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Hummer 14 
Seite 219 
Internationale Sammler-Zeitung 
stifutes kaufte die Fürstin Tenischem in Smolensk die beiden 
Bilder für ihr ITluseum. Die junge Dome, die sich in großer Be 
drängnis befunden hatte und aus diesem Grunde die Bilder oer 
kaufen wollte, erhielt dafür die stattliche Summe oon 20.000 Rubel 
(Gin Pleister werk deutscher ITlalerei entdeckt.) Eine 
großartige Entdeckung ist in der Sakristei der Kirche des Deutsch- 
herren-Ordens zu Frankfurt am ITlain gelungen. Die Sakristei 
ist der einzige Überrest der alten, 1195 erbauten und 1647 abge 
brannten Kirche, an deren Stelle die jeßige Barockkirche errichtet 
wurde. Bei einer Renooation der Sakristei entdeckte nun der Kirchen 
maler Ball in Renaissancefresken oon hohem Wert. Während die 
an der Südwand aufgefundene „Himmelfahrt und Krönung der 
heiligen Jungfrau“ zweifellos eine oortreffliche freie Kopie nach 
Albrecht Dürers berühmtem mittelbild des St. Thomas-Altars ist, 
stellt das zweite, am nördlichen Gewölbe befindliche Gemälde einen 
eigenen Entwurf des ausgezeichneten ITlnlers dar, der in der Sa 
kristei tätig mar. Dieses Werk, in dem, wie selten in einem Ge 
mälde der Zeit, hohe Schönheit und deutsche Eigenart zum Aus 
drucke kommen, zeigt die gekrönte ITtaria im Strahlenkranz mit 
einem entzückenden Jesuskinde. 
(Die K u p f e r s t i ch s a m m 1 u n g e n d er fl d m i r a 1 e oon 
H o 113 e n d 0 r f f und oon F i n k e I), die einen bedeutenden Wert 
repräsentieren und ein fast lückenloses Bild der Entwicklung des 
Kupferstichs ols Darstellungsmittel oon lTtarinebildern seit dem 
Jahre 1865 bieten, sind, wie uns aus Kiel geschrieben wird, 
augenblicklich in der dortigen Ausstellungshalle der Hofkunsthand 
lung Hulbe ausgestellt und erregen größtes Interesse. Die Samm 
lungen umfassen seltene Werke der heroorragendsten Kupferstecher 
der oerschiedenen Jahrhunderte. Alle Techniken des Kupferstichs, 
Cinien und Punktierstich, Crayonmanier, Schabkunst und PJezzo- 
tintblätter und wertooüe Farbstiche sind oertreten. Unter den Dar 
stellungen umfaßt die Sammlung Admirals 0. Finkei in erster Cinie 
Schiffstypen aller Zeiten, während Admiral 0. Holßendorff mehr 
Wert auf die Sammlung oon Bildern historischer Ereignisse der 
seefahrenden Rationen gelegt hat. Beide Sammlungen umfassen 
außerdem zahlreiche oortreffliche Porträts aller bekannten Seehelden 
der Geschichte. Die Ausstellung hat also einen hohen kulturellen 
und künstlerischen Reiz, um so mehr als die Besitzer der Samm 
lungen oon manchen Blättern mehrere Abzüge erworben haben, 
sodaß man geradezu die Geschichte manches Stiches, der durch 
die Hände oerschiedener Verleger gegangen ist und mit der Ab 
nutzung der Platte immer mehr oon seinen Feinheiten uerlaren 
hat, oerfolgen kann. Sogar Fälschungen lassen sich nachweisen. 
.Sie sind oon gewissenlosen teilten auf eine Platte abgezeichnet 
worden und ergeben beim Abzug das Spiegelbild des Originals. 
