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nummer 15 
Internationale Sammler-Zeitung. 
Seite 231 
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Entdeckung eines Selbstporträts uon Dürer. 
Ulan schreibt uns aus Frankfurt a. Ul.: 
Die Aufdeckung der prächtigen Wandmalereien in 
der Sakristei der Deutschordenskirche hat eine Reihe bild 
licher Darstellungen ans Cicht gebracht, die durch ihre 
charakteristische Eigenart auf einen ganz heroorragenden 
Künstler hinroiesen und zu den größten Hoffnungen auf 
roeitere Entdeckungen berechtigten. Diese Hoffnungen haben 
sich nun in einer ganz ungeahnten Weise erfüllt. Der 
Kirchenmaler Ballin hat bei der forfseßunp seiner äußerst 
müheoollen Arbeit an der Rordwand ein Originalgemälde 
AI brecht Dürers, und zroar ein Selbstporträt des 
Uleisters entdeckt. Es ist non der früher entdeckten, rounder- 
nollen figur des heiligen Christophorus nur durch den Baum 
stamm getrennt, den der Christusträger als Sfüße benutzt. 
Da der Christophorus auf Dürers Darstellung auf das Jahr 
1511 hinroeist, oermutete Ballin, es müsse auch das Bildnis 
des auf jener Darstellung narhandenen Eremiten gefunden 
werden. Run hat sich herausgestellt, daß es in unserem 
Bilde auch oorhanden mar, daß aber an seine Stelle das 
Selbstporträt Dürers getreten ist. 
Rach dem ganzen Befund ist die Annahme berechtigt, 
daß die bis jeßt aufgedeckten Ulalereien non Gehilfen 
Dürers nach dessen Originalentwürfen ausgeführt wurden 
und dafj der lUeister selbst bei einem Aufenthalt in frank- 
furt sein Bildnis an Stelle des Eremiten in die Dar 
stellung eingemalt und oielleicht auch an das Ganze die 
letzte Hand gelegt hat. Ein Aufenthalt Dürers in frankfurf 
im Jahre 1525, in dem die Ulalereien entstanden sind, 
ist zwar vorläufig urkundlich nicht nacbzuweisen, aber er 
wird durch das Selbstbildnis und die Inschrifttafel geradezu 
einwandfrei bezeugt, wenn man nicht annehmen will, dafj 
beide ebenfalls non Gehilfen nach einem Original des 
Uleisters gemalt worden sind. 
Das Selbstporfrät ist eine Halbfigur, fast en face, 
mit nur leichter Wendung des Kopfes nach links, gegeben; 
der jugendlich aussehende Uleister trägt ein federge 
schmücktes, malerisch behandeltes Barett; das lockige Haar 
fällt über die Stirn und wallt über die Schultern : Schnur- und 
spitzer Vollbart zeigen Ähnlichkeit mit diesen Gesichtsteilen auf 
den bekannten Selbstparträts, halten sich aber in bescheidenen 
Hießen. lebendig blicken die Augen auf den Beschauer, 
die edle form der nase und die feingeschwungenen tippen 
im Verein mit dem charakteristischen Ooal des Gesichts 
I ließen keinen Zweifel an der Echtheit des Selbstbildnisses 
aufkommen, auch wenn sie nicht durch die Inschrift be 
zeugt wäre, ln der linken Hand hält die trat] aller Ruhe 
innerlich lebendig bewegte figur Palette und Pinsel, in der 
Rechten eine oiereckige Inschrifttafel in der form die aus 
oielen Dürerbildern bekannt ist. 
Die Inschrifttafel zeigt — wir geben sie genau nach 
der Zeilenteilung — folgende Inschrift in lateinischen großen 
Cettern: 
ALBERTVS DVRER 
NOR 1 CVS 
PAG LE BAT 
ANNO A VIR 
G1NIS PARTV 
MDXXV. 
