Internationale Scimmler-2eitunc].
Hummer 15
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dafj hier eine fachkundige Hand gewaltet. Der hiesige Oberlehrer
Herr Perraß tuar es, ruelcher unermüdlich an der Sichtung und
Aufstellung der einzelnen Gegenstände tätig mar, -wofür ihm Halles
Cab und Anerkennung gebührt; desgleichen auch den übrigen rast
los tätigen Ausschussmitgliedern. Die oerschiedenen Schaustücke
sind teils in Glaskasten untergebracht, teils fanden sie direkt im
Saale selbst Aufstellung, beziehungsmeise schmücken die Wände
desselben, was speziell bei der ziemlich reichhaltigen und inter-:
essanten Waffensammlung der fall ist. einen hemarragenden
Teil der Sammlung nimmt die heimische Kunst und das Hand-
roerkerroesen ein. Hier oerdient speziell die reichhaltige Sammlung
an Holzmodellen, mie solche bei Wachsziehern, Tebzelfern, Kon
ditoren usm. in Verwendung standen, lobend ermähnt zu werden.
Auch das Schlosserhandwerk ist gut uertreten. Eine stattliche
Anzahl oon Schlössern und Schlüsseln aus alter Zeit, oon den
kleinsten bis zu den größten Erzeugnissen auf diesem Gebiete,
erregt die besondere Aufmerksamkeit des Besuches. Verhältnis
mäßig reichhaltig ist auch die ITtünzcnsammlung. Alan erblickt in
derselben manch seltenes Stück. Auch altes Papiergeld hat im
ITlünzkastcn Platj gefunden, flicht unerwähnt bleiben darf ferner
die Biedermeier-Sammlung, welche zwar noch ziemlich klein
ist, dafür aber interessante Sachen enthält. Die Entwicklung der
Buchdruckerkunst wird dem Besucher in einer großen Anzahl alter
Bücher, Kupfer- und Stahlstiche, alten Bildern usw. oor Augen
geführt. Unter den oielen uorhandenen Büchern befinden sich auch
einige geschriebene, auf welche speziell hinzuweisen wäre.
Jnteressant ist auch die Sammlung der alten Heiligenbilder,
worunter sich oielc originelle Stücke befinden. Ein Schaustück
ersten Ranges bildet schließlich ein hübsch bemalter alter Kasten
aus dem Jahre 1791, desgleichen eine alte Wiege, welche ein
gleich hohes Alter haben dürfte, und ein alter.Ofen aus Graphit.
Es würde zu weit führen, alle Gegenstände aufzuführen. Wir
wollen es daher bei dem Besagten bewenden lassen, nachdem
aus dem Geschilderten gewiß zur Genüge heroorgeht, daß unser
ITluseum den anderen Tokalmuseen ebenbürtig zur Seite steht und
eines Besuches wohl wert ist.
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(DieneuerwerbungenderBerlinerlTatiönalgalerie)
Jn diesem Herbst wird Direktor Prof. Dr. Cudwig Justi die Ileu-
erwerbungen, die er während seiner bisherigen zweijährigen Amts
tätigkeit für die ftationalgalerie gemacht hat, zum ersten Jllale zur
Ausstellung bringen. Auf Justis Wunsch hat der Senat der Ber
liner Akademie der Künste seine Zustimmung gegeben, daß die
Kunstwerke in den Räumen der Akademie am Pariser Plaß zu
einer umfassenden Ausstellung oereinigt werden. Als Zeitpunkt
der Eröffnung ist die mitte des lllonats September in Aussicht
genommen, für die Dauer der Ausstellung ist etwa ein nionat
bestimmt, ln der Akademie soll dann eine Gedächtnisausstellung
für oerstorbene ITlitglieder der Körperschaft folgen, und unter ihnen
wird jedenfalls und an erster Stelle Tudwig Knaus seinen Plaß
erhalten.
(Das naturwissenschaftliche ITluseum in Krefeld),
das in deroorigen Woche seiner Bestimmung übergeben wurde, stellt
eine reichhaltigeSammlung aus den oerschiedenstenGebieten der Flatur-
wissenschaften dar und ist in seinem neuen Heim eine Bildungsstätte,
auf die Krefeld stolz sein darf. Das ITluseum ist heroorgegangen
aus den Sammlungen des Vereins für llaturkunde, denen dann
ein Teil der aus der ersten Hälfte des oorigen Jahrhunderts stam
menden, die Gebiete der Geologie und der ITlineralogie umfassenden
Hönninghausschen Sammlung angegliedert wurde. Die stetig sich
mehrenden Sammlungen, zu denen seit einigen Jahren auch die
Stadt durch pekuniäre Unterstiißung beigesteuert hat, waren zu
erst in den alten Räumen des museumsoereins neben dem
Kaiser-Wilhelm-ITluseum am Westwall untergebracht. Als die Stadt
oor wenigen Jahren das Wohnhaus der Wohltäterin Krefelds, frau
JTlarianne Rhodius, zur städtischen Bücherei nebst Tesehalle um
baute und erweiterte, wurden die obern Stockwerke den natur
wissenschaftlichen Sammlungen eingeräumf, wobei freilich oon
oorneherein zugegeben wurde, daß es sich auch hier nur um einen
llotbehelf handeln könne. Als nun die Stadt oor Jahresfrist den
Jentgesschen Park nebst dem herrschaftlichen Wohnhause als
Kaiser-friedrich-Hain erwarb, wurde zugleich beschlossen, das
große Haus zu einem naturwissenschaftlichen JAuseum umzubauen
An der äußern Architektur des Gebäudes brauchte nichts geändert
zu werden, wohingegen im Innern ein Abbruch zahlreicher Wände
erforderlich war, um die großen, für llluseumszwecke sich eignenden
Räume zu schaffen. Heute ist das Haus fertig und dient seiner
neuen Bestimmung oortrcfflich. Wie sehr übrigens diese Bildungs
stätte einem Bedürfnis der Beoölkerung enfgegenkommf, lehrt die
Tatsache, daß das alte ITluseum, troßdem es nur wenige Stunden
des Sonntags und zweimal einige Stunden in der Woche geöffnet
mar, im leßten Jahre, ganz abgesehen oon den Besuchern der
Schulklassen, 45.000 Besucher zählte. Eine Übersicht über den
Inhalt des llluseums wird oon seiner Reichhaltigkeit Kunde geben.
