Hummer 15
internationale Sammler-Zeitung
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englischen Ausgräber in die Omor-tTloschee und öffneten das bis
dahin unoerletzte Gewölbe, das sich unter dem heiligen Felsen be
findet. Was sie da gefunden und dann geraubt haben, darüber
weif) man bisher nichts bestimmtes. Die ITlohammedaner in Jeru
salem beschuldigen die Eiiglän er abwechselnd, sie hätten den
Stab des ITloses oder den Säbel oon Dauids Sohn, die Bundeslade
oder die Gesetzestafeln gestohlen. Jedenfalls geriet die mohamme
danische Beuälkerung über das Vorgehen der Engländer in die
höchste Aufregung, und es wurden Prolestoersammlungen oeran-
slaltet. Die Engländer hatten sofort am 18. April etwa 50 Kisten
und mehrere grofje Koffer, in denen die gestohlenen Gegenstände
sein sollten, nach Jaffa entfiihit, und eine Priuatjacht hatte sie am
selben Tage noch aufgenommen. Da man Grund zu der Annahme
hat, dafj die Stadtbehörde die AbsKht des englischen Archäologen
unterstützt hat, so richtet sich der Groll der ITlohammedaner zunächst
gegen den Gouoerneur der Stadt, Dieser hat den Plan, einen neuen
Regierungspalast zu bauen, worüber ein Teil der Beuälkerung
schon entrüstet ist; die Rolle, die man ihm nun in der neuen
Affäre zuschreibt, hat die Entrüstung so weit gesteigert, datz der
hohe Beamte sich mit dem Tode bedroht sah. In Jerusalem
American berichtet. Der Trachodon ist nämlich nicht nur ein ganz
neuer Typ der Dinosaurier, sondern er ist auch mahl das best-
erhaltene fossil, auf das man bisher gestofjen ist. Das Skelett
fand sich noch mit seiner Haut bedeckt, die natürlich in oersfeinertem
Zustande ist, aber alle Einzelheiten ziemlich genau erkennen läf;f.
Oer fund gelang einem Veteranen der fossilienjagd, dem Amerikaner
C. H. Sternloy, und wurde sogleich oon dem llaturhistorischen
niuseum in Ilern tlork für eine namhafte Summe erworben. Von
dem Tiere wurde dann auch eine genaue hypothetische llochbildung
hergestellt, die sein Aussehen zeigt in jenen fabelhaften fernen
der Urzeit.
(Höh en tu nde in den Ostalpen.) Aus Triest wird
uns berichtet: Über Anordnung des llaKirhistorischen Hotmuseums
in Wien wurden non Professor Sa ui ni die Hohlen oon Sankt
Kanzian in ihren bisher nach nicht erforschten Teilen durchsucht.
Hiebei wurden oon Saoini hochinteressante funde gemacht. Es
wurden in den uerschiedenen Hohlen nietallgegenstände aus uer-
schiedenen Jahrhunderten, speziell Gegenstände aus der Bronzezeit,
Dolche, Schwerter und Schmuckgegenstände in einem Reichtum ge
funden, wie sie bisher keine zweite Hohle der Ostalpen aufzuweisen
hatte. Außerdem wurden Knochenreste oorgeschichtlicher nienschen
mit kurzem Kopftypus, niedriger Stirn und rückwärts ausgewölbter
Schädeldecke gefunden. Die Höhlen lassen noch bedeutende, für
die Völkergeschichte wichtige Ent ’eckungen erwarten.
herrschte eine wahre Panik; überall in der Stadt wurden die
Cäden geschlossen. Der Grofzscheik der O.nar-IJloschee und seine
Söhne wurden ins Gefängnis gesetzt, die lUoschee selbst sofort
geschlossen.
(Von der Akademie der Inschriften zu Paris.) Aus
Paris wird uns berichtet: tu der letzten Sitzung der Akademie der
Inschriften, in der Omont als neuer Präsident eingeführt wurde,
sprach das auswärtige korrespondierende ITtitglied KaDDadies,
Hauptephoros der griechischen Altertümer in Athen, über die Aus
grabungen auf Kephallonia. Der Redner wies darauf hin, dafz
die Ausgrabungen über die oorgeschichtliche Kultur der jonischen
Inseln ganz überraschendes Dicht uerbreitet haben. Drei Schichten
wurden aufgedeckt. Die älteste, bei Krane in der Umgegend uon
Argostoli, aus der jüngeren Steinzeit, etwa um 50C0 o. Chr., mit
einfarbiger, roher, schmuckloser Tonware. Die zweite und oormy-
kenische Zeit, etwa um 2000 u. Ehr., zwischen Kokolata und lllenegafa,
mit schwarzer, unuerzierter Topfware. Während dort die Toten
in Erdlöcher gesenkt wurden, kamen sie hier in längliche Gräber,
die oon oier Kalksteinen gebildet werden. Endlich die dritte aus
mykenischer Zeit bei lllazakarata, etwa aus dem 15.—10. Jahr
hundert, mit reichen Schmucksachen oon Gold, Bronze, Stein un t
Glas, z. B. nadeln, Spangen, Dolche, Griffe, mit sehr sorgfältig aus
gehauenen Gräbern. Weiter teilte Dieulafoy mit, dafz Dr. Carton
in Biella Regia in Tunis drei römische Priuathäuser auffand,
die durch ihre eigentümlichen unterirdischen Räume zeigten, wie
man sich damals gegen die Sonnenhitze schützte.
(Interessante Ausgrabungen.) Aus ßudweis wird
uns berichtet: Wie wir seinerzeit gemeldet haben, wurden beim
Grundausheben für einen Hausbau nächst Krems bei Krummau
an der Stelle, wo sich einst die Burg des böhmischen Candedel-
inannes 5mit befand, altertümliche Vasen und Kacheln gefunden.
