MAK
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Hummer 15 
internationale Sammler-2eituiig 
hat als Adept der Barocke begannen, kam mit seinem 
ersten Wirken in die Tilgner- und ITlakart-Zeit. Die Groß- 
plastik mar seine heimliche Ciebe, der er treu blieb und 
die Ginflüsse seiner ersten Periode sind in manchen Zügen 
in seinen Skulpturen noch jeßt zu merken. Rn lllakart 
erinnern seine frauengestalten, die wienerische Rnmut mit 
einer feinen Sinnlichkeit oereinen, an die Barocke seine we 
nigen kunstgewerblichen Arbeiten, Postamente und Grab- 
mäler. Troßdem sehen mir ein starkes Hineinempfinden 
in moderne Rrt und moderne Cmpfindungsweise. Das Alle- 
gorische, Überladene roeicht dem Ginfachen, Konzentrierten, 
dem unmittelbaren Ausdruck. Die intimste Durchbildung 
eines charakteristischen Kopfes und der Sinn für das kleinste 
Detail erinnern an den llledailleur. Da ist als hervor- 
ragendste Arbeit der preisgekrönte Cntwurf zu einem Kaiserin 
Glisabethdenkmal. Die unsagbare weibliche Anmut und 
geistige Kapazität dieser „letzten Griechin“ ist hier in 
wunderbarer Weise ohne jede pompöse Stilisierung zum 
Ausdruck gebracht, das Problem in glücklicher Weise ge 
löst. Gin tieferes inneres Seelenleid ist in diesem Gesicht, 
die Gestalt hat etwas unbeschwertes und ist ebenso weich als 
charakteristisch in allen Pinien. Gine der besten Schöpfungen 
Professor Schwarks ist auch das Projekten einem in kurzer 
Zeit wohl schon zur Aufstellung gelangenden Zierbrun neu 
im neunten Bezirk in Wien. Da ist in einer derb an 
mutigen weiblichen figur eine typische Wiener Volksge- 
stalt, ein Wäschermädel gegeben. Auch hier ist etwas 
Alakartsches, ein typisch Weibliches, eine blühende, daseins 
frohe Sinnlichkeit und Grazie. Robustere Gestaltung zeigt 
der an der front der neuen Hofburg aufgesfellfe mittelalterliche 
Ritter, eine Gestalt, die an die geharnischten, energischen 
figuren ITlantegnas erinnert. Alan kennt ferner den Seneca 
oor dem Parlament, die non raffaelesker Schönheit umflos 
senen drei Grazien, die, irren wir nicht, in der Sammlung 
Dumba sich befinden. 
Künstlerisch am selbständigsten, stärksten bleibt 
troßdem der JTledailleur Schwärt}, ln diese Arbeiten fließt 
die Seele, die ganze Individualität des Künstlers ganz 
restlos und ohne jeden fremden Anklang über. Da inte 
ressieren in erster Reihe die getriebenen Porträts, eine 
fig. 1, Heinrich uon flngeli, 
Technik, über die in Paris gesagt wurde, da^ sie berufen 
sei, eine neue Gpoche in der Atedailleurskunsf herbeizu 
führen. Während ich die Stücke betrachte, die Zartheit und 
Prägnanz der formen bewundere, erzählt mir der meisten, 
wie eine künstlerische ITötigung ihm den neuen mühsamen, 
aber erfolgreichen Weg gewiesen. Das war ein Gxperiment, 
das erst durch unermiindliche Versuche gelang, gewisser 
maßen ein verkürztes aber auch erschwertes Verfahren, 
das ihm neue ITlöglichkeiten des treuen künstlerischen 
Ausdruckes erschloß. Gs hat bis jeßt keine Aachahmer ge 
funden, da die meisten oor den Schwierigkeiten zurück 
schreckten. Stefan Schroarß’s Kunst erreichte aber gerade 
dadurch ihre größte Vollendung, ihre feinste Rote. Immer 
wieder hatte er die Wahrnehmung gemacht, wie die mo 
dellierten Physiognomien auf dem W 7 ege der Übertragung 
in ein anderes material sich veränderten und an Ähnlich 
keit und an Charakteristischem verloren und er gelangte 
zur Überzeugung, daß die ITladellierung dasselbe mate 
rial wie in der Ausführung erfordere. So entstanden die 
getriebenen Porträts nach der Aatur, ITleisterwerke, be 
deutsam durch die Ausführung, wie durch die porträtierten 
Persönlichkeiten. Gin künstlerisch besonders hervorragen 
des Stück ist das Porträt der Crzherzogin ITlarie, der 
Gattin des Crzherzogs Rainer. Da ist das Wort von der 
sprechenden Ähnlichkeit keine Phrase. Die hohe frau 
ist in einem lAomenfe der Konversation festgehalten, wo 
ihre Züge die größte Cebendigkeit und etwas urigemein 
Individuelles zeigen. Da ist eineDurchbildung, die dieTrioia- 
lität eines Zuviel sorgsam meidet. Gs ist eine ITlanumen- 
talität im kleinem in diesem Porträt. 
Ulan bewundert diese Gindringlichkeit bei aller Zart 
heit der Pinien an dem so ungemein energisch und wuchtig 
geprägten Kopf des Grafen 5 ch ö n b o r n, den durchgeistigten 
Zügen des ITlalers Heinrich von Angeli (fig. 1), des Hof 
rates Siegmund Cxner (fig. 2), Anton Bettel heims, 
des greisen Präsidenten der Wiener israelitischen Kultus 
gemeinde Dr. Alfred Stern, Otto Königs (fig. 5), der 
frau Dubs (fig, 4) und in gleicher Weise bieten ITleister- 
stücke der medailleurkunst die Doppelporträts der Ghepaare
	        
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