(Ein Allheilmittel für kranke Gemälde.) Aus Peters 
bürg erhalten londoner Blätter eine Rleldung über eine neue Er 
findung zur Wiederherstellung beschädigter Gemälde, die wir mit 
dem Vorbehalte mifteilen möchten, daß zunächst noch nicht erkenn 
bar ist, wieoiel Wahres und wieoiel Falsches darin enthalten ist. 
Es heißt in dieser Kleidung, daß in Petersburg die Entdeckung 
eines Italieners namens lllutfi Aufsehen errege, die in einem 
mittel bestehe, alten Gemälden ihre ursprüngliche Frische mieder 
zugeben, ohne daß dabei irgendeine Farbe zur Anwendung gelange, 
Es kl ngt immerhin recht alchymistisch, wenn der Signor JTluHi 
erklärt, daß dieses sein, Geheim-und Wundermittel aus nicht weniger 
als 114 Bestandteilen zusammengesetzt sei. llun hat aber, wie es 
heißt, die Petersburger Akademie der schönen Künste dem Erfinder 
ein Gemälde aus dem 14. Jahrhundert anoerfraut, das bei einem 
Brande schweren Schaden erlitten hatte, und das Ergebnis der 
Versuche Hluttis soll gewesen sein, daß das Bild, das bereits als 
oerloren galt, zu einem wahren Schoße der Akademie geworden 
ist. Schwer erklärlich bleibt nur, auf welche Weise dies Arkanum 
selbst Brandschäden heilen soll. Indes wird berichtet, daß Ulutti 
auch für den Klinisterpräsidenten Stolypin oerschiedene Gemälde 
mit sehr gutem Erfolge wiederhergesfellt habe. Der Erfinder geht 
sogar so weit, zu behaupten, daß Gemälde, die mit seinem mittel 
behandelt seien, selbst mehrere Tage im Wasser liegen könnten, 
ohne Schaden zu nehmen 
Handschriften. 
(Wertoolle Planus kr ipte in fRottls 11 ach laß). Aus 
ITlünchen wird uns gemeldet: Felix lllotfl hat eine reichhaltige 
Bibliothek mit handschriftlichen musikalischen Seltenheiten, unter 
anderen Originalpartituren der Kompositionen oon Haydn, Beet- 
houen und Hummel, hinterlassen. Dem Willen ITlottls ent 
sprechend, sollen die Haydnschen und Beethooenschen Komposi 
tionen den Wiener Sammlungen, die Kompositionen Hümmels 
dessen Vaterstadt Preßburg übergeben werden. Auch Wagnersche, 
Bcrliozsche und Bellinische Originalpartituren besaß lllottl, die 
nunmehr zur Verteilung gelangen. Besonders interessant ist ein 
Wagnersches lllanuskripf, das oor Jahren um oier Gulden erstanden, 
später um 35.000 Klark oerkauft wurde. Es ist ein unoollendetes 
Opernmanuskript: „Die Hochzeit“, dessen Geschichte Professor lllax 
Player in den „Plünchener neuesten llachrichten“ erzählt. Danach 
hatte Wagner das ursprüngliche lllanuskript der Würzburger Illusik- 
gesellschaft oerehrt, nach deren Auflösung es an den Buchhalter 
Andreas Baier in Würzburg gelangte. Hach dessen Tode kaufte 
ein Plusikalienhändler sämtliche lllusikalien des Sammlers Baier 
mit dem Wagnermanuskript zusammen, den Zentner um 4 Gulden. 
Wagner forderte sein Ptanuskript oon dem Kaufmann namens 
Roser in schroffer Art zurück. Roser lehnte wegen der Schroff 
heit Wagners die Bitte ab, Wagner klagte, wurde jedoch abge 
wiesen. Vor oierzehn Jahren wurde dieses lllanuskript um 150 
Klark oerkauft und oor zehn Jahren gelangte es um 2000 Klark 
in den Besiß eines Plünchener Antiquars, der es bald darauf einem 
Berliner Händler um 20.000 lllark oerkaufte Vor zwei Jahren 
wurde es oon einem englischen Sammler um 55 010 111 irk erstanden. 