Also ein Gemälde, das Albrecht Dürer non llürnberg 
im Jahre 1525 gemalt hat. Unter der Tafel und der figur 
breitet sich Dürers Ulanfel in reichem, weitausgreifendem 
faltenmurf aus; er dient einer größeren Anzahl non Wappen 
zum Hintergrund, unter denen sich das des Kaisers Ul axi- 
milian befindet. 
Die früher aufgedeckfen figürlichen Darstellungen 
5t. Georg und St. Christophorus — die man sich oor 
Vollendung der Arbeit nicht anders als oor einem Teppich- 
musfer stehend denken konnte, stellen sich jeßt nach der 
weiteren Aufdeckung als organische Teile einer reichen bild- 
mäßigen Komposition dar. ln der Ulitte der beiden Heiligen 
halten zwei sißende geflügelte Engel ein oasenähnliches, 
aber als Korbgeflecht behandeltes Gefäß, aus dem ein 
Rosenstock heroormächst, dessen große Blüten nach oben 
allmählich in Engelköpfe übergehen, in eine Engelwolke, 
auf der die IJJadonna mit dem Jesuskinde steht. Unter 
dem Bildrande entlang der ganzen Darstellung zieht ein 
breites Schriftband mit Spuren uon Schrift, die oielleicht 
noch entziffert werden kann. Roch weiter unten sind die 
jedenfalls Ganzfiguren angehörenden Köpfe zweier Bild 
nisse sichtbar geworden, die Kaiser Heinrich II. und 
seine Gemahlin Kunigunde darstellen, beides Heilige 
der Kirche. — 
man darf darauf gespannt sein, was die Kunstge- 
lehrfen zu dieser Entdeckung sagen werden und was die 
Sakristei der Deutschordenskirche, die bis jeßt nur zum 
kleinsten Teil untersucht ist, noch alles an Kunstschäßen 
spenden wird. 
Ein tirolisches Uolkskunst-fTluseum. 
Von J. e lang ha ns (Innsbruck). 
mit den sogenannten Altertümern ist es eine eigene Sache. 
Auf kaum einem anderen Gebiet stehen sich ja Untersckäßung 
und Ueberschäßung so schroff gegenüber mie gerade hier. Was 
der eine mit dem uerächtlichen Urteil „Gerümpel“ kurzerhand abtuf, 
das bedeutet oft für den anderen einen kostbaren Schaß, oon 
dem er sich um keinen Preis der Welt trennen möchte. Während 
aber die Ueberschäßung doch fast ausschließlich das Prioilegium 
jener raritätensüchtigen Sammler ist, die man „Antiquitätennarren“ 
zu nennen pflegt — also doch nur eines oerhältnismäßig kleinen 
Teils der in Betracht kommenden Kreise — findet sich zur ungerech 
ten Unterschäßung alter Kultur- und Kunstschäße noch immer 
einen Diel größeren Prozentsaß der „Gebildeten“ geneigt, als man 
Gemeiniglich annimmt. Und so wird es nun in uielen fällen 
schmieriger als zuoor sein, die breiteren Volksmassen zur bes 
seren Ueberzeugung zu bekehren, Itlißuerständnisse und oft stark 
eingewurzelte Jrrtümer zu klären und zu beseitigen. 
Zur Grfüllung dieser schweren Aufgabe sind nun haupt 
sächlich die öffentlichen ITluseen berufen. Da aber für diesen 
Zweck in erster Cinie jene Spezialsammlungen in Betracht kommen, 
die eben dem Gebiete der Volkskunst und des Kunstgeroerbes 
aller Zeiten besonderes Augenmerk zumenden, so ist die Gele 
genheit zur größeren Popularisierung der Bewegung, die in neuerer 
Zeit durch die Betonung des Heimatsschußgedankens an Intensi- 
i tat erfreulich gewonnen hat, leider noch immer sehr beschränkt. 
| Weniger oielleicht im Deutschen Reiche, das ja einige uorbildliche 
i ITluseen solcher Art besißt (das nürnberger Germanische JlJuseum,
	        
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