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Internationale 5a inm I e r-2 eit u n g. 
Hummer 15 
Fragmente seiner Gewandung ans Eicht gefördert morden. Eine 
andere Statue stellt Diana zu Pferde dar, aber ohne Kopf und 
Arme. Die Figur ist etrua drei Fuß hoch. Die niadellierung des 
Gewandes erinnert an das Kleid der Flora 'farne.se, die man dem 
Praxiteles zugeschrieben hat. Das griechische Wort „Adazanethen“. 
an der Basis der Statue meist darauf hin, daß es sich um ein 
prächtiges Werk altgriechischer Skulptur handelt. Ganz einzigartig 
ist der Sattel, der an einen Armstuhl erinnert und mit keiner der 
bisher bekannten antiken Sattelformen übereinstimmt. Diese 
Statue ist ausgezeichnet erhalten. Weniger gut hat den Stürmen 
der Zeit eine Gruppe oon Casfor und Pollux miderstanden, non 
der Teile ans Eicht gefördert wurden. Die zahlreichen Stücke, die 
bei diesen Grabungen entdeckt wurden, befinden sich jeßt im 
Rathaus oon Sorrent und sollen den Grundstock eines Uluseums 
bilden, das der D rekfor des Eteapler national nuseums, Professor 
Spinazzola, der die Ausgrabungen leitet, in Sorrent für diese an 
tiken Funde errichten will. 
(Die Venus oon Gstia.) Bei den oon Professor Dante 
Vaglieri geleiteten Ausgrabungen oon Ostia ist ein aufjeror 
deutlich bedeutsamer Fund geglückt: unter den Schuttmassen des 
Hipposeums des alten römischen Theaters fand man eine ausge 
zeichnet erhaltene große Venus-Statue aus dem oierfen uorchrist- 
lichen Jahrhundert. Die prächtige Arbeit, die sehr gut erhalten ist, 
zeigt eine überraschende Verwandtschaft mit der berühmten Venus 
oon Arles, die dem Praxiteles zugeschrieben wird, nachdem 
Professor Vaglieri die neuaufgefundene Venus genau untersucht 
hat, spricht er die Überzeugung aus, daß das Bildwerk eine außer 
ordentlich glückliche und erstklassige Kopie nach einem oer 
schollenen Werke des Praxiteles ist. Dieser bedeutsame 
Fund im Zusammenhänge mit den oorhergehenden Entdeckungen 
läßt erwarten, daß die Fortführung der Ausgrabungen oon Ostia 
der Hachroelt noch weitere Kunstschäße schenken wird. 
(Ein neuentdecktes Bacchusmosaik aus der römi 
schen Kaiserzeit.) Bei dem heutigen Orte Fouroiere in Süd 
frankreich befindet sich eine Anhöhe, auf der sich in den ersten 
Jahrhunderten unserer Zeitrechnung die großartige Hauptsladt der 
gallisch-römischen Prooinzen erhob, die oon ITlunatius Plancus im 
Jahre 45 u. Chr gegründete römische Kolonie. Seit einigen Wochen 
läßt die Unioersifät Eyon an der Stätte der alten Römerstadt Aus 
grabungen oornehmen, und diese haben zu den noch sichtbaren 
Zeichen der ehemaligen Größe des Orts, den Ruinen der Rquädukte, 
des Amphitheaters, des Theaters, der forumsmauer und oerschie- 
dener Grabmäler neue wichtige und kostbare Spuren der bedeutenden 
Vergangenheit ans Eicht gebracht. Außer einer Einfassungsmauer, 
deren noch oorhandener Teil mehr als 40 m lang ist, und einem 
mächtigen Gebäude, dessen Parterreboden und Kellerräume oon 
mauern gebildet werden, die mehr als I m dick sind, und ein 
Gebäude oon über 30 gm Ausdehnung darstellen, ist der weitaus 
bedeutendste fund auf der Trümmerstätte, ein Fund allerersten 
Ranges, ein munderoolles ITlosaihgemälde, das wohl alsbald 
ins museum nach Eyon wandern wird, aber den Vergleich mit 
dem dort befindlichen „ITlosaik der Zirkusspiele“ auszuhalten im 
Stande ist. Das neuendeckte Gemälde ist mehr als 14 gm groß. 
Drei Seiten sind bis zum Rande unoersehrt erhalten, oon den oier 
Ecken aber ist leider nur eine oöllig oom Zahn der Zeit oerschont 
geblieben. Ein rechtwinkliges Gemälde (75 cm zu 75 cm) auf 
schwarzem Grunde füllt die mitte. Es stellt den jungen Bacchus 
dar. Der Gott reitet auf einem Panther und ist mit Epheu oder 
Weinlaub bekränzt; Oberkörper und Beine sind nackt, nur der 
Bauch und die Oberschenkel oon einem Eowenfell umwunden, ln 
der Rechten hält er den Thyros, die Einke ruht nachlässig auf dem 
Halse des Tiers, das zwischen seinen Vordertaßen ein Tambourin 
hält. Innerhalb des reich ornamentierten Rahmenwerkes sind dann 
noch oier weitere, kleinere Gemälde (56 cm: 56 cm) in den oier 
Ecken ausgeführt Die beiden unteren oollkommen erhaltenen Bilder 
stellen zwei übermenschengroße Köpfe dar, das rechte einen oer- 
schleierten und laubbekränzten Frauenkopf, das linke den Kopf 
eines jungen ITlannes, dessen blondes, in Docken auf die Schultern 
fallendes Haar ebenfalls mit einem Kranze geschmückt ist. Von 
■ den beiden oberen Bildern ist das linke ganz zerstört, oon dem 
rechten nur ein Teil des Haares und der Stirn zu sehen. Hach 
seinem Stil, der Reinheit der Einien und der zarten Farbengebung, 
nach der Ausdruckskraft der Gesichter und der Grazie der Haltung 
J gehört das Werk zweifellos der antoninischcn Kunstperiode an. 
