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Internationale Sammler-Zeitung.
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händigen llotiz uon loset Kainz oersehen ist, brachte 600 ITlk.
Der öesamterlös der Auktion beträgt 25.700 ITtk.
(Englands Bücherproduktion.) flus Condon uiird be
richtet: In England erschienen leßtes Jahr 8468 neue Bücher, 22
mehr als 1000, und 2556 neue Auflagen. Zieht man technische
Bücher, Schulbücher, Aachschlagebücher und ähnliche Sachen ab,
so steht man doch der Tatsache gegenüber, daß einCeser, der die
ganze Ciferatur des Jahres hätte meistern wollen, jede Woche mehr
als zwanzig neue Bücher hätte lesen müssen. Die meisten neuen
Bücher und Fleudrucke, 2833 oder 48 weniger als im Vorjahre,
folgen unter die Kategorie Romane und Jugendschriften, darunter
1806 neue Romane! Es folgen Bücher über Kunst und Wissen
schaft 1254 (4- 55), tibgr Religion und Philosophie 1064 ( 4- 42),
Geschichte und Biographie 860 ( - 53), Aationalökonomie, Handel
816 (4 72). Pädagogik und Philologie 650 (+ 48), Reisen 604 (-j- 54),
Poesie und Drama 390 (4 62), Jahrbücher 488, Uledizin 308(451),
Essays usro. 272 (— 42), Jurisprudenz 248. Die drei ITlonate, in
denen die meisten Bücher in Egland erscheinen, sind September,
Oktober und tJooember,
Bilder.
(Eine Federzeichnung oon Rafael?) Aus Brünn wird
uns geschrieben : Die hiesigen „Cidooe Aouiny“ melden, dafj der
Sekretär des mährischen Candesmuseums Dr. Freiherr oon Helfert
in der Sammlung des Vereines „Moravska mal n e“ die im ITlu-
seum aufbewahrt wird, eine Federzeichnung gefunden hat, die
oermuten läßt, daß sie ein bisher noch unbekanntes Werk Rafaels
darstellt. Die Zeichnung ist nämlich anscheinend ein Entwurf zu
dem in der alten Pinakothek in Hlünchen befindlichen Bilde Rafaels
..Madonna dell.t Tenda“ und zwar in seiner ursprünglichen Gestalt.
Die kritische Untersuchung soll ergeben haben, dafj die Feder
zeichnung durch den daraufuerzeichneten ITlafjstab und die Karierung
genau den Proportionen des ITlünchner Originals entspricht. Ein
definitioes Urteil über die Echtheit der Federzeichnung wird erst
nach genauer Erforschung der Herkunft des Bildes gefällt werden
können.
(Der neuentdeckte Velasquez). Wir haben jüngst ge
meldet (s. Ar. 1), dafj im Besitje des Prinzen Elie oon Bourbon-
Fig. 8. Velasquez: Philipp IV T .
Parma auf Schlaf) Schmarzau in Hiederösferreich ein Originalwerk
des Velasquez oon oorfrefflichster Erhaltung und höchstem künst
lerischen Wert entdeckt worden sei. nachdem das Werk inzwischen
oon der bekannten Condoner Kunsthandlung Agnew und Söhne
für mehr als anderthalb JHillionen lllark erworben und der Be
sichtigung oon Kennern zugänglich gemacht worden ist, sind nähere
Angaben über die Entdeckung möglich, durch die deren Wert nur
in jeder Hinsicht bestätigt wird. Es handelt sich um ein Bildnis
König Philipps TV., das Velasquez, wie feststehf, 1644 im Cager
uon Fraga gemalt hat und das dann später nach HJadrid geschafft
worden ist. Dieses Bildnis glaubte man früher in einem Gemälde
der Dulwich-Galerie zu erkennen, und auch Justi hat das Dulmicher
Bild als das Original des Werkes oon 1644 angesehen. Indes sind
in neuerer Zeit gegen dieses Werk Zweifel erhoben worden, uor
allem oon dem oorzüglichen spanischen Velasquez-Kenner und -Bio
graphen ßeruete, der das Bild in Dulwich nur für eine Kopie des
Del ITlazo erklärte. Alle, die nun die neuentdeckte Tafel gesehen
haben, darunter auch Beruete selbst, stimmen in der Anerkennung
überein, dafj hier das wirkliche Original des in Rede stehenden
Gemäldes gefunden sei. Die Entdeckung gelang einem belgischen
Kenner, der es auf dem Candsitje des Prinzen Elie auffand. Hienach
scheint der Stammbaum des Bildes ziemlich sicher feststellbar,
1748 nämlich wurde Philipp, zweiter Sohn Philipps V., Herzog oon
Parma und damit Ahnherr der Cinie Bourbon-Parma. Als er llladrid
oerlief], nahm er mehrere Bildnisse seines Urgroßoaters Philipp IV.
