerk 
oerflogen mir die Stunden; die Zeit war mir zu kurz ge 
messen, um in bunter Reihe alle Seltenheiten mit der 
genügenden Ruhe genießen zu können. Da tauchen Franzosen 
auf, die bei uns uiel zu wenig bekannt sind, z. B. Vuillard, 
lllaillol und Ibels. Es ist kein gleichgültiges Blatt uar- 
handen. Viele Richtungen sind vertreten, lieben Toorop 
und Gd. IDunch erscheinen Cichtenberger und der in dieser 
Gesellschaft so brau anmutende Hans Thoma. All diese 
Damen aber werden verdrängt durch zwei Künstler, die 
einzigartig bei Heymel studiert werden können. Gs sind 
Henri de Toulause-Cautrec und Konstantin Guys. Das 
lithographische Werk Cautrecs sali zirka 400 Blätter um 
fassen und Heymel besitzt das Werk vollständiger als jeder 
andere. Gr besitzt natürlich auch Cautrecs phänomenale 
Plakate, die bis zur Stunde nie künstlerischer ausgeführt 
worden sind, sicher nicht in punkto frappanter Sachlichkeit, 
mit der das Essentielle herausgearbeitet ist. So bedeutend 
auch die Gemälde Cautrecs sind, die bei Heymel immer 
wieder das Auge anziehen, (ich nenne u. a, das stupende 
en face gesehene Porträt der „rothaarigen Dame“, zwei 
Gruppenbilder (anscheinend vulgäre Typen der niedrigsten 
weiblichen Prostitution), dann' das höchst distinguierte 
tete a tete des Schauspielers Guitry mit filme. Granier,
	        
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