(Wertoolle Funde aus der Urzeit.) Jn Wink eisaß, 
; Bezirksamt Jllauersdorf in Bayern, wurde oon Waldarbeitern ein 
großer Gold- und Bronzefund gemacht, der ein Gewicht oon 27 Pfund 
j hat. Der Schaß besteht aus einzelnen Bruchstücken oon Schmuck- 
I geraten und Waffen aus Gold und Bronze. Besonders bemerkens- 
i 
j wert sind einzelne Typen oon Radeln, Arm- und Fußringen, Sicheln, 
j Eanzenspißen, Äxten und Bronzegefäßen. Es handelt sich um Typen 
aus der Zeit oon etwa 1500 oor Christi. Ein besonders interes 
santes und seltenes Stück ist ein oierkantiger, stabförmiger Bronze 
barren mit Graouren. Außerdem enthält der Fund größere und 
: kleinere Stücke oon Gußkuchen aus Rohkupfer. Offenbar handelt 
; es sich um einen oergrabenen Schaß, dessen einzelne Bronzemetull- 
! stücke bei den Italikern Goldwert hatten. Der Brozefund gehört 
j dem Anfänge der Hallstattzeit, etwa 1000 bis 1200 u. Chr. an. 
! ein Radelfrag nent ist jedoch älter und führte bis auf 2000 oor 
j Christi zurück Eine Bronzesichel ist sicherlich noch älter. Der Schaß 
j wurde dem museum überwiesen. 
(Die Ausgrabungen auf der Egerer Kaiserburgj 
wurden, wie uns aus Eg er geschrieben wird, wegen der 
| Wallensteinsfestspiele oorläufig eingestellt und das Gelände 
; wieder in den alten Zustand oerseßt. Die bisher stattge- 
j fundenen Grabungen um die alte Doppelkapelle und im Palas haben 
schon recht befriedigende Resultate ergeben, sowohl durch die Frei 
legung der Fundamente früherer Grundrißgestaltung, als auch ins- 
J besondere durch die Aufdeckung einer oollständigen Grabstätte oon 
sehr hohem Alter, oon deren Vorhandensein bis jeßt niemand 
Kenntnis hatte. Diese Grabstätte dürfte schäßungsweise 200 bis 
300 Skelette beherbergen, die 2 20 bis 2’80 ITleter unter der jeßigen 
Erdoberfläche liegen. Als Gegenstände wurden nur einige Ringstücke 
in der llähe der Schläfen der Toten und bei jedem einzelnen Holz 
kohlestückchen gefunden. Unter den meist großen befinden sich 
auch kleinere Skelette, was darauf schließen läßt, daß auch Frauen 
und Kinder mit hier begraben wurden. Alle Skelette liegen reihen 
weise mit dem Gesichte nach Osten, auf mehreren ruhen schwere, 
roh bearbeitete Tonplatten. Es wurde bereits an die Zentralkom 
mission für Kunst- und historische Denkmale in Wien das Er 
suchen gerichtet, einen Archäologen zur Beurteilung dieser Funde 
| hierher zu entsenden, nach den Wallensfeinfestspielen wird sofort 
i wieder mit den Ausgrabungen forfgefahren und zwar in der west 
lichen Hälfte des Burggeländes. Dies ist eigentlich der umfangreichere 
| Teil der Arbeiten und steht zu erwarten, daß unter den später 
! aufgeschüttetten Wällen oielfach interessante Gebäudeteile und 
mauern sich befinden. 
(Eine wertoolle Schenkung.) Aus Bremen berichtet 
| man uns: Herr John Hages hat seiner Vaterstadt Bremen zwei 
Bilder Rembrandts geschenkt. Das eine stellt den Apostel Paulus 
dar, wie er einen Brief schreibt; das andere einen lesenden Greis. 
| Die kostbaren Bilder sind in der Bremer Kunsthalle aufgestellt worden. 
(Ein Rcliquiendiebstahl in Jerusalem.) Eine Be 
raubung der Omar-mosch ee in Jerusalem, die die Beoölkerung 
der heiligen Stad in die höchste Erregung oerseßt, wird dem 
j Journal des Debats in einer Reihe uan Briefen mitgeteilt. Ein sehr 
I reicher Engländer ließ seit längerer Zeit in dem Felsen, auf dem 
| die Omar-moschce erbaut ist, Ausgrabungen ansfellen, in der 
Hoffnung, hier die Bundeslade oder das Grab Daoids aufzufinden, 
die die Überlieferung an dieser Stätte uermutet. Die Arbeiten 
wurden oon zwei Abgeordneten aus Konstantinopel bewacht, denen 
j der Archäologe 800 ITlark monatlich zahlte. Als die beiden kürzlich 
j nach Konstantinopel zurückgerufen wurden, beauftragte man an 
| ihrer Stelle zwei Eeute aus Jerusalem mit der Beaufsichtigung der 
Arbeiten. Jn der nacht oom 17. bis 18. April kamen nun die
	        
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