Durch den Haupteingang erreicht man zunächst das Obergeschoß
mit der Abteilung der ausgestopften Säugetiere, oon denen außer
zwei oon dem oerstorbenen Kommerzienrat Scheibler geschenkten
Raubtiergruppen, Bär und Tuchs, sowie Wölfe und Wildschweine,
besonders ein Tiger, ein Riesenkänguruh, ein Schabrakentapir und
ein mächtiger Orang Utang erwähnenswert sind. Unter den
Vögeln, die ebenfalls in zahlreichen Arten ausgestellt sind, nennen
mir als Gegensäße 24 oerschiedene Kolibris und eine Reihe oon
Straußen und Kasuaren mit ihren Eiern Eine die alte ritterliche
Jagdart der Reiherbeize darstellende Gruppe und der Durchschnitt
durch einen Hamsterbau mit Bewohnern sind hier besonders
fesselnde Schaustücke. Eine Schädel- und Skeiettsammlung, sowie
Schaukästen mit Insekten sind ebenfalls noch im Obergeschoß
untergebracht. Im ersten Stockwerk des Gebäudes gelangt man
in das Reich der Reptilien und der fische, sowie in die Abteilung
der Spritpräparate und die llestersammlung, ferner zu den Krebs
tieren, Seesternen und Korallen. Zwei große Tigerschlangen in
einem Baum bilden eine besonders fesselnde Gruppe. Aus der
Tierwelt führt der Rundgang nun ins mineralreich. Hier ist auch
ein Teil der schon erwähnten Hönninghausschen Sammlung zu
sehen, während der andere Teil nur zu wissenschaftlichen Arbeiten
gezeigt wird. Erwähnenswert sind hier ferner die funde aus der
Umgebung Krefelds, sodann eine große Amethystdrusc, die als
überaus seltenes Schaustück gilt, eine oon Oberlehrer Dr. Eppler
herrührende prächtige Sammlung oon Schmucksteinen und das
oon Prof Dr. Puff ausgeführte Relief der Umgebung der Krefelder
Hütte am Kißsteinhorn oberhalb Zell am See in den Hohen Tauern.
Das Relief, das den ganzen geologischen Aufbau des Gebiets mit
dem durch färben angezeigten Arten der flora usm. wiedergibt,
enthält auch die ganze Groß-Glocknergruppe mit der Pasterze.
Ein größerer Raum enthält inmitten oon Vitrinen mit niederen
Tieren eine Don Kommerzienrat AJüller-Brüderlein geschenkte
Sammlung oon deutschen Kolonialerzeugnissen und daraus herge
stellten fabrikaten. Den Übergang ins Pflanzenreich bekundet hier
auch eine schöne Sammlung oon Pilzen und farnen. Ein leerer
Raum dient noch zur Ergänzung der Sammlungen. Die Bücherei
nebenan ist den Besuchern nicht geöffnet. Das reichhaltige Her
barium ist neben Arboifs- und Vorratszimmern im Dachgeschoß
untergebracht. Das Erdgeschoß, zu dem ein besonderer Eingang
oom Kaiser-friedrich-Hain aus führt, enthält die reichhaltigen
Sammlungen lebender Geschöpfe, die Aquarien, Terrarien und Insek
tarien. Erwähnenswert sind die Kreuzottern, die indischen Stab
heuschrecken und die ebenfalls aus Indien stammende Anpassungs
form Das wandelnde Blaff. Der zu wissenschaftlichen Zwecken
benußbare Teil der Hönninghausschen Sammlung, das Arbeits
zimmer des Präparators, die Taugerei, die Desinfektion und andere
Räume für technische Zwecke reihen sich an.
(Ein Rembrandt-lTluseum in Amsterdam.) Königin
Wilhelmine oon Holland hat in Amsterdam in dem Hause,
in dem Rembrandt oom Jahre 1659 bis zum Jahre 1658 gewohnt
hat, ein Rem brandt-ITluseum eröffnet. Das Haus befindet sich
mitten im Judenoiertel. Rembrandt kaufte es im Jahre 1659 für
13 000 Gulden oon einem Weinhändler namens Beltens, der es
im Jahre 1656 hatte erbauen lassen, ln diesem Hause hat Rem
brandt mit seiner frau Saskia die glücklichsten und fruchtbarsten
Jahre seines Tebens oollbracht. Das jeßt zum ITluseiim hergerichtete
Haus wurde später zwangsweise für 11.000 Gulden oerkauft. Der