HumiBmatik. 
(Illünzen mit dem Bilde Plulay Hafids.) Aus Paris 
wird uns berichtet: Die marokkanische Staatsbank erteilte der 
Pariser fflünze den Auftrag, marokkanische Silbermünzen mit dem 
Bildnisse Plulay Hafids zu prägen. Dieser Auftrag bedeutet eine 
Verletzung der Cehren des Koran, der die bildliche Darstellung des 
Sultans, oerbietet. 
Philatelie. 
(Englands neue Briefmarken.) England konnte bisher 
mit Recht oon sich behaupten, Briefmarken mit guten, klaren 
Zeichnungen zu haben, ebenso wie es über besonders geschmack- 
ualles Papiergeld oerfügt. König Georg, der große Briefmarken 
sammler, hat nun aber gerade mit den neuen Briefmarken, die 
sein Bildnis zeigen, ausgesuchtes Pech; denn sie sind darüber 
ist man in England einig — durchaus oerungliickt, und diese Frage 
ist im Unterhause bereits zur Sprache gekommen. Plan braucht 
die neuen lllarken gar nicht unter die lupe zu legen, um ihre 
Plängel im Vergleiche zu den alten herauszufinden. Plan lege etwa 
die alte Einpennymarke mit dem Kopfe König Eduards neben die 
neue. Daß bei der neuen die Zeichnung außerordentlich grob ist, 
sieht man auf den ersten Blick. Dann wird man gewahr, daß das 
Bild König Georgs durchaus nicht porträtähnlich ist; außerdem ist 
es in sich schlecht ausgeführt und auch ungeschickt angebracht. 
Der Kopf liegt nämlich auf einem oöllig gleichmäßig schraffierten 
Untergründe, so daß er nicht heroortritt. Bei der Placke mit 
König Eduards Profil hebt sich das Bild besonders gut heroor, weil 
der Untergrund beim Gesi.hts.uofil oöllig dunkel ist und nach der 
anderen Seite zu hell wird. Es ist aber nach ein zweiter Fehler 
dabei begangen worden: gerade die Umrisse beim Kopfe König 
Georgs sind dunkel; die Stirn- und Augengegend oerschwimmt im 
Bilde zu einem dunklen Fleck, während beim Kopfe König Eduards 
gerade diese Teile hell beleuchtet sind, was ungemein zur Heroar- 
hebung des Gesichts dient und den Kopf plastisch erscheinen läßt. 
Daß bei König Georg Haar und Bart nur grob angedeufet sind, 
mag nur nebenbei erwähnt werden. Aber selbst die Rackenlinie 
bei dem kurzen Halsansaße, den die Bilder auf beiden Briefmarken 
zeigen, ist bei König Georg oerunglückt. Was oon den Köpfen gilt, 
gilt oon der übrigen Ptarke auch: die alte ist oiel besser. Bei 
beiden ist eine Krone über dem Kopf angebracht. Bei der alten 
hebt sie sich heroor, mährend man sie bei der neuen erst bemerkt, 
wenn man darauf aufmerksam gemacht wird; sonst hält man sie 
nämlich für ein Stück des Blattkranzes, der das Bildnis einrahmt. 
Diese Blaftkränze sind ebenfalls durchaus oerschieden. Bei der 
alten Plarke sieht man links einen Halbbogen oon Corbeerblätfern, 
rechts einen oon Eichenblättern, und diese Blätter sind sofort klar 
als solche erkenntlich. Unten sind sie durch eine anmutige Schleife 
oereint. Die neue Plarke zeigt um den Kopf herum eine Um 
rahmung, die aus einem dicken Wulst oon Gegenständen besteht, 
die oielleicht Blattspißen darstellen sollen. Aber weder mit bloßem 
Auge noch mit der Cupe findet man irgendeinen bestimmten Anhalt 
dafür, außer daß man weiß, was gemeint ist. Dieser Blattwulst
	        
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