oon der Hand des Velasquez mit sich, und darunter scheint auch
unser Bildnis sich bef nden zu haben. Bis 1859, der Vertreibung
der Herzoge uon Parma, befand es sich im Palaste oon Parma
und begleitete später die bisherigen Herren oon Parma in ihre
Verbannung. So der Stammbaum des Bildes. Was seine Eigen
schaften betrifft, so wird einstimmig heroorgehoben, dal) es in
Zeichnung, Kolorit, Durchführung und Charakteristik an Feinheit
und Vollendung dem Werke in der Dulwich-Galerie ganz außer
ordentlich überlegen sei und in jedem Striche den Kleister bezeuge.
Fig. 8 gibt eine Reproduktion des uielbesprochenen Gemäldes.
Die Photographie danken wir der Ciebenswiirdigkeit der Herzogin-
Witwe Robert oon Parma, die sie uns durch ihren Sekretär
übersandte.
(Ein Gainsbrough-Fund in Cudwigslust) Im groß-
herzoglichen Schlosse oon Cudwigslust hat Prof. Dr. Ernst
Steinmann ein Bildnis der Königin Charlotte oon England
oufgefunden, das als Gainsboroughs bedeutendstes Werk in
deutschem ßesiß besondere Beachtung oerdient. Schon 1766 sah
der englische Historiker Thomas llugent am Cudwigsluster Hofe
das Bild dieser Strelißer Prinzessin, die kurz zudot der junge
König Georg TU. oon England heimgeführt hafte. Die schlichte
und leutselige Queen Charlotte, diese äußerst oolkstümliche Be
herrscherin der Briten, teilte sich, mit lllarie Antoinette in den
Ruhm, am häufigsten uon den großen fflalern jener Zeit porträtiert
worden zu sein. Doch findet sich oon dem Cudwigsluster Gemälde
keine Wiederholung. Es scheint schon wegen seiner Größe wie
geschaffen für eine Ahnengalerie im Buckingham-Palace oder
Windsor-Castle und Gainsborough selbst hat die Kömgin niemals
wieder in so oornehmer Pose, in so königlich-pomphafter Toilette
gemalt wie hier. Das Bild trug auf dem alten Blendrahmen die
Bezeichnung des Künstlers, lllit unnachahmlicher Eleganz hat er
hier in dem lebensgroßen Porträt der Königin, die im Riesenreifrock,
mit dem hohen Toupet auf dem sprechenden Köpfchen, oon ihrem
Hündchen begleitet, eine Parkpromenade macht, den Charakter der
Dargestellten fesfgehalten und dabei doch elie häßlichen Züge, wie
den breiten, etwas hängenden Illund unterdrückt. Die steife
Galarobe scheint als luftiges, weißes Gewebe aus durchsichtigem
IHull mit goldgelbem Einschlag gesponnen Die künstlerischen
Werte liegen in dem zarten, rosig angehauchten Gesicht, über das
sich turmartig die meißgepuderten Haare mit dem silbergrauen
Kopfschmuck aufbauen, in den schlanken, weißen, anmutigen Händen.
Gainsborough hat niemals wieder wie hier, etwa um 1764 65, die
Königin so jung, so unberührt oom Ceben dargestellt, ohne die
blassen durchsichtigen Farben und den müden Ausdruck der späteren
Jahre,
(Ein Porträt der Königin lllarie Antoinette.) Ein
neues Porträt der Königin lllarie Antoinette aus ihren leßten
Tagen ist oon Professor Grafen G. Illycielski in Tours in
Prioatbesiß aufgefunden worden. Alexander Kucharski, ein pol
nischer Künstler, hat das Bild ein Gouachegemälde — gemalt,
Cs wurde oom Erzherzog Karl Stephan erworben,