Vor einigen Tagen wurden nun die Ausgrabungen fortgesetzt und
man stiefz wieder auf bedeutende Überreste. So wurde das alte
Burgoerli s, in dem sich etwa zwei ületerzentner Knochen befanden,
blol'zgelegt, ein altertümliches, kunstooll gearbeitetes Vorhängschlofz
und oerschiedene künstlerisch oerzierte Kacheln, die oerschiedene
Tierbilder und Blumen zeigten, oorgefunden. Aus letzteren hat der
fürstlich Schwarzenbergsche Ingenieur Emil Ritter oon Harten-
thal ein sehr nettes Kachelbild zusammengestelit, das einen
interessanten Überblick über den Fortschritt der böhmischen
Keramik im ITlittelalter gestattet. Das Vorhängschlofz wurde dem
fürstlich Schwarzenbergschen niuseum in Krummau einoerleibt.
(Ein neuer Dinosaurierfund.) Das Gebiet der Rocky
ITlountains im Osten der Vereinigten Staaten hat sich bereits als
auizerordenllich fruchtbar an Fossilien oon Wirbeltieren gezeigt, die
als Besonderheiten der Fauna der neuen Welt anzusehen sind. Es
handelt sich dabei um die Dinosaurier, jene grofzen Reptilien, die
in der sogenannten Sekundärzeit die Stelle entnahmen, die die
Säugetiere in der Tertiärzeit haben, d. h. die Könige der Schöpfung
waren. In den letzten Jahren sind nun eine lllenge oon Fossilien
dieser riesenhaften Tiere gefunden worden, aber sie alle müssen
an Bedeutung zurückstehen hinter einem Funde, der oor einiger
Zeit gemacht wurde und über den W. £, Beasley im Scientific
(Gestohlenes Kunstwerk.) Auf ein wertoolles Kunstwerk,
das in Hamburg „abhanden“ gekommen ist, wird gefahndet. Es ist
eine aus Elfenbein geschnitzte llladonna immaculata, spanischer
Arbeit; die 45 cm hohe Figur steht auf einem Sockel, den drei
oder fünf Engelsköpfe in Relief zieren. Das in der mitte gescheitelte
Kopfhaar ist oben glatt, nach unten gewellt und hängt zum Teil
nach oorn herunter. Die Hände sind auf der Brust gebeugt. Um
die Hüfte ist ein Strick geknetet. Das Kunstwerk ist 20.000 Alk.
wert, auf seine Wiederbeschaffung sind 500 Itlk. Belohnung aus
gesetzt.
(Eine prähistorische fteinfestung.) Aus Odessa
wird berichtet, dafz etwa 30 Kilometer oon Kars archäologische
Untersuchungen angestellt werden, die eine oollkommen intakte
Steinfestung aus prähistorischer Zeit zu Tage gefördert haben. Das
mauerwerk der Wälle und Bastion, deren Plan recht primitio ist,
ist wenn auch ein wenig grob, doch sehr solide ausgeführt. Unter
den uielen Gegenständen, die aufgefunden wurden, befindet sich
eine ganze Anzahl wohlerhalfener Götzenbilder, die meisten in
Tiergestalt und aus gebranntem Ton hergesfeilt. Es heifjt, dafj diese
Götzenbilder eine grofze Ähnlichkeit zu ähnlichen Gegenständen haben
sollen, die in ölten scythischen Grabhügeln im Taurus aufgefunden
worden sind.
fHuseen.
(niuseum für Grieskirchen und Umgebung.) man
schreibt der Cinzcr „Tagespost“ aus Grieskirchen: Vor ungefähr
drei Jahren tauchte in hiesigen Kreisen die Idee auf, in unserer
Stadt, als dem Hauptorte des sogenannten „Candls“, ein llluseum
zu gründen. Die Hnregung fand allenthalben lebhaften Anklang
und günstige Aufnahme, so dafj bereits zu Beginn des Jahres 1908
an die Konstituierung eines oorbereitenden Ausschusses geschritten
werden konnte. Dieser bestand aus folgenden Herren: Josef
Perrafz, Oberlehrer; Josef Zaunegger, Bürgermeister und Reichsrats-
i Abgeordneter; Georg Wagnleither, geistlicher Rat und Stadtpfarrer;
1 Franz Ammer, Gutsoerwalter; Otto Chimani, Richter; Josef Stiegl-
' maier, Kaufmann; Hugo Purtscher, Apotheker, und Eduard Speil.
Stadtgemeinde-Sekretär. Der Ausschufz trat sofort in Aktion und
entfaltete eine rege Sammeltätigkeit, welche auch oon reichen Er-
i folgen begleitet war. Allenthalben liefen Spenden und Zuwendungen
! für das neue Cokalmuseum ein. Von seiten der Sparkasse Gries
kirchen wurde dem Itlusealmuseum zur Unterbringung der Sammel
objekte ein geräumiger Saal im ersten Stocke des neuen Sparkasse-
! gebäudes in liebenswürdiger Weise zur Verfügung gestellt, welcher
sich zu dem gedachten Zwecke oorzüglich eignet. Am I. d. m.
anläßlich der Eröffnung der hiesigen Bezirkshauptmannschaft wurde
nun auch das llluseum, welches die offizielle Bezeichnung „llluseum
für Grieskirchen und Umgebung“ führt, eröffnet und ist seit diesem
■ Zeitpunkte der allgemeinen Besichtigung zugänglich. Gleich beim
i Betreten des ITluseums ist man überrascht oon der Reichhaltigkeit
der innerhalb des oerhältnismälzig kurzen Zeitraumes geschaffenen
Sammlung. Alles ist übersichtlich geordnet und man erkennt sofort,