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Kazuo Shiraga, Doru ni idomu (Kämpfen mit Schlamm), 1955 
Materialität eine gewisse Ähnlichkeit zum Informel, das 
sich später in Europa entwickeln sollte, nachgesagt. Die 
Gutai-Gruppe, deren prägende Persönlichkeit der Maler 
Jirö Yoshihara war, zielte also nicht von Anfang an auf 
Aktion und Objekt ab. 
Allan Kaprow bezeichnete diese beiden Aktionen in sei 
nem berühmten Buch Assemblage, Environments and 
Happenings später als Vorläufer des Happenings.^ Das 
Buch erschien elf Jahre später (1966), und die beiden 
obenerwähnten Aktionen gingen seinem eigenen ersten 
Happening um zwei Jahre voraus. Vielen Kritikern, die 
die Ausstellung besuchten, fehlte es an geeignetem 
Vokabular, um die Aktivitäten zu beschreiben, und so tat 
man sie schließlich als Wiederholung von Dada ab. Ein 
Kritiker erinnert sich deutlich an diese Ratlosigkeit: 
»Damals kannten wir nur das traditionelle Konzept von 
Form, und es fehlte uns an Parametern zum Verständnis 
solcher Arbeiten. Unsere Verblüffung hätte nicht größer 
sein können, wenn wir Marsmännchen gesehen hätten.«s 
Obwohl die Ausstellung von der etablierten Kunstszene 
in Tokio ignoriert wurde, interessierte sich die Zeitschrift 
Life dafür und schickte Photographen nach Tokio. Für 
diese wurde im April 1956 eigens eine »One-Day Out- 
door Exhibition« (Ichiniki dake no yagai ten) in einer Rui 
ne am Ufer des Flusses Muko und in der Speiseölfabrik 
der Familie Yoshihara inszeniert. Kazuo Shiraga fertigte 
eine neue Version seines Holz-und-Axt-Stücks an, und 
Kazuo Shiraga (links), Hiroshi Yamazaki (vorne auf dem Boden), 
Akira Kanayama (rechts), Installationsphotographie von der 
"First Gutai Exhibition«, 1955 
Sadamasa Motonaga hängte seine Objekte mit gefärb 
tem Wasser auf. Life publizierte die Geschichte leider 
nie, aber die Photos von der Ausstellung kamen ins 
Gutai-Archiv. Schon im Juli des gleichen Jahres fand die 
zweite »Outdoor Exhibition« (Gutai yagai bijutsu ten) am 
Ufer des Ashiya-Flusses statt. Dieses Mal luden Werke 
von Shimamoto und Murakami das Publikum zur Partizi 
pation ein, zwischen den Kiefern waren groteske Objek 
te von Shiraga und Konzeptkunst von Kanayama auf 
gestellt, und nachts beleuchtete Atsuko Tanakas riesige, 
mit Glühbirnen dekorierte Figur Bühnenkostüm den Ort. 
Im Vergleich zu der Ausstellung davor waren die Werke 
deutlich größer geworden, so auch ein überdimensio 
nales Bild von zehn mal zehn Metern von Shözö Shima 
moto, der ein Vinyltuch zwischen zwei Kiefern aufge 
spannt hatte und mit einer Spielzeugkanone Farbe 
darauf schoß. 
Bei dieser Ausstellung wurde deutlich, daß die Künstler 
der Gutai-Gruppe begonnen hatten, sich für Action 
painting zu interessieren. Shimamoto erinnert sich, daß 
Yoshihara Action painting als Weg begriff, sich von 
Mondrian, dessen Stil zu dieser Zeit als Höhepunkt 
der Abstraktion galt, zu lösen. Yoshihara sah hier eine 
Möglichkeit, der Malerei die zeitliche Komponente hinzu 
zufügen, die bei Mondrian fehlte. Diese Inspiration ver 
dankte er anscheinend der Kalligraphie des Zen-Prie 
sters Nantembo, die er in einem Tempel in Nishinomiya 
7 Allan Kaprow, Assemblage, Environments and Happenings, New 
York 1966. 
8 Ichiro Haryu, »Sengo Bijutsu Seisuishi« (Das Auf und Ab der 
Nachkriegskunst), in: Tokyo Shoseki, 1979, S. 98